Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“!

Heute vor 55 Jahren lief die erste Ausgabe des ZDF-Fahndungsklassikers

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 20.10.2022, 17:00 Uhr

Eduard Zimmermann mit den Telefonistinnen der ersten „XY“-Sendung (l.). Der Mordfall Dr. Boll (r.) wird noch am Sendeabend geklärt.YouTube/​Screenshot

Eduard Zimmermann brachte es gleich mit seiner ersten Anmoderation auf den Punkt: „Den Bildschirm zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, das ist der Sinn unserer neuen Sendereihe, die ich Ihnen heute vorstellen möchte.“ Später bezeichnete Zimmermann diesen Satz als Realität gewordene Absicht, schließlich konnten noch am Sendeabend mehrere Fälle der ersten Ausgabe geklärt werden. Besonders kalt erwischte es einen gesuchten Betrüger, der als Vertreter mit minderwertigen Melkmaschinen über die Dörfer zog. Er wurde beim Kegeln verhaftet.

Der große Durchbruch gelang „XY“ dann aber fünf Folgen später, als der erste Mordfall geklärt werden konnte. Der Verleger Dr. Bernhard Boll überraschte in seinem Wochenendhaus in der Nähe von Wuppertal einen Einbrecher und wurde von ihm mit mehreren Axthieben erschlagen. Danach ging das Haus in Flammen auf. Bolls gestohlene Uhr führte die Ermittler noch am Abend der Sendung vom 7. Juni 1968 auf die richtige Spur. Ein älterer Herr erkannte sie wieder. Sie war ein Geschenk gewesen – vom eigenen Sohn. Stundenlang kämpfte der Vater mit sich, verständigte dann aber doch die Polizei.

So kannte man sie: Peter Nidetzky im Aufnahmestudio Wien (l.) und Konrad Toenz in der Zentrale der Stadtpolizei Zürich (r.).YouTube/​Screenshot

Bis zu 20 Millionen Zuschauer sehen die ersten „XY“-Sendungen alleine in der Bundesrepublik. Die Fahndungserfolge rufen zudem weitere Kooperationspartner auf den Plan. Ab der vierten Ausgabe vom März 1968 beteiligt sich das österreichische Fernsehen an „Aktenzeichen“, aus Wien berichtet der spätere ORF-Intendant Teddy Podgorski. Im Januar 1969 macht die Schweizer Beteiligung „XY“ endgültig zur Eurovisionssendung. Werner Vetterli meldet sich fortan live aus dem Hauptquartier der Stadtpolizei Zürich.

Zur Legende werden aber zwei andere Herren. Peter Nidetzky ist vom Dezember 1971 bis zum Dezember 2002 der Mann im ORF-Aufnahmestudio und tritt in dieser Zeit in 310 „XY“-Folgen auf – mehr als jeder andere Moderator. Konrad Toenz kommt im Januar 1976 ins „Aktenzeichen“-Team und fahndet vor einem mit dunklem Holz vertäfelten Hintergrund nach auffällig vielen Ausbrechern. Erst im September 1998 wird er von Stephan Schifferer abgelöst.

Der Versuch, das „XY“-Sendegebiet auch um die Niederlande zu erweitern, endet dagegen im Juli 1969 bereits nach nur einer Sendung.

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