• Folge 447 (45 Min.)
    Seit zwei Jahren recherchiert ein Team des NDR im Rotlichtmilieu von Pattaya. In der thailändischen Stadt und Hochburg des internationalen Sextourismus hat ein NDR Reporterteam 2023 skandalöse Zustände aufgedeckt. In Go-go-Bars, Massagesalons und Open-Air-Bierbuden fühlen sich nicht nur Sextouristen wohl, sondern vermehrt auch wieder Pädokriminelle. Dank offenbar laxer Kontrollen und weit verbreiteter Korruption werden Minderjährige hier zur Sexarbeit gezwungen. Die NDR Dokumentation „Die Rückkehr der Sextouristen“ vom 27. Februar 2023 hat in Thailand eine große Welle von Reaktionen und politischen Debatten ausgelöst.
    Denn in seinen Recherchen ist das NDR Team auch auf den Fall eines deutschen mutmaßlichen Pädokriminellen gestoßen, der in Pattaya verhaftet wurde und sich unter skandalösen Umständen außer Landes bringen konnte. Selbst Thailands Premierminister reagierte daraufhin und forderte Justiz und Polizei zu Ermittlungen auf, um die Fehler der Behörden aufzuklären. In dieser neuen Dokumentation wird jetzt nachgefragt: Wie hat sich die Situation vor Ort verändert? Was wurde aus den vollmundigen Ankündigungen? In Thailand haben die NDR Recherchen auch eine Debatte darüber angefacht, ob die Legalisierung der Prostitution ein Weg sein könnte, die kriminellen Strukturen im Rotlichtmilieu auszutrocknen und damit auch den Weg zu ebnen für eine konsequente Bekämpfung der Kinderprostitution.
    Denn Experten sind sich einig: Der Sextourismus schafft in den Rotlichtvierteln die Strukturen, die Kinder akut gefährden. Auch deutsche Reiseveranstalter verdienen am Geschäft mit Sextouristen, auch wenn sie nicht gern darüber sprechen.
    Alle haben Pattaya im Programm. Selbst wenn einige Besserung versprachen: Auch in diesem neuen Film wird aufgedeckt, dass selbst in renommierten Luxushotels von Pattaya das Geschäft mit dem Sextourismus weitergeht. Autor Wolfgang Luck fragt in der Dokumentation, ob Thailand jetzt wirklich ernst macht im Kampf gegen Kinderprostitution und Korruption. Zu Wort kommen Kinderschützer, Politiker, Barbesitzer und hochrangige Polizisten. Und das Filmteam beobachtet, wie sich der Fall in Deutschland weiterentwickelt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.04.2024NDR
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 25.03.2024
  • Folge 448 (45 Min.)
    Jarik Rybin trainiert die 1. Herren Mannschaft beim von russlanddeutschen Aussiedlern gegründeten Fußballclub BFSV Atlantik 97 in Hamburg Allermöhe. Er spricht von seinem Verein als politikfreie Zone, dabei leisten sie hier wertvolle Stadtteil-Integrationsarbeit
    Die russlanddeutsche Community stellt in der Gesellschaft die größte Minderheit mit Stimmrecht dar. Doch Versuche, differenziert über sie zu berichten, scheiterten bisher viel zu oft an gängigen Stereotypen. Kurz vor der Europawahl im Juni 2024 will dieser Film das ändern. Mit persönlichem Zugang und auf der Suche nach Antworten begibt sich eine Reporterin mit russlanddeutschen Wurzeln auf eine Reise durchs Land und scheut dabei auch nicht vor unbequemen Fragen zurück. Als Kind russlanddeutscher Aussiedler ist Kyra Funk als erste Generation ihrer Familie in Deutschland geboren.
    Mit diesem Film nimmt sie den Zuschauerinnen und Zuschauer mit in eine Community, die skeptisch gegenüber Medienberichten ist. Verständlich: negative Stigmata verzerren die Darstellung der Gruppe in der Öffentlichkeit. Dabei ist die Geschichte der Russlanddeutschen ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Doch stattdessen wird bei den Deutschen aus Russland bzw. den ehemaligen Sowjetstaaten häufig als „Putin-Versteher“ und „AfD-Wähler“ gesprochen.
    Und von den „Hiesigen“, wie Russlanddeutsche die einheimischen Deutschen nennen, werden sie fälschlicherweise oftmals bis heute für Russen gehalten. Was macht es mit einer Community, die jahrzehntelang öffentlich verkannt wurde? Und welchen Boden liefert dies wiederum für rechte Propaganda? Reporterin Kyra Funk will es genauer wissen. Bei ihren Recherchen stellt sie fest: Die AfD hat das große Wählerpotenzial der Gruppe längst erkannt und buhlt als einzige Partei gezielt um ihre Stimmen. Mit wachsendem Erfolg.
    Der Migrationsforscher Jannis Panagiotidis sagt im Gespräch mit Kyra Funk klar und deutlich, dass die Mehrheit der Russlanddeutschen die AfD zwar nicht wähle, der Zuspruch in dieser Bevölkerungsgruppe jedoch „überdurchschnittlich stark“ sei. Es sei wichtig, dass die Community sich mit der Thematik auseinandersetze, denn sie habe das Potenzial, sie zu spalten. Für diesen Film will die Journalistin herausfinden, wie die politische Stimmung innerhalb der eigentlich so unauffälligen Community wirklich ist.
    Ob in der Werkstatt von Kfz-Meister Waldemar Schneider oder beim Secondhandshoppen mit der Autorin Elina Penner: Die Reporterin ergründet verletzte Gefühle, hört zu und diskutiert. Es geht um Sorgen, Vertrauensverlust und konservative christliche Werte. Am Ende konfrontiert Kyra Funk Olga Petersen, AfD-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft, die zu der Gruppe „Russlanddeutsche für die AfD“ gehört, mit den Aussagen ihrer Gesprächspartner*innen. Nicht zuletzt analysiert der Film, mit welchen Strategien die AfD systematisch versucht, die Gruppe der Russlanddeutschen zu vereinnahmen.
    Die Produktion ist ein Versuch, den Menschen dieser sehr diversen Bevölkerungsgruppe eine Stimme zu geben und gleichzeitig Themen anzusprechen, die aufgrund des hohen Konfliktpotenzials gern unter den Teppich gekehrt werden. Fest steht: Das Narrativ des russlanddeutschen AfD-Wählers ist eines, das vor allem der AfD nützt. Die deutsche Öffentlichkeit kann viel von der Migrationsgeschichte der Russlanddeutschen lernen. Auch für aktuelle und kommende Integrationspolitik. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.05.2024NDR
  • Folge 449 (45 Min.)
    Die Pleite und der Zusammenbruch der SIGNA-Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko könnte auch hierzulande Milliardenschäden nach sich ziehen: Hunderte Millionen Euro an Krediten deutscher Banken sind in Gefahr. Dutzende Großbaustellen in prominenten Lagen deutscher Städte stehen still. Galeria Karstadt Kaufhof muss eine dritte Insolvenz befürchten; die knapp 700 Millionen Euro Steuergelder, die vom sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds an den Warenhauskonzern flossen, wird man wohl auch abschreiben müssen.
    Wie nur konnte ein ehrgeiziger Aufsteiger ohne Schulabschluss Banker, Investoren und nicht zuletzt die Politik derart hinters Licht führen? Warum schaute niemand von ihnen hinter die Fassade der glänzenden Erfolgsstory, die offenbar auf hochriskanten Geschäften mit größtenteils geliehenem Geld basierte? Die Autoren Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann haben bereits vor drei Jahren auf die dubiosen Geschäfte des René Benko aufmerksam gemacht und begonnen, dessen undurchsichtiges Unternehmenskonstrukt zu durchleuchten.
    Benkos SIGNA-Gruppe hat über Jahre hinweg nur unzureichend oder gar keine Firmenbilanzen veröffentlicht. Dies nährt den Verdacht, dass ganz bewusst Einblicke in die tatsächliche Finanzkraft seines Imperiums verhindert werden sollten. Hinzu kamen kaum nachvollziehbare Milliarden-Transaktionen u.a. über Stiftungen in Liechtenstein und Österreich und dubiose Geschäftspartner im In- und Ausland. Und hinter allem ein politisches Netzwerk, ein Beziehungsgeflecht aus Günstlingen und Profiteuren, dessen Verästelungen nun auch in Deutschland sichtbar werden.
    Für Großprojekte wie den Hamburger Elbtower, Megaprojekte in Berlin und München und nicht zuletzt seinen maroden Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern hatte Benko auch in Deutschland ein feines Netz von Lobbyisten und Strippenziehern gesponnen. Mit Verbindungen bis in höchste Etagen der deutschen Politik: So waren u.a. die PR-Agenturen des ehemaligen Ersten Bürgermeisters von Hamburg Ole von Beust (CDU) und die von Ex-Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/​Die Grünen) für Benko im Einsatz.
    In Österreich stellten die ehemaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) insgesamt fast zehn Millionen Euro Beratungsleistungen in Rechnung. Gusenbauer, ein langjähriger Bekannter von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), will die Gewährung der 700 Millionen Euro Staatshilfen für Galeria Karstadt Kaufhof zugunsten Benkos beeinflusst haben. Politische Einflussnahme gegen Geld? Ein schwerwiegender Verdacht, dem die Autoren in ihrer dritten Dokumentation über René Benko nachgehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.05.2024NDR
  • Folge 450 (45 Min.)
    Eine eindrückliche Rekonstruktion des Messerattentates im Regionalexpress bei Brokstedt im Januar 2023, bei dem der staatenlose Palästinenser Ibrahim A. zwei Jugendliche getötet und drei weitere Menschen lebensgefährlich verletzt hat. Am 25. Januar 2023 treffen Ann-Marie und Danny im Zug zufällig auf Ibrahim A. Sie steigen gemeinsam in Neumünster ein, keine Viertelstunde später sind die Jugendlichen tot. Die Spur des mutmaßlichen Täters zieht sich durch drei Bundesländer. Mehrere Straftaten soll er bereits begangen haben, auch mindestens zwei Übergriffe mit einem Messer, dennoch konnte er sich unter dem Radar der Behörden weiterhin frei in Deutschland bewegen.
    Michael K. trinkt einen Schluck Wasser. Seine Tochter Ann-Marie war das einzige Kind der Familie. Für ihn und seine Frau Birgit ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben, jeder Tag kostet sie Kraft. Doch Ann-Marie hat einmal gesagt, Aufgeben sei keine Option. Das ist das Mantra für ihre Eltern geworden. Die Erinnerung an diesen Mittwoch im Januar, die letzten Augenblicke mit seiner Tochter, sind für Michael K. so präsent, als würde er sie gerade jetzt durchleben.
    Erst der Alltag, dann die Sorge, weil Ann-Marie nicht aus der Schule nach Hause kommt, der Anruf eines Freundes, es hätte einen Anschlag im Zug gegeben, die Fahrt nach Brokstedt, die Angst, die am Bahnhof zu einer so brutalen Gewissheit wird, dass seine Erinnerung an diesem Punkt abreißt. Ann-Marie und Danny sind erst fünf Tage zusammen, als sie sich an diesem Januartag gemeinsam auf den Weg nach Hause machen. Als der Angreifer im Zug mit dem Fleischmesser auf Ann-Marie einzustechen beginnt, versucht Danny, sie zu beschützen und wirft sich dazwischen, trägt später die Staatsanwaltschaft vor.
    Einer der Stiche geht direkt durch sein Herz. Insgesamt 38 Mal sticht mutmaßlich Ibrahim A. auf die Jugendlichen ein, bevor er seinen Horrorzug durch die Abteile beginnt. Ibrahim A. ist polizeibekannt. Im Dezember 2014 reist er nach langem Fluchtweg in Deutschland ein. Kein Jahr später beginnt er, Straftaten zu begehen. Die meisten Verfahren werden eingestellt. Doch dann greift er in Nordrhein-Westfalen einen Asylbewerber mit einem scharfen Gegenstand an, verletzt ihn am Kinn.
    Er wird zwar verurteilt, doch die Behörden versäumen es, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge darüber in Kenntnis zu setzen. Ibrahim A. darf sich weiterhin frei in Deutschland bewegen. In Kiel fliegt er aus der Unterkunft, weil er Menschen bedroht und mit einem Messer hantiert, in Hamburg sticht er so oft auf einen Obdachlosen ein, dass bei ihm zahlreiche Sehnen durchtrennt werden. Er kommt in Untersuchungshaft. Es sind mittlerweile mehrere Behörden mit Ibrahim A. befasst, doch offenbar fühlt sich niemand richtig zuständig.
    Trotz zahlreicher Hinweise darauf, dass er psychisch krank ist und eine Gefahr für sich und andere darstellt, wird er mit einer dreifachen Dosis Methadon im Blut schließlich auf die Straße gesetzt. Sechs Tage später tötet er mutmaßlich Ann-Marie und Danny. Eine genaue Rekonstruktion des Lebens von Ibrahim A. zeichnet seinen Weg nach, ebenso wie das behördliche Versagen und den Kampf der Hinterbliebenen, die sich in einem Alltag wiederfinden, an dem nichts mehr so ist wie es war. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.05.2024NDR
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 03.06.2024

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