„In aller Freundschaft“-Urgestein Ursula Karusseit gestorben

DDR-Theaterikone und Volksschauspielerin wurde 79 Jahre alt

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 01.02.2019, 18:15 Uhr

Ursula Karusseit – Bild: MDR/Saxonia/Wernicke
Ursula Karusseit

Traurige Nachricht, insbesondere für Fans der Serie „In aller Freundschaft“: Ursula Karusseit ist tot. Die Schauspielerin, die in der DDR ihre Karriere begann, verstarb am 1. Februar 2019 im Alter von 79 Jahren in einem Berliner Krankenhaus an den Folgen eines Herzleidens. Dies bestätigte ihr Ehemann gegenüber der dpa. Karusseit gilt als eine der bekanntesten Persönlichkeiten des DDR-Theaters und des ostdeutschen Films.

Geboren wurde Ursula Karusseit am 2. August 1939 in Elbing im Regierungsbezirk Westpreußen der damaligen preußischen Provinz Ostpreußen. Aufgewachsen ist sie ab 1945 nach der Vertreibung in Parchim und in Gera. Sie absolvierte eine kaufmännische Lehre und arbeitete zunächst als Stenotypistin und Sekretärin. Nebenbei wirkte sie in einer Laienkabarettgruppe ihres Betriebes mit. Von 1960 bis 1962 absolvierte sie an der Staatlichen Schauspielschule Berlin-Schöneweide ihre Schauspielausbildung. Es folgten Engagements am Deutschen Theater Berlin und dem Maxim-Gorki-Theater. Viele Jahre war sie im Ensemble der Berliner Volksbühne fest angestellt. Zu Karusseits größten Erfolgen zählen das Stück „Der Drache“ am Deutschen Theater Berlin, wo sie die Elsa verkörperte, sowie ihre Darstellung der Shen Te in „Der gute Mensch von Sezuan“ an der Volksbühne.

1963 gab Karusseit ihr Filmdebüt in Lothar Bellags Fernsehfilm „Was Ihr wollt“. Enorme Popularität über die Grenzen der DDR hinaus erlangte sie mit ihrer Darstellung der Gertrud Habersaat im Mehrteiler „Wege übers Land“. Es folgten Hauptrollen in dem Vierteiler „Eva und Adam“, im antifaschistischen Filmepos „KLK an PTX – Die Rote Kapelle“, im Fünfteiler „Daniel Druskat“, in der TV-Serie „Märkische Chronik“ und im Märchen „Die vertauschte Königin“. Insgesamt spielte sie in mehr als 50 DFF- und DEFA-Filmen mit. Die Fachpresse überzeugte sie mit ihrem „Mutterwitz“ und ihrer „volksnahen, burschikosen Art“. Nach der Wiedervereinigung erhielt sie weitere Engagements im deutschen Fernsehen. Zu Karusseits bekanntesten Rollen zählt die der Charlotte Gauss in der ARD-Erfolgsserie „In aller Freundschaft“, in der sie seit dem Start im Jahr 1998 mitwirkte.

Abseits ihrer schauspielerischen Tätigkeiten lehrte Karusseit gelegentlich an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Zudem wirkte sie in Hörspielen mit und ging mit ihrem Bühnenprogramm „Jazz, Lyrik, Prosa“ auf Tour durch Deutschland.

1969 heiratete Ursula Karusseit den Theaterregisseur Benno Besson, den sie an der Volksbühne kennenlernte. Ihr gemeinsamer Sohn Pierre Besson kam 1967 auf die Welt und ist ebenfalls Schauspieler. 1998 heiratete sie in zweiter Ehe ihren langjährigen Lebensgefährten Johannes Wegner. 2009 erhielt sie die „Goldene Henne“ für ihr Lebenswerk. Zuletzt lebte sie in Senzig südlich von Berlin. Im März 2019 soll postum ein Buch von Karusseit mit dem Titel „Zugabe“ erscheinen, an dem sie vor ihrem Tod noch selbst gearbeitet hatte.

MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi: „Wir sind bestürzt über den Tod von Ursula Karusseit. Seit der ersten Folge von ‚In aller Freundschaft‘ vor 21 Jahren hat sie sich in die Herzen der Fans gespielt. Wir nehmen Abschied von einer großartigen Schauspielerin.“

MDR-Fernsehfilmchefin Jana Brandt: „Ursula Karusseit war nicht nur die gute Seele der Serie, sondern auch des ganzen Teams der ‚Sachsenklinik‘. Vor allem die jungen Kolleginnen und Kollegen begegneten der erfahrenen Schauspielerin mit großem Respekt. Wir trauern um eine Vollblutschauspielerin.“

Sven Sund, Geschäftsführer der Saxonia Media: „Schweren Herzens müssen wir von Ursula Karusseit Abschied nehmen. Das Team von ‚In aller Freundschaft‘ und die gesamte Saxonia Media sind fassungslos und unendlich traurig. ‚Usch‘ war das Herz des ganzen IaF-Teams.“

Bis Ende 2018 stand Ursula Karusseit für „In aller Freundschaft“ vor der Kamera. Ihren letzten Auftritt hat sie in Folge 847 („Perfekte Paare“), die 19. März im Ersten ausgestrahlt wird. Anlässlich des Todes ändert das MDR Fernsehen in den kommenden Tagen zu Ehren von Karusseit sein Programm:

Samstag, 2. Februar, 16:30 Uhr: „Brücken der Liebe“ (Film von 2002)
Sonntag, 3. Februar, 15:30 Uhr: „In aller Freundschaft“, Folge 489: „Späte Hochzeit“ (mit der Hochzeit von Charlotte und Otto aus dem Jahr 2010)
Dienstag, 5. Februar, 22:50 Uhr: „Polizeiruf 110“: „Abschiedslied für Linda“ (1987)
Donnerstag, 7. Februar, 22:35 Uhr: „Lebensläufe“: „Ursula Karusseit – Eine Vollblut-Schauspielerin“ (Porträt aus dem Jahr 2015)

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Es ist wirklich sehr schade. Sie war eine von wenigen Persönlichkeiten, die sich bei Interviews nicht verstellte. Ihr natürliches, bodenständiges Auftreten hat mir immer besonders gefallen. Von solchen Menschen sollte es im Deutschen Fernsehen viel mehr geben.
    • am via tvforen.de

      ...als ich von Ihrem Tod erfahren habe war ich sehr betroffen! Eine leidenschaftliche Schauspielerin. Schön, dass es hier doch noch einen Nachruf gibt!
      • am via tvforen.de

        Sie nur auf die Rolle der resoluten und sympatischen Charlotte, die Cafeteria- und Restaurantbetreiberin sowie Lebensgefährtin von "Otto" in der Arztserie war, zu reduzieren . damit würde man ihrer nicht gerecht werden. Ursula Karusseit war eine Vollblutschauspielerin, sowohl vor der Kamera als auch auf der Theaterbühne!

        Die 1938 in Ostpreussen geborene Schauspielerin war eine der bedeutesten Theater-Schauspielerinnen der DDR , trat aber auch in vielen DEFA Filmenauf und wurde auch nach der Wende in Westdeutschland eine beliebte und gern gesehen Schauspielerin.

        Zuletzt lebte sie in Senzig südlich von Berlin und heiratete 1998 in zweiter Ehe ihren langjährigen Lebensgefährten, den Beleuchtungstechniker Johannes Wegner. Sie starb am 1. Februar 2019 im Alter von 79 Jahren in einer Berliner Klinik an den Folgen eines Herzleidens. Im März 2019 soll postum unter dem Titel "Zugabe" ein Buch von ihr erscheinen, an dem sie zuletzt noch gearbeitet hatte.

        Ein grosser Verlust für die Bühne und das Fernsehen - und ein sehr sympathischer Mensch, der da von uns gegangen ist. R.I.P.
        • am via tvforen.de

          tiramisusi schrieb:
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          > Sie nur auf die Rolle der resoluten und
          > sympatischen Charlotte, die Cafeteria- und
          > Restaurantbetreiberin sowie Lebensgefährtin von
          > "Otto" in der Arztserie war, zu reduzieren . damit
          > würde man ihrer nicht gerecht werden. Ursula
          > Karusseit war eine Vollblutschauspielerin, sowohl
          > vor der Kamera als auch auf der Theaterbühne!
          >
          > Die 1938 in Ostpreussen geborene Schauspielerin
          > war eine der bedeutesten Theater-Schauspielerinnen
          > der DDR , trat aber auch in vielen DEFA Filmenauf
          > und wurde auch nach der Wende in Westdeutschland
          > eine beliebte und gern gesehen Schauspielerin.
          >
          > Zuletzt lebte sie in Senzig südlich von Berlin
          > und heiratete 1998 in zweiter Ehe ihren
          > langjährigen Lebensgefährten, den
          > Beleuchtungstechniker Johannes Wegner. Sie starb
          > am 1. Februar 2019 im Alter von 79 Jahren in einer
          > Berliner Klinik an den Folgen eines Herzleidens.
          > Im März 2019 soll postum unter dem Titel "Zugabe"
          > ein Buch von ihr erscheinen, an dem sie zuletzt
          > noch gearbeitet hatte.
          >
          > Ein grosser Verlust für die Bühne und das
          > Fernsehen - und ein sehr sympathischer Mensch, der
          > da von uns gegangen ist. R.I.P.


          Ich möchte mich deinem Beitrag ohne wenn und aber anschließen .
          Nachdenker
        • am via tvforen.de

          Da bin ich ganz bei Dir. Nicht umsonst hat sie bei auch etwa in "Wege übers Land" wirklich herausragend gespielt.

          Volle Zustimmung, liebe Tiramisusi!

          Möge sie in Frieden ruhen.


          Wicket

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