Man glaubt es kaum – auch der Jazz wirkt unterschwellig bis heute nach im Popuniversum. Als Musik bei erfolgreichen Ausnahmekünstlern wie Jamie Cullum, der durch die Folge führt – als Haltung bei allen „Hipstern“ in urbanen Milieus, die auf Sichentziehen als Form der Widerständigkeit setzen. Denen auch Literatur und bildende Kunst nicht fremd sind. Die sich cool geben – „Birth of Cool“, das bereits 1949 aufgenommene, Mitte der 50er erschienene Album von Miles Davis gilt als Geburtsstunde dieser Attitüde und des Sounds. Lee Koonitz, 83 und bei den Aufnahmen zu „The Birth of Cool“ als Saxofonist dabei, zelebriert den Zauber dieser musikalischen Welt – die Jazzgröße Dee Dee Bridgewater steht ihm zur Seite. Die Dokumentation lässt die
Existenzialistenzeiten in den Jazzkellern von Paris aufleben, die bereits in den späten 40ern vormachten, was in Deutschland erst von der Jugendkultur der „Exis“ in den späten 50ern nachempfunden wurde. Zeigt die Bezüge zu der „Beat-Generation“, jenen Literaten rund um Allen Ginsberg, die Mitte bis Ende der 50er Jahre in ihren Werken bereits den Sommer of Love vorwegnahmen – ist „Hippie“ doch nichts anderes als die Verballhornung von „Hipster“. Und was das hieß, das leben wiederum die Schwarzen in Harlem und den In-Vierteln von Paris zu den Klängen von Charly Parker und Chat Baker vor … Die heutige Sendung folgt ihren Spuren auf dem Weg vom Bebop über Cool bis hin zum Free Jazz der 60er Jahre, der als das Gegenprinzip zum Pop bis in die elektronische Musik heutiger Tage fortwirkt. (Text: arte)