2020, Folge 24–46

  • Folge 24
    Omri Boehm: „Israel – eine Utopie“
    Ein brisantes Buch zu einem brisanten Zeitpunkt: Wenige Tage, bevor die Regierung Netanjahu ab dem 1. Juli über die Annexion von Teilen des Westjordanlandes entscheidet, legt einer der brillantesten Intellektuellen Israels, der Philosoph Omri Boehm, eine klug-provokante Streitschrift vor. In der geißelt er etwa das Vorgehen seines Landes gegen die Palästinenser und plädiert für eine binationale Föderation von Juden und Palästinensern. Die Zurückhaltung, die sich viele deutsche Denker in der Auseinandersetzung mit Netanjahus Politik auferlegen würden, hält Boehm für einen grundlegenden Fehler. „Ein Deutscher, der in Bezug auf die israelische Politik Selbstzensur übt, weigert sich den Standunkt der Aufklärung einzunehmen, sobald er sich mit jüdischen Angelegenheiten beschäftigt. Er weigert sich buchstäblich, selbst zu denken. „ttt“ diskutiert Boehms höchstaktuelle Wortmeldung: „Israel – eine Utopie“ ist soeben erschienen.
    Autor: Tilman Jens
    „Zero Waste“- Neue Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig
    Leipzig, Bildermuseum. Ein Spielzeug-Automat steht am Eingang der neuen Ausstellung, gefüllt mit durchsichtigen Plastikbällen voller Spielzeuge. Soldaten, Tierfiguren, lustige Ponys. Kleine Ikonen der eigenen Kindheit – die meisten Teile kennt man, hatte sie selber im Spielzimmer. Damals. Jetzt sind sie wieder da. Die Objekte in den Plastikkugeln stammen allerdings allesamt aus den Mägen verendeter Laysanalbatrosse, die mitten im Pazifik auf einem hawaiianischen Atoll nisten – über 3.600 km vom nächsten Festland entfernt. So schockierend die Betrachtungsgegenstände und Themen der Ausstellung „Zero Waste“ sind – so bekannt sind sie. Eigentlich. Die ständig wachsende unvorstellbar hohe Plastikvermüllung der Welt, die Verseuchung von Luft, Wasser und Erde.
    Dass wir ein Teil davon sind, ist uns eigentlich klar. Auch in der Kunst ist das Thema „Müll“ alles andere als neu. Doch niemals zuvor war sie so geballt politisch, wenn es um den Einfluss des Menschen auf die Natur geht ¬ meint Swaantje Güntzel, die die Mageninhalte der verendeten Albatrosse sammelt und zurück in die Öffentlichkeit bringt. Was hat die Kunst in Zeiten von Corona – dem zeitweiligen Lockdown der Welt- der vermeintlichen Natur-Erholung zu diesem Thema zu sagen? „ttt“ besuchte die Ausstellung „Zero Waste“ und sprach mit den Künstlerinnen und Künstlern Swaantje Güntzel, Dani Plöger und Mika Rottenberg. „Zero Waste“ bis 8.11.2020 in Leipzig
    Autor: Dennis Wagner
    Film „Afghanistan. Unser verwundetes Land“
    Traumhafte Landschaften, Berge von majestätischer Erhabenheit. Afghanistan zwischen Schönheit und Gewalt. Seit vierzig Jahren wird das Land von Krieg und politischen Auseinandersetzungen erschüttert. Die Filmemacherinnen Marcel Mettelsiefen und Mayte Carrasco erzählen die Geschichte des Landes in dem Dokumentarfilm: „Afghanistan. Unser verwundetes Land“, betrachtet durch die Augen von sechs Frauen; Politikerinnen, Menschenrechtlerinnen, Medizinerinnen. Die Frauen erzählen von dem liberalen Geist der 70er Jahre in der Hauptstadt Kabul, Sehnsuchtsort der Hippies, wo Frauen statt des Gesichtsschleiers Miniröcke trugen.
    Wie der Sturz der Monarchie durch die Kommunisten den Widerstand der religiösen Kräfte hervorrief, wie das sowjetische Militär eingriff und am Ende von muslimischen Freiheitskämpfern besiegt wurde. Wie die Taliban in den 90er Jahren Afghanistan in einen islamistischen Unterdrückungsstaat verwandelten, in eine Burkahölle für Frauen, aus der sie erst durch die Bombardements der US-Amerikaner nach dem 11. September befreit wurden.
    Das Taliban-Regime wurde durch eine Demokratie ersetzt, doch bis heute sind die demokratischen Strukturen fragil, die religiösen Kräfte auf dem Vormarsch. Die mühsam wiedergewonnenen Freiheiten der Frauen sind in Gefahr. Der Regisseur Marcel Mettelsiefen, der Afghanistan gut kennt und dort als Fotograf gearbeitet hat, entfaltet ein beeindruckendes Panorama aus selten gesehenen historischen und aktuellen Bildern. Ausgestrahlt wird der Film am 6. Juli im Ersten.
    Autorin: Hilka Sinning (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.07.2020Das Erste
  • Folge 25
    Delirium Alpinum – die Superspreader:
    Lois Hechenblaikner ist ein genialischer Fotograf, aber eigentlich viel mehr noch Kultursoziologe. Sein neuer Bildband „Ischgl“ zeigt die enthemmte, zügellose Welt der Superspreader von Ischgl, einer Drehscheibe der Ausbreitung von Covid-19 für ganz Europa. Lois Hechenblaikners Schreckensbilder zeigen, wie sich das Virus so rasant in einer Region ausbreiten konnte, die eine solch ausufernde Après-Ski-Kultur pflegt. Der Ausnahmezustand – hier war er die Regel.
    Weltweite rechtsradikale Chatforen – „Gameifizierter Terrorismus“:
    Seit dem rechtsextremistischen Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch im März 2019 verschwimmen die Grenzen zwischen Trollen und Terrorismus. Brenton Tarrant, der Attentäter von Christchurch, kündigt auf 8Chan (mittlerweile 8kun) an: „Also gut, Jungs, die Zeit ist gekommen, mit dem Shitposten aufzuhören und zu versuchen, einen Post im echten Leben abzusetzen“. Damit war der Anschlag gemeint. In der Folge wurde in verschiedenen Foren darauf gewettet, ob der Attentäter den „Highscore von Christchurch“ (die Zahl der Toten) noch toppen könnte. 8Chan(8kun) ist nur eines von vielen rechtsextremistischen, nationalistischen, antisemitischen und frauenfeindlichen Foren, bei denen sich Gamer mit Terroristen ununterscheidbar vermischen. „ttt“ über die so widerwärtige wie gefährliche Welt der rechtsextremistischen Foren und Chatrooms.
    Erst abfackeln, dann einziehen:
    „Yakisugi“ ist die Kunst des gezielten Verkohlens – eine uralte Bauweise aus Japan und darüber hinaus sehr vernünftig. Warum diese überkommen geglaubte Architekturtechnik fröhliche Urstände feiert.
    Gefangen im Netz – Caught in the Net:
    „Warum sollte es mich stören, dass du erst zwölf bist?“ – Das sagt einer der Männer im unfassbaren Missbrauchsexperiment, dem Dokumentarfilm „Gefangen im Netz“. Darin geben sich drei Schauspielerinnen in Chatforen als Zwölfjährige aus. Der Film dokumentiert, wie unverhohlen und systematisch ältere Männer im Internet versuchen, Kindesmissbrauch anzubahnen. „Gefangen im Netz“ ist nicht nur der meistgesehene Dokumentarfilm Tschechiens – er ist auch derjenige, der mit bisher zwei Dutzend Ermittlungsverfahren das größte juristische Nachspiel hat. „ttt“ hat mit Regisseurin Barbora Chalupová und einer der Darstellerinnen gesprochen.
    Rassismus in Deutschland:
    Wir blicken mit Entsetzen seit Wochen auf die rassistischen Übergriffe in den USA. Aber wie sieht es eigentlich vor unserer Haustür aus? „ttt“ hat darüber mit Natasha Kelly (Kommunikationswissenschaftlerin, Soziologin, Autorin, Filmemacherin), Tupoka Ogette (Antirassismus- und Diversity-Trainerin sowie Autorin des Buches „Exit Racism“) und Alice Hasters (Autorin des Buches „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“) gesprochen.
    Banksy:
    Ein wunderbarer neuer Bildband (Xavier Tapies: Banksy – Provokation, Midas Collection) feiert den aufregendsten und dabei wohl am wenigsten mit dem Kunstmarkt verbandelten Künstler der Gegenwart. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.07.2020Das Erste
  • Folge 26
    Die geplanten Themen:
    Künstliches Meer in der Sahara und vollvernetzte Städte – „ttt“ über Niklas Maaks fantastischen Roman „Technophoria“
    Können wir die digitale Transformation dazu nutzen, die Welt zu retten? Oder gehen wir an ihr und ihrem monströsen Ressourcen- und Energieverbrauch zugrunde – und unsere Erde gleich mit? In seinem Roman „Technophoria“ wirft der FAZ-Architekturkritiker Niklas Maak einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft: eine Welt der schönen, der unsichtbaren, der vielleicht schon zu selbständigen Maschinen, die unser Leben erleichtern und verbessern sollen. Eine Welt mit Smart Cities, die sich die Menschen, die sie bauten, zum Untertan machen. Mit Uhren, die alles über ihre Träger wissen und verarbeiten, und selbstfahrenden Autos und Robotern, die längst Macht über ihre Besitzer übernommen haben. „Wir sind in einer Revolution, die keiner mitbekommt“, sagt Maak und skizziert in seinem Buch ein gut recherchiertes, wunderbar ambivalentes Setting, mal satirisch und bissig, mal nachdenklich und extrem nah an aktuellen technischen und politischen Entwicklungen.
    „ttt“ trifft Niklas Maak in Berlin und spricht mit ihm über die großen Zukunftsfragen, die „Technophoria“ unterhaltsam und tiefgründig zugleich stellt: Müssen wir alles technologisch Machbare tun, um die Klimakatastrophe zu vermeiden? Was geben wir auf, wenn wir künstliche Intelligenz in alle Lebensbereiche vordringen lassen? Wie gläsern darf der Mensch sein? Und in welcher Welt und welchen Körpern werden wir leben, wenn nur noch Daten darüber entscheiden, was gut für uns ist?
    Außerdem bei „ttt“:
    Digitalsteuer und soziale Gerechtigkeit – Die Tech-Giganten als maßlose Krisengewinner: „ttt“ über die Frage, warum die Zukunft unserer Gesellschaft von einem gerechten Steuersystem abhängt und wie die Digitalsteuer in der Corona-Krise helfen könnte.
    Erfolg und Hetze für „The Last Of Us Part II“ – Wie sich die größte Videospielveröffentlichung des Jahres in die Gender-Debatte einmischt: „ttt“ unterhält sich mit Neil Druckmann darüber, wie er seine vielschichtigen Charaktere gestaltet, was sein Spiel zur Gender-Debatte beitragen kann und ob Gewalt dort eine zu große Rolle spielt.
    Kunst, Konsum und Kolonialismus – Otobong Nkanga über unser Verhältnis zur Natur: „ttt“ trifft die Künstlerin in ihrer Berliner Ausstellung und spricht mit ihr über die besonderen Verbindungen zwischen Kunst, Konsument und Wertschöpfungsketten.
    Fernreise trotz Corona – „Sound of X“ bietet audio-visuelle Spaziergänge durch südostasiatische und pazifische Metropolen: In Zeiten der Pandemie und der verhinderten Sommerurlaube lädt „ttt“ zu einer digitalen Reise nach Südostasien ein. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.07.2020Das Erste
  • Folge 27
    Die geplanten Themen:
    Moralischer Fortschritt
    Der Philosoph Markus Gabriel weist einen Weg aus dunklen Zeiten
    „Die Elenden“
    Wie Armut und Ungleichheit den sozialen Zusammenhalt gefährden
    Mit Mode das Leben feiern
    Tariq Zaidis seelenvolle Fotos von den „Sapeurs“ im Kongo
    The World on Fire
    Eine filmische Anklage gegen Alltagsrassismus in den USA
    Flashmob für Mozart
    Die Weltklasse-Hornistin Sarah Willis in Kuba (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.07.2020Das Erste
  • Folge 28
    Die geplanten Themen:
    „Der Raum, in dem alles geschah“ – John Bolton exklusiv in „ttt“
    Ist Finnland eigentlich Teil von Russland? Oder Venezuela nicht doch Teil der USA? Hat Großbritannien Atomwaffen? Fragen, die Donald Trump nicht sicher beantworten konnte, bevor er es, zum Beispiel, mit Corona zu tun bekam. „Der Raum, in dem alles geschah“ – so nennt Donald Trumps früherer Nationaler Sicherheitsberater John Bolton seine Aufzeichnungen aus dem Oval Office. Bevor er im September 2019 zurücktrat, erlebte er 453 Tage lang einen Präsidenten, der nicht um sein Land besorgt war, sondern um sein Ego: Trump, gefangen im Chaos seiner irrlichternden „Politik“, fixiert auf seine Wiederwahl, koste es was es wolle. Bolton erzählt aus den Kulissen der Macht und vom Showdown der Demokratie. Er zeichnet ein düsteres, grimmig-ironisch grundiertes Bild von dem, was Amerika und der Welt noch bevorstehen könnte. „ttt“ traf John Bolton zum Exklusivinterview in Washington D.C.
    Autor: Andreas Lueg
    Die deutsche Strafverfolgung von Verbrechen in Syrien
    Erstmals stehen in Deutschland zwei Mitglieder des syrischen Geheimdienstes unter Anklage, vor dem Oberlandesgericht in Koblenz. Ihnen wird 58-facher Mord und Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Ein historisches Strafverfahren: Zum ersten Mal wird über syrische Staatsverbrechen geurteilt, vor einem nationalen Gericht, nach dem so genannten „Weltrechtsprinzip“. Diese „universelle Gerichtsbarkeit“ besagt, dass alle Gerichte in Europa Straftäter vor Gericht stellen können, wenn es sich bei den Taten um Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter, Kriegsverbrechen oder Genozid handelt – unabhängig davon, wo die Taten begangen wurden. Dass der Gerichtsort des Syrien-Prozesses in Deutschland liegt, ist kein Zufall: In keinem anderen Land Europas halten sich so viele Geflüchtete aus Syrien auf.
    Auch die Koblenzer Angeklagten waren als Asylbewerber eingereist. „ttt“ hat Beteiligte zu der Bedeutung des Strafprozesses befragt: Wolfgang Kaleck, den Generaldirektor des „European Center for Constitutional and Human Rights“, dessen Organisation Strafverfahren juristisch vorbereitet; den ehemaligen syrischen Menschrechtsanwalt Anwar Al-Bunni, der in Berlin nach Tätern und ihren Opfern sucht und den Strafverteidiger Sebastian Scharmer, der in Koblenz die Rechte derjenigen vertritt, die die Folter in syrischen Gefängnissen überlebt haben.
    Autorin: Hilka Sinning
    „Nur ein Augenblick“ – ein Film über den syrischen Bürgerkrieg
    „Nur ein Augenblick“ heißt der jüngste Film der deutschen Regisseurin Randa Chahoud. Ein junger Syrer, der in Deutschland studiert, eine schwangere Freundin hat, erfährt, dass sein Bruder in Syrien in Assads Foltergefängnis geraten ist. Er macht sich auf die Suche nach ihm und später seinen Peinigern. Nur einen Augenblick dauert es, bis sich sein Leben um 180 Grad wendet und er – wider seiner ursprünglichen Überzeugung – zur Waffe greift und schießt. Randa Chahouds Vater ist ein syrischer Wissenschaftler, der Anfang der 70er nach Europa kam. Der Esstisch der Eltern ist bis heute ein regelmäßiger Treffpunkt für politische Diskussionen, die vor allem nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges heftig und kontrovers waren.
    Einig war man sich jedoch bei einem Thema: Der Prozess in Koblenz ist ein Hoffnungsschimmer, dass es einen Ort gibt, an dem man ernsthaft versucht, die Wahrheit herauszufinden. An jenem Esstisch traf Randa Chahoud syrische Oppositionelle, Folteropfer und auch Befürworter von Assad. „Nur ein Augenblick“ war ein Film, der hier seinen Anfang nahm und den sie unbedingt machten musste – sagt sie heute. „ttt“ traf die Regisseurin in der Wohnung ihres Vaters und in ihrem Wohnort Halberstadt.
    Autor: Dennis Wagner
    Guy Bourdin – Wie die Kunst in die Modefotografie kam, Ausstellung in Halle
    Die Kunsthalle „Talstrasse“ in Halle hatte pünktlich zur Corona-Schließung eine Ausstellung mit Fotografien von Guy Bourdin eröffnet – dem Fotografen, der mit seinen Aufnahmen für die französische Vogue die Modefotografie grundstürzend verwandelte. Seitdem wird Mode beiläufig inszeniert, geht auf die Straße und macht Quatsch. Guy Bourdin in der Kunsthalle Talstraße, das heißt auch: französische Eleganz und Pariser Esprit. Aber es heißt noch viel mehr: ein Spiel mit Begehren und Eros, Liebe und Tod, und dann noch die gar nicht zufällige Begegnung von Werbung und Kunst in der Modefotografie.
    Autor: Meinhard Michael (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.08.2020Das Erste
  • Folge 29
    Angriff auf Frauen – Europäisches Gewaltschutzabkommen in Gefahr:
    Statistisch gesehen betrifft es jede dritte Frau weltweit: Eine von drei Frauen erlebt in ihrem Leben Gewalt. Und oft, meistens, kommt der Täter aus dem häuslichen Umfeld. Soweit, so bekannt – und so erschütternd. Was war es für ein Schritt zum Schutz von Frauen, als 2011 die Istanbul-Konvention vom Europarat angenommen wurde: ein Abkommen zur „Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“! Mittlerweile haben 46 Staaten die Konvention unterzeichnet, 34 der Unterzeichnerstaaten ratifiziert – doch jetzt will Polen aus der Konvention austreten.
    Zumindest wenn es nach dem Willen des Justizministers geht. Teile des Abkommens hätten „ideologischen Charakter“, behauptet der nationalkonservative Politiker. Ein neues Kapitel im polnischen Kulturkampf, möchte man meinen. Doch auch in der Türkei fordern konservative Kräfte die sofortige Kündigung des Abkommens: Die traditionelle Familie sei angeblich in Gefahr. Wie steht es um die Gleichberechtigung und körperliche Unversehrtheit von Frauen? Und wie kommt es zu diesem Rückschritt bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen? „ttt“ sucht nach Erklärungen.
    „Ich habe geliefert“ – Iris Berben zum 70. Geburtstag:
    Attraktiv, engagiert, vielfach geehrt: Iris Berben ist seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Frauen in der deutschen Film- und Fernsehbranche. Sie spielte in legendären Serien wie „Die himmlischen Schwestern“, „Sketch-Up“, „Rosa Roth“ sowie in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen. Sie ist eine öffentliche Figur, engagiert sich politisch, mischt sich ein, war Präsidentin der deutschen Filmakademie. Und sie gilt noch immer als eine der attraktivsten Frauen, auch wenn sie manchmal bewusst gegen dieses Image angespielt hat. Am 12. August wird Iris Berben 70 Jahre alt. Im Ersten gibt es aus diesem Anlass den Fernsehfilm „Mein Altweibersommer“ (12. August um 20:15 Uhr). Iris Berben spielt eine Frau, die im Leben noch einmal neu anfangen will. „ttt“ spricht mit der Ausnahme-Schauspielerin über ihre Karriere: „Ich habe geliefert“, sagt sie.
    „Sei kein Mann“ – JJ Bolas neue Vision von Männlichkeit:
    Er hat das Buch geschrieben, das er als Jugendlicher gern gelesen hätte: Denn Jungs stehen unter enormem Druck, einem Männlichkeits-Ideal zu entsprechen, bei dem Gefühle als Schwäche ausgelegt werden, sagt JJ Bola. Geboren in Kinshasa im Kongo, ist er als Kind nach London gekommen und wuchs dort in einer Brennpunktsiedlung auf. Er arbeitete als Sozialarbeiter mit Jugendlichen, die psychische Probleme haben. Obwohl Männer in unserer Gesellschaft die privilegierteren Positionen haben, leiden doch viele unter den starren Erwartungen, an denen manche zerbrechen. „Dasselbe System, das Männer in der Gesellschaft bevorzugt, ist am Ende auch das System, das sie einschränkt, ihr Wachstum hemmt und schließlich zu ihrer Zerstörung führt“, schreibt Bola. So werden mehr Männer als Frauen Gewalttäter und Selbstmord ist die häufigste Todesursache von Männern unter fünfunddreißig. Bolas Plädoyer „Sei kein Mann“ erscheint am 17. August.
    Große Wim Wenders-Retrospektive – Doku und Werkschau im Ersten:
    Sein Traum war Amerika und das amerikanische Kino. Wim Wenders aus Oberhausen wollte es mit den großen Regisseuren seiner Zunft aufnehmen. Aber seine Welt-Karriere machte er als europäischer Regisseur. Für Filme wie „Paris, Texas“, „Der Himmel über Berlin“ oder „The Million Dollar Hotel“ wurde er mit Preisen ausgezeichnet. Zu seinem 75. Geburtstag am 14. August zeigt Das Erste den neuen Dokumentarfilm „Wim Wenders, Desperado“ von Eric Friedler und Campino. Dazu gibt es eine große Werkschau mit zahlreichen Wenders-Filmen in der ARD Mediathek.
    Der Mann an der Harfe – Star-Musiker Xavier de Maistre:
    Die Harfe ist nicht unbedingt das richtige Instrument, wenn man als Musiker eine Solo-Karriere machen will. Und auch das Standard-Repertoire ist für sie sehr begrenzt. Der französische Harfenist Xavier de Maistre hat es trotzdem versucht – und Weltkarriere gemacht. Neben klassischen Kompositionen – z. B. von Debussy oder Smetana – spielt er auch Flamenco oder zeitgenössische Musik. Beim diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festival ist er „Porträtkünstler“. Wegen Corona mit weniger Auftritten als geplant, aber er spielt u. a. mit dem Mahler Chamber Orchestra oder Daniel Hope. Am 29. August wird de Maistre in der Elbphilharmonie auftreten, im Oktober erscheint sein neues Album mit Rolando Villazon. „ttt“ porträtiert den ungewöhnlichen Musiker. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.08.2020Das Erste
  • Folge 30
    Es sind äußerst außergewöhnliche Festspiele dieses Jahr. Zum 100. Jubiläum ist es aufgrund der Umstände eine Sensation, dass die Salzburger Festspiele überhaupt stattfinden.
    Bestandsaufnahme und Bilanz
    Der Intendant Markus Hinterhäuser erklärt, wie es möglich war, die Festspiele dieses Jahr stattfinden zu lassen. Natürlich geht das nur mit einem „modifiziertem“ Programm. „Große Chöre zum Beispiel waren nicht möglich“, so Hinterhäuser. Dass die Festspiele aber stattfinden, sei „ein starkes Zeichen“ für die Möglichkeit und Notwendigkeit von Kultur in dieser Zeit.
    Neben der aktuellen Situation zieht ttt auch eine Bilanz von 100 Jahren Salzburg: von den Anfängen um Max Reinhardt, über die Ära Karajan, bis zu den speziellen Salzburg-Darlings und Entdeckungen: 2002 etwa war das Anna Netrebko, 2018 Asmik Grigorian.
    Così fan tutte
    Alle machen es so, es gilt für jeden: Der Mensch ist verführbar! Das ist die Moral von Mozarts Oper. Eigentlich hatte man die Così gar nicht eingeplant, für das Jubiläumsjahr. Doch dann überlegte Markus Hinterhäuser gemeinsam mit dem Regisseur Christof Loy, was man – angesichts von Pandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen – vielleicht doch umsetzen könnte. Innerhalb weniger Minuten war die Idee geboren: Così fan tutte – um 45 Minuten gekürzt, ohne Pause – aber man spielt sie! Und wie: ein großartiges junges Ensemble, mit einer berückenden Elsa Dreisig als Fiordiligi an der Spitze. Die Wiener Philharmoniker brillieren unter der Nürnberger Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz – die erste Frau, die bei den Festspielen eine Oper dirigiert!
    Plötzlich alles anders – Der Jedermann
    Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes – es ist konstitutiv für die Salzburger Festspiele. Von Anfang an auf dem Programm, schien lange Zeit nur wesentlich: wer macht’s denn dieses Mal? Und wer ist seine Buhlschaft? Der Jedermann war mehr Event, als ernstgenommenes Stück. Und plötzlich, in diesem Jahr, ist er virulent wie lange Zeit nicht mehr. Mitten auf der Party, im prassenden Leben, schaut unvermittelt der Tod vorbei. Verhaltener wirkt Michael Sturmingers Inszenierung 2020 – wie ein Menetekel.
    Elektra
    Die Geschichte aus der griechischen Mythologie ist Familiendrama und Rachethriller. Nur konsequent, dass die Oper zum Jubiläumsjahr in Salzburg gegeben wird: Komponist Richard Strauss und Librettist Hugo von Hofmannsthal sind zwei der drei Begründer der Salzburger Festspiele. Der Dirigent und Strauss-Spezialist Franz Welser-Möst feierte hier vor zwei Jahren mit der „Salome“ einen grandiosen Erfolg und Sängerin Asmik Grigorian wurde mit dieser Rolle zum Weltstar. Auch 2020 ist Grigorian als Chrysothemis dabei, in der Titelrolle glänzt ihre Landsfrau Ausrine Stundyte. Finster, schwer und fulminant.
    Zdenek Adamec
    Der Wenzelsplatz ist ein zentraler Ort im Zentrum von Prag mit einer auch tragischen Tradition: seitdem sich dort 1969 der Student Jan Palach aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verbrannte, hat es auf dem Wenzelsplatz immer wieder Selbstverbrennungen zumeist junger Menschen gegeben – als Fanal gegen die Zustände. Weitgehend unbekannt ist die Tat von Zdenek Adamec, der 2003 dort starb. Literaturnobelpreisträger Peter Handke hat Adamec nun ein Stück gewidmet, ein kurzes dunkles Spätwerk – das wie ein Gesang wirkt, voller Bibel- und Literaturzitate und -paraphrasen. Ansatzlos wechselt hoher Ton mit Populärkultur, Kalauern und Nonsens. Harter Stoff – und es wäre kein Handke, wenn er nicht polarisieren würde. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.08.2020Das Erste
  • Folge 31
    Die geplanten Themen:
    Belarus vor dem Aufbruch – ein Stimmungsbericht
    Belarus, das kleine Land zwischen dem Westen und Russland hat in den 26 Jahren von Präsident Lukaschenkos Diktatur schon einige „Wahlen“ und Proteste dagegen erlebt. Seit dem 9. August 2020 ist alles anders: Belarus steht am Scheideweg – „ttt“ hat mit Künstlern vor Ort gesprochen, mit der Rocksängerin Rusja, mit dem Schriftsteller Wiktor Martinowitsch und mit Pawel Latuschko, der bis vor kurzem Generaldirektor des Nationaltheaters war, der aber – seit er sich öffentlich gegen seinen Präsidenten gestellt hatte, gefeuert wurde.
    Autor: Ulf Kalkreuth
    Zwischen Verzweiflung und Wut: Beiruts Kunstszene nach der Explosion
    Die Explosion am 4. August hat auch die Kunstszene in Beirut schwer getroffen: Das prächtige Sursock Museum, 2015 nach aufwändiger Renovierung wiedereröffnet, wurde stark beschädigt, Galerien und Ateliers zerstört, Künstler ihrer Lebensgrundlage beraubt. Nach dem Schock kommt nun die Wut: „Beirut stirbt“, sagt Schriftsteller Elias Khoury, „aber die Explosion war kein Unfall, kein Zufall – am 4. August explodierte die Wahrheit, die unsere korrupten Führer vertuschen wollten.“ „ttt“ hat ihn und andere Künstler in Beirut getroffen.
    Autor: Tim Evers
    Endstation Moria – wie Kunst hilft, zu überleben
    Wie lässt es sich leben, an einem Ort, an dem es kein fließendes Wasser gibt, an dem viele noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben, geschweige denn ein Bett, in dem sie schlafen können. Mehr als 15 000 Menschen leben so in Moria auf Lesbos. Wir treffen die Engländer Philippa und Eric Kempson, die das Kunstprojekt Hope ins Leben gerufen. Sie zeichnen, malen mit den Geflüchteten, wollen ihnen durch Kunst ein Stück Leben zurückgeben. Eine von ihnen ist die Junge Afghanin Attifa Akbari. ttt hat sie begleitet.
    Autorin: Nathalie Daiber
    Wiedereröffnung des Jüdischen Museums
    In dieser Woche wird die neue Dauerausstellung im Jüdische Museum in Berlin eröffnet. Die multimedial angelegte Schau versammelt zahlreiche Objekte, die der 1926 in Berlin geborene und 1937 emigrierte Rudi Leavor dem Museum gestiftet hat. ttt spricht mit ihm und der neuen Direktorin des Hauses Hetty Berg über das neugestaltete Jüdische Museum – und die Herausforderung, die diese Aufgabe mit sich bringt.
    Autor: Andreas Lueg
    Im Porträt – die Schriftstellerin Olga Grjasnowa
    Gerade erscheint ein neuer Roman von Olga Grjasnowa. „Der verlorene Sohn“ heißt er und in ihm erzählt Olga Grjasnowa von Jamalludin, dem Sohn eines mächtigen Imams, der im Kaukasischen Krieg den Russen als Geisel übergeben wird. Jamalludin wird an den Hof des Zaren gebracht, wächst in St. Petersburg auf. Beeindruckend kenntnisreich, packend und mit großer erzählerischer Wucht erzählt Olga Grjasnowa diese wahre Geschichte aus dem Kaukasischen Krieg. „ttt“ hat die Autorin, die in Baku geboren wurde und zu den erfolgreichsten Stimmen der gegenwärtigen Literatur gehört, getroffen.
    Autorin: Julia Riedhammer (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.08.2020Das Erste
  • Folge 32
    Deutsche TV-PremiereSo 30.08.2020Das Erste
  • Folge 33
    Die Corona-Leugner und die Demokratie
    Die Demonstrationen am Wochenende in Berlin wirkten bizarr: Gegner der Corona-Maßnahmen der Regierung protestierten neben Menschen, die glauben, die Welt werde von Kinderfressern beherrscht, neben tanzenden Hippies, Reichsbürgern und Nazis. Alle einte eine große Gereiztheit, eine brodelnde Wut auf die deutsche Corona-Politik. Besonders bizarr: Kaum ein anderes Land weltweit navigiert bisher so gut und großzügig durch die Krise. Auch im Ausland blickt man mit verständnislosem Staunen auf die selbsternannten Corona-Rebellen.
    Wurde am vergangenen Wochenende in Berlin das Demonstrationsrecht, ein hohes Gut unseres Grundgesetzes, missbraucht oder legitim beansprucht? Woher kommt diese Wut? Und wie umgehen mit Leuten, welche ihre demokratischen Rechte erklärtermaßen dazu benutzen wollen, die Demokratie abzuschaffen? ttt mit Stimmen der Berlinkorrespondentinnen Pascale Hugues (Frankreich), Linda Lund (Schweden) sowie dem Kommunikationsforscher Norbert Bolz und dem Politikwissenschaftler Götz Aly.
    Autor: Dennis Wagner
    Die 77. Filmfestspiele in Venedig
    Am Lido di Venezia ist vor ein paar Tage die 77. Ausgabe der Mostra Internazionale dell’Arte Cinematografica eröffnet worden. Und das kommt schon fast einem Wunder gleich. Denn Berlin brachte seine Berlinale noch gerade vor Corona über die Bühne, die Glamourshow an der Croisette in Cannes aber fiel bereits dem Virus zum Opfer. Und Venedigs Mostra, immer schon das intimste der großen Filmfestivals, wo man dicht an dicht im Palazzo del Cinema und in Freiluftarenen die Magie der bewegten Bilder feiert: Venedig schien auf dem Höhepunkt der Krise am Ende – wie die Filmwirtschaft, das Kino als öffentliches Spektakel selbst. Doch jetzt findet das Festival an der Lagune statt – unter Corona-Sicherheitsauflagen, die der Magie doch heftig zusetzen.
    Eröffnet wird die Mostra mit einem sehr persönlichen Dokumentarfilm, der im Frühjahr in der menschenleeren, von Touristen befreiten Stadt entstand: „Molecole“ zeigt bei aller Verlassenheit auch das Bild eines beinah utopischen Venedigs – einer Stadt, die mit sich und ihrer fragilen Schönheit zur Abwechslung allein ist, ein Open-Air-Museum, dessen (wenige) Bewohner einander wieder begegnen. ttt trifft den Regisseur des Films, Andrea Segre, Festivaldirektor Alberto Barbera und den Präsidenten der Biennale. Roberto Cicutto sieht in der Coronakrise eine Chance zum Umdenken, auch in der Serenissima, der äußerst unbeschwerten Stadt an der Lagune.
    Autor: Andreas Lueg
    Lang Lang und das Meisterwerk des Barock
    Eigentlich bewegt sich der Pianist Lang Lang im klassischen und romantischen Repertoire. Jetzt hat er, nach zwanzigjähriger Beschäftigung, das Meisterwerk der Barock-Musik, die legendären Goldberg-Variationen von J.S. Bach eingespielt, und zwar in gleich zwei Versionen: als Live-Lonzert in der Leipziger Thomas-Kirche und als ausgetüftelte Studioaufnahme. Natürlich hat er sich mit dem Meilenstein der Bachinterpretation, den Aufnahmen Glenn Goulds auseinandergesetzt. Dessen frühe Aufnahme der Goldberg-Variationen hat eine Länge von 38 Minuten, Lang Lang nimmt sich Zeit, seine Einspielung dauert 90 Minuten. ttt hat den Pianisten in Peking gesprochen, wohin er sich in der andauernden Corona-Pause zurückgezogen hat. Eigentlich wollte er in diesen Wochen mit seinem Bach-Programm auf Konzert-Tournee gehen. Wie erlebt der Künstler diese Zeit ohne Auftritte, ohne Publikum? Und wie erlebt er sein Heimatland China unter den Corona-Reglementierungen?
    Autor: Reinhold Jaretzky
    Body of Truth – über das Wesen des Körpers und der Kunst
    Nach ihrer Dokumentation über das Werk des Malers und Bildhauers Georg Baselitz (2013) widmet sich die Regisseurin Evelyn Schels in ihrem neuen Film der Arbeit von vier international renommierten Künstlerinnen. Marina Abramovic, Tochter eines jugoslawischen Partisanen, betreibt in ihren extremen Performances eine schmerzvolle Trauerarbeit, in dem sie ihren Körper an Grenzen bringt. Die iranische Foto- und Filmkünstlerin Shirin Neshat verhandelt in ihren Bildern die widersprüchliche islamische Gesellschaft und das Missverhältnis zwischen Mann und Frau.
    Die Israelin Sigalit Landau thematisiert den Nahostkonflikt vor ihrer eigenen Haustür, indem der allgegenwärtige Stacheldrahtzaun zu einem Hula-Hoop-Reifen wird, der um ihre Hüfte kreist. Der Körper wird zur Plattform, zum Symbol, zum „Schlachtfeld“, auf dem Politik, Religion, die eigene Biografie verhandelt werden. Über die Porträts der vier Künstlerinnen entwickelt sich „Body of Truth“ zu einer tiefgreifenden Studie über das Wesen des Körpers und der Kunst.
    Autor: Lutz Pehnert
    John Cage: Wie langsam ist „So langsam wie möglich“?
    Diese Frage stellt das Musikstück ORGAN²/​ASLSP, geschrieben von John Cage. Der US-amerikanische Komponist gehört zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, sein anarchisches Verständnis für Musik hat die Welt revolutioniert. Musik war für ihn das Leben der Klänge, ohne jedes Ziel. Jeder Klang soll nur sich selbst gehören und nicht der Idee des Komponisten unterworfen sein. Mit diesem Programm wurde John Cage zum Wegbereiter avantgardistischer Kunstbewegungen und gilt bis heute als einer der experimentierfreudigsten Künstler der Moderne. Das Stück ASLSP (as slow as possible) entstand als Orgelfassung 1987, bei der Uraufführung dauerte es eine knappe halbe Stunde.
    Doch war das wirklich so langsam wie möglich? In Halberstadt in Sachsen-Anhalt ist man dieser Frage nachgegangen und hat eine radikalere Interpretation gewählt. Seit 2001 wird das Stück von John Cage dort aufgeführt, die geplante Dauer: 639 Jahre. Durch diese extreme Ausdehnung wird jeder Klangwechsel zu einem großen Ereignis. Am 5. September, pünktlich zum Geburtstag von John Cage, steht erstmals seit sieben Jahren wieder ein solcher Klangwechsel an.
    Autorin: Simone Unger (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.09.2020Das Erste
  • Folge 34
    Der Finanzgigant „BlackRock“ – einflussreicher als jedes Unternehmen der Welt: „ttt“ spricht mit der ZEIT-Journalistin Heike Buchter über „BlackRock“ als nahezu unreguliertes Unternehmen, das längst viel mehr Aufmerksamkeit verdienen sollte, weil es mit seinen Anlagestrategien auch klimapolitische und soziale Fragen im weltweiten Maßstab beeinflusst. Jan Böhmermann ist zurück! Über digitale Aphorismen und kritischen Journalismus: „ttt“ will im Gespräch mit Böhmermann herausfinden, was das für ein Jahrzehnt war, das hinter uns liegt, wie eine gute Netzkultur und guter Journalismus gelingen können, und warum er das Internet unbedingt in ein Buch verwandeln wollte.
    Geist, Glamour, Abgründe – Die Pulitzer-Preisgekrönte Biografie „Sontag“ über Susan Sontags beeindruckendes Leben: „ttt“ spricht mit dem Biografen Benjamin Moser über Susan Sontag – das moralische Gewissen Amerikas, das 1968 den Vietnam-Krieg als Beobachterin erlebte, 1993 ins umkämpfte Sarajewo ging, 1989 beim Mauerfall in Berlin war und mit ihren Essays immer die Gegenwart erfassen wollte. Leben retten und Kunst gewinnen – Die UNO-Kunstlotterie „100 Künstler, eine Mission“: „ttt“ schaut sich in der Bonner Ausstellung um und fragt die teilnehmenden Künstler Trevor Paglen und Norbert Bisky, warum sie mit der Lotterie ein Zeichen setzen wollen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.09.2020Das Erste
  • Folge 35
    Die geplanten Themen:
    Trump, die Waldbrände und das Klima – Offene Worte des Schriftstellers T.C. Boyle
    Schreiben ist für ihn wie eine Sucht. Er gilt als Punk unter den amerikanischen Schriftstellern. Und als solcher findet er gerade auch zur derzeitigen Situation in den USA deutliche Worte. T.C. Boyle lebt mit seiner Familie in Kalifornien, dort, wo es jeden Herbst inzwischen brennt. Allein 25 Waldbrände gibt es derzeit in seinem Bundesstaat. Und was tut Donald Trump? Er kritisiert die Regierung Kaliforniens dafür, dass sie die Kiefernnadeln nicht genügend aus den Wäldern entfernt habe. Dabei gehören 57 Prozent der Fläche der Bundesregierung. Und die globale Erwärmung sei ja auch nicht schuld – so der Präsident. „ttt“ spricht mit T.C. Boyle über ein in mehrfacher Hinsicht gerade brennendes Land.
    30 Jahre Wiedervereinigung
    Deutschland ist seit dreißig Jahren wieder vereinigt. Doch noch immer ist nicht zusammengewachsen, was doch vermeintlich zusammen gehört: Fast alle Statistiken zur Lage der Nation, welche Aspekte sie auch aufgreifen, zeigen ein geteiltes Land. Ostdeutsch zu sein, wird vielerorts als zweitrangig empfunden, ostdeutsche Geschichte und Perspektiven sind im öffentlichen Diskurs weniger präsent. Doch was ist eigentlich ostdeutsch? „ttt“ spricht mit Menschen, denen es um ein differenziertes Bild der Ostdeutschen und deren Sichtbarkeit geht. Und fragt bei Thomas Oberender, geboren in Thüringen, damals noch DDR, heute Leiter der Berliner Festspiele und Autor des Buches „Empowerment Ost“, nach: Was ist schiefgelaufen, und was muss sich ändern?
    Kein Nachgeben in Belarus – Wie Künstlerinnen und Künstler die Protestbewegung unterstützen
    Mit harten Repressionen geht Präsident Alexander Lukaschenko gegen sein eigenes Volk vor. Doch der friedliche Protest auf der Straße hält an, Woche für Woche, trotz Verschleppung, Verhaftung und brutaler Einschüchterung. „ttt“ trifft mutige Künstlerinnen und Künstler, die die Revolution in Belarus unterstützen, wie die Jazz-Musikerin und Bassistin Ludmilla Krukovskaya oder den Maler Ales Puschkin, der mit Streetart-Aktionen die Gewalt der Lukaschenko-Regierung anprangert.
    Von wegen Gleichberechtigung! – Frauen im Kunstmarkt
    Das hat es lange nicht mehr gegeben: eine Kunstmesse, Galerienrundgänge – die Kunstwelt feiert sich selbst. Zum ersten Mal in Zeiten von Corona, in Berlin. Doch verdient haben dürften, wie so oft, nur die Männer. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 liegt der „Gender Pay Gap“ in der Berliner Kunstszene bei 28 Prozent, somit verdienen Künstlerinnen knapp ein Drittel weniger als Künstler. Was sind die Gründe? – fragt „ttt“, und wälzt sich durch Statistiken, spricht mit einer Hamburger Galeristin und der Künstlerin Angela Bulloch.
    Filmische Annäherung an Rainer Werner Fassbinder – „Enfant Terrible“ von Oskar Roehler
    Er ist eine Ikone des deutschen Films: Rainer Werner Fassbinder. Und seine Filme gingen Oskar Roehler so nah, haben ihn so berührt, dass er jetzt seinerseits einen Film über Fassbinder gemacht hat, eine große Verbeugung: „Enfant Terrible“ (Kinostart 1. Oktober). Roehler zeigt den legendären Filmemacher, sensationell gespielt von Oliver Masucci, ausschließlich in seinem hermetisch wirkenden mehr oder weniger privaten Kosmos, mit seinem Ensemble, bei der Arbeit. „ttt“ diskutiert, ob die filmische Annäherung an Fassbinder gelungen ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.09.2020Das Erste
  • Folge 36
    Geschlossene Gesellschaft: Mitten in Deutschland haben arabisch-stämmige Clans eine hochkriminelle Parallelwelt geschaffen – Das Buch „Die Macht der Clans“ gibt einen tiefen Einblick in ihre Strukturen und Machenschaften.
    As Long As You Are: Neues Album der amerikanischen Band „Future Islands“
    Wimmelbilder vom Strand: Der Strand ist seit Jahrzehnten Massimo Vitalis Welt. „ttt“ hat den italienischen Starfotografen in Düsseldorf getroffen.
    „I am Greta“: Dokumentarfilm über Greta Thunbergs Kampf für den Klimaschutz
    Düsterbusch lebt: Alexander Kühnes neuer Roman „Kummer im Westen“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.09.2020Das Erste
  • Folge 37
    Amerika am Abgrund: Vier Wochen vor der Wahl: Amerika brennt. Präsident Trump befeuert die Auseinandersetzungen, um bei seinen Wählern zu punkten. Mitten im Wahlkampf ist nun ein neues Buch erschienen: „Im Wahn – Die Amerikanische Katastrophe“. Zwei führende deutsche Journalisten, Stephan Lamby und Klaus Brinkbäumer, thematisieren darin die gespaltenen USA und die Auswirkungen für die Welt. Sie sagen: Hier stirbt die Demokratie! Gregg Segal: Mit seiner Fotoserie „Daily Bread“ ist der kalifornische Fotograf Gregg Segal berühmt geworden – er hat auf vier Kontinenten – von Los Angeles bis Kuala Lumpur – Kinder fotografiert, umgeben von ihrer wöchentlichen Ration Essen.
    Segal interessieren dabei, wie bei seinen anderen Fotoprojekten, nicht nur die Bilder selbst, sondern die Hintergründe der Menschen und die Auswirkungen der Globalisierung. Digitale Seele: Mit ihrem Dokumentarfilm „The Cleaners“ über die grauenhafte Schattenwelt der digitalen Zensur sozialer Netzwerke sind sie international bekannt geworden. Jetzt haben Grimmepreisträger Moritz Riesewieck und Hans Block ein Buch geschrieben, darüber, wie wir mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz unsterblich werden könnten.
    Was sind das für Menschen, sie sich digital verewigen wollen und wie geht das. „Die digitale Seele“ gibt Antworten auf die Fragen zu einem uralten Menschheitstraum – dem ewigen Leben. Wände I Walls: So heißt eine neue Ausstellung in Stuttgart (Kunstmuseum, StadtPalais und Hauptbahnhof), bei der internationale Künstler wie Bruce Nauman, Sol Le Witt, Monica Bonvicini, Mauricio Cattelan, etliche Sprayer und viele andere sich diesem sehr speziellen Thema widmen: Einschlüsse – Ausschlüsse – Schutz – Einsperrung. Hoffnung für die Welt: Fridays for Future ist eine wahrhaft erstaunliche Jugendbewegung – aber es nützt wenig, nur zu demonstrieren.
    Zumindest ist dies das Credo einer Reihe von jungen Menschen auf der ganzen Welt, die beschlossen haben: wir tun etwas Praktisches, um die Welt besser zu machen. Sie verwandeln Regenwasser mit Solarenergie in Trinkwasser, sie entwickeln Elektroautos, die sich selbst laden, bauen Luftfilter mit KI oder entwickeln ein Handyspiel zum Bäumepflanzen – ttt über ein erstaunliches gesellschaftliches Phänomen – eine weltweite Allianz von jungen Menschen, welche die Welt auf ganz pragmatisch-praktische Weise besser machen will. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.10.2020Das Erste
  • Folge 38
    Protokolle einer Flucht:
    Sie waren Kinder und Teenager, und sie haben das Grauen erlebt. Nicht einmal, sondern mehrfach, auf der Flucht aus Afghanistan, Syrien, Irak, Kongo, Somalia, Eritrea oder Nigeria. Sie sind geflohen vor Krieg, Folter, Armut und Menschenhandel in ihren Herkunftsländern, doch was sie auf der Flucht erleben, war oft eine Fortsetzung von traumatischen Erlebnissen. Die Psychologie hat dafür einen Fachbegriff: „Risikoakkumulation“. Damit ist nichts anderes gemeint, als dass solche Mehrfachtraumatisierungen zu einem Risiko für die Geflüchteten, aber auch für ihre Umwelt werden können. Zwei Jahre lang hat der Psychiater Martin Begemann die Erfahrungen dieser jungen Flüchtlinge akribisch genau protokolliert. Das Göttinger Max-Planck-Institut führte diese Befragungen in einem größeren Projekt durch, um herauszufinden, welche sogenannte Umweltfaktoren, also z.B. traumatische Erfahrungen, ein Leben aus der Bahn werfen können.
    Wann machen erlittene Traumata psychisch krank? Begemann befragte die jungen Erwachsenen – viele davon unbegleitete Minderjährige – in Asylunterkünften und Erstaufnahmelagern. Das Ergebnis ist ein Warnsignal: 40% dieser jungen Menschen haben so viele Risikofaktoren akkumuliert, dass sie gefährdet sind, in den nächsten Jahren psychisch zu erkranken – wenn nichts unternommen wird. Die Wissenschaftler verstehen ihr Projekt auch als ein Zeichen an Gesellschaft und Politik, sich des Problems der weltweiten Fluchtbewegungen endlich wirklich anzunehmen.
    Autorin: Brigitte Kleine
    Die Stimme des Regenwaldes – Die wahre Geschichte von Bruno Manser:
    Bruno Manser, ein junger Schweizer, dringt 1984 allein in den malaysischen Urwald vor. Dort begegnet er im Dickicht dem bislang abgeschottet lebenden Penan-Volk. Er beginnt mit diesem Volk zu leben, aber dessen Abgeschiedenheit ist bedroht: von der Tropenholz-Industrie. Als die Konfrontation unausweichlich wird, führt Manser es zum Kampf gegen die Abholzung der Urwälder. Das Schicksal von Bruno Manser hat nun sein Landsmann Niklaus Hilber im Spielfilm „Die Stimme des Regenwalds“ mitreißend verfilmt – mit vielen Laien-Darstellern und in der echten Penan-Sprache. Im Interview erzählt der Regisseur in Zürich über das schwierige Casting und die anschließenden kraftraubenden Dreharbeiten im Regenwald. Die Hauptrolle im Film spielt der Schweizer Schauspieler Sven Schelker und dies so authentisch, dass viele der Ureinwohner glaubten, in ihm Bruno Manser wiederzuerkennen. Der Umweltaktivist verschwand im Jahr 2000 unter mysteriösen Umständen im Dschungel.
    Autor: Norbert Kron
    Die lange Geschichte der „Wende“:
    Das Datum steht fest im Geschichtskalender der Deutschen: der 3. Oktober 1990, der Tag der deutschen Wiedervereinigung, knapp ein Jahr nach dem Mauerfall und der sogenannten „Wende“ in der DDR. Doch diese „Friedliche Revolution“ ist für Historiker mitnichten die Stunde Null der Wiedervereinigungsgeschichte. Ein Team von jungen Historikern arbeitet seit fünf Jahren an der „Langen Geschichte der Wende“ und blickt dabei nicht nur in die Transformationsprozesse nach diesem radikalen Systemwechsel, sondern bezieht auch die Zeit weit vor dem Mauerfall mit ein. Das Team betrachtete sozialwissenschaftliche Untersuchungen und Langzeitstudien der 80er und 90er erneut, vertiefte sich in Akten und führte Interviews mit Zeitzeugen – um die Ergebnisse auf einer Dialogreise durch den Osten erneut zu diskutieren.
    Ein Journalist und eine Fotografin haben ihre Arbeit begleitet und kommentiert. Die Forscher stellten fest, dass die Einstellungen der Menschen in der DDR zu Bildung, Leistung und Besitz trotz eines anderen Systems sich nicht wesentlich von den westdeutschen Einstellungen unterschieden. Das Team versucht die Umbrüche und Transformationen nicht so einfach, sondern so vielschichtig wie möglich zu erzählen. Ihre Zwischenergebnisse sind in „Die lange Gesichte der Wende“ nun erschienen. „ttt“ begleitet die Forscher auf ihrer Reise von Kleinmachnow nach Meiningen, wo sie einen Lehrer treffen, dem die Teilnahme an der Studie einen neuen Blick auf seine eigene Geschichte ermöglicht hat.
    Autor: Dennis Wagner
    Max Uhligs Arbeiten in der wiederaufgebauten Magdeburger Johanniskirche:
    Eines der Wahrzeichen des zweimal zerstörten Magdeburg ist die Johanneskirche. Im Zweiten Weltkrieg zerbombt, blieb sie lange Ruine, erst im Oktober 1999 war der Wiederaufbau abgeschlossen. In den letzten Jahren wurde sie als Kultur- und Kongresshalle genutzt. Jetzt hat der Dresdner Künstler Max Uhlig eine Reihe von raumhohen Kirchenfenstern geschaffen, die einerseits an die Brandkatastrophe erinnern und andererseits die Wiederauferstehung in einem wunderbaren Farbklang feiern. Seit 2014 hat Max Uhlig an den Fenstern gearbeitet, wir haben diese Arbeit begleitet und dürfen nun einen Blick auf das Ergebnis dieses langen Prozesses werfen.
    Autor: Meinhard Michael (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.10.2020Das Erste
  • Folge 39
    Schock, Trauer, Ratlosigkeit – Frankreich nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty
    Anlässlich des Prozesses gegen die Attentäter auf „Charlie Hebdo“ behandelt ein Geschichtslehrer das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht – und wird kurz darauf brutal umgebracht. Islamistischer Terror in Paris – vor fünf Jahren gegen eine Redaktion und heute gegen einen Lehrer. Die Polarisierung der Gesellschaft ist in Frankreich seitdem größer geworden, und die Politik ist kläglich daran gescheitert, dem Islamismus die Stirn zu bieten. Was sagen Pariser Imame zu dem Attentat? Und wer traut sich jetzt noch, als Lehrer und lehrerin kritisch über den Islam zu sprechen? „ttt“ trifft Patrick Pelloux, einen ehemaligen Charlie Hebdo-Mitarbeiter, einen Imam, der beim Freitagsgebet über Samuel Paty spricht und einen Geschichtslehrer, der in einem Pariser Vorort unterrichtet.
    Die deutsche Filmbranche und Corona – Droht ein Kinosterben?
    Große Blockbuster wie James Bond oder Batman werden verschoben, nur ein Bruchteil der Plätze darf belegt werden. Die Folgen der Corona-Pandemie treffen die Filmbranche hart: Ticketverkäufe und Umsätze sind eingebrochen, doch die Fixkosten bleiben. Die staatlichen Hilfen, beklagen einige Betreiber, reichen nicht, um die Verluste auszugleichen. Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen ist eine Besserung nicht abzusehen, und viele Zuschauer haben sich mittlerweile ans Streaming im Wohnzimmer gewöhnt. In den USA und in Großbritannien sollen bereits Hunderte Kinos geschlossen werden. „ttt“ fragt Vertreter der Filmbranche: Droht auch in Deutschland ein Kinosterben?
    Gegen die Angst – Bessere Stadtplanung für Frauen
    Es gibt sie in allen Städten: die wenig einsehbaren Ecken, die schlecht beleuchteten Unterführungen, die dunklen Parks. Orte, an denen Menschen unwohl wird, viele Frauen Angst bekommen. Tatsächlich fühlt sich kaum eine Frau sicher, wenn sie in Städten unterwegs ist – und das weltweit, wie eine aktuelle Studie von Plan International zeigt. Dabei braucht es gar nicht so viel, um vor allem das subjektive Sicherheitsempfinden zu verbessern: ausreichend Licht, mehr Übersichtlichkeit. Doch warum wird das in der Stadtplanung so wenig bedacht? „ttt“ begibt sich in den Lebensraum Großstadt, spürt der Angst nach, besucht die unwirtlichen Orte – und spricht mit Plan International sowie einer Stadtplanerin, die in Wien für gendergerechte Stadtentwicklung sorgt
    Vom Wiederaufbau zur Studentenrevolte – Der neue Roman von Christian Berkel
    Noch so ein schreibender Promi? Weit gefehlt. Christian Berkel ist Schauspieler – und er ist gleichzeitig ein guter Schriftsteller. In seinem ersten Roman „Der Apfelbaum“ hatte er die Geschichte seiner deutsch-jüdischen Familie erzählt und einen Bestseller gelandet. Jetzt hat er die Fortsetzung veröffentlicht: „Ada“, geschrieben aus der Perspektive einer Frau, einer für den Roman erfundenen Schwester. Sie wächst auf im Schweigen der 1950er Jahre, begehrt auf in den Sechzigern: Rolling Stones, Drogen, Studentenrevolte. Die Geschichte einer Frau auf der Suche nach einem besseren Leben – und nach ihrer wirklichen Identität zwischen Judentum und Christentum. Und gleichzeitig ist „Ada“ ein starker Roman über die deutsche Nachkriegszeit, die bis ins Heute nachwirkt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.2020Das Erste
  • Folge 40
    Demonstrationen gegen Abtreibungsgesetz in Polen
    Ein Gespenst geht um in Polen – es ist weiblich, jung und ruft lautstark: „Die Revolution ist eine Frau!“. Damit hatten die erzkonservativen Politiker im Sejm nicht gerechnet, als sie auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das verschärfte Abtreibungsgesetz einfach durchwinken wollten. „Das ist Krieg!“ skandieren Tausende Frauen und Männer seitdem Tag für Tag auf den Straßen Polens. Das Land erlebt einen heißen Herbst mit den größten Demonstrationen seit langem – gegen das Abtreibungsrecht und für eine moderne, offene Gesellschaft.
    Musik in Corona-Zeiten – STING und MELODY GARDOT nehmen ein Album auf
    Es ist natürlich vor allem ein Promotion-Event, das da – kurz vor der zweiten Corona-Welle – in einer Villa bei Florenz stattfindet: STING und MELODY GARDOT nehmen zusammen ein Musikvideo auf – der lange schon zum Weltmusiker und Regenwald-Aktivisten avancierte Ex-„Police“-Star und die gefeierte amerikanische Jazz-Chanteuse haben im November neue Alben am Start. Aber „Little Something“, so heißt das in Florenz verfilmte, gemeinsam vorgetragene Lied, ist auch der Versuch, der von COVID-19 gebeutelten Musikbranche ein Hoffnungslichtlein aufzustecken. Denn selbst Superstars, ihrer Auftrittsmöglichkeiten und ihres Live-Publikums beraubt, können einsam sein. Im „ttt“-Interview, am Ende eines langen Tages sprechen STING und MELODY GARDOT über das was sie groß gemacht hat.
    Gütliche Einigung mit dem Prinz von Preußen? Bund, Berlin und Brandenburg verhandeln noch ein Jahr mit den Hohenzollern
    Seit sechs Jahren nun schon streiten die Bundesregierung und Berlin und Brandenburg mit der Familie der Hohenzollern um Entschädigung für Immobilien und Kunstgegenstände. Die sowjetischen Besatzer hatten sie zwischen 1945 und 1949 enteignet. Es geht – so wird geschätzt – um einen bis zu dreistelligen Millionenbetrag. Und es geht um die entscheidende Frage, ob die Nachfahren des einstigen Kaisers überhaupt anspruchsberechtigt sind: Denn sollte der Streit vor Gericht landen, dann müsste dort entschieden werden, ob der abgedankte Kaiser und sein Sohn Kronprinz Wilhelm den Nazis „erheblichen Vorschub“ geleistet haben oder nicht. Wenn ja – dann wären die Hohenzollern „unwürdig“ entschädigt zu werden. So steht’s im Gesetz von 1994. Aber kann es eine gütliche Einigung geben in einem Streit, der in der Öffentlichkeit seit einem Jahr erbittert geführt wird?
    Lebensmelodien – Ben Nur Shalom und das Nimrod Ensemble
    In dem Projekt „Lebensmelodien“ geht es um Werke, die in der Zeit des Holocausts, zwischen 1933 und 1945 komponiert oder gesungen worden sind. Mehr als 300 Werke aus dieser Zeit will Nur Ben Shalom mit seinem Nimrod Ensemble in den kommenden Jahren aufführen und die Geschichten von den Menschen, die diese Melodien in den Ghettos oder Lagern gesungen haben, erzählen. Ben Nur Shalom kommt aus Israel und lebt in Berlin. Seine Lebensmelodien sind ein außergewöhnliches Projekt, unterstützt vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung. „ttt“ stellt einige dieser Lebensmelodien vor und spricht mit Nur Ben Shalom über Hoffnung, die Musik einem für einen kurzen Augenblick geben kann.
    Woman – Ein außergewöhnlicher Dokumentarfilm
    In dem Dokumentarfilm „Woman“ kommen Frauen aus der ganzen Welt zu Wort. Sie erzählen davon, wie sie mit ihrer Sexualität umgehen, was es heißt Mutter zu sein. Aber auch tabuisierte Themen wie häusliche Gewalt kommen zu Wort. „ttt“ hat die Filmemacher Yann Arthus-Bertrand und Anastasia Mikova getroffen. Wegen der Corona-Krise wird der Starttermin kurzfristig in den Dezember verschoben, wir durften den beeindruckenden Film dennoch vorher sehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.11.2020Das Erste
  • Folge 41
    Was für ein Thriller: Amerika hat gewählt und – verloren /​ Lockdown mit Nebenwirkungen: Was für die Kultur auf dem Spiel steht /​ Wegen Klimasünden vor Gericht: Andres Veiels Endzeit – Kammerspiel „Ökozid“ /​ Vergewaltigung als Kriegswaffe … (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.11.2020Das Erste
  • Folge 42
    Deutsche TV-PremiereSo 15.11.2020Das Erste
  • Folge 43
    Für eine bessere Zukunft – der Dokfilm „Morgen gehört uns“ Die kleinste Kooperativ-Bank der Welt existiert in Peru. Ihre Grundidee ist ökologisch und genial: Jeder Kontoinhaber zahlt jeden Monat mindestens sechs Kilogramm Altstoffe ein, die dann in Geldwert auf dem Konto verbucht werden. 3000 Kontoinhaber gibt es inzwischen. Geschäftsführer dieser Bank ist Jose Adolpho, gegründet hat er sie vor sechs Jahren – da war er sieben Jahre alt. Ihn und andere weltweit politisch und gesellschaftlich äußerst aktive Kinder hat der französische Journalist und Filmregisseur Gilles de Maistre für seinen Film „Morgen gehört uns“ bei ihrem Kampf gegen Armut, Obdachlosigkeit, Ungerechtigkeit, Kinderehen oder selbst für gewerkschaftliche Rechte von Kinderarbeitern begleitet.
    Der Regisseur, der in seinen 35 Schaffensjahren immer wieder die Not und den Missbrauch von Kindern angeklagt hatte, wollte diesmal einen optimistischen Film machen, einen der Mut macht. Tatsächlich haben sich in mehreren französischen Städten nach der Vorführung seines Films Kinder zu organisieren begonnen, um zum Beispiel Obdachlose mit Essen zu versorgen.
    Anfang Dezember soll der Film nun auch in die deutschen Kinos kommen. Wir haben mit dem Regisseur Gilles de Maistre an seinem aktuellen Aufenthaltsort, im Senegal, gesprochen. Autor: Dennis Wagner Paris und der Terror – Hilmar Klutes Roman „Oberkampf“ Das Jahr 2015 war das Jahr des Schreckens für Paris. Der islamistische Terror hielt nicht nur die Hauptstadt, sondern ganz Frankreich in Atem.
    Im Januar erschossen muslimische Terroristen fast die gesamte Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“, bei dem Angriff auf einen jüdischen Supermarkt kamen vier Geiseln ums Leben. Im November starben 130 Menschen bei Überfällen auf den Konzertsaal Bataclan und umliegende Cafés. Im Jahr 2015 spielt auch die Handlung von Hilmar Klutes Roman „Oberkampf“. Dessen Hauptfigur lässt sich in dem Pariser Amüsierviertel rund um die Rue Oberkampf nieder, wo die Anschläge passierten.
    Hautnah erlebt der Romanheld die Reaktionen der Menschen. Fünf Jahre später, im September, begann der Prozess gegen die Hintermänner der Tat. Zum Prozessbeginn druckte „Charlie Hebdo“ eine Ausgabe mit all den umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed, die in der Vergangenheit Kontroversen ausgelöst hatten. Gleichzeitig erschütterte eine Welle von Morden ganz Europa. Junge Muslime begingen Anschläge in Paris, Nizza, Dresden und Wien. Wie lässt sich der neue Terror erklären und wie kann man ihm begegnen? Müssen die europäischen Staaten mehr Härte zeigen? Oder gibt es alternative Wege der Terrorbekämpfung? Dazu äußern sich der Romanautor Hilmar Klute, die französische Terrorismus-Expertin Anne Giudicelli und der Philosoph und Essayist Pascal Bruckner.
    Alle gehen der Frage nach: Lassen sich die Ideen des Islam mit den liberalen Demokratien in Europa vereinbaren, und wenn ja, wie? Autorin: Hilka Sinning Love and politics – Neues von Soulsänger Aloe Blacc Aloe Blacc ist eine große Stimme im modernen amerikanischen Soul.
    Seine Musik: smooth, wohltuend und zugleich voller Verehrung für die GenreIkonen der schwarzen Musikgeschichte. Mit seinem Song „I Need a Dollar“ gelingt ihm 2010 ein internationaler Superhit. Musikalisch ist er eine Anlehnung an die Chain Gang- und Feldarbeitersongs der Sklaven in den USA, er erzählt vom Unglück, vom harten Leben am Rande der Gesellschaft. Ein politischer Künstler war Aloe Blacc, ein Kind einer Einwandererfamilie aus Panama, schon immer, auch wenn sein Soul so gar keine Scheu vor großen Pop-Gesten zu haben scheint „Es kommt nicht auf das Genre an – Musik kann immer die Kraft entwickeln, die Gesellschaft zu verändern.“ Mit „All Love Everything“ ist nun Aloe Blaccs neues Studioalbum erschienen.
    Wir haben den Künstler, der sich gerade in diesen Zeiten aktiv für die Rechte der People of Color in den USA einsetzt, in Berlin getroffen. Autor: Marcus Fitsch Begleiter der Moderne: Fotografien von Shunk-Kender Es ist zweifellos eine Entdeckung.
    Hinter dem Namen Shunk-Kender verstecken sich zwei: der in Leipzig geborene Harry Shunk (1924–2006) und der Ungar Janos Kender (1937–2009). Sie trafen sich 1957 in Paris. Sie waren Autodidakten und sie begannen, die Aktionen und die Kunst der jungen neuen Kunst zu fotografieren. Sie waren Partner im Leben und in der Arbeit, die sie bis zur Trennung 1973 mit vielen Künstlern zusammenbrachte, die heute berühmt sind: Von Niki de Saint Phalle bis Andy Warhol. Das Besondere der Fotografie der beiden, die sich entschlossen, als Produzenten gemeinsam als Shunk-Kender aufzutreten: Sie nahmen nicht nur die ungewöhnlichen, neuen, frechen Werke der Moderne auf und dokumentierten Ausstellungseröffnungen, sondern begleiteten die Künstler, sie nahmen an deren Leben teil – und fotografierten diese Bohème.
    So entstanden ab 1968 in New York viele einzigartige Beobachtungen. Als Harry Shunk 2006 starb, fanden sich in seiner Wohnung 200.000 Aufnahmen. Nach einer Ausstellung im Centre Pompidou ist eine Auswahl jetzt auch in Leipzig zu sehen. Autor: Meinhard Michael Im Internet unter www.DasErste.de/​ttt (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.11.2020Das Erste
  • Folge 44
    Die geplanten Themen:
    Masculinities: Männerbilder. Männerrollen.
    Kaum war die Gruppenausstellung Masculinities: Liberation through Photography eröffnet, musste sie wegen des zweiten Lockdowns schließen. Die Ausstellung im Berliner Gropiusbau, die demnächst wieder geöffnet werden soll, versammelt unter anderem Arbeiten von Laurie Anderson, Richard Avedon oder Wolfgang Tillmans und untersucht, auf welche Weise Männlichkeit seit den 1960er Jahren erlebt, performativ hergestellt und sozial konstruiert wird. Ausgehend von der Ausstellung widmet sich „ttt“ Männerbildern und Männerrollen. Natürlich gibt es den toxischen Mann – aggressiv und machtversessen. Das war, und ist, z.T. noch immer, die Realität. Aber auch ein längst zum Klischee erstarrtes Image. Zum Gesamtbild gehört ja noch vieles anderes: So sind Männer – in der Regel – das kindlichere Geschlecht! Das kindischere sowieso. Und sie sind (wir sprechen immer von Verallgemeinerungen) die wahren Romantiker. So könnte eine steile These lauten: Rettet die Männlichkeit, sonst töten wir die Romantik!
    Feuer der Freiheit
    Vor zwei Jahren gelang Wolfram Eilenberger mit „Zeit der Zauberer“ ein Scoop. Philosophie- und Zeitgeschichte erzählt in Portraits von vier prägenden Denkern (u. a. Heidegger, Wittgenstein) im Jahrzehnt nach dem ersten Weltkrieg. Das Buch wurde ein internationaler Bestseller. Nun legt Eilenberger nach: „Feuer der Freiheit“ erzählt von der „Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten“. Seine Geschichte von 1933 – 1943 nimmt diesmal vier Frauen in den Fokus. So unterschiedlich sie sind – von der Jeanne-d’Arc-haften Simone Weil bis zu Ayn Rand, einer Verfechterin des gesunden Egoismus – sie alle eint, dass sie als Denkerinnen und Autorinnen den Totalitarismus bekämpfen. Und Eilenberger gelingt abermals das Kunststück, aufregend und klug über Zeitläufe und die Entwicklung philosophischer Strömungen zu erzählen.
    Stirbt das Arthouse-Kino?
    Seit einem dreiviertel Jahr leidet die Kulturszene unter der Krise. Allerdings sind die Bedingungen für die Beteiligten äußerst unterschiedlich: öffentliche Bühnen oder Museen etwa werden naturgemäß weiterhin finanziert. Staatliche Subventionen bekommen auch die Programmkinos. Anders allerdings sieht es mit deren „Lieferanten“ aus: die Verleihfirmen erhalten bisher keine Corona-Unterstützung. Was die Major-Companies möglicherweise wegstecken können, ist für viele Verleiher im Mittelbau, die sich dem Arthouse-Film widmen, existenzbedrohend. Und wenn diese Firmen weg sind, sieht es düster aus – für ein gesamtes Kunstgenre: Die neuesten Special-Effects mögen aus dem Popcorn-Kino kommen, doch die großen Erzähl-Innovationen entwickelte fast immer das „Kunstkino“: Bergman, Godard, Ozu, Tarkowskij, die Dogma-Dänen – all das wäre nicht mehr möglich. Und auch für deutsche Filmemacher mit Anspruch wäre der Tod der Verleiher eine Katastrophe.
    Der Architekt Bernardo Bader
    Schönheit kann still sein. Und Stil frei von Effekthascherei. Die Häuser des österreichischen Architekten Bernardo Bader sind so: leise, intelligente Werke, die perfekt in die Landschaft passen. Viel Holz, innen sind seine Gebäude durchscheinend. Wunderbare, uneitle Architektur. Warum das so ist? Vielleicht auch, weil der Mann aus dem Bregenzerwald kommt, keine Tourismusgegend. Man geht hier nicht auf die zwölf. Bader entwirft einen Kindergarten, eine Kapelle; auch einen islamischen Friedhof – den einzigen in der Region – hat er gebaut. Leise Wunderwerke. Und Bader selbst ist: bescheidener Star. Eine Entdeckung.
    Unberechenbar – Harald Lesch über das Leben
    Der Physiker, Philosoph und Welterklärer Harald Lesch hat gemeinsam mit dem Theologen und Philosophen Thomas Schwartz ein Buch geschrieben – über: das Leben. Es ist ein wilder Ritt durch die Disziplinen, gescheit und klug und witzig. Natur- und Geisteswissenschaften werden abgeklopft. Lässig wird hier neben Goethe ‚Stepi‘ Stepanovic gestellt, eine Eintracht Frankfurt-Legende, mit seinem serbisch-hessischen Motto: „Lebbe geht weiter!“. Das Leben ist mehr als eine Gleichung – so der Untertitel des Buches. Es ist ein Essay – humorvoll und klug. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.11.2020Das Erste
  • Folge 45
    „Vor mir der Süden“: Pepe Danquarts Roadmovie auf den Spuren Pier Paolo Pasolinis /​ Mit Kunst gegen das Empire: Die rebellischen Singh Twins Schwestern aus Liverpool /​ Mit den Narben leben: Der Künstler Akram Zataari über die Zukunft des Libanon /​ … (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.12.2020Das Erste
  • Folge 46
    Fuck you, 2020! – Tschüss Dauerkrise, hallo radikale Hoffnung
    „ttt“ auf der Suche nach Hoffnung in einem Jahr wie diesem
    2020 hat vor allem den Menschen des Westens gezeigt: Wir sind verletzlich. Krankheit und Tod bedrohen uns, aber auch soziale Isolation. Unser scheinbar schnurrendes Wirtschaftssystem und sogar unsere so stabil geglaubten Demokratien zeigten sich in diesem Jahr verletzlich. Wer die Trostlosigkeit mit Zahlen belegt sehen will: Bei den Deutschen, die 2020 zwischen 30 und 59 Jahren alt sind, blicken laut dem Institut für Demoskopie Allensbach nur noch 22 Prozent optimistisch in die Zukunft. Vor einem Jahr war diese Zahl noch doppelt so hoch.
    Und ausgerechnet jetzt sollen die Zeichen auf Hoffnung stehen? Ja! Ein Impfstoff gegen Covid-19 ist in greifbare Nähe gerückt, die USA wählen Präsident Donald Trump ab und damit eine egoistische Politik, die spaltet und zerstört. Jetzt könnten die Zeichen auf Versöhnung und eine gemeinsame Zukunft stehen – voller Hoffnung! Oder? Was aber ist Hoffnung genau? Nur ein Gefühl? Ist sie brauchbar, jenseits der Sonntagsreden, in einer Welt wie dieser, in einem solchen Jahr?
    „ttt“ fragt dazu die Philosophinnen Susan Neiman und Claudia Blöser und spricht mit dem amerikanischen Philosophen Jonathan Lear, dessen Standardwerk „Radikale Hoffnung“ gerade auf den deutschen Bestsellerlisten steht.
    Außerdem bei „ttt“:
    Die Band der Stunde heißt SAULT – Politisch, wütend, mysteriös: Wer hinter der britischen Band steckt, ist unbekannt. Ihre Musik erscheint ohne Vorankündigung im Netz, kostenlos zum Download, ohne Videos, ohne Promo. „ttt“ hat SAULT trotzdem um ein Gespräch gebeten – und bekam immerhin eine offizielle Absage der Band. Welche Botschaften stecken in der Musik? „ttt“ hat sich auf Spurensuche begeben.
    „Law not War“ – Warum der 100-jährige Benjamin Ferencz sein Leben lang für Gerechtigkeit kämpft: Als Chefankläger in einem der Nürnberger Prozesse hat Ferencz 22 Nazis angeklagt für den Mord an mehr als einer Million Juden – und er hat sie alle überführt. Doch das reichte dem jungen Juristen nicht, er machte es sich zur Lebensaufgabe, für die Gründung eines Internationalen Gerichtshofs zu kämpfen. Das hat er nach vielen Jahren, 2002 geschafft. „ttt“ hat mit Ferencz in Florida über sein bewegtes Leben und seinen Kampf für Gerechtigkeit gesprochen – und warum er vor allem große Hoffnung in die junge Generation weltweit setzt.
    Das große Filmprojekt „Feinde“ von Bestsellerautor Ferdinand von Schirach – Recht versus Gewissen: In zwei Filmen – einer erzählt aus der Perspektive eines Polizisten, der ein entführtes Mädchen retten möchte, der andere aus der Perspektive eines ausgebufften Strafverteidigers – kreist Ferdinand von Schirach um die Frage: Wie weit darf man gehen für das vermeintlich Gute? Beide Filme sind am 3. Januar zeitgleich im Ersten sowie auf allen Dritten Programmen zu sehen. „ttt“ spricht mit Ferdinand von Schirach sowie den beiden Hauptdarstellern Klaus Maria Brandauer und Bjarne Mädel über die Frage: Heiligt der Zweck die Mittel? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.12.2020Das Erste

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