2015, Folge 16–30

  • Folge 16
    Andreas Nakic wird als uneheliches Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters gleich nach der Geburt von seiner Mutter zur Adoption freigegeben. Zeit seines Lebens ist er auf der Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung, bis er im Kung Fu seine innere Stabilität findet und sich mit 51 Jahren schließlich auf die Suche nach seiner Herkunft macht. Dabei erfährt er, dass seine Mutter immer nach ihm gesucht hat. Als Andreas Nakic mit 51 Jahren zum ersten Mal seine leibliche Mutter in den Arm nimmt, spürt er eine tiefe Verbundenheit mit der eigentlich Fremden.
    Bis vor kurzem hat er nur gewusst, dass seine Mutter ihn gleich nach der Geburt zur Adoption freigeben hat. Dass diese die Adoption kurz darauf rückgängig machen wollte und jahrelang nach ihm gesucht hat, davon wusste er nichts. Anfang der 60er-Jahre ist sein Vater als äthiopischer Austauschstudent in Denver/​USA. Dort lernt er Diane kennen und lieben. Als Diane schwanger wird, drängt ihr Vater sie, das uneheliche Kind zur Adoption freizugeben. Sie beugt sich dem Druck.
    Als sie ihre Entscheidung drei Monate später wieder rückgängig machen will, bekommt sie von der Adoptionsbehörde die Auskunft, ihr Sohn sei bereits in eine glückliche Familie vermittelt worden. Doch das ist eine Lüge. Andreas lebt in einem Kinderheim und verschiedenen Pflegefamilien, bevor er mit drei Jahren in eine streng-katholische Familie vermittelt wird, in der Prügel zum Alltag gehören. Wegen der Arbeit des Vaters zieht die Familie Ende der 60er-Jahre nach Deutschland. Andreas bricht die Schule ab, ist ständig auf der Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung.
    Erst mit 34 Jahren holt er das Abitur nach, beginnt ein Studium. Seine Leidenschaft für Kung Fu gibt ihm innere Ruhe und Selbstbewusstsein. Nach dem Scheitern seiner eigenen Ehe setzt Andreas sich mit seiner Herkunft auseinander und findet 2013 über das Internet seine leibliche Mutter. Im Frühjahr 2014 fliegt er zum ersten Mal zu ihr in die USA. Zusammen suchen sie nach einer Antwort auf die Frage, weshalb sie so lange getrennt sein mussten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.07.2015WDR
  • Folge 17
    Dr. Hummel schnallt ihr eine Gummimanschette um den Kopf, fixiert zwei Elektroden und fragt behutsam: „Sind sie bereit, Frau Engelke?“ Der Neurologe dreht den Regler auf, und Strom fließt durch die Schädeldecke direkt ins Gehirn. Nun soll sie Kopfrechnen – so schnell wie möglich. Resultat: Anke Engelke kann mit elektrischer Hirnstimulation schneller rechnen als ohne. Strom im Kopf – eine von vielen Optimierungsmethoden, an denen zurzeit geforscht wird. Schöner, schlauer, schneller und vor allem schlanker wollen wir sein.
    Der Drang, sich zu optimieren ist so groß wie nie. Doch darf er unser Leben bestimmen? Oder wäre es nicht besser, zufrieden mit dem zu sein, was nicht optimal ist – wir aber nur schwer ändern können? Ein grauer Werktag in Bonn. Anke Engelke baut einen Stand auf und malt ein Schild: Optimierungsstelle. Anke Engelke hört Ihnen zu. Sie lädt Menschen ein, mit ihr über den Wunsch nach Perfektion zu sprechen. Eins ist schnell klar: Schönheit und Schlankheit sind die große Themen.
    Wie aber schafft man es, sich gut zu finden? Mit allem Wenn und Aber? Der Versuch: Wir organisieren einen Workshop. Interessenten können sich melden. Der Plan: Die Haltung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sich selbst und ihren vermeintlichen Schwächen zu ändern. Mit Hilfe von Coaches. Andere Hilfsmittel wie Diäten und Schönheits-OPs sind streng verboten. Wird den Teilnehmern ein neuer Blick auf sich selbst gelingen? Bei der Commerzbank in Frankfurt melden sich Mitarbeiter freiwillig zu einer Challenge.
    Sie messen und vergleichen sich intern und weltweit mit anderen Firmenteams: Wer schafft die meisten Schritte? Die Daten werden gesammelt und verglichen. Was heute noch spielerisch daher kommt, kann in Zukunft Wirklichkeit für uns alle werden. Der Unternehmer Peter Ohnemus entwickelt eine Software, die Gesundheitsdaten misst, kontrolliert und auswertet. Er hat bereits begonnen, mit Krankenkassen zu kooperieren: „Wenn einer wirklich gesund lebt und sich gesund ernährt und sich vernünftig bewegt, dann ist das nicht fair, wenn diese Person genau die gleiche Krankenkassenprämie zahlt, wie einer, der jeden Tag 12 Bier trinkt, jeden Tag Pommes isst und 40 Zigaretten raucht.“ Was aber bedeutet das für die Unperfekten und Fehlbaren? Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn wir uns immer perfekter vermessen – und unsere Daten auch Dritten zugänglich machen? Anke Engelke spricht mit dem Zukunftsforscher Harald Welzer über die Folgen von Selbstoptimierung und Effizienzdenken.
    Sie trifft Menschen mit Down-Syndrom und deren Eltern, die mit den Auswirkungen von Perfektionsdrang und Leistungskampf leben müssen. Am Ende kommt Anke Engelke zu der Erkenntnis: „Kaum einer, den ich auf meiner Reise traf, war zufrieden mit sich, weder innen noch außen. Und ich dachte irgendwann: Sind wir hier alle auf Fehlersuche konditioniert?! Können wir nicht erkennen, dass wir jenseits all unserer vermeintlichen Fehler absolut ok sind? Da muss sich etwas ändern, sonst drehen wir durch vor lauter Selbstoptimierung!“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.08.2015WDR
  • Folge 18
    Deutsche TV-PremiereDo 03.09.2015WDR
  • Folge 19
    Immer wieder klammerte sich Erstklässlerin Magali morgens an die Heizung und brüllte, weil sie nicht in die Schule wollte. Schließlich ließen ihre Eltern sie zuhause. Mittlerweile ist Magali 14 und lernt mit ihrem Bruder seit vielen Jahren daheim – trotz Schulpflicht. Auch Jolanda (13) und ihre beiden Schwestern gehen nicht zur Schule. Sie sollen sich frei entfalten und lernen, was und wie sie es wollen, finden ihre Eltern. Die Kinder bekommen Lernmaterial und wenn sie wollen Unterstützung – der Rest ist ihre Sache.
    Und wenn sie nichts machen, wird das auch akzeptiert. Die 16-jährige Joy und ihre beiden Brüder besuchen ebenfalls keine Schule. Auch ihre Eltern finden das in Ordnung: Das Leben lehre sie, was sie wissen müssen. Weil in Deutschland Schulpflicht besteht, gehen alle drei Familien ein hohes Risiko ein, im schlimmsten Fall könnten ihnen die Kinder sogar weggenommen werden. Die Familien von Magali und Jolanda haben diese Angst nicht mehr ausgehalten und sind nach Frankreich gezogen. Sie wollen sich nicht mehr verstecken, die Kinder vormittags im Haus halten, sich von Nachbarn beobachtet fühlen und Angst haben, angezeigt zu werden.
    Ob Hip-Hop oder Klavierunterricht, Fußball oder Theater – in allen Familien werden die Kinder gefördert, so gut es geht. Aber sie werden nicht unterrichtet, denn die Eltern lehnen das deutsche Schulsystem für ihre Kinder ab. Nur in Magalis Familie gibt es regelmäßige Zeiten, in denen sie und ihr Bruder das lernen, was Gleichaltrigen in der Schule beigebracht wird. Magali hat sich jetzt sogar vorgenommen den Hauptschulabschluss zu machen.
    Sie will wissen, ob sie genau so viel kann wie ihre deutschen Freunde, die in die Schule gehen. „Menschen hautnah“ hat drei Freilerner-Familien begleitet. Normale Familien mit normalen Berufen, mit viel Zeit und Engagement für ihre Kinder und großem Vertrauen in deren natürlichen Fähigkeiten. Doch was lernt man ohne Schule? Genug für einen Abschluss oder vielleicht noch mehr? Und wie kommen die Kinder ohne die Freunde aus, die andere in der Schule kennenlernen, ohne das tägliche Miteinander mit Gleichaltrigen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.09.2015WDR
  • Folge 20
    Seit seinem Auftritt bei Günter Jauch Mitte April kennt ihn wohl halb Deutschland: Harald Höppner, Mitinitiator und Gesicht von „Sea Watch“. Höppner, seine Frau und ein Geschäftspartner wollten dem Sterben von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer nicht länger tatenlos zusehen. Anfang des Jahres legten sie 100.000 Euro zusammen und kauften einen alten Fischkutter. Ihr Ziel: Nach dem Umbau des Schiffs mit einer Crew von Freiwilligen in den Gewässern vor Libyen kreuzen und in Not geratenen Flüchtlingen helfen – mit Rettungswesten, medizinischer Versorgung und der Benachrichtigung der italienischen Seenotrettung. Anfangs wurde das Hilfsprojekt von vielen belächelt: Gut gewollt sei nicht gut gemacht – und die Flüchtlingshilfe auf hoher See sei nichts für Amateure.
    Es gab Zweifel, Auseinandersetzung und schlechte Presse. Kann die „Sea Watch“ wirklich konkret Menschenleben retten – oder geht es mehr um ein öffentliches Signal für eine bessere Flüchtlingspolitik? Peter Podjavorsek hat die Initiatoren der „Sea Watch“ von Anfang an begleitet. Ihren Frust miterlebt, wenn alles komplizierter war als erhofft. Er ist der erste Fernseh-Journalist, der mit seiner Kamera zwei Wochen lang die Geschehnisse an Bord des Rettungsschiffs beobachtete. Er war dabei, als die Crew innerhalb weniger Tage rund 600 Flüchtlinge rettete.
    Viele von ihnen wären möglicherweise auf hoher See ertrunken, denn im Einsatzgebiet der „Sea Watch“ nordöstlich von Tripolis fahren nur wenige andere Schiffe. Auch die Seenotrettung und die Marine war nicht vor Ort. Der Autor hat miterlebt, wie qualvoll für die Flüchtlinge, aber auch die Crew das lange Warten war, bis endlich Hilfe kam und die Flüchtlinge von der Rettungsinsel ins sichere Schiff steigen konnten. „Menschen hautnah“ hat die Freiwilligen um Harald Höppner und die Crew der ersten Rettungsfahrt über ein halbes Jahr lang begleitet. Es waren Monate harter Arbeit, zahlreicher Widerstände und der Ungewissheit, ob das Projekt je Erfolg haben würde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.09.2015WDR
  • Folge 21
    Vierzig Jahre lang sind die Brüder Sascha und Marcel ein Herz und eine Seele. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Marcel seit seiner Geburt schwer körperbehindert ist, weder sprechen noch laufen kann und seine Behinderung allen Familienmitgliedern einen großen Einsatz abverlangt. Nie hat Sascha seinen Bruder als Belastung wahrgenommen, nie hat er das Gefühl gehabt, in seinem Schatten zu stehen. Doch dann, am sechzigsten Geburtstag ihres Vaters, geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hätte: Der gesunde, hilfsbereite und jederzeit abrufbare Sascha stürzt in eine schwere psychische Krise, die ihn monatelang schachmatt setzt und seine Angehörigen ratlos zurück lässt.
    Was war passiert? Nach intensiven therapeutischen Gesprächen wird klar, dass die Anforderungen durch die Behinderung seines Bruders nicht spurlos an Sascha vorbei gegangen sind. Dass jetzt, wo die Eltern alt werden, ein ganz wichtiges Thema auf den Tisch muss, dem die Familie bisher ausgewichen ist: Wie soll es werden, wenn die Eltern einmal nicht mehr da sind? Was erwarten die Eltern und Marcel von Sascha? Soll er dann die ganze Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen? Wir begleiten die Familie über mehrere Monate in ihrem Diskussionsprozess.
    Die Doku zeigt eindrucksvoll, welche Stärke eine Familie entwickeln kann, wenn sie sich wichtigen bislang unausgesprochenen und schmerzhaften Themen offen stellt. Sie gibt einen Einblick in Grenzsituationen der Überforderung und zeigt gleichzeitig einfühlsam auch die besondere Nähe zwischen den beiden Brüdern. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.09.2015WDR
  • Folge 22
    „Meine Frau und ich waren oft im Ausland und wir haben viel Gastfreundschaft erlebt. Nun wollen wir davon etwas zurückgeben.“ Aus diesem Grund entscheiden sich der Berufsschullehrer Guido L. und seine Frau Marion, Flüchtlinge in ihrem Haus aufzunehmen. Die Stadt Saarbrücken vermittelt ihnen eine alleinstehende Syrerin mit zwei kleinen Kindern, gerade richtig für die separate Zwei-Zimmer-Wohnung im Haus des Ehepaars. Doch dann stellt sich heraus, dass Samar K. Zwillinge erwartet. Eine Überraschung für Marion und Guido – aber ein Zurück kommt für sie nicht in Frage.
    Zusammen mit ihren beiden Töchtern Miryam (5) und Judith (8) wollen sie mit der Syrerin Samar und ihren zukünftig vier Kindern eine Hausgemeinschaft bilden. Doch als dann auch noch Samars Mann Abdul auftaucht, ist klar: das Zusammenleben mit den Flüchtlingen wird ganz anders als geplant. „Menschen hautnah“ hat die private Flüchtlingshilfe der Saarbrücker Familie über Monate begleitet – ebenso wie das Engagement von Julia H. aus Laufersweiler im Hunsrück.
    Die 59-Jährige unterstützt drei junge Männer aus Somalia. „Inzwischen sagen sie Mama zu mir und hängen sehr an mir“, erzählt Julia. Für die drei Somalier hat sie in ihrem Dorf sogar ein kleines, altes Fachwerkhaus gekauft. Das haben sie gemeinsam über Wochen renoviert: die drei jungen Männer haben den Boden neu verlegt, Wände gestrichen, beim Einbau der Fenster angepackt. Vorher hatten die Somalier in einem Flüchtlingsheim in Büchenbeuren gewohnt, einem Dorf mit 1.500 Einwohnern. „ Schlimme Wohnverhältnisse herrschen dort, so würde man keinen Hund unterbringen“, meint Julia.
    Nun hat jeder der Drei im neuen Zuhause in Laufersweiler ein eigenes Zimmer und endlich etwas Privatsphäre. Auch wenn nicht alles so läuft, wie Julia es sich erhofft hat und der Einsatz für die Flüchtlinge sie manchmal überfordert, findet sie: „Ich hab drei neue, tolle Söhne, die ihre Liebe zeigen und fröhlich sind.“ Jetzt will die 59-Jährige einem der drei Somalier helfen, seine Frau und seine kleine Tochter nach Deutschland zu holen. Doch erst muss er hier ein Bleiberecht bekommen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.10.2015WDR
  • Folge 23
    „Wo soll Mama zukünftig wohnen?“ fragt sich die Hagenerin Susanne Braatz, als ihre an Parkinson erkrankte Mutter nicht mehr alleine leben kann, weil die Pflege immer aufwändiger wird. Ein Altenheim kommt für Braatz nicht in Frage, zu sehr fürchtet sie, dass die Mutter dort nicht gut genug versorgt wird. Die 50-Jährige sucht eine Wohnung in der Haagener Innenstadt und zwei ältere Mitbewohnerinnen – und gründet für ihre Mutter eine Senioren-WG, inklusive einer Rund um die Uhr-Betreuung durch Pflegekräfte. Eine WG für alte Menschen? Ungewöhnlich für Hagen, doch die Idee spricht sich herum und weitere Anfragen folgen.
    Als im gleichen Haus eine Wohnung frei wird, gründet Susanne Braatz eine zweite Wohngemeinschaft. Sie organisiert das Pflegepersonal, begleitet die Seniorinnen bei Arztbesuchen, sorgt für Unterhaltungsprogramm oder trocknet bei Bedarf auch mal Tränen. Der Job macht ihr Spaß, und so beschließt Braatz, eine weitere Wohngemeinschaft aufzumachen. Menschen hautnah hat die Hagenerin bei der Gründung dieser dritten WG begleitet. Mehr und mehr wird ihr Einsatz für die alten Bewohner zu einem Fulltime-Job, der Susanne Braatz immer wieder an ihre Grenzen bringt.
    Eine Krankenkasse ist mit dem Pflegegeld für eine der Seniorinnen im Rückstand, gleichzeitig droht die Stadt mit neuen Auflagen für die privaten WGs. Hinzu kommt Braatz’ Sorge um ihre Mutter, deren Gesundheitszustand sich immer weiter verschlechtert. Auch die Auswahl der Bewohner für die neue WG ist schwieriger als gedacht. Mehrmals besucht Susanne Braatz die Bewerber, um sie kennenzulernen und einzuschätzen. Wer wird am Ende in die WG einziehen? „Die große Aufgabe liegt darin, die Gruppe irgendwie so zusammen zu kriegen, dass es funktioniert“, so Braatz.
    Eine große Verantwortung, auch den Angehörigen gegenüber. Schließlich werden für den Umzug Wohnungen gekündigt und Haushalte aufgelöst – ein Zurück gibt es dann nicht mehr. Vorschnell hat Braatz eine Zusage gegeben, doch dann befürchtet sie, dass ein alter Herr zu Aggressivität neigt und sagt wieder ab. Ein harter Schlag für dessen Familie. Eine zukünftige Bewohnerin der neuen WG macht Braatz große Sorgen, weil sie sich von ihrer alten Wohnung nicht trennen will und große Angst vor dem Umzug hat. Und dann droht auch noch der Eröffnungstermin der neuen WG zu platzen, weil die Handwerker nicht fertig werden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.10.2015WDR
  • Folge 24
    Seit einem Sommerfest im Juni 2007 ihrer Trierer Fachhochschule wurde die Studentin Tanja Gräff vermisst. Die Polizei vermutet ein Gewaltverbrechen, doch die Ermittlungen führen zu keinem Ergebnis. Im Mai 2015 entdeckten Forstarbeiter ihre sterblichen Überreste am Fuße eines Abhangs. Die Mutter des Opfers hofft, dass der Tod ihrer Tochter geklärt werden kann. Eine filmische Spurensuche. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.10.2015WDR
  • Folge 25
    Eine Hebamme steht vor Gericht, angeklagt wegen Totschlags. Eltern waren zu ihr gekommen, weil sie ihr Kind nicht in einer Klinik bekommen wollten. Dies hatten Ärzte ihnen aber geraten. Denn das Baby hatte sich vor der Geburt gedreht und lag in einer sogenannten Beckenendlage, d.h. mit den Füßen nach unten. Die Hebamme und Ärztin Anna Rockel-Löhnhoff, die über lange Erfahrungen mit Beckenendlagen verfügt, übernahm die Geburt. Und es ging schief – auf die schlimmste Art, die sich Eltern vorstellen können: Das Kind war tot. Doch wer trägt die Schuld? Ist der Hebamme ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen? Oder war der Tod des Kindes nicht zu vermeiden? Das erste Mal wurde in Deutschland eine Hebamme wegen Totschlags angeklagt, weil bei einer Geburt ein Kind starb.
    Ärzte, Schwestern oder Hebammen, denen folgenschwere Fehler unterlaufen, mussten sich bisher – wenn überhaupt – wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Denn Totschlag erfordert Vorsatz. Den sah die Staatsanwältin in dem Gerichtsverfahren vor dem Dortmunder Landgericht gegeben: Die angeklagte Hebamme habe den Tod des Kindes „billigend in Kauf genommen“, um ihr Konzept einer Hausgeburt durchzuziehen.
    Einige Hausgeburtshebammen, die den Prozess verfolgten, bewerteten diesen Prozess als einen „weiteren Versuch, die Hausgeburtshilfe in Deutschland platt zu machen“ und an der Angeklagten ein Exempel zu statuieren. Die Gutachter aus Kliniken hingegen, die das Gericht befragte, bescheinigten der Hebamme und Ärztin unverantwortliches Handeln, schon allein, weil sie trotz Beckenendlage eine Hausgeburt durchgeführt hatte. Welchen Argumenten folgt das Gericht, wie wird es entscheiden – und wird sein Urteil Bestand haben? Die Autoren Lena Rumler und Florian von Stetten begleiten die Hebamme monatelang, die auf Anraten ihrer Anwälte vor Gericht schweigt.
    Wie schildert sie ihnen die Geburt mit dem dramatischen Ausgang? Handelte sie verantwortlich? Wie setzt sie sich mit den Argumenten von Staatsanwältin und Gutachtern auseinander? Das Team von „Menschen hautnah“ beobachtet die Angeklagte in ihrem Alltag während des langen Prozesses: Sie darf seit dieser dramatischen Geburt nicht mehr als Ärztin und Hebamme praktizieren, ihre Sorge um ihre berufliche und persönliche Zukunft sind ist groß, denn ihr droht eine mehr als sechsjährige Haftstrafe. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.10.2015WDR
  • Folge 26
    Seit 15 Jahren darf in Deutschland kein Kind mehr geschlagen werden. Körperliche Bestrafungen und auch seelische Grausamkeiten sind unzulässig. Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr rund 1,6 Millionen Kinder heftig geschlagen. Wie viele Kinder ab und zu den berühmten Klaps auf den Po bekommen, weiß man nicht. Warum aber schlagen Eltern? Und was machen Schläge mit Kindern? „Er rennt immer weg. Und ich kann ihm das hundertmal sagen, er rennt wieder weg. Das geht einfach nicht. Wenn ich ihm versuche, zu erklären, warum er jetzt nicht weglaufen darf, und er das trotzdem dann immer wieder tut, dann kriegt er eben einen auf den Hintern.“ Katrin hat zwei Kinder, sie sind drei und ein Jahre alt.
    Sie sind lebhaft und anstrengend. Wenn es gar nicht mehr geht, gibt es auch mal einen Klaps auf die Finger. Das ist für Katrin keine Gewalt, sondern eine erzieherische Maßnahme. So wie Katrin denken viele. Katrins Mann Tobias sieht das anders. Er ist als Kind von seinem Vater geprügelt worden. Er weiß, wie demütigend und verletzend das für ihn war. Er will seine Kinder nicht schlagen.
    Wenn es schwierig wird mit den Jungs, zieht er sich zurück. Und überlässt Katrin die Kinder. Wie schafft man es, seine Kinder nicht zu schlagen? Gesamtschule Gelsenkirchen. Eine Sozialpädagogin spricht mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen über das Thema Gewalt. Wie sich heraus stellt, haben alle Kinder dort schon mal einen Klaps bekommen und alle finden, sie hätten diesen Klaps verdient. Sie sagen aber auch, dass es sie verletzt, wenn die Eltern nicht mit ihnen sprechen, sondern sie schlagen. Und dass es sie traurig macht.
    Der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Professor Holger Ziegler hat 2013 etwa 900 Kinder und Jugendliche – aber auch ihre Eltern – befragen lassen. „Die große Mehrheit der geschlagenen Kinder ist unauffällig, unsichtbar, teilweise überangepasst. Das Problem ist, dass diese Kinder insbesondere von Institutionen ganz schnell aus dem Blick geraten. Es sind eher, wenn man es ein bisschen pointiert ausdrücken will, leidende und schweigende Opfer.“ Lukas hat nicht geschwiegen. Er ist aggressiv geworden.
    Hat gebrüllt, andere Kinder verprügelt, seine Mutter zur Weißglut gebracht. Bis sie nach ihrer Scheidung erfuhr, dass Lukas Vater den Jungen geschlagen hat. Hinter ihrem Rücken, regelmäßig und brutal. Lukas Ausbrüche dann waren auch sein Glück. Die Mutter suchte Hilfe für ihn und hat sie bekommen: Therapie für Lukas. Die Mutter sagt heute: „In den Köpfen der Menschen müsste sich etwas ändern. Ich meine, ich habe das hier im Freundeskreis ganz, ganz oft, dass es heiß, ja eine Ohrfeige schadet doch keinem usw. Wo ich mir denke, oh doch, glaubt mir, das schadet.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.11.2015WDR
  • Folge 27
    Es sind Momente, die sich einbrennen: Frauen, Männer und Kinder torkeln auf den Strand, sinken völlig erschöpft zu Boden. Ein Junge, der eigentlich zu „groß“ zum Weinen ist, heult hemmungslos. Wir sind am Strand von Lesbos, mitten in der Nacht. Ein Schlauchboot rutscht auf den Strand, ausgelegt für 30 Menschen, mit 60 Flüchtlingen völlig überladen. Schreie hallen durch die Dunkelheit. Alle sind klitschnass, es ist kalt und doch haben sie Glück in dieser Nacht. Die Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen sind, haben die gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Lesbos überlebt.
    Und: Diesmal sind Helfer vor Ort, wie das deutsch-iranische Ärztepaar Bita und Khalil Kermani aus Köln, die die Boote empfangen und den Menschen an Land helfen. Mitten im Chaos, umgeben von Wellen und schreienden Menschen: eine Frau mit einem vier Wochen alten Baby. „Es war unglaublich, sie zu sehen, wie sie das kleine, zerbrechliche Kind rüber gegeben hat“, erzählt Bita. Der Bruder ihres Mannes Khalil, der Schriftsteller Navid Kermani, hat kurz zuvor Lesbos besucht, die chaotischen Zustände erlebt.
    Er ruft Khalil und Bita an: „Ihr müsst kommen, ihr werdet hier gebraucht, vor allem als Ärzte.“ Das Paar überlegt nicht lange und bricht den gerade begonnenen Urlaub auf Kreta sofort ab. Tagelang versorgen sie die oft völlig entkräfteten Menschen medizinisch, geben ihnen zu essen und zu trinken oder nehmen sie einfach nur in den Arm. „Allein die Tatsache, dass wir hier mit anpacken konnten, hat mir emotional geholfen“, sagt Bita. „Es hat mir geholfen, nicht von der Trauer über das Schicksal dieser Menschen überwältigt zu werden.“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.11.2015WDR
  • Folge 28
    Vor drei Jahren haben wir Tenzin aus Tibet, Ramadan aus Somalia und Amir aus Afghanistan zum ersten Mal getroffen. Sie mussten als Jugendliche vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen – allein, ohne ihre Familien. Schwer traumatisiert und nach teils jahrelanger Flucht landeten sie in München und mit viel Glück wenig später an der „Schlau-Schule“, einer Schule für junge Flüchtlinge in München. Hier versuchen Schulleiter Michael Stenger, Lehrer und Sozialarbeiter jungen Asylbewerbern, die kein Deutsch sprechen, einen Schulabschluss zu ermöglichen – und damit eine Zukunft.
    Was ist aus Tenzin, Amir und Ramadan geworden? „Ich will eine gute Zukunft haben“, sagte Ramadan uns vor drei Jahren. „Ich habe viele Träume und ich will, dass sie sich erfüllen.“ Hat das geklappt? Konnten die drei ihre Hoffnungen auf ein normales Leben in Deutschland, das sie sich so sehr gewünscht haben, verwirklichen? Drei Jahre danach hat „Menschen hautnah“ die jungen Flüchtlinge wiedergetroffen. Amir würde gerne Schreiner werden, tut sich aber noch schwer mit der deutschen Sprache.
    Ramadan hat seine Ausbildung abgeschlossen und arbeitet jetzt als Betreuer in einer Erstaufnahmeeinrichtung für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Er will Deutschland auf diese Weise etwas zurückgeben. Tenzins Traum war seit der „Schlau-Schule“, Krankenschwester zu werden. Alle drei wollen selbstständig und unabhängig sein und niemandem auf der Tasche liegen. Aber Rückschläge und Sorgen, die Unsicherheit, hier bleiben zu dürfen, und die Einsamkeit fern von der Familie bestimmen immer noch ihr Leben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.12.2015WDR
  • Folge 29
    Der einjährige Bastian braucht eine Lebertransplantation. Sein Vater entscheidet sich spontan, ihm einen Teil der eigenen Leber zu spenden. Die Eltern haben Angst, dass er die Zeit auf der Warteliste für ein Fremdorgan nicht überleben wird und sind bereit, sich bedingungslos für ihren Sohn einzusetzen. „Was letztendlich mit mir passiert, wie lange ich krank bin, ist mir völlig egal – ob das jetzt 4 Wochen werden 8 oder 10 – Hauptsache der Lütte, das ist wichtig.“ Für Bastians Vater tritt die eigene Gesundheit kompromisslos in den Hintergrund.
    Doch eine solche Operation birgt nicht nur für das Kind Risiken – auch für den Elternteil, der spendet. Denn die Leber des Vaters muss für Bastians kleinen Körper geteilt werden. Der Eingriff ist hochkompliziert. Prof. Ulrich Baumann, Spezialist für Lebertransplantationen und Bastians behandelnder Arzt, kennt die Nöte der Eltern gut: „Gerade Eltern, Mütter oder Väter sind doch unter enormen Druck, ihr leidendes Kind zu sehen. Und wir sehen oft den Zwiespalt zwischen großer Angst, aber auch der kompromisslosen Bereitschaft, für das eigene Kind alles zu tun.“ Für Bastians Mutter bedeutet es, dass nicht nur ihr Kind, sondern auch ihr Mann zum Patient wird.
    Es kommt der Tag, an dem sie sich vor dem OP von den beiden Menschen verabschieden muss, die sie am meisten liebt. Wenn das eigene Kind schwer erkrankt, ist das für Eltern besonders schwierig. Die meisten Eltern würden alles tun, um ihr Kind zu retten. Gerade in Zeiten, in denen Fremdorgane immer knapper werden, rücken Lebendspenden mehr in den Vordergrund. Wenn Eltern körperlich in der Lage sind, ist es oft ihr dringlicher Wunsch mit einer Organspende das Leben ihres Kindes zu retten.
    Und wenn alles gut geht, so hat es Prof. Baumann erlebt, kann die Lebendspende Eltern und Kinder auf besondere Weise verbinden: „Auf der einen Seite sagen die Leute, es ist viel schlimmer, als wir erwartet haben. Auf der anderen Seite sagen sie später, das ist das Beste, was wir in unserem Leben gemacht haben – so unmittelbar für das eigene Kind da zu sein, hat sie ihr Leben lang beeinflusst.“ Aber was, wenn es nicht gut geht? Rita B. hat ihrer erwachsenen Tochter eine ihrer Nieren gespendet.
    Sie wollte ihr damit eine sichere Zukunft ohne Dialyse ermöglichen und sie davor bewahren, dass ihr Körper langsam vergiftet wird. Gerade Nierenpatienten überleben häufig die Wartezeit auf eine Fremdniere nicht. Durch die Organspende trägt die Tochter einen Teil ihrer Mutter in ihrem Körper. Für beide eine faszinierende Vorstellung, aber auch eine emotionale Bindung, die im Laufe der Jahre schwierig werden kann. Denn alles verläuft anders als erhofft … „Menschen hautnah“ hat zwei Familien während ihrer dramatischen Erfahrungen bei einer Lebendspende für das eigene Kind begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.12.2015WDR
  • Folge 30?
    An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt. Früher war er ein fröhliches Kind, unbeschwert, sorglos, frei. Dann ging irgendetwas furchtbar schief. In der Oberstufe am Gymnasium wird er krank, nicht körperlich, aber in seinem Kopf macht sich ein Nebel breit, alles wird immer dunkler. Er bekommt zwar einen guten Job bei einer Fluggesellschaft, lebt in Amsterdam. Und doch sieht er keinen anderen Ausweg mehr als den Selbstmord.
    An jenem Novembertag an den Bahngleisen ruft der Polizist einen Notarzt. Und rettet damit Viktors Leben. Als der im Krankenhaus erwacht und realisiert, dass er beide Beine verloren hat, ist seine Todessehnsucht stärker als zuvor. Er sucht Kontakt zu einem Dealer, um sich tödliche Drogen zu beschaffen. Doch als sie sich kennenlernen, freunden sie sich an, der Dealer sagt: „Von mir bekommst du nichts. Lebe!“ Susanne ist Ärztin und lebt mit ihren beiden Töchtern in Bochum. Vor drei Jahren findet sie ihren Ehemann tot auf.
    Er hat sich selbst erstickt, im Haus der Familie, direkt neben dem Zimmer der neunjährigen Kim. Er schreibt seinen Töchtern keinen Abschiedsbrief. Kim verliert nach dem Selbstmord des Vaters völlig den Boden unter den Füßen. Sie kommt in der Schule nicht mehr klar, denn da sind diese quälenden Fragen in ihrem Kopf: Warum hat er mir das angetan? Er hat doch immer gesagt, ich sei sein Engel? Hatte er mich doch nicht lieb? Die ältere Tochter Kira ist gerade zum Austauschjahr in Kanada, als der Vater sich umbringt.
    Sie will mit dem Selbstmord nichts zu tun haben. Daran sei nichts mehr zu ändern, es sei seine Entscheidung gewesen – und damit basta! Mutter Susanne fühlt sich oft ohnmächtig und hilflos mitten in dem Scherbenhaufen, der mal ihr Leben war. Mühsam und Schritt für Schritt kämpfen sie sich zurück in einen Alltag, der für alle einigermaßen erträglich ist. Jetzt ziehen sie in ein neues Haus, vielleicht wird es dann besser. Viktor hat mit Hilfe einer Psychologin realisiert, dass er eine Depression entwickelt hat, die er wahrscheinlich auch nie mehr los wird.
    Mit Medikamenten lässt sich die Krankheit aber einigermaßen kontrollieren. Er schreibt ein Buch „Die Geschichte meines Selbstmords – Und wie ich das Leben wiederfand“ – das hilft ihm. „Wenn ich heute auf den Bahnsteig komme, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich wirklich hier vor den heran rasenden Zug gesprungen bin. Echt erschreckend. Damals aber konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich habe nicht die anderen Leute gesehen, nicht den Lokführer! Heute kann ich sagen: Ein Glück, dass ich lebe!“ (Text: WDR)
    ursprünglich für den 12.11.2015 angekündigt

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