Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“!

Heute vor 55 Jahren lief die erste Ausgabe des ZDF-Fahndungsklassikers

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 20.10.2022, 17:00 Uhr

Annette Judt im Berliner Aufnahmestudio (l.). Der 13-jährige Schüler Stefan im „XY“-Filmfall vom Oktober 1992 (r.).YouTube/​Screenshot

Mit der Wiedervereinigung gewinnt „Aktenzeichen XY …ungelöst“ im Oktober 1990 den DFF als Koproduktionspartner. Aus einem weiteren Aufnahmestudio in Berlin-Adlershof berichtet Annette Judt über Kriminalfälle aus den neuen Bundesländern. Durch die bevorstehende Auflösung des DFF endet diese Zusammenarbeit aber bereits im Februar 1991 nach nur fünf Ausgaben. Um dem noch nicht ausgebauten Netz in der ehemligen DDR Rechnung zu tragen, wird stattdessen in Potsdam eine Telefonzentrale eingerichtet.

Im Oktober 1992 behandelt die Sendung den Mord an einem 13-jährigen Schüler, der mitten in der Nacht aus seinem Internat verschwunden war. Noch wissen weder „XY“-Macher noch Kripobeamte, dass sie es mit einer grausamen Mordserie zu tun haben. Ein stets schwarz maskierter Mann dringt in den nächsten zwölf Jahren immer wieder in Schullandheime, Zeltlager oder Kinderheime ein und vergeht sich dort an seinen Opfern. 2002 muss sich „Aktenzeichen“ mit einer weiteren Tat der Serie beschäftigen, dem Mordfall Dennis. Dem 2012 zu lebenslanger Haft verurteilten Täter werden mindestens drei Morde und über 40 Sexualdelikte zugeschrieben.

Das „schießwütige Phantom“ im „XY“-Film (l.). Ein Wirt wird von seinem letzten Gast ermordet (r.).YouTube/​Screenshot

Man lernt nicht aus! – so kommentiert Eduard Zimmermann ein „XY“-Ergebnis, das sich im Oktober 1994 sogar bereits vor der Ausstrahlung einstellt. Ein Unbekannter, der in Salzburgs Wäldern als „schießwütiges Phantom“ unterwegs war, hatte zuvor nicht länger nur auf Schilder und Mülltonnen, sondern auch auf Menschen gezielt. Ein deutscher Bergsteiger wurde bei dem Mordanschlag schwer verletzt, eine französische Familie konnte dem Kugelhagel nur knapp entkommen. Die Vorbereitungen für den Filmfall sind dem Täter nicht verborgen geblieben und so prahlte er in seinem Umfeld: „Am Freitag bin ich in ‚XY‘!“ Als die Gendarmerie davon Wind bekam, wurde er gemeinsam mit einem Komplizen festgenommen.

Im März 1997 nimmt „Aktenzeichen“ sein Publikum mit in eine Welt, die den meisten Zuschauern fremd und sicher auch etwas unverständlich sein wird (Zimmermann) – in die Sadomaso-Szene. Ein homosexueller Gastwirt aus dem niedersächsischen Bad Iburg lud einen späten Gast in seine Privatwohnung ein, wo er sich ein SM-Studio eingerichtet hatte. Im Verlauf der Nacht kam es dann zum Mord. Die Kripo konnte schließlich unabhängig von der Sendung einen 20-jährigen Bundeswehrsoldaten festnehmen, der auch ein Geständnis ablegte.

zurückweiter

weitere Meldungen