Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“!

Heute vor 55 Jahren lief die erste Ausgabe des ZDF-Fahndungsklassikers

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 20.10.2022, 17:00 Uhr

Der Soldatenmord in Lebach (l.) bewegte die „XY“-Zuschauer ebenso wie der Vermisstenfall Christoph K. aus der Schweiz (r.).YouTube/​Screenshot

Im Januar 1969 schockiert der vierfache Soldatenmord von Lebach die Bevölkerung. Der Überfall auf das Munitionsdepot der Bundeswehr sollte den Tätern als Grundlage für Erpressungen im großen Stil dienen. In einem selbst für „XY“-Verhältnisse sehr drastischen Filmfall wird das Verbrechen vier Monate später nachgestellt. In dem Film fällt auch einer der Falschnamen der Täter: „Dr. Sardo“. Nach der „Aktenzeichen“-Sendung kommt der entscheidende Hinweis ausgerechnet von einer Wahrsagerin, die allerdings nicht von übernatürlichen Visionen berichtet. Vielmehr hatte sie den ominösen Dr. Sardo erkannt.

Bei der Klärung des Schicksals eines jungen Schweizers ist die Internationalität von „XY“ der Schlüssel zum Erfolg. Christoph K. brach im Juni 1972 mit seinem roten DKW zu einer Frankreichreise auf, von der er nicht mehr zurückkehrte. Lediglich eine Postkarte erreichte die Familie, in der auch von einem „Tramper und Häftling“ die Rede war, den er im Auto mitgenommen habe. Mehrere „XY“-Sendungen sind nötig, bis der Unbekannte mit Hilfe der Zuschauer identifiziert und festgenommen werden kann. Durch seine Angaben finden die Ermittler schließlich jenen Ort in Südfrankreich, wo Christoph K. getötet und begraben worden war.

Eduard Zimmermann mit den Tatwerkzeugen (l.) des unheimlichen Filmfalls „Akazienweg“ (r.)YouTube/​Screenshot

Als eine der letzten ZDF-Sendungen wird „Aktenzeichen XY …ungelöst“ ab Januar 1975 in Farbe ausgestrahlt. Eduard Zimmermann begrüßt die Zuschauer in einem neuen, in Beige- und Brauntönen gehaltenen Studio – eine Optik, die inzwischen legendär ist und die Fahndungssendung bis zum Abschied Zimmermanns im Herbst 1997 begleiten sollte.

Lange begleitet hat so manchen Zuschauer auch die schaurige Erinnerung an einen Filmfall, der im Januar 1977 über den Sender geht. In einer warmen Sommernacht wurden in einem Haus am Offenburger Akazienweg eine Mutter und ihre Tochter bestialisch ermordet. Regisseur Kurt Grimm, der in 30 Jahren über 900 Filmfälle für „XY“ inszenierte, macht die Vorgänge in der Reihenhaussiedlung zu einem eskalierenden Alptraum, der Zuschauer auch heute noch fassungslos zurücklässt. Eduard Zimmermann hat die entscheidenden Beweisstücke bei sich im Studio, ein „grauenhaftes Sortiment“ verbogener Gabeln und Messer. Erst zwei Jahre nach der Sendung kann der Fall geklärt werden, als sich der Täter einer befreundeten Familie anvertraut. Er wird schließlich zu 15 Jahren Haft verurteilt.

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