Nur dreißig Jahre lang, von 1899 bis 1929, baute die Familie Opel Autos. Dennoch hat sie es in dieser kurzen Zeit vermocht, Deutschland für immer zu verändern. Denn die Opels schufen das erste Volksauto. Aus einem Luxusgut für Millionäre wurde ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, der die individuelle Massenmobilität ermöglichte. Als die Familie 1929 das Werk verkaufte, gehörten die Opels zu den neun reichsten Familien Deutschlands. Das Geld brachte Glamour – ein berühmtes Familienmitglied war Gunter Sachs, seine Mutter war eine geborene Opel. Der Reichtum stellte für einige Opels aber auch eine große Herausforderung dar, an der sie zu scheitern drohten. Zu Beginn der Produktion fraß die Autosparte sämtliche Gewinne aus der Nähmaschinen- und Fahrradproduktion auf. Dem neuen Geschäftsfeld drohte das Aus, bevor es überhaupt angelaufen war. Dennoch wurde das Unternehmen in den zwanziger Jahren zum größten und modernsten deutschen Automobilehersteller. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs verkaufte Wilhelm von Opel die Firma 1929 an General Motors. Der Verkaufsgrund blieb ein Rätsel, die Öffentlichkeit spekulierte wild, witterte Vaterlandsverrat, doch die Familie schwieg über Jahrzehnte. Zum ersten Mal erzählen die Opels in
„Deutsche Dynastien“ den eigentlichen Beweggrund: Wilhelm von Opel traute seinem Sohn Fritz nicht zu, dass dieser eines Tages die Firma verantwortungsvoll führen könne. Der Verkauf machte die Familie reich, löste jedoch auch ein Familiendrama aus. Fritz von Opel, von seinem Vater 1929 noch nicht einmal über den bevorstehenden Verkauf informiert, fiel in eine düstere Welt von Selbstmitleid und Depressionen. Darunter litt besonders seine Tochter Christina, genannt „Putzi“. In den sechziger Jahren flüchtete sie sich in die Welt der Drogen und kam auf die schiefe Bahn. 1977 wurde sie in Frankreich wegen 2.500 Kilogramm Haschisch verhaftet. Die Familie distanzierte sich von ihr. Nur Gunter Sachs stand ihr bei. Sie wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, kam aber 1981 wieder frei. Zum ersten Mal berichten die Familienangehörigen Carlo von Opel, Gregor von Opel, Christoph von Opel, Gräfin Ivonne von Schönburg-Glauchau, geborene von Opel, sowie Rolf Sachs, der Sohn von Gunter Sachs, über die Geschichte ihrer Familie und sprechen auch offen über die Schattenseiten des Erfolgs und des Reichtums. Unveröffentlichtes, farbiges Filmmaterial aus der Familie erlaubt dabei eine intime Schlüssellochperspektive in das Leben der Opels. (Text: hr-fernsehen)