2016, Folge 1–16

  • Folge 1
    Eine Hebamme vertauscht im Krankenhaus zwei Babys. Vermutlich aus Unachtsamkeit, es ist der Geburtstag ihres eigenen Kindes und sie muss noch den Geburtstagskuchen backen. Für die beiden Neugeborenen Marianne und Marlies verändert sich in einem einzigen Moment ihr ganzes Leben. Das Mädchen aus der Westberliner Familie wächst in der DDR auf, das Mädchen aus der DDR in Westberlin. „Die kann gar nicht von Euch sein“ Dass die Geschichte von Marianne Jahrzehnte später eine Wendung erfährt, verdankt sie ihrer leiblichen Schwester Karin.
    Die hatte schon während ihrer Jugend in der Uckermark das Gefühl, dass die ein Jahr jüngere Marlies nicht zu ihr und ihrer Familie passt. Marlies war so ganz anders, hatte andere Interessen, andere Vorlieben als der Rest der Familie. Als Marlies etwa 12 Jahre alt war, hat ein Nachbar etwas ausgesprochen, an das sich Karin bis heute erinnert: „Die kann gar nicht von Euch sein.“ Dieser Satz hat Karin immer wieder beschäftigt. Während sie ihr Abitur machte und später studierte, hat ihre „Schwester“ Marlies nur mit großer Mühe 10 Schuljahre geschafft und mehrere Ausbildungen abgebrochen.
    Das Verhältnis der Schwestern wurde immer distanzierter. Marlies starb schließlich mit 48 Jahren an einer Krebserkrankung. Verlorene Kindheit Nach der Wiedervereinigung beginnt Karin zu recherchieren und findet den Namen des Kindes, das in der gleichen Nacht wie Marlies geboren wurde: Marianne! Schon bei ihrem ersten Treffen wissen beide: Wir sind Schwestern. Ein DNA-Test bringt später den offiziellen, medizinischen Beweis: Marianne wurde vertauscht – sie ist wirklich die Tochter von Karins Mutter.
    Was wäre aus ihrem Leben geworden, wäre sie nicht vertauscht worden? Diese Frage stellt sich Marianne immer wieder. Alkoholexzesse und schwerste Misshandlungen waren der Begleiter ihrer Kindheit und Jugend. Sie sagt: „Ich hatte keine Kindheit.“ Hätte sie ein glücklicheres Leben haben können? „Menschen hautnah“-Autorin Gabriele Jenk begleitet die Schwestern auf der Suche nach Mariannes verlorenem Leben. Erst während der Dreharbeiten erfährt Karin, wie schrecklich und grausam die Kindheit ihrer Schwester wirklich war. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.01.2016WDR
  • Folge 2
    Rufmord kann jeden treffen – heute mehr denn je. Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten, den Ruf anderer Menschen zu ruinieren. Gleichzeitig können es aber auch immer noch die „lieben“ Nachbarn sein, die schlecht über andere reden. Ist der Ruf erst einmal zerstört, kostet es sehr viel Zeit, Nerven und Geld, um seinen Ruf wiederherzustellen – manchmal gelingt es nie. Rufmord im Internet Gerd B. ist Opfer von Rufmord geworden. Seit 26 Jahren ist er als Geschäftsführer und Mitinhaber eines Finanzunternehmens tätig.
    2009 tauchen plötzlich im Netz diffamierende Einträge auf, welche ihn mit Anschuldigungen wie Kindesmissbrauch, rechtem Gedankengut und einer Stasi-Vergangenheit in Verbindung bringen. Gerd B. nimmt dies zunächst nicht ernst, mit der Zeit stellt er aber fest, dass seine Geschäfte immer weniger werden. Auch seine Frau Gaby wird in diesem Zusammenhang Opfer von Rufmord im Netz. Gerd B. schaltet einen Anwalt, einen Detektiv und einen sogenannten Reputationsmanager ein, um an den Täter heranzukommen.
    Gleichzeitig beklagt er erhebliche Geschäfts- und Kundenverluste. Gerd B. schätzt, dass er bisher einen finanziellen Schaden im zweistelligen Millionenbereich erlitten hat. Zudem geht es ihm gesundheitlich immer schlechter. Die Rufmordkampagne macht sein Leben zu einem Albtraum, aber Gerd B. kämpft weiter gegen die unsichtbaren Täter. Böse Gerüchte in der Nachbarschaft Welche Ausmaße böse Gerüchte in der Nachbarschaft haben können, zeigt ein Fall aus Gelsenkirchen.
    Helmut G. (61) lädt zwei Kinder aus der Nachbarschaft zum Eis ein und nimmt sie mit in seine Wohnung, um dort Eisflecken abzuwischen. In der Wohnung lebt er gemeinsam mit seinem erwachsenen Stiefsohn. Eine Nachbarin, die ihn und die Kinder beobachtet hatte, wird argwöhnisch und meldet den Vorfall der Polizei. Ein anderer Nachbar veröffentlicht ein Foto des Stiefsohns von Helmut G. auf Facebook. In Windeseile verbreitet sich die Nachricht im Netz, die Männer seien pädophil. Kurz danach versammelt sich eine Menschenmenge von 200 Leuten vor der Tür und will die Männer lynchen.
    Ist etwas dran an den Anschuldigungen? Die Kinder sagen, es sei nichts geschehen und die Polizei findet den Verdacht unbegründet. Sie kann die aufgebrachten Nachbarn aber kaum beruhigen. Die Männer leben von nun an mit einem Makel. Wie wehrt man sich gegen Vorverurteilungen, wie geht man mit Verleumdungen um? Was macht man, wenn sich Einträge im Internet nicht mehr löschen lassen? Menschen hautnah porträtiert Menschen, die Opfer von Rufmord geworden sind. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.01.2016WDR
  • Folge 3
    Als wir Julia Schmid vor drei Jahren kennen lernten, war sie völlig auf sich gestellt. Eine fleißige Schülerin vor dem Abitur mit drei Nebenjobs. Sie lebte allein und kämpfte sich ohne Unterstützung ihrer Familie durchs Leben. Ihr Ziel: das Abitur, und danach studieren. Julia möchte Richterin werden, sich für Gerechtigkeit einsetzen, die sie selbst nie erleben durfte. Sie wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und musste immer wieder ins Heim. Julia hat Zweifel, ob sie den Aufstieg schafft. Ihre Chancen stehen schlecht.
    Denn in Deutschland entscheidet immer noch die soziale Herkunft über die Karriere. Doch dann wird der Talentscout Suat Yilmaz von der Westfälischen Hochschule auf sie aufmerksam. Er unterstützt begabte SchülerInnen aus bildungsfernen Familien und setzt auf Julia. Gelingt ihr mit seiner Hilfe der Sprung an die Uni? In der ARD-Dokumentation 2013 „Du schaffst das! Ein Talentscout fördert Arbeiterkinder“ berichteten wir erstmals über Julia und die Arbeit von Suat Yilmaz. Die Politik hat reagiert. Das Bildungsministerium stellt nun jedes Jahr 6,5 Millionen Euro bereit, damit Talente wie Julia Schmid eine Chance für den Aufstieg bekommen.
    War Suat Yilmaz bis vor kurzem noch allein unterwegs im Kampf für mehr Bildungsgerechtigkeit, werden es in Zukunft 50 Talentscouts in Nordrhein-Westfalen sein. Drei Jahre lang begleiten wir Julia bei ihrem Kampf um ihren Traum von einem besseren Leben. Wir erleben Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen. Der Film zeigt, wie Engagement und langfristige Unterstützung eine Karriere beeinflussen können. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.01.2016WDR
  • Folge 4
    Seit über sechs Jahren dreht sich Susanas und Erics Leben um ihren mehrfach behinderten Sohn. In den ersten drei Tagen nach Lucas Geburt hatten bei ihm viele lebenswichtige Organe versagt. Die Neurologen stellten schwerste Hirnschäden fest. Die Ärzte prognostizieren: Wenn er überlebt, wird er sein Leben an die Decke starrend verbringen. Drei Wochen später fällen die Eltern – zusammen mit einem Ethikkonsil – die schwerste Entscheidung ihres Lebens: Ihr Sohn soll sterben dürfen. Als die Beatmungsgeräte ausgeschaltet sind, beginnt Luca selbständig zu atmen. Für das Paar beginnt ein Alltag im Ausnahmezustand: Ein Leben zwischen Arbeiten und Lucas Therapien.
    „Menschen hautnah“ hat das Paar schon einmal begleitet. Ein zweites Mal haben sich die AutorInnen Michaela Bruch und Klaus Bergner mit der Frage auf den Weg gemacht: Wie schaffen die beiden das bloß? Oft zerbricht eine Liebe an einem solchen Schicksal, nicht aber die von Susana und Eric. Jeder macht den anderen stark. Das Paar bewältigt das Trauma der Geburt ihres schwerstbehinderten Sohnes Luca – ihrem ersten Kind. Sie schaffen die Herausforderungen dieses schwierigen Alltags immer, weil sie „auf das reagieren, was da ist“. Das „was wäre wenn“ wird konsequent ausgeblendet.
    Ein Rezept für das Zusammenleben der beiden, bei denen das Schicksal einfach nicht Ruhe geben will? Susana ist wieder schwanger. Auch hier tauchen vor der Geburt Komplikationen auf, wieder läuft es nicht reibungslos für das Paar. Doch dann kommt Ihr zweiter Sohn Raphael gesund zur Welt. Die beiden erleben jetzt zum ersten Mal eine Art „normales“ Familienleben. Der kleine Raphael wächst zusammen mit Luca auf. Und Raphael geht völlig vorbehaltslos und liebevoll mit Luca um. Aber langsam merkt er: Luca ist anders. Und Luca muss lernen: Seine Eltern können sich jetzt nicht mehr nur um ihn kümmern.
    Ruhiger ist das Leben zu viert jedenfalls nicht geworden. Mitten in diesem aufwühlenden Alltag, entscheidet sich das Paar, ein neues Haus zu bauen, behindertengerecht für Lucas Zukunft. Auch das bringt zusätzlich Stress. Und dann ist da noch die Klage gegen das Krankenhaus, in dem Luca geboren wurde. Seine Eltern hinterfragen inzwischen, ob die Ärzte möglichweise eine Schuld an Lucas Behinderung trifft. Das alles schaffen Susana und Eric nur als Paar. Zwei Menschen, die wissen: Nur zusammen sind wir stark. Und dann schlägt das Schicksal wieder zu. Eric bekommt Krebs. Susana wagt es kaum zu denken: „Was ist, wenn er fehlt …?“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 28.01.2016WDR
  • Folge 5
    An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den vermeintlich Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt. Früher war Viktor ein unauffälliges Kind, scheinbar unbeschwert, sorglos, frei. Viktors Eltern bemerken bei ihrem Sohn zwar hin und wieder auffällige Verhaltensweisen, an eine schwere psychische Erkrankung denken sie aber zu keinem Zeitpunkt. In der Oberstufe am Gymnasium wird Viktor krank, nicht körperlich, aber in seinem Kopf macht sich ein Nebel breit, so beschreibt er es, alles wird immer dunkler.
    Ihm fällt es schwer, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Trotzdem schließt er sein Studium ab, bekommt einen guten Job bei einer Fluggesellschaft, lebt in Amsterdam. Selbständig, aber einsam. An einem Freitag im November beschließt er, sich zu töten. An jenem Tag an den Bahngleisen ruft der Polizist einen Notarzt. Und rettet damit Viktors Leben. Doch der kann zu diesem Zeitpunkt keineswegs dankbar sein, dass er gerettet wurde. Als er im Krankenhaus erwacht und realisiert, dass er beide Beine verloren hat, ist seine Todessehnsucht stärker als zuvor.
    Er bittet seinen Vater, ihm beim Sterben zu helfen, weil er selbst sich nicht mehr helfen kann: „Da habe ich gesagt: Ja, ich tue es für dich, unter Tränen.“ Der Vater verspricht seinem Sohn, ihm beim Sterben zu helfen und weiß doch, dass er dieses Versprechen nicht halten kann. Auch Viktor begreift irgendwann, dass er einen anderen Weg finden muss und sucht Kontakt zu einem Sterbehelfer, um sich tödliche Pillen zu beschaffen. Doch als sie sich kennenlernen, freunden sie sich an. Wim Driedonks, der ihm eigentlich beim Sterben helfen sollte, sagt: „Von mir bekommst du nichts.
    Lebe!“ Das bringt Viktor zum Umdenken, vielleicht hat Wim ja Recht? Mit Hilfe einer Psychologin realisiert Viktor in vielen Gesprächen und Sitzungen, dass er bereits als Schulkind eine Depression entwickelt hat, die er wahrscheinlich auch nie mehr los wird. Viktor leidet an der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer depressiven Erkrankung, die dafür sorgt, dass er keine Beziehung führen kann, dass er Aggressionen gegen sich selbst entwickelt.
    Was ihm hilft, sind Tabletten, die er sein Leben lang wird schlucken müssen. Heute kann Viktor Freundschaften pflegen und andere Menschen treffen und führt ein fast normales Leben. „Hätte ich das früher gekonnt, hätte ich keine Sekunde überlegt, mich vor einen Zug zu schmeißen“, sagt er. „Im Endeffekt wollte ich mir gar nicht das Leben nehmen. Ich wollte ein anderes Leben!“ Menschen Hautnah erzählt die Geschichte einer unerkannten Depression und wie diese fast zum Suizid führte. Heute kann Viktor sagen, dass er zum Glück mit seinem Suizidversuch scheiterte. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.03.2016WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 11.02.2016 angekündigt
  • Folge 6
    „Glück ist eigentlich so jeder Tag, an dem wir mit Keno noch lachen können“, sagt Karin Visser. „Wenn wir Fahrradfahren hat er Spaß, ist zufrieden und denkt nicht an die Krankheit.“ Karin Visser ist die Mutter des achtjährigen Keno, der an einer unheilbaren Krankheit leidet und sterben wird. Alles fängt mit einem Schielen an, dann sinken die Leistungen des Jungen in der Schule. Keno wird an den Augen operiert, aber sein Zustand verschlechtert sich weiter. Es folgen Untersuchungen, Tests. Schließlich kommt heraus, dass er an Adrenoleukodystrophie leidet. Die extrem seltene Erbkrankheit führt dazu, dass Kinder nach und nach nicht mehr sehen, hören und sprechen können.
    Sie verlieren alle Sinne und Fähigkeiten, können sich immer weniger bewegen, werden ans Bett gefesselt. Nach wenigen Jahren führt die Krankheit zum Tode. Eine Heilung ist nicht möglich. Keno und seine Mutter Karin müssen versuchen, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Über fünf Jahre hat „Menschen hautnah“-Autor Jan Schmitt die beiden auf ihrem Weg begleitet. Das Ergebnis ist ein zutiefst berührender Film über die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, über Momente und Zeiten des Glücks trotz allen Unglücks, aber auch über Verzweiflung und Verlust.
    Die Familie wird dabei aufgefangen und unterstützt von einem Team, das den Jungen palliativ betreut. Die Ärzte und Schwestern ermöglichen so, dass Keno zuhause bleiben kann und nicht in ein Krankenhaus muss. Sie lindern seine Schmerzen und erleichtern ihm und seiner Mutter das Leben, wo es geht. Und obwohl es einen gesetzlichen Anspruch auf Palliativversorgung gibt, wäre die Arbeit des Teams ohne Spenden nicht möglich. Das Geld der Krankenkassen allein reicht dafür nicht aus. Dank der Ärzte und Schwestern bleibt gerade in der Anfangszeit der Krankheit vieles möglich, etwa auch der gemeinsame Urlaub der Familie auf Norderney. Und Keno kämpft. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 25.02.2016WDR
  • Folge 7
    Sarah K. aus Köln ist im Oktober 2015 vier Tage lang in der Gewalt ihres Ex-Freundes. Dass sie noch lebt, verdankt Sarah K. ihrem Nachbarn, der die Polizei ruft. Ihr Freund hatte sie gefoltert, grün und blau geschlagen, ihr die Knochen gebrochen. Die Beamten treten schließlich die Tür ein und finden die 26-Jährige schwer verletzt auf dem Bett. Sie muss ins Krankenhaus. Den mutmaßlichen Täter führen die Polizisten in Handschellen ab, er sitzt seitdem in U-Haft. Markus ist nicht nur der Ex-Freund von Sarah K., sondern auch von Marion. Mit ihr hat er zwei Kinder. In unserem ersten Film „Krankhafte Liebe – eine Familie zerbricht“ haben wir am 2. Juli 2015 berichtet, wie Markus Marion zwei Jahre lang stalkt, bedroht und terrorisiert.
    Er will nicht akzeptieren, dass sich die Mutter seiner zwei Kinder von ihm trennt. Beinahe jede Nacht steht er vor dem Wohnhaus der kleinen Familie, bombardiert die Fenster mit Eiern und anderen Wurfgeschossen und versucht sogar, einen Brandsatz zu legen. Immer wieder steht Markus wegen seiner Taten vor Gericht. Ab April 2015 ist plötzlich Ruhe. Der Grund: Markus hat eine neue Liebe. Sie heißt Sarah. Zunächst verläuft die Beziehung gut. Doch im Juli eskaliert die Situation zum ersten Mal.
    Markus verprügelt seine Freundin weil er glaubt, sie habe ihn betrogen. Er traktiert die junge Frau mit Fäusten, tritt ihr in den Brustkorb, fesselt sie. In der Nacht gelingt Sarah K. die Flucht, die Polizei nimmt Markus fest und er kommt in U-Haft. Für zwei Wochen. Dann ist er wieder frei, trotz seines Vorstrafenregisters und der noch nicht verhandelten Gewalttaten gegenüber seiner Ex-Freundin Marion. Sarah K. verzeiht Markus, glaubt daran, dass jetzt alles besser wird und er eine Therapie macht: „Ich bin verliebt gewesen und wollte damals meinen Mann wiederhaben.
    Weil ich felsenfest davon überzeugt war, das kriegen wir hin.“ Das Jugendamt nimmt ihr daraufhin die Kinder aus einer früheren Beziehung weg. Sarah K. schmiedet Hochzeitspläne. Doch Markus bleibt hochaggressiv und gefährlich. Anfang Oktober dann die zweite Eskalation: Es kommt zu Folter und Gewalt, die Sarah fast das Leben gekostet hätten. In unserem Menschen Hautnah „Krankhafte Liebe Teil II“ geht Autorin Diana Ahrabian der Frage nach, ob die Justiz im Fall Markus versagt hat oder ob das derzeitige Stalkinggesetz nicht ausreicht. Fest steht: Beiden Frauen mussten Furchtbares erleiden, weil sie vor Markus nicht geschützt wurden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.02.2016WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 03.03.2016 angekündigt
  • Folge 8
    Die Familien der Opfer, ein Jahr danach Vor einem Jahr ereignete sich die schrecklichste Katastrophe der deutschen Luftfahrtgeschichte: Der Co-Pilot einer Germanwings-Maschine steuerte gegen einen Berg in den französischen Alpen und riss 149 Menschen mit in den Tod. 64 Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen. Viele ihrer Angehörigen bekommen auch heute noch psychologische Hilfe. Sie können nicht über ihre Trauer sprechen. Andere schaffen es, den Alltag wieder zu leben. „Menschen hautnah“-Autorin Justine Rosenkranz hat einige Angehörige getroffen, die von den Menschen erzählen wollen, die sie verloren haben.
    Hintergrundinformationen: Vor einem Jahr ereignete sich die schrecklichste Katastrophe der deutschen Luftfahrtgeschichte: Der Co-Pilot einer Germanwings-Maschine steuerte gegen einen Berg in den französischen Alpen und riss 149 Menschen mit in den Tod. 64 Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen. Viele ihrer Angehörigen bekommen auch heute noch psychologische Hilfe. Sie können nicht über ihre Trauer sprechen. Andere schaffen es, den Alltag wieder zu leben. „Menschen hautnah“-Autorin Justine Rosenkranz hat einige Angehörige getroffen, die von den Menschen erzählen wollen, die sie verloren haben.
    Auch eine Familie aus Haltern gehört dazu, der Stadt, die den Tod einer ganzen Gruppe von Schülerinnen und Schülern zu beklagen hat. Jeden Tag fehlt sie, die 16-jährige Tochter. Aber mittlerweile können die Eltern von den schönen Dingen erzählen, die sie gemeinsam erlebt haben. Und davon, wie viel Hilfe sie erfahren haben – von den Freunden, den Nachbarn, der Familie. Von Menschen, die einfach da waren, die Kuchen gebracht und zugehört haben. Die Familie berichtet vom ersten Geburtstag der Tochter ohne sie.
    Sie haben trotzdem all ihre Freundinnen eingeladen – und der Tag konnte dann doch auch schön werden. Sie sei froh, dass sie und ihre Tochter so viele Dinge gemeinsam erlebt hätten, erzählt die Mutter. Und wenn sie im Zimmer der Tochter sitzt, mit all den Fotos ihres glücklichen, lachenden Kindes, dann fühlt sie sich ihr ganz nah und dann kann sie den schlimmen Verlust am ehesten ertragen. Eine andere nordrhein-westfälische Familie hat das vergangene Jahr anders erlebt. Wenige Freunde sind gekommen, wenige Nachbarn.
    „Mit meinem Mann bin auch ich gestorben“, sagt die Ehefrau. Zehn Jahre ist sie mit ihm zusammen durch die Welt gereist, nachdem ihre beiden Söhne aus dem Haus waren. Auch in Barcelona war sie bei ihm. Doch sie kehrte eine Woche früher nach Hause zurück, weil ihre Mutter Geburtstag hatte. „Ohne mich wirst du schon nicht sterben“, hatte sie ihm noch gesagt. So oft wie möglich will sie nach Frankreich fliegen, nicht nur jetzt zum Jahrestag. Denn da oben in den Bergen, da sei sie ihrem Mann ganz nah. Die Seelen seien dort geblieben, da ist sich die Ehefrau sicher. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.03.2016WDR
  • Folge 9
    Marion und Tobias heiraten – obwohl Tobias das früher nie wollte. Marion schon, für sie ist Heiraten wie ein Bild, das fertig wird. Tobias glaubt, dass es keinen Unterschied macht, ob sie nur zusammen leben oder heiraten. Marion möchte genau diesen Unterschied: „Mein Mann klingt halt irgendwie erwachsener und irgendwie auch authentischer als mein Freund.“ Jetzt stehen die beiden kurz vor dem vielleicht wichtigsten Tag ihres Lebens. Marion und Tobias sind eines von drei Paaren, die „Menschen hautnah“-Autorin Julia Horn für ihren Film übers Heiraten begleitet hat. Auch Sonja und André gehören dazu. Ihre Hochzeit war bereits vor fünf Jahren – und die rosaroten Flitterwolken sind schon längst weitergezogen.
    Sie haben zwei kleine Kinder und stecken mittendrin im Ehealltag – mit all seinen Herausforderungen. Hilft das Verheiratet-Sein bei der Bewältigung von Krisen? „Es trägt dazu bei“, sagt Sonja. Die Hochzeit ist für sie einer der Momente, „an den man dann denkt, wenn es schwierig wird und weiß, wir haben uns das mal versprochen, dass wir für immer zusammen bleiben wollen.“ „Heiraten? Ja! Aber warum?“ gewährt tiefe und auch ungewöhnliche Einblicke in drei Eheleben, erzählt von Hoffnungen und von Zweifeln und fragt nach dem großen Sinn.
    Offen und ungeschminkt schildern drei Paare die Geschichte ihrer Beziehung – und den Tag ihrer Hochzeit. Fotograf Steffen Böttcher hat an diesem besonderen Tag schon hunderte Paare begleitet. Bei Sonja und André war er sogar in den Flitterwochen dabei. Entstanden sind ungewöhnliche Fotos: „Ich versuche, die Beziehung herauszulesen, versuche zu gucken, was ist den Paaren wichtig. Und dann versuche ich, genau das festzuhalten. Das finde ich schön.“ So sind seine Fotos für die Paare mehr als nur eine Erinnerung. Das dritte Paar im Film sind Irmtraud und Wolfgang.
    Geheiratet haben sie vor 50 Jahren, weil sie sich nicht mehr heimlich bei den Kaninchenställen treffen wollten. Dort schmiedeten sie Pläne für die Zukunft – und alles ist wahr geworden: Ein Haus, zwei Kinder und gemeinsam alt werden. Zur Goldenen Hochzeit schreibt Irmtraud Wolfgang einen Brief. Darin zählt sie auch die vielen Gegensätze auf, die sie als Paar ausmachen. Warum es trotzdem geklappt hat? „Das ist das, wo man Toleranz zu sagt“, meint Irmtraud. „Der eine lässt den anderen er selber sein, ohne ihn umzuerziehen. Ich glaube, das haben wir am Anfang der Ehe oft gemacht, aber irgendwann denkt man, lass ihn doch so, wie er ist. So ist er doch richtig.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.03.2016WDR
  • Folge 10
    „Ich hab Medizin studiert, um Menschen zu helfen, und dann dachte ich plötzlich, jetzt hast du vielleicht jemanden umgebracht“. Klara S. ist 25 Jahre alt und Ärztin an einem Krankenhaus Sie ist Berufsanfängerin, erst seit sechs Monaten im Job und hat trotzdem eine ganze Station zu betreuen. Als einzige Ärztin ist sie verantwortlich für 20 Patienten. Und dann passiert ihr ein Fehler: Sie spritzt einer Patientin ein falsches Medikament. Eine Entscheidung, die das Leben der jungen Ärztin für immer verändern wird. Wieviel Fehler in deutschen Krankenhäusern passieren, wagt niemand zu sagen.
    Aber sie passieren. Täglich. Und erst seit wenigen Jahren wird darüber in den Krankenhäusern auch offen gesprochen – allerdings noch immer nicht in allen deutschen Kliniken. Mancherorts gilt noch immer das Prinzip: Es gibt keine Fehler, es wird nur manchmal das Behandlungsziel nicht erreicht. Klara S. versucht alles, um die Folgen ihres Fehlers abzuwenden. Die Patientin wird notbehandelt, doch der Albtraum nimmt seinen Lauf. Immer stärkere Lähmungen treten ein, die Patientin droht sogar zu sterben. Neben der großen persönlichen Schuld, die Klara S. ab jetzt begleitet, muss sie auch vor Gericht.
    Die Klinik, ihr Arbeitgeber, steht der jungen Ärztin während des Prozesses nicht zur Seite. Im Gegenteil, sie muss sich sogar gegen Vorwürfe ihres Oberarztes wehren, der ihr eigentlich vor Gericht hätte zur Seite stehen müssen. Am Ende wird sie zu Sozialstunden und einer Geldstrafe verurteilt. Klara S. sucht sich Hilfe bei einem Therapeuten. Und wird trotzdem nie wieder In einer Klinik als Ärztin arbeiten. Die Art und Weise, wie mit Fehlern im Ärztealltag umgegangen wird, deckt Schwachstellen im deutschen Klink-System auf.
    Zwar gibt es mittlerweile Fehlerkonferenzen und anonymisierte Fehlererfassungen, aber sie werden noch nicht von allen Kliniken genutzt und auch eine sinnvolle Auswertung findet nur selten statt. Auch ein anderer Arzt berichtet offen über das, was nicht passieren darf. Der Chirurg schneidet in einen Tumor so hinein, dass sein 17-jähriger Patient kaum noch eine Überlebenschance hat. Es ist der schwärzeste Moment seiner Karriere, er sagt: „Mein Versagen ist zwar eine große Niederlage für mich als Arzt, aber nicht vergleichbar mit der Situation des Patienten, der schlimmsten Falls durch meinen Fehler stirbt.“ Wie sieht also ein guter Umgang mit Ärztefehlern aus? Die Dokumentation thematisiert diese Fehler von Ärzten und zwar aus Sicht der Ärzte selbst: Wie fühlt man sich, wenn man jemanden schädigt, obwohl Heilung das Ziel war? Was bedeutet es für eine junge Ärztin, einen Fehler zu machen und dann damit alleine gelassen zu werden? Die „Menschen hautnah“-Autoren Britta Reinke und Ulf Eberle haben mit Ärzten über das gesprochen, was nicht sein darf: Fehler in der medizinischen Betreuung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.04.2016WDR
  • Folge 11
    Die siebenjährige Greta hat zwei Väter und zwei Mütter: die beiden Deutschen Jens und Andreas, Leihmutter Susan und Eizellspenderin Rose aus den USA. Das schwule Paar Jens und Andreas aus Essen gehört zu den ersten Deutschen, die auf diesem Weg ein Kind bekamen und es aus den USA nach Deutschland brachten. Weil Leihmutterschaft und Eizellspende bei uns verboten sind, sind Jens und Andreas im Sommer 2013 wieder in die USA geflogen. Der Plan: ein Geschwisterkind für Greta. Die Eizellen werden wieder von Rose gespendet, denn beide Kinder sollen dieselbe biologische Mutter haben.
    Leiblicher Vater soll dieses Mal Andreas sein, weil Jens schon Gretas Vater ist. „Es ist eine Belastung, auch finanziell“, sagt Jens. Rund 100.000 Euro kostet das Verfahren, inklusive Gebühren für die Reproduktionsklinik, die Agentur, die Eizellspenderin, die Leihmutter und vieles mehr. „Aber Greta soll ein Geschwisterlein haben. Das hat sie verdient“, meint Jens. Menschen hautnah begleitet Jens und Andreas sieben Jahre lang von Gretas erstem Geburtstag bis zur Geburt ihres Bruders Henri.
    Dabei lernen die Zuschauer auch die Leihmutter und die Eizellspenderin kennen. Der Film gewährt Einblick in die Welt von Frauen, die für Geld anderen Menschen ihren Kinderwunsch erfüllen: Wie wird Leihmutter Susan damit fertig, ein Kind nach neun Monaten Schwangerschaft abzugeben? Und wie geht Eizellspenderin Rose damit um, dass sie die biologische Mutter von Kindern ist, die sie kaum kennt? Die Familien von Jens und Andreas haben Greta gut aufgenommen, aber sie sehen ihre Entstehungsgeschichte auch kritisch.
    Jens Schwester und Andreas Schwägerin haben Sorge, wenn sie an die Zukunft der Kinder denken: Was ist, wenn Greta und Henri später eine Mutterfigur vermissen? Was passiert, wenn ihr Umfeld sie wegen ihrer Entstehungsgeschichte anfeindet? „Wir hoffen einfach, dass unsere Kinder durch alles, was wir für sie tun, ein breites Kreuz im Leben haben, um gut durch solche Situationen zu kommen“, sagt Andreas. „Das wäre unser größtes Glück.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.04.2016WDR
  • Folge 12
    Beata ist fast 40, Single und weit weg von dem Leben, das sie sich eigentlich wünscht: „Mit Mann und Kind in einem Häuschen zu leben und die eigene Familie genießen.“ Sie arbeitet viel, geht abends tanzen und nutzt ausgiebig die Dating-Portale im Netz – immer in der Hoffnung, endlich den Mann fürs Leben zu finden. „Doch viele Männer, die ich treffe, wollen nur schnellen Sex“, sagt sie. Für sie ein Ausschlusskriterium. Und die anderen? Sind einfach nicht die richtigen – und so trifft Beata schnellstmöglich den Nächsten.
    Auch die 44-jährige Claudia kann ein Lied von Männern singen, die nur ihren Spaß wollen – aber keine Verpflichtungen. Auch sie sucht ‚Mister Perfekt‘ und kann ihn nicht finden. Beata und Claudia: Zwei Frauen auf der Suche nach dem besten aller Partner, weil zum perfekten Leben auch die perfekte Beziehung gehört. Hat Liebe bei diesen hohen Ansprüchen überhaupt noch eine Chance zu reifen? „Menschen hautnah“-Autorin Katrin Wegner begleitet elf Singles von einem Blind Date zum nächsten und begegnet dabei Frauen und Männern, die seit Jahren auf der Suche nach dem Glück sind.
    Ein Film über die Irrungen und Wirrungen der Liebe, über klopfende Herzen, tiefe Enttäuschungen und große Hoffnungen. Ebenfalls im Reigen der Begegnungen: der 29-jährige Hansi und der 35-jährige Izzo. Veganer Hansi hat derart präzise Vorstellungen von seiner Traumfrau, von ihren Interessen und ihrer Lebensweise, dass sie kaum erfüllbar scheinen. Und Izzo zieht sich immer dann zurück, wenn er merkt, dass es ernster wird zwischen ihm und einer Frau.
    Denn er hat Angst, verletzt zu werden. Trösten kann er sich mit dem nächsten Date, denn das wartet schon. Für fast alle Begegnungen gilt: In kürzester Zeit wird abgecheckt, ob der oder die Andere möglichst perfekt zum eigenen Leben passt. Und oft reicht schon ein falsches Wort – und im Netz wird einfach zum Nächsten geklickt. Denn die Auswahl auf Dating-Portalen ist riesig – und schließlich könnten Mrs. und Mr. Right nur wenige Treffen entfernt sein. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.04.2016WDR
  • Folge 13
    Die beiden Brüder Dennis und Patrick sind Anfang zwanzig, als sie sich aus Rheda-Wiedenbrück aufmachen in die Welt. Dennis, der ältere der Beiden, hat sein Studium abgebrochen. Sein Bruder Patrick schmeißt kurz vor dem Abitur das Gymnasium. Ohne Ausbildung suchen sie das Abenteuer, wollen als Fotografen und Dokumentarfilmer nach Indien und Nepal reisen.“Das war schon sehr überraschend“, sagt ihre Mutter. „Wir haben dann auch gedacht: Oh Gott, macht doch lieber eine Ausbildung, dann habt ihr was Sicheres.“ Doch das wollten die Brüder nicht.
    „Der Gedanke war schon immer für mich, irgendwann will ich hier mal raus“, sagt Dennis. „Nicht, weil ich es hier so schrecklich finde, sondern einfach mit dem Gedanken: Ok, da muss es ja noch mehr geben. Irgendwo gibt es bestimmt noch Dinge, die ich erleben möchte, und diese Dinge werde ich nicht alle in Rheda-Wiedenbrück finden.“ Ein vernünftiger Beruf, geregelte Arbeitszeiten, brav sein Geld verdienen – für Dennis und Patrick kommt all das nicht in Frage.Die Brüder haben gehört, dass im Erdbeben-zerstörten Nepal junge Frauen als Prostituierte nach Indien verkauft werden.
    Diese Frauen wollen sie suchen und ihr Leid dokumentieren. Sie organisieren sich im Internet die nötige Ausrüstung, recherchieren die Reiseroute und mögliche Ansprechpartner und brechen auf. Ihr Ziel: sich selbst verwirklichen und etwas Sinnvolles tun, ein Stück die Welt verändern. Sie wollen die Missstände in einem Buch bekannt machen. In Indien geben sie sich als Freier aus, um herauszufinden, ob in Bordellen Frauen aus Nepal arbeiten. In den vom Erdbeben zerstörten Bergregionen Nepals suchen sie nach Hinweisen auf junge Frauen, die verschwunden sind.
    Dorthin reisen sie zusammengepfercht auf den Dächern von Bussen und – als es anders nicht mehr weitergeht – auf Motorrädern.Für ‚Menschen hautnah‘ haben Dennis und Patrick ihren Trip mit der Kamera dokumentiert. So sind die Zuschauerinnen und Zuschauer bei ihren Abenteuern dabei und erleben die Gefahren und Strapazen, Schönes und Überraschendes beim Trip nach Indien und Pakistan mit. Im Elternhaus in Rheda-Wiedenbrück, wo die Brüder immer noch wohnen, wenn sie nicht unterwegs sind, bangen Eltern, Großeltern und Freunde unterdessen um das Wohl der beiden.
    „Natürlich, wenn mal was Schlimmes passiert, würden wir uns mit Sicherheit ewig Vorwürfe machen“, sagt ihr Vater. Ihm ist aber klar, dass er seine Jungs nicht aufhalten kann. „Von daher muss man sich lösen von diesem Gedanken.“ Und Patrick denkt, dass es viele Altersgenossen gibt, die etwas machen, was sie eigentlich gar nicht machen möchten. „Ich finde es ist oft ganz schade, das zu sehen: dass Leute, die eigentlich eine Passion für etwas haben, diese Passion nicht ausüben.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 28.04.2016WDR
  • Folge 14
    Sie zieht sich einen weißen Kittel über. Auf ihrem Namensschild steht: Anke Engelke, Praktikantin. Auf der Kinderkrebsstation will sie herausfinden, was Glück bedeutet. Denn vielleicht ist es aufschlussreich, dahin zu gehen, wo man das Glück nicht vermutet. Anke Engelke hat Bedenken, wie sie den Kindern gegenübertreten soll. Ganz normal? Kann sie Kinder, die mit dem Tod kämpfen, nach dem Glück fragen? Darf sie Witze machen? Sie lernt Sarah und Tobi kennen – zwei Kinder, die mit dem Krebs kämpfen. Und die Anke zeigen, was wertvoll geworden ist in ihrem Leben: Alltag erleben – zuhause, nicht im Krankenhaus.
    Die Geborgenheit in der Familie. Ein Freund, der zu ihnen hält. Und das kleine Glück, Anke beim Minigolf zu besiegen. Ein Jahr lang ist Anke Engelke unterwegs – als Reporterin und als Suchende: Sie fragt die glücklichen Menschen nach ihrem Geheimnis. Und will mit den Unglücklichen herausfinden, was glücklich machen könnte. So gründet sie, die selbst so gerne singt, zusammen mit dem Musikwissenschaftler Prof. Gunter Kreutz und dem Chorleiter Max Weise den „Chor der Muffeligen“. Drei Monate lang singen Menschen zusammen, denen es mies geht.
    Am Ende stehen ein Auftritt in der Philharmonie Köln und das wissenschaftliche Ergebnis, ob Singen nachweisbar glücklich macht. Scheinwerfer auf die kleinen Glücksmomente Auf ihrer Reise richtet Anke Engelke den Scheinwerfer immer mehr auf die unspektakulären kleinen Glücksmomente. Wie schafft man sich die? Und welches Leben passt – und macht glücklich? Engelke besucht die Dorfgemeinschaft Tempelhof. Dort teilen über hundert Menschen alles miteinander: Freude, Sorgen und das Geld – so viel oder so wenig es auch sein mag.
    In der Gemeinschaft mit vielen oder zu zweit als Paar durchs Leben gehen: Was macht wen glücklich? Und wie können die Unglücklichen einen kleinen Glückszipfel zu fassen bekommen? Muss es die große Liebe sein oder reicht das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören? Anke holt sich Rat bei Wissenschaftlern – und entdeckt im Selbstversuch die Kraft des Nucleus Accumbens. Kaum jemand kennt ihn, aber er spielt die entscheidende Rolle für die Glücksproduktion unseres Hirns. Wo genau verlaufen dort die Glücksspuren – und sind sie messbar? Der Besuch bei dem international renommierten Gesundheitswissenschaftler Prof .
    Tobias Esch liefert tiefe Einblicke in die unbekannten Hirnregionen der Glückssucherin Anke Engelke. Und hat erstaunliche Folgen. Wenn wir so viel über Glück wissen – können wir es dann vielleicht lernen, wenn wir nur früh genug damit anfangen? Schulfach Glück – macht das Sinn? Anke fährt nach Heidelberg und wird probeweise wieder zur Schülerin im hier erfundenen neuen Unterrichtsfach Glück. Die Wahrnehmung von Vertrauen und Geborgenheit wird hier geschult, körperlich und seelisch.
    Dazugehören, gemeinsam etwas erleben, sich auf den anderen verlassen können – in kleinen Schritten fahren die SchülerInnen ihre Glücksantennen aus. Anke Engelke reist durch Deutschland und erlebt verschiedene Facetten des Glücks. Am Ende ihrer Reise sagt sie: „Egal, was das Leben einem so vor die Füße wirft, ich habe begriffen, dass man mit dem Glück auch zusammen arbeiten kann. Wenn man nämlich merkt, dass man sich gerade nicht wohlfühlt, dann: Los! Andere Menschen suchen, einfach mal die Zeit anhalten, den Moment angucken, in dem man gerade steckt. Sich selber und anderen was gönnen.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.05.2016WDR
  • Folge 15
    Wie gibt man einem Kind eine Tablette, die es nicht will, aber dringend braucht? Fein zerbröselt in einer Schokopraline oder vielleicht in einem Gummibärchen? Uma will weder das eine noch das andere. Sie hat einen seltenen genetischen Defekt, leidet an Epilepsie. Die Tablette soll ihre Anfälle unterdrücken. Die Eltern Tabea und Laslo müssen sich etwas einfallen lassen. Nicht nur in dieser Szene, sondern immer wieder in ihrem Leben, das genauso normal und verrückt ist wie das der meisten Familien – und doch anders. Bereits in der Schwangerschaft erfährt das Paar, dass Umas Wachstum im Mutterleib nicht nach Plan verläuft.
    Tabea: „Mein stärkstes Gefühl ist Angst vor dem, was kommt. Wie schaffe ich die Pflege eines behinderten Kindes? Ist mein Leben jetzt vorbei!? Und da ist auch das Gefühl, nicht fassen zu können, dass uns das zustößt.“ Sie und ihr Mann entscheiden sich für das Kind, doch wie krank Uma tatsächlich ist und welche Konsequenzen daraus erwachsen, kann ihnen kein Arzt sagen. Uma ist geistig behindert, trägt Hörgeräte, ihre Sprachentwicklung ist stark eingeschränkt. Wenn sie einen epileptischen Anfall hat, ist sie danach wie gerädert. „Das tut mir dann so leid für sie, aber auch für uns, denn der Tag ist damit gelaufen“, sagt Tabea Hosche, Mutter von Uma und von Beruf Journalistin.
    Sie hält seit Umas Geburt vor fast sieben Jahren das Familienleben mit der Kamera fest. Sie zeigt unverblümt und aus nächster Nähe, wie sie und ihr Mann das Leben mit Uma und ihrer gesunden kleinen Schwester Ebba zu meistern versuchen. „Ich will einen ehrlichen und ungeschönten Einblick in unser Leben geben: Das Leben mit Uma ist wunderbar. Aber mitunter auch sehr schmerzlich. An manchen Tagen wünschte ich mir, dass sie nicht behindert auf die Welt gekommen wäre und stelle mir vor, was sie mir alles erzählen würde, wenn sie es könnte.“ „Hättest Du Dich für Uma entschieden, wenn Du gewusst hättest, wie behindert sie ist?“, fragt die Autorin ihren Mann, der ohne Vorbehalt antwortet: „Mir fällt es schwer, mich hinzustellen und zu sagen: Leute, ist doch alles gar keine Frage.
    Man muss nur über die erste Angst hinweg kommen und der Rest läuft von selbst. Quatsch!“ Das Paar steht regelmäßig vor neuen Herausforderungen: Wie schaffen wir es, dass Uma auf die Toilette geht? Wie gehen wir mit den Nebenwirkungen der Medikamente um? Wie können wir Uma eine Umgebung bieten, in der sie sich gut entwickeln kann? Wie erziehen wir ein behindertes Kind? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.06.2016WDR
  • Folge 16
    Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht. Ihre Opfer sind die Schwächsten: Kinder. Der Fall um Harry S. ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Einmal wegen der großen Anzahl der Opfer und der vielen Jahre, über die sich die Taten hingezogen haben. Aber auch wegen seines Berufs: Er war Kinderarzt, ein angesehener Mediziner an verschiedenen Kliniken, bis seine Taten aufflogen.
    Der 41-Jährige hat gestanden, sich über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg an 21 Jungen vergangen zu haben. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt. Negativ aufgefallen ist der liebenswürdige Mann mit dem sozialen Engagement niemandem. Beim Bayerischen Roten Kreuz war Harry S. Vorstandsmitglied und Chefarzt. Diese Stellung nutzte er für sein dunkles Doppelleben aus: Mit dem offiziellen Rotkreuz-Logo trat er an Grundschulen heran und bot benachteiligten Schülern kostenlose Ausflüge an.
    Dabei kam es zu sexuellen Übergriffen an den Kindern. Auch in Keller und Tiefgaragen lockte er seine jungen Opfer und missbrauchte sie dann. Die Polizei fand zahlreiche Fotos seiner Taten auf seinem Computer. Er wurde in erster Instanz zu 13 Jahren und sechs Monaten mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Doch Harry S. geht in Revision. Zurück bleiben hilflose Familien, die oft ohne therapeutische Hilfe dastehen und nicht wissen, wie sie und ihre Kinder den Alltag nach dem Missbrauch meistern sollen.
    Auch im Fall des verurteilten Täters Peter B. war seine gesellschaftlich anerkannte Position die perfekte Tarnung. Der 41-jährige Gründer eines Vereins für Kinder im Brennpunkt in Schwerin wurde wegen 62-fachen, teils schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. „Die Spitze des Eisbergs“ urteilt eine Anwältin, denn nach dem Urteil vom Februar 2016 melden sich jetzt immer mehr betroffene Kinder, so dass es ein weiteres Gerichtsverfahren geben wird.
    Peter B., der schon vor 15 Jahren den gemeinnützigen Verein „Power for kids“ gründete, war bis zu seiner Verhaftung als Leiter der Tanzgruppe dort bei Behörden und Politikern gern gesehen. Der Jugendclub, der in der Region viel Anerkennung für seine Arbeit im sozialen Brennpunkt bekam, steht jetzt in der Kritik. Gab es wirklich keinerlei Hinweise auf diese Taten? Und ist das Jugendamt einem anonymen Hinweis auf sexuelle Übergriffe in dem Verein vom Januar 2015 in angemessener Form nachgegangen? Erst im August 2015 wurde der Täter verhaftet – so konnte er möglicherweise noch monatelang nach dem Hinweis Kinder missbrauchen.
    Zwei Angeklagte – und viele junge Opfer, die für ihr Leben gezeichnet sind. Der Film ist eine Spurensuche in einem System der geschickten Tarnung, des Schweigens und Wegschauens. Wer hätte etwas merken und eingreifen müssen? Angesichts fortgesetzter schwerer sexueller Gewalt stellt sich die Frage: Wie ist es möglich, dass sich einzelne Täter unentdeckt Strukturen schaffen können für jahrelangen Missbrauch an Kindern? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.06.2016WDR

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