1. Umstürze
Folge 1 (50 Min.)1964 erregte der brasilianische Präsident João Goulart mit seiner geplanten Agrarreform den Zorn der Eliten. Ein Militärputsch sollte die Lösung bringen. Die US-Regierung, die seit der kubanischen Revolution eine Ausweitung der kommunistischen Bedrohung befürchtete, unterstützte die Putschisten – und Brasilien wurde zur ersten Diktatur der „Nationalen Sicherheit“ in der Region. Regimegegner wurden verhaftet und gefoltert, andere fanden Zuflucht im sozialistischen Chile unter Präsident Allende. 1973 putschte sich dort Augusto Pinochet an die Macht. Gestürzte Minister wie Sergio Bitar und Orlando Letelier wurden zunächst auf der Insel Dawson im Süden des Landes inhaftiert und später in die USA abgeschoben.
Gleichzeitig schlossen sich die Geheimdienste Chiles, Brasiliens, Argentiniens, Boliviens, Uruguays und Paraguays unter dem Decknamen „Operation Condor“ zusammen, um ihre Gegner aufzuspüren und auszuschalten. 1976 wurde Letelier mitten in Washington ermordet. Für den neuen Präsidenten Jimmy Carter war dies ein Wendepunkt. 1977 unterzeichnete er mit dem panamaischen General Torrijos einen historischen Vertrag, der Panama die Kontrolle über den Kanal zurückgab. In Nicaragua brach ein blutiger Bürgerkrieg aus, an dessen Ende die Sandinisten an die Macht kamen. Hoffnung keimte auf in Lateinamerika. Doch der Amtsantritt Ronald Reagans 1981 läutete eine neue Ära ein. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 24.06.2025 arte 2. Kriege
Folge 2 (50 Min.)Anfang der 80er Jahre leiteten die Sandinisten in Nicaragua eine Reihe radikaler Reformen ein. Ronald Reagan befürchtete ein Übergreifen der sozialistischen Revolution auf ganz Mittelamerika und bewaffnete die konterrevolutionären Milizen, die sogenannten Contras. Ein blutiger Guerillakrieg begann. Das benachbarte Panama entging zwar einem Bürgerkrieg, dafür kam dort eine zwielichtige Gestalt an die Macht: Manuel Noriega, langjähriger CIA-Agent und Protegé der USA. Sein Hauptgegner, der Guerillero Hugo Spadafora, bezichtigte Noriega des Drogenhandels.
Wenig später wurde Spadaforas enthauptete Leiche gefunden. Der Bruder des Ermordeten startete in den USA eine Kampagne, um die Unterstützung der Amerikaner für Noriega zu brechen. 1988 erhob die US-Justiz in Florida Anklage gegen Manuel Noriega wegen Drogenhandels – unter anderem wegen seiner Verbindungen zum Medellín-Kartell von Pablo Escobar. Noriega weigerte sich abzutreten, was zur US-Invasion in Panama und zu seiner Verhaftung führte. In Chile sah sich Augusto Pinochet einer wachsenden Opposition gegenüber.
Um seine Autorität zu festigen, ließ er Ende 1988 ein Referendum abhalten. Über Botschafter Harry Barnes finanzierten die USA schließlich die Kampagne gegen Pinochet und für die demokratische Opposition. Pinochet musste abtreten – ein Sieg für die Demokratie in Lateinamerika. Doch ein neuer Sturm zog auf: 1989 erreichte die Wirtschaftskrise in Venezuela, einem traditionellen Verbündeten der USA, ihren Höhepunkt. Es kam zu Unruhen, die von der Armee gewaltsam niedergeschlagen wurden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 24.06.2025 arte 3. Chaos
Folge 3 (50 Min.)1998 löste der Sieg von Hugo Chávez bei den Präsidentschaftswahlen in Venezuela eine Schockwelle aus. Seine radikalen Reformen stießen auf den Widerstand der wirtschaftlichen Eliten des Landes, die daraufhin einen Staatsstreich organisierten. Doch dank einer spektakulären Wendung war Chávez nur 48 Stunden später wieder an der Macht. Während die „rosa Welle“ Lateinamerika erfasste, stand Kolumbien vor dem Kollaps: Drogenhandel und FARC-Guerilla hatten dem Land zugesetzt. Mit massiver Unterstützung der USA und trotz zahlreicher Menschenrechtsverletzungen setzte Präsident Álvaro Uribe den „Plan Colombia“ um, der vor allem den Drogenhändlern den Kampf ansagen sollte. Doch die Drogenrouten verlagerten sich lediglich – Honduras wurde zum neuen Umschlagplatz für Kokain.
2015 nutzte Donald Trump die Situation und machte die Einwanderung zum Hauptthema seines Wahlkampfes. Unterdessen verstärkte China seinen Einfluss in Lateinamerika: Panamas Präsident Juan Carlos Varela handelte ein Abkommen mit Peking aus, ohne den amerikanischen Verbündeten zu informieren. In Brasilien punktete Jair Bolsonaro mit proamerikanischem Populismus. Bei den Wahlen 2022 verlor er gegen Lula da Silva, erkannte die Niederlage jedoch nicht öffentlich an, woraufhin seine Anhänger die Regierungsgebäude in Brasília stürmten. Lula gewann zwar die Kontrolle zurück, doch die Demokratie blieb seither in ganz Lateinamerika geschwächt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 24.06.2025 arte