Das Zeitalter der Reformation im Südwesten Folge 2: Aufbruch zu neuem Wissen
Folge 2
2. Aufbruch zu neuem Wissen
Folge 2
Die Auswirkungen der Reformation zeigen sich auch auf einem ganz anderen Gebiet. Die Medienrevolution, die mit dem Buchdrucker Johannes Gutenberg begonnen hatte und die von Luther geschickt genutzt wird, bringt eine Explosion des Wissens. Die Unterstützer Martin Luthers aus dem Südwesten fördern die Bildung: Philipp Melanchthon gilt als „Lehrer Deutschlands“, und Johannes Brenz bringt eine Schulreform und die Neugestaltung der Universität Tübingen auf den Weg. Diese Bildungsreformen ermöglichen es auch einem kleinen, eher kränklichen Jungen aus Weil der Stadt, eine gute Schul- und Universitätsbildung auf Kosten der Landeskasse zu bekommen. Pfarrer wird Johannes Kepler – wie eigentlich geplant – zwar nicht, dafür aber ein berühmter Astronom, der mit Hilfe der Wissenschaft Gottes Bauplan entschlüsseln will. Im Zeitalter der Reformation ändern sich auch die Architektur und die Kunst. Einige Strömungen des Protestantismus verbannen Gemälde
und kunstvolle Altäre aus dem Kirchenraum. Während Martin Luthers Haltung eher tolerant ist, sind die Schweizer Reformatoren Johannes Calvin und Ulrich Zwingli rigide: Bilder würden vom Wesentlichen, vom Wort Gottes ablenken. Gleichzeitig kommt aus Italien der künstlerische Einfluss der „Renaissance“; neue Bauwerke wie der Ottheinrichsbau im Heidelberger Schloss entstehen. In der Kunst arbeitet man nun mit der Zentralperspektive, die Bilder erscheinen den Betrachtern jetzt so, wie sie es auch im wirklichen Raum sehen würden. Das gilt für Gemälde, aber auch für den in Mode kommenden Kupferstich. Der Kupferstich macht es möglich, Bilder in großer Zahl zu vervielfältigen und preiswerter zu machen. Der geschäftstüchtige Protestant Matthäus Merian baut mit seinen Werkstätten in Oppenheim und Frankfurt mit der Kupferstecherei ein Imperium auf. Er setzt konsequent die Medienrevolution fort, die Gutenberg mit dem Buchdruck begonnen hatte (Text: hr-fernsehen)