Berlin – Saigon Folge 4: Frühlingszauber in Vietnam
Folge 4
4. Frühlingszauber in Vietnam
Folge 4 (45 Min.)
Zehn Stunden soll die 300 Kilometer lange Fahrt von der chinesischen Grenze bis in die Hauptstadt Hanoi dauern. Doch das ist ein Schätzwert, weil schon die Sturheit einer Kuh, die dem Zug den Weg versperrt, den Fahrplan in Unordnung bringt. Es ist ein Zug der fröhlichen Leute. In engen Kurven folgt er dem Lauf des Roten Flusses, windet sich durch Dörfer, in denen Vieh und Menschen der Eisenbahn nur widerwillig die Vorfahrt überlassen. Die Reisenden verbindet das Gefühl einer klassenlosen Gesellschaft, in der jeder mit jedem spricht und scherzt. Nach 13 Stunden rattert er schließlich über die letzte Brücke vor der Stadt und wird von der urbanen Lebenswelt verschlungen. So schmal
ist die Gasse, die dem Schienenstrang belassen wurde, dass der Reisende von Fenster zu Fenster in den Wohnungen das abendliche Fernsehprogramm sehen kann. Dirk Sager und sein Team haben das letzte Land einer langen Reise erreicht. Als Vietnam um die Befreiung von französischer Kolonialherrschaft kämpfte, fand es Beistand nur im kommunistischen Lager. Der mächtige Nachbar China wurde Vorbild für die politische Ordnung. Immer noch gibt die Kommunistische Partei den Ton an. Doch in den 1980er Jahren begann die Selbstbefreiung vom Dogma der Planwirtschaft, die das Land zu erwürgen drohte. Seitdem befindet sich Vietnam in einem schwunghaften Prozess der Veränderung. (Text: 3sat)