Ausstrahlung zurückgezogen

  • Die Spitze der anhaltenden „Crystal-Welle“ ist spürbar, ihre große Dynamik in der Mitte der Gesellschaft wird politisch weitgehend ignoriert. „Ich kenne keine Partei, die sich der gesellschaftlich hochkomplexen Gefahr der neuen Alltagsdroge Crystal Meth bewusst ist,“ meint der Vorsitzende des „Bundes Deutscher Kriminalbeamter“ (BDK), Sebastian Fiedler. Die Dokumentation zeigt die zunehmende Brisanz des Themas. Crystal Meth ist in allen Gesellschaftsschichten und allen Landesteilen angekommen, Herstellung und Handel werden zunehmend professioneller – und krimineller.
    Als die erste „Crystal-Welle“ Anfang der 2010er-Jahre „hochschwappte“, wollte man das Thema so klein wie möglich halten, so der als „Crystal-Guru“ bekannte Therapeut Roland Härtel-Petri: Die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechtild Dyckmans, tat Crystal Meth als rein regionale Besonderheit ab – quasi als eine Art „Ostsyndrom“. Eine Strategie „politischer Deckelung“, die bis heute wirkt. Seit 2013 gibt es das europäische Siedlungshydrologie-Projekt SCORE, das Drogenrückstände aus dem Abwasser von Kläranlagen analysiert und dadurch exakte Zahlen über den Konsum von Drogen in Regionen und Städten liefert.
    Ein Gesetz, das Drogen-Abwasserproben und -analysen kontinuierlich und flächendeckend durchsetzen würde, wurde bisher nicht debattiert. „Auf der Grundlage allgemeiner politischer Ignoranz“, kommentiert der europäische Crystal-Experte und Leiter des tschechischen Dogendezernats, Jakub Frydrych, „wird der immens lukrative Crystal-Handel weiter zunehmen, die Crystal-Produktion von der Organisierten Kriminalität zunehmend übernommen und unser Kampf immer aussichtsloser.“ Seit einem Jahr sprechen Drogenfahnder im Münsterland von einer bisher noch nicht da gewesenen Crystal-Schwemme.
    In den vergangenen Monaten wurden mehrere hundert Kilogramm Crystal Meth beschlagnahmt. Crystal-Produzenten und -Dealer aus dem europäischen Westen, vor allem aus der niederländischen Provinz Brabant, drängen auf den deutschen Markt. Im Hintergrund der niederländischen „Großköche“ agieren mexikanische Kartelle, die die Niederländer mit den Rohstoffen versorgen.
    Nach Meinung aller Experten wäre eine neue „Crystal-Welle“, die aus den Niederlanden überschwappt, eine Art Drogen-GAU: Allein Nordrhein-Westfalen besitze eine große Partyszene, die sich bisher „nur“ mit dem wesentlich schwächeren Amphetamin „Speed“ berauscht. „Wir stellen in und um Nürnberg seit einigen Monaten Crystal im Kilobereich sicher“, so der Erste Kriminalhauptkommissar der Kripo Nürnberg, Christian Böhaker: „Einige Lieferungen davon können wir niederländischen Laboren zuordnen. Da scheint eine neue ‚Welle‘ auf uns zuzukommen.“ (Text: BR Fernsehen)
    ursprünglich für den 10.02.2021 angekündigt
  • Indien gehört zu den größten Schuhproduzenten weltweit. 2,6 Milliarden Paare sind es pro Jahr. Auch viele deutsche Markenhersteller lassen hier ihre Kollektionen fertigen. Doch darüber sprechen möchte man lieber nicht. Die Lieferketten sind oft undurchsichtig, Einblicke in die Produktionsbedingungen unerwünscht. Denn die Arbeit ist gefährlich, mit fatalen gesundheitlichen Folgen. Ein Film über den wahren Preis unseres Schuhwerks. Der überwiegende Teil des Leders wird mit dem Schwermetall Chrom schnell und billig haltbar gemacht.
    Bei unsauberer Produktion entsteht dabei das extrem giftige Abfallprodukt Chrom VI: Viele der Arbeiter*innen in den indischen Lederfabriken leiden unter Hautausschlägen, auch Krebserkrankungen sind keine Seltenheit. Denn zum Gerben müssen große Mengen an Wasser eingesetzt werden, die später als giftige Brühe in die Flüsse und schließlich über die angrenzenden Felder in die Nahrungsmittel gelangen. Berndt Hintzmann von der Kampagne „Change Your Shoes“ beklagt den mangelnden Einsatz deutscher Hersteller beim Umwelt- und Arbeitsschutz.
    Eigentlich habe sich die Schuhindustrie zu mehr Transparenz und besseren Standards bekannt, sagt der Aktivist für fair produzierte Kleidung. Aber es fehle vielfach an der Umsetzung. Wie entstehen unsere Schuhe? Und welche Alternativen zur giftigen Schuh- und Lederproduktion gäbe es? Autor Christian Jentzsch hat in Deutschland und Indien recherchiert, hat mit Lederproduzent*innen, Schuhhersteller*innen und indischen Arbeiter*innen gesprochen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 13.04.2022, dann für den 22.02.2023

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