ARTE Re: Folge 1059: Neues Leben für ein Bergdorf – Corippo darf nicht sterben
Folge 1059
Neues Leben für ein Bergdorf – Corippo darf nicht sterben
Folge 1059 (32 Min.)
Clarina Scettrini ist 87, die älteste Einwohnerin von Corippo. Nie wollte sie wegziehen von hier, auch wenn es immer verlassener um sie herum wurde, die Jungen wegzogen, die Alten starben. Gerade einmal sieben Personen leben noch in Corippo. Das Schweizer Dorf im Tessiner Varzascatal ist vom Aussterben bedroht. Niemand hat mehr Lust auf ein beschwerliches Leben in viel zu kleinen und dunklen Häusern. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier über 300 Menschen, meist Bergbauern, die von der Wanderwirtschaft lebten. 1950 waren es nur noch 70. Als Clarina Scettrini hier zu Schule ging, waren sie noch 14 Kinder im Ort und das Glöcklein in der Schule läutete in der Früh zum Unterricht. Die Schule machte bald dicht, dann die Post, dann der kleine Laden. Seit bald 50 Jahren steht Corippo unter Denkmalschutz, ebenso lang denkt man darüber nach, was zu tun ist, damit das
Dorf nicht stirbt oder zumindest nicht noch kleiner wird. Sieben Millionen Franken gab es damals für Erhalt und Revitalisierung. Corippo, so spottete man, sei das reichste Dorf der Schweiz. Doch die Hoffnung, dass Leute hier wieder sesshaft werden, hat man bald wieder aufgegeben. Jetzt zieht trotzdem eine junge Familie nach Corippo, um ein ganz besonderes Hotel zu führen: ein Albergo Diffuso – eine „verstreute Herberge“ – verlassene Häuschen – sogenannte Rustici – werden zu Hotelzimmern umgebaut, die engen Gassen bilden den Hotelkorridor, die ehemalige Osteria dient als Rezeption. Die Idee stammt aus Italien und soll das Dorf zu neuem Leben erwecken. Nicht allen im Dorf gefällt dieser Plan. Was passiert mit Corippo, wenn nur noch Touristen dort verkehren? Mit kritischem Blick beobachten die Einheimischen jede Veränderung an ihrem Dorf. (Text: arte)