Charlotte Puiseux: eine Behinderte kämpft gegen die Verachtung „Seit meiner Geburt trage ich die offensichtlichen Zeichen einer Behinderung.“ Als Kapitalismusgegnerin und behinderte Feministin setzt Charlotte Puiseux ihre Erbkrankheit in Beziehung zu der Gesellschaft, in der wir leben. Unterdrückung, Wohltätigkeit, Medikalisierung von Behinderungen: Seit Anfang der 2000er Jahre kämpft sie gegen den Validismus, ein Werte- und Machtsystem, das Menschen mit Behinderungen diskriminiert, weil sie nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Die klinische Psychologin und Doktorin der Philosophie möchte das „crip“-Konzept – eine Abkürzung für „crippled“ (Dt.: verkrüppelt) -, das das Stigma der Behinderungen in den Stolz einer Gemeinschaft umwandelt, nach Frankreich bringen. In ihrem autobiografischen Essay De chair et de fer. Vivre et lutter dans une société validiste berichtet Charlotte Puiseux von Tätigkeiten, die für Behinderte in Frankreich kaum zugänglich sind: zur Schule gehen, eine Wohnung finden, sich für eine Aktivistengruppe einsetzen oder Kinder aufziehen. Charlotte Puiseux ist heute bei uns im
Studio zu Gast. Personalmangel an den Schulen, bei der Polizei, im Gesundheitswesen: Warum ist der öffentliche Dienst nicht mehr attraktiv? In Frankreich ist die Zahl der Bewerber für die Auswahlverfahren des öffentlichen Dienstes in den letzten 24 Jahren bei einem gleichbleibenden Stellenangebot auf ein Viertel gesunken. 2021 gab es 40.000 Bewerber, fast so viele wie 1997. Ob im Gesundheitswesen, an den Schulen oder in der Justiz, die Forderungen sind überall gleich: Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind am Ende ihrer Kräfte und fordern höhere Gehälter, mehr Mittel und bessere Arbeitsbedingungen. Die unmittelbare Konsequenz dieser mangelnden Attraktivität sind unbesetzte Stellen: In den Schulen sind 4000 der 27.332 angebotenen Stellen zu Beginn des Schuljahres 2022 noch nicht besetzt. Warum ist der öffentliche Dienst nicht mehr attraktiv? Wird der Dienst am Bürger dadurch beeinträchtigt? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen. Und zum Abschluss erleben Sie die humorvollen und informativen Beiträge vonMarie Bonnisseau und Victor Dekyvère sowie „À la Loop“ von Matthieu Conquet. (Text: arte)