Anja Reschke spricht mit Fachleuten aus Psychologie und Wirtschaft, Soziologie und Politik, Wissenschaft und Medizin. Heute mit Klimaforscher Mojib Latif. Städte melden bessere Luft, der Smog lichtet sich, Stickoxid-Belastungen gehen nach unten und in italienischen Häfen sollen Delfine gesichtet worden sein. Retten wir gerade das Klima? „Man muss schon sehen, dass man das Klima nicht retten kann, indem man kurzfristig irgendwelche Dinge tut“, sagt Mojib Latif, Klimaforscher vom Geomar in Kiel. „Das Klima ist wie ein träger Tanker. Das reagiert nur auf die langfristige Strategie.“Für den Klimaschutz müssten wir zum Beispiel das Pariser Klimaabkommen einhalten und den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 oder spätestens 2060 auf Null senken. Aber wird noch Geld für Klimaschutz da sein, wenn nach der Corona-Krise die Wirtschaft wieder angekurbelt werden muss? „2007 gab es schon mal einen riesen Klima-Hype“, erinnert sich Latif, „und dann kam die Finanzkrise und die Weltwirtschaftskrise. Dann war das Thema weg und die Treibhausgas-Emissionen sind immer weiter angestiegen. In dieser Situation befinden wir uns jetzt auch wieder. Die
öffentliche Aufmerksamkeit war extrem hoch durch Greta Thunberg, die ‚Fridays for Future‘-Bewegung und natürlich auch aufgrund des extrem heißen Sommers 2018. Jetzt haben wir wieder so eine enorme Krise, die wir zu bewältigen haben.“ Es dürfe nicht sein, dass nach der überstandenen Coronavirus-Krise alles so weitergehe wie bisher. Gemeinsame Lösung globaler Krisen Mojib Latif sieht Parallelen zwischen der Corona-Krise und der Klimakrise, trotz der großen Unterschiede: Die eine geht sehr schnell, die andere sehr langsam – vom Virus sind wir direkt betroffen, während der Klimawandel für viele abstrakt ist. Doch lösbar sind solche großen Krisen nur gemeinsam. „Hätte China gleich die Weltgesundheitsorganisation informiert, hätte die Welt sich gleich gemeinsam vorbereitet. Dann wäre die Lage nicht so eskaliert, wie es jetzt der Fall ist“, meint Latif. Und bei der Klimakrise ärgert er sich: „Es geht um internationale Kooperation, aber die findet nicht statt, weil solche Vollidioten – Entschuldigung, dass ich das sage – wie Donald Trump und Jair Bolsonaro der Wissenschaft einfach nicht zuhören und glauben, alles besser zu wissen.“ (Text: 3sat)