2023, Folge 342–360

  • Folge 342 (45 Min.)
    Die Westküste Floridas ist ein wahres Wasserparadies, die zahlreichen Flussdeltas am Golf von Mexiko sind Heimat vieler Pflanzen- und Tierarten. Prägend für Region sind vor allem Rundschwanzseekühe, Manatees genannt. Sie sind neugierig und kennen kaum Scheu vor Menschen. Rund um die Lagunenstadt Crystal River kann man im flachen Wasser sogar mit den massigen Tieren schwimmen. Hier gibt es eine Reihe von natürlichen warmen Quellen, die ganzjährig 22 Grad warmes Süßwasser aus dem Meeresboden sprudeln lassen. Der ideale Platz für die Manatees, um zu überwintern.
    Eigentlich. Denn durch Umwelteinflüsse vermehrt sich eine Algenart rasant, die das Seegras, die Hauptnahrung der Tiere, zu vernichten droht. Doch der Biologe Ryan Brushwood und sein Team entwickelten eine Methode, das Habitat zu retten. Mit speziell entwickelten Unterwassersaugern wird der schädliche Schlick entfernt und Seegras neu angepflanzt. Im Hinterland von Naples, in Ochopee, arbeitet Dan Walters im kleinsten Postamt der USA. Gerade einmal fünf Quadratmeter misst seine Filiale. Wenn er Post ausliefert, muss er aufpassen, dass er nicht von Alligatoren angefallen wird, die hier überall lauern.
    Auch der seltene Florida Panther und diverse Schlangenarten sind hier heimisch. Aber Dan muss da durch. Manche Adressaten wohnen so abgelegen, dass er manchmal der einzige Mensch ist, den sie an einem Tag zu sehen bekommen. Entsprechend groß ist die Freude, wenn der Postmann einmal klingelt. Tief in den Everglades kämpft Jack Shealy um das Erbe der Gladesmen: Vor über 100 Jahren machten diese Männer die Sümpfe vor allem mithilfe ihrer Airboats bewohnbar. Die Sumpfboote mit den höllisch lauten Überwasserpropellern werden aus Umweltschutzgründen immer umstrittener in Florida.
    Die Regierung vergibt keine neuen Airboat-Lizenzen mehr an Privatleute. Das ist natürlich Gesprächsthema Nummer eins beim alljährlichen Vereinstreffen der Airboat Association of Florida. Über 30 der ikonischen Sumpfboote sind am Start für die traditionelle Ausfahrt, den sogenannten Pokerrun. Am Ende bestaunen alle den Sonnenuntergang über der Marschlandschaft. Airboat fahren ist für sie ein schützenswertes Kulturgut. Tarpon Springs ist die Welthauptstadt der Schwammtaucher.
    Das Geschäft wird dominiert von griechischen Einwanderern, die hier jede Woche Tausende von Schwämmen anlanden und in die ganze Welt verkaufen. Aber das Wasser rund um Tarpon Springs ist viel trüber als noch vor 30 Jahren, die filternde Funktion der abgeernteten Schwämme fehlt. Jack und Barbara Reeves suchen nach einem Weg, die Schwammernte nachhaltiger zu gestalten: Sie sind die ersten Sponger, die Schwämme im Golf von Mexiko nachpflanzen. Sie wollen nicht diejenigen sein, die immer nur nehmen, ohne dem Meer etwas zurückzugeben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.01.2023NDR
  • Folge 343 (45 Min.)
    Wo der Nordatlantik auf die Nordsee trifft, liegt der kleine Archipel von Weltruf: die Shetlandinseln. Von den fast 100 Inseln nördlich des schottischen Festlandes zwischen den Färöern und Norwegen sind nur 16 bewohnt. Die Skandinavier haben die Inselgruppe viele Jahrhunderte beherrscht. Im 15. Jahrhundert wurden die Shetlandinseln als Teil der Mitgift einer dänischen Prinzessin, die den schottischen König heiratete, schottisch. Kim Coutts und ihre Familie fühlen sich noch heute stark wie ihre verwegenen frühen Vorfahren, die Wikinger. Zusammen mit Schwester, Nichten und Enkelkindern feiert Kim den Hochsommer auf Shetland bei 13 Grad und einem scharfen Nordostwind.
    Jeden Sonnabend trifft sich die Gruppe zum Schwimmen im eiskalten Meer, allesamt bestens gelaunt und auf dem Kopf nicht etwa eine Badekappe, sondern knallbunten Shetlandstrick. Rund 40 Kilometer entfernt von der Hauptinsel Mainland befindet sich die südlichste Insel der Shetlands: Fair Isle. Sie ist in der ganzen Welt berühmt für hochwertige Schurwolle und farbenfrohe Strickpullover. Mati Ventrillon ist vor 16 Jahren der Liebe wegen nach Fair Isle gekommen. Heute ist sie eine der bekanntesten Designerinnen des typischen Fair-Isle-Pullovers.
    Eines Tages hat sie ihre Entwürfe doch tatsächlich bei einer Modenschau auf dem Laufsteg von Chanel gesehen. Nachgefragt hatte das große Modehaus nicht bei ihr, aber stolz war Mati schon. Lebensader von Fair Isle ist die Fährverbindung mit der „Good Shepard“: Der Kapitän Ian Best und die Crew wohnen alle auf der kleinen Insel. Das Ziel der Fähre ist die Hauptinsel Mainland. Benötigte Zeit für die Überfahrt? Kommt ganz aufs Wetter an: zwei bis vier Stunden stehen grob im Fahrplan. So eine Tour auf der „Good Shepard“ ist nichts für sensible Gleichgewichtsorgane, denn bei manchen Überfahrten wird selbst den Crewmitgliedern noch übel.
    Bereits vor 5000 Jahren lebten kleine Pferde auf den Inseln, die heute als Shetland Ponys bekannt sind. Amanda Slater züchtet eine Minivariante dieser Rasse. Früher mussten die zähen Tiere beim Torfschleppen und unter Tage in Bergwerken schuften. Längst sind die Ponys Haustiere, ziehen Kutschen oder werden im Reittraining mit Kindern eingesetzt. In der Nähe der Hauptstadt Lerwick beginnt auf einem Acker die Viking Shetland Pony Show und Amanda striegelt ihre Lieblinge auf Hochglanz.
    Scalloway ist die zweitgrößte Siedlung der Inselgruppe. Von hier aus wurde 1942 eine geheime Operation gestartet, um Menschen mit Fischerbooten aus dem von den Nazis besetzten Norwegen zu retten. „Den Shetland Bus nehmen“ wurde damals zum geflügelten Wort. Bill Moores Vater gehörte die Werft, auf der die Flüchtlingsboote gewartet wurden. Zusammen mit Laurie Goodlad, einer jungen Museumskuratorin, geht er auf Spurensuche. Fast 1000 Geflüchtete wurden in den Kriegsjahren auf diese Weise von mutigen Shetland-Bewohnern vor dem Naziregime gerettet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.02.2023NDR
  • Folge 344 (45 Min.)
    Das Great Barrier Reef ist so groß, dass es aus dem All mit bloßem Auge zu erkennen ist. Es erstreckt sich über 2300 Kilometer entlang der australischen Nordostküste. Doch das UNESCO-Weltnaturerbe, ein Ökosystem von überragender Bedeutung, ist durch den Klimawandel bedroht. Die Hälfte seiner Korallen gingen bereits verloren. Azri Saparwan hat Geduld, die braucht er auch bei seinem Korallenprojekt. Seit fast einem Jahrzehnt pflanzt er Korallenableger in einem abgestorbenen Riff an und erweckt es so nach und nach zu neuem Leben. Nun sind seine Korallenbabys endlich so „erwachsen“, dass sie laichen könnten.
    Das Schauspiel des sogenannten Coral spawning wird aufgrund der unzähligen Samen- und Eizellen im Meer auch als „Unterwasserschneesturm“ bezeichnet. Aber dafür muss einiges zusammenkommen: Vollmond, der richtige Tidenstand und die passende Wassertemperatur. Für Azri eine nervenaufreibende Premiere. All diese ungewissen Faktoren kann Dr. Carly Randall in ihrem Labor beeinflussen. Die Meeresbiologin versucht, die künstliche Befruchtung von Korallenlarven möglich zu machen. Das wäre eine wissenschaftliche Sensation, denn dann könnten sich Korallen nicht nur einmal im Jahr, sondern gleich mehrmals millionenfach vermehren.
    Die Zöglinge von Ali Bee dagegen werden immer weniger, Koalas sind offiziell vom Aussterben bedroht. Den auf Bäumen wohnenden Beuteltieren machen vor allem die Abholzung der Tropen und die Buschbrände zu schaffen. Deshalb hat Ali alle Hände voll zu tun. Vor allem Eddy, eine neun Monate alte Koala-Waise macht ihr Sorgen. Sie will einfach keine Milch zu sich nehmen. Zusammen mit Tochter Izzy versucht Ali Bee, Eddy und die anderen durchzubringen. Der Aborigine Roszaly Aitken warnt eindringlich davor, die Tiere zu füttern, die er beaufsichtigt. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen mit Salzwasserkrokodilen.
    Als Ranger im Daintree Rainforest hat er ein Programm ins Leben gerufen, in dem er die Salties per Drohne auskundschaftet. Ihre Aufenthaltsorte gibt er via Internet bekannt. Gary Dunn ist wahrscheinlich der einzige „Hausmeister“ des gesamten Great Barrier Reefs, tagsüber sorgt er auf dem Reef Magic Pontoon dafür, dass Forscher und Touristen das Riff erkunden können. Abends muss er die schwimmende Stahlinsel reinigen und für die nächsten Gäste vorbereiten. Gary lebt und arbeitet hier draußen mitten im Riff. Seit 30 Jahren verbringt er mehr Zeit auf dem Ponton als mit seiner Familie am Festland. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.02.2023NDR
  • Folge 345 (45 Min.)
    Borkum ist anders. Die größte der sieben Ostfriesischen Inseln liegt als einzige so weit draußen, dass man auf ihr Hochseeluft einatmet. Besonders in den Wintermonaten, wenn der Ostwind Sandfontänen über die Dünen und den Endlosstrand peitscht, zeigt sich, dass die Borkumer ganz schön eigen sind. Wenn die Zeit der Sturmfluten anbricht, ist die Deichsicherheit besonders wichtig. Doch auf Borkum bedrohen wilde Kaninchen die Schutzbauten: Sie buddeln meterlange Tunnelanlagen. Jonny Böhm und sein Jagdkollege Christian Fink rücken den Deichzerstörern mithilfe eines ungewöhnlichen Duos zu Leibe: Ein Frettchen kriecht in die unterirdischen Gänge und scheucht die Karnickel an die Oberfläche.
    Dort kreist dann schon der Falke und macht geräuschlos Beute, so der Plan. Eine Jagd mit Gewehr ist den Insulanern zu laut und zu gefährlich. Auf Borkum haben mehr als 500 Rumänen ihren festen Wohnsitz. Das macht etwa zehn Prozent der Einwohner aus. Ohne sie wären viele Hotels und Restaurants aufgeschmissen. Ana Maria Andrei lebt seit 2013 hier und leitet das Housekeeping eines Hotelbetriebs. Zum ersten Mal veranstaltet sie den rumänischen Nationalfeiertag auf Borkum in großem Stil: ein Straßenfest mit Tanz, Gesang und Speisen.
    Der Clou: Ana Maria möchte unbedingt zusammen mit den Ur-Borkumern feiern, am liebsten in Tracht. Nehmen die Insulaner die Einladung an? Das sogenannte Ostland der Insel mit seinen ausgedehnten Wiesen- und Dünenlandschaften ist ein beliebter Brutplatz für Vögel. Um das Gras für diese kurz zu halten, lassen Lina Schütze und ihr Vater Alfred hier ihre Kuhherde ganzjährig weiden. Im Winter allerdings muss zugefüttert werden. Um die Tiere auf der 130 Hektar großen Fläche anzulocken, holen sie nicht verkaufte Ware von der Inselbäckerei ab.
    Am liebsten fressen ihre Rinder Croissants. Borkum ist zum Heimathafen für Arbeiter in den großen Windparks in der Nordsee geworden. Vom neu gebauten Windport aus starten täglich internationale Crews zu den Offshoreanlagen vor der Insel. Bo Hansen ist Kapitän eines der drei sogenannten CTVs (Crew Transfer Vessel). Jeden Tag bringt er Techniker raus zu den Windmühlen, die repariert oder gewartet werden müssen. Zeit ist Geld in diesem Business. Im Winter ist die Herausforderung für Käpt’n Bo besonders groß: Denn trotz rauer See muss jeder Arbeiter sicher auf den schmalen Plattformen der Windräder abgesetzt werden.
    Bei jedem Um- oder Auszug auf der Insel wird Hans Donat gerufen. Hans ist Mitglied des Heimatvereins und hat ein Gespür für Borkumer Relikte aus den vergangenen Jahrhunderten. Er sucht vor allem nach Schätzen aus der Walfängerzeit, die Borkum einst Wohlstand brachte. Eine alte Pension, mittlerweile unbewohnt und wie aus der Zeit gefallen, steht kurz vor der Auflösung. Jetzt gilt es für Hans, ein Stück Borkumer Inselgeschichte zu retten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.03.2023NDR
  • Folge 346 (45 Min.)
    Taiwan ist ein Land von schier unglaublicher Vielfalt. Die Natur der Insel vereint auf kleinster Fläche die schönsten Seiten Asiens. Im Osten Steilküsten mit Berggipfeln, Hochebenen und heißen Quellen. Im Süden palmengesäumte Sandstrände, Korallenriffe und Lagunen. Die Taiwaner leben zwar in einer hochtechnisierten Welt, sind aber zugleich fest verankert in uralten Traditionen: Lin Liang-tai hat in seinem Leben schon Hunderte aufwendig verzierte Holzboote gebaut. Doch sie haben nur eine kurze Lebenszeit: Sie enden auf Taiwans legendärem Wang-Ye-Festival. Für die dem Meeresgott gewidmete Tempelzeremonie wird ein zehn Meter langes Boot gesegnet, mit Opfergaben beladen und durch das Dorf bis an den Strand gezogen.
    Dort wird es angezündet. Und mit ihm verbrennen die bösen Geister des Ortes. Immer dabei: Lin, der Bootsbauer, dessen Boote nie schwimmen werden. Garnelen angeln ist der letzte Schrei in Taiwan. Im ganzen Land können sie in großen Hallen aus riesigen Becken gefischt und anschließend direkt gegrillt oder gekocht werden. Zhan Jia-ming betreibt eine dieser Shrimp-Hallen. Stündlich muss er eimerweise frische Garnelen in die Becken kippen. Seit Kurzem gibt es sogar eine Liga fürs Garnelen angeln.
    Und so treten in Zhan Jia-mings Halle an diesem Tag 30 Männer und Frauen gegeneinander an. Austern sind aus der taiwanischen Küche nicht wegzudenken, ob gekocht, gebraten oder zu Austernsoße verarbeitet. An der Westküste leben ganze Dorfgemeinschaften von der Zucht. In Fangyuan erntet Ah Shui seine Austern noch auf traditionelle Weise. Er fährt dafür mit Ochsenkarren ins Watt, so wie es in seiner Familie seit Generationen üblich ist. Die größte Herausforderung ist das regelmäßige Training der Rinder. Denn meist haben die Tiere Angst vorm Meer.
    Bis aus Ah Shuis Ochsen richtige „Seekühe“ werden, dauert es manchmal Monate. Im Fischerdorf Dongshi werden jeden Tag mehrere Tonnen Austern geerntet, geöffnet und weiterverarbeitet. Fürs Öffnen sind die Frauen des Ortes zuständig. Li Xiang gilt als die schnellste Austernknackerin ihrer Straße. Bis zu 20 Frauen arbeiten vor ihren Häusern, öffnen die Muscheln und erzählen sich den neuesten Klatsch und Tratsch. Und wetteifern dabei miteinander. Li schafft bis zu 15 Austern pro Minute. Doch die Nachbarin wird immer besser. Seit mehr als 70 Jahren schwelt der Konflikt mit dem großen Nachbarn China.
    Der betrachtet die Insel als Teil seines Staatsgebiets, während sich Taiwan als Staat unabhängig sieht. In letzter Zeit spitzt sich die Lage zu. Tsai Jin-lu ist eigentlich ambitionierter Vogelbeobachter. Im Vogelschutzgebiet des Aogu Wetlands Forest Park an Taiwans Westküste hat er jahrelang seltene Vogelarten wie den Schwarzstirnlöffler gezählt und dokumentiert. In letzter Zeit wandert sein Fernglas oft weiter nach oben in den Himmel. Denn fast täglich fliegt die taiwanische Luftwaffe hier Übungen mit Kampfjets. Und Tsai Jin-lu ist inzwischen nicht nur Experte für Federvieh, sondern auch für „Düsenvögel“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.03.2023NDR
  • Folge 347 (45 Min.)
    Strände, wie sie auf Postkarten abgebildet sind, tropische Regenwälder und knallbunte Häuser: Guadeloupe erfüllt alle Karibik-Klischees. Der zu den Kleinen Antillen zählende Archipel ist französisches Überseegebiet und gehört zur EU. Französisches Flair, gepaart mit karibisch-kreolischer Gelassenheit, dieser Mix bestimmt das Leben auf den neun Inseln. Doch für die Bewohner ist nicht immer alles so locker, wie es aussieht. Bezahlt wird in Euro, das Leben ist teuer auf Guadeloupe. Wer hier Erfolg haben will, muss sich schon etwas einfallen lassen.
    So wie Teddy Belgrain, der mit Kokosnüssen Guadeloupe und am liebsten gleich die ganze Welt verbessern will. Aus den Schalen und Fasern der Nuss macht er Biokohle. Nicht nur für den Grill, seine Schadstofffilter mit Aktivkohle sollen auch das Wasserproblem der Inseln lösen. Berge von Kokosnüssen und Schalen lagert Teddy im Garten seiner Mutter. Die ist stolz auf Sohnemann und sein faires Business. Aber er könnte trotzdem endlich mal aufräumen. Fred Bernier und sein Team haben schon viele Wracks vor Guadeloupe geborgen.
    Doch bei diesem Einsatz kommen selbst die Spezialisten an ihre Grenzen: Eine große Segeljacht verrottet seit zehn Jahren im Meer und soll nun endlich gehoben werden. Seemännisch anspruchsvolle Gewässer und Hurrikangebiet, Schiffswracks sind kein seltener Anblick im ansonsten so paradiesischen Guadeloupe. Emilie Flemin rollt mit ihrem mobilen Schönheitssalon über die Inseln. Bei ihren Hausbesuchen bringt sie Masken, Massagen und Maniküren in die entlegensten Ecken. Ihr Terminkalender ist voll, denn Schönheit spielt im Leben der Insulanerinnen eine große Rolle.
    Einmal pro Woche steht Emilie mit ihrem Kosmetik-Bus am Strand, doch meistens ist sie unterwegs dorthin, wo sie von den Frauen gebraucht wird. Während der Behandlungen hat Emilie immer ein offenes Ohr. Sich mal aussprechen zu können, ist für viele Kundinnen genauso so wichtig wie der Beautyeffekt. Im historischen Zentrum der Hafenstadt Pointe-à-Pitre verfallen die kreolischen Holzhäuser. Doch es gibt Hoffnung: Jeden Sonntag zieht ein Trupp Freiwilliger los.
    Der Verein Pli Bel La Ri kümmert sich auf eigene Faust um die Restaurierung der alten Viertel. Die Ehrenamtlichen streichen die Fassaden karibisch bunt. Als Lohn gibt’s Ti Punch auf der Terrasse, das erfrischende traditionelle Rumgetränk von Guadeloupe. Die kleine Nachbarinsel Marie-Galante ist ein Aussteigerparadies. Das flache Eiland hat sich seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Auch Pierre Mouda lebt hier seinen Karibiktraum. Der Selbstversorger macht gerne blau und erhält damit ein traditionelles Handwerk. Er ist der letzte Indigodärber der Insel. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.04.2023NDR
  • Folge 348 (45 Min.)
    Eine Küste voller Dramatik! Schroffe Klippen ragen steil aus dem Atlantik, auf manchen thronen bizarre Burgruinen. Unten schäumt wilde Meeresbrandung, oben trifft sattes Grün auf himmlisches Blau. Nordirlands Küste war und ist Kulisse für großes Kino und Schauplatz realer Dramen. Fionbharr Butler spannt den Bogen, zielt und zieht ab: Sein Pfeil trifft die Scheibe genau in der Mitte. Fionbharr ist Darsteller in Fantasy-Filmen und war bei nahezu jeder großen Filmschlacht in Nordirland dabei. Mit seinen langen roten Haaren und dem wilden Bart sieht er aus wie einer anderen Zeit entsprungen.
    „Wenn die Kino-Leute zum Casting anrücken haben hier plötzlich fast alle männlichen Dorfbewohner lange Bärte“, erzählt Fionbbarr. Von Generation zu Generation werden die kleinen Segelboote vererbt, mit denen die Bewohner der Insel Rathlin ihre sommerliche Traditions-Regatta austragen. Es sind selbstgebaute Modellschiffe, die auf einem kleinen See mitten auf der Insel am Ufer ausgesetzt werden. Im Prinzip entscheiden Wind und Zufall wer gewinnt.
    Und doch gibt es kleine taktische Finessen. Das tragische Ende der weltberühmten „Titanic“ traf einst auch die Familie von Susie Millar. Ihr Urgroßvater Tommy war als Ingenieur mit an Bord. Er kehrte von der Reise nicht zurück, aber Susie hält ihren Uropa lebendig, mit spannenden Titanic-Touren durch Werft und Hafen von Belfast. Die Hauptstadt von Nordirland war lange Zeit Schauplatz der sogenannten „troubles“. Der Konflikt zwischen republikanischen Iren und Anhängern der britischen Krone entlud sich in Attentaten und Schießereien.
    Bis heute sind viele Häuserwände mit Propagandabildern bemalt, manche wirken wie gigantische Kunstwerke. Der republikanische Wandbildmaler Danny Devenny hat viele dieser „murals“ gemalt. Längst ist Danny im Ruhestand, aber in den Straßen von Belfast wird er gefeiert wie ein Rockstar. In den Klippen an der Nordküste krabbeln Bobby Marno und Mat Åkerfeld von einem Spot zum nächsten. Ihnen folgt eine Gruppe unerschrockener junger Leute. Alle stecken in Neoprenanzügen und haben Helme auf.
    Die sind äußerst wichtig beim „Coasteering“, dem geführten Klippenklettern mit beherzten Sprüngen in die sprudelnde Brandung. Draußen herumzutoben scheint Balsam zu sein für die irische Seele. Das findet auch Franky McCullogh, ein Farmer mit rotem Gesicht und wasserblauen Augen, der mit schrillen Pfiffen seine drei Hütehunde rund um eine Herde Schafe dirigiert. Die Tiere werden auf einer kleinen Insel im Strangford Lough zusammengetrieben und auf eine Fähre verladen. Es geht auf eine tierische Kreuzfahrt rüber aufs Festland. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.05.2023NDR
  • Folge 349 (45 Min.)
    Reetgedeckte Kapitänshäuser in hübschen Hafenstädtchen, märchenhafte Schlösser und ganz viel Natur: Dänemarks drittgrößte Insel Fünen wirkt fast wie ein Best-of Hygge, dem dänischen Synonym für Gemütlichkeit. Fünen bietet zudem eine Reihe außergewöhnlicher Begegnungen: Im Hafen von Svendborg lebt ein Delfin! Delle wird er genannt, es hat ihn vor fünf Jahren von Schottland in den Süden Fünens verschlagen. So viel ist klar. Aber warum es ihm dort so gut gefällt, weiß niemand. Vielleicht liegt es an den Heringen und Makrelen. Oder auch daran, dass er hier einen Kumpel gefunden hat.
    Jesper Stig Andersen fährt jeden Tag mit seinem Stand-up-Paddlingboard in den Hafen. Den Paddelschlag von Jesper erkennt Delle schon von Weitem. Beide schwimmen zusammen, tauchen und reden. Der Delfin ist die Attraktion von Svendborg, aber füttern, berühren oder gar streicheln würde Jesper den Großen Tümmler nie. Er tut alles dafür, dass neugierige Menschen genug Abstand halten zu dem wilden Tier. Die Storebæltsbroen gehört zu den längsten Hängebrücken der Welt und verbindet Fünen über die Meerenge Großer Belt mit der Insel Seeland. Der Wartungstrupp hat den höchsten Arbeitsplatz Dänemarks, die Spitzen der beiden Pylonen ragen 254 Meter in den Himmel.
    Martin Duus and Jesper Kronborg müssen da hoch, denn alle Stahlseile der Brücke werden regelmäßig und ganz penibel auf Ermüdungsschäden und Korrosion geprüft. Die Hauptkabel haben einen Durchmesser von einem Meter, auf der Spannweite von 1,6 Kilometern sind sie enormen Windkräften ausgesetzt. Nix für Schwindelige. Beim Silverrudder, der größten Einhandregatta der Welt, versuchen 400 Teilnehmende nonstop einmal um die Insel zu segeln. Die 130 Meilen „Rund Fünen“ können zur Hölle werden, denn je nach Wetter zieht sich die Regatta mehr als 30 Stunden hin, ohne Schlaf und vor allem: ganz auf sich gestellt.
    Cirkeline Andersen gehört mit ihren 23 Jahren zu den Jüngsten im Feld, sie geht mit dem Segelboot ihres Vaters an den Start. Oberstes Ziel: nicht aufgeben! Deshalb bereitet sie sich sorgfältig vor. Genügend Wasser, Essensrationen und Schlaf im Voraus sind wichtig. Und sie wird ordentlich Sitzfleisch brauchen für die lange Strecke. Die imposante Wasserburg Egeskov gilt nicht nur als das schönste Schloss Fünens, Egeskov besitzt auch eine europaweit einmalige Autosammlung.
    Mehr als 100 Fahrzeuge hat das Adelsgeschlecht Ahlefeldt-Laurvig-Bille hier über die letzten 50 Jahre in einer großen Scheune geparkt. Ole Ploug ist auf dem Anwesen seit 25 Jahren der Fachmann für Oldtimer. Und sein Chef, der Schlossbesitzer, möchte, dass alle Autos jederzeit fahrtüchtig sind. Das bedeutet, Ole muss sie täglich checken und auch regelmäßig Probe fahren. Sein Lieblingmobil ist das rosafarbene Elektroauto Milburn Light, Baujahr 1921, das der Frau des früheren US-Präsidenten Wilson gehörte. Reichweite: 40 Kilometer. Ladezeit: eine Woche. Ganz gemütlich gleitet Ole durch den traumhaft schönen Schlossgarten, hyggelig eben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.06.2023NDR
  • Folge 350 (45 Min.)
    Sandbänke, Sandstrände und Marschland prägen das Leben an der Küste des US-Bundesstaates North Carolina. Der Labradorstrom aus dem Norden und der Golfstrom aus Süden haben über Tausende von Jahren die Outer Banks geformt, eine 280 Kilometer lange Inselkette im Atlantik, bekannt für ihren Artenreichtum, aber auch für tückische Sande, raues Wetter und Hurrikans. Die Küstenmenschen von North Carolina müssen also hart im Nehmen sein. Richard Neil sitzt oft inmitten der heftigen Stürme, die hier auf die Küste treffen: auf seiner „Frying Pan“, einer alten Stahlplattform der Küstenwache, die tatsächlich an eine riesige Bratpfanne erinnert.
    Den Koloss hat er bei einer Auktion ergattert. „Ich bin beinahe umgefallen, als ich den Zuschlag bekommen habe“, freut sich Richard immer noch. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern restauriert er die Plattform und stellt sie für wissenschaftliche Projekte zur Verfügung. Und sollte Richard jemals fertig werden, kann er gleich wieder von vorn anfangen: der Wind, das Wasser das Salz! Ana Shellam hat sich vor acht Jahren entschieden, ihrem Leben eine radikale Wendung zu geben: aus einem Hipster-Restaurant in New York ist sie ins Marschland von North Carolina gezogen.
    Jetzt lebt Ana fast wie das „Marschmädchen“ im Erfolgsroman „Der Gesang der Flusskrebse“ und beliefert die Sterneköche der Region mit Meeresfrüchten. „Es wird immer schwieriger, gesunde wilde Austern zu finden“, sagt sie und blickt aufs Wasser hinaus. Oft ist Ana tagelang auf den weit verzweigten Wasserwegen im Labyrinth des Marschlandes rund um Wilmington unterwegs, um ihre Ernte einzufahren. Keith Rittmaster hat das Brustbein des Buckelwals blitzblank geputzt, jetzt muss er noch einige Rippen daran befestigen. In seiner privaten Präparationswerkstatt Bonehenge Whale Center leistet er Schwerstarbeit, denn allein ein einzelner Walrippenknochen wiegt schon einige Kilogramm.
    Beim Gebiss eines Delfins gibt es auch Probleme, es fehlt der eine oder andere Zahn. Im schlimmsten Fall muss der Meeresbiologe fehlende Teile der Exponate für das Meeresmuseum selbst modellieren. Lori Schweikert hat sich als Wissenschaftlerin ein Feld ausgesucht, an das sich nur wenige Forscherinnen und Forscher herantrauen: sensorische Ökologie. Lori will herausfinden, was und wie Meerestiere unter Wasser sehen können. Ihre Erkenntnisse sind wichtig, zum Beispiel um zukünftig Fischernetze so einzufärben, dass Meeressäuger und Schildkröten diese besser wahrnehmen und sich nicht darin verheddern.
    Gefeiert wird auch in dieser Wasserlandschaft: Flotilla heißt die Parade von Wrightsville Beach, bei der das am kreativsten dekorierte Boot gewinnt. Neben Weihnachten und Thanksgiving ist dieser Spaß das Highlight des Jahres an North Carolinas Küste. Titelverteidigerin Barbara Ginas Costella hat auf ihr Outrigger-Kanu diesmal ein Modell der Ziehbrücke von Wrightsville gebastelt. Ob das gegen die blinkenden und reichlich geschmückten Jachten der Konkurrenz reicht? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.06.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 14.06.2023ARD Mediathek
  • Folge 351 (45 Min.)
    Ischia ist vulkanischen Ursprungs, ein immergrünes Wanderparadies und zieht die Massen an. Procida mit seinen bunten Fischerhäuschen auf steilen Klippen ist das noch unentdeckte Kleinod. Beide Inseln wecken Sehnsucht nach Italien und dienten schon als Kulisse für Kinoklassiker. Die Unterwasserarchäologin Alessandra Benini folgte einem Tipp der alteingesessenen Fischer Ischias und fand sechs Meter unter Wasser, direkt an der Festung Castello Aragonese einen antiken römischen Hafen. Wenn Wind und Wetter es erlauben, taucht sie dort nach Amphoren und Ankern.
    Mit dabei: die Söhne der Inselfischer. Sie sind Alessandras Ausgrabungshelfer und können dank ihr nun doch auf der Insel bleiben, denn mit Fischfang ernährt man hier keine Familie mehr. Das Castello Aragonese ist das Wahrzeichen der Insel und ziemlich exklusiv. Es ist in Privatbesitz zweier Cousins, die mit ihren Familien in der Trutzburg leben. Als Besucher darf man zwar einen Teil der Festung besichtigen, doch der buchstäbliche „Höhepunkt“ des Castello bleibt den Familien und dem Gemüsebauern Raffaele Mazzella vorbehalten: Täglich erklimmt er die uralten Gemäuer, um in schwindelerregender Höhe sein Gemüse zu ernten.
    Auf Ischia isst man gerne und gut, dafür werden keine Mühen gescheut. So trifft man die Einheimischen oft an der heißen Quelle von Sorgeto – beim Kochen! Mal Muscheln, mal Kartoffeln. An diesem Tag sind es frische Eier zum Frühstück, hart gekocht im Meer nach nur acht Minuten. Vor der Küste Ischias kreuzt ein Traditionssegler auf der Suche nach Pottwalen und Tümmlern. Das wichtigste Mitglied der Forschercrew an Bord ist Sterna. Der Hund erschnüffelt die Meeressäuger, noch bevor die Forscher sie sehen, denn der Wind trägt den Atem der Tiere weit über das Wasser.
    Wenn Sterna anschlägt, greifen die Biologen zu ihren Kameras. Anhand von Fotos wollen sie die Tiere identifizieren, denn nur wer weiß, wo sich Pottwale und Tümmler aufhalten, kann Schutzzonen für die bedrohten Arten einrichten. In Sichtweite Ischias liegt Procida. Das Eiland ist nur vier Quadratkilometer groß, dafür die am dichtesten besiedelte Insel Europas. Traditionell leben die Procidani von der Seefahrt.
    Seit Generationen rekrutieren Reedereien aus der ganzen Welt Seefahrtspersonal von der Insel, denn das Istituto Nautico ist eines der ältesten Europas. Auch immer mehr Frauen lassen sich hier zu Kapitäninnen ausbilden, wollen auf große Fahrt. Ihre Vorbilder treffen sie auf einen Caffé im Hafen: Kapitäne im Ruhestand. Die warnen mitunter, Antonio Castagliola beispielsweise war oft über ein Jahr lang weg, hat seine Kinder nicht aufwachsen sehen. Die jungen Frauen aber lassen sich nicht beirren auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit: die Welt entdecken, mit Procida und Ischia im Herzen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.08.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 02.08.2023ARD Mediathek
  • Folge 352 (45 Min.)
    Knapp eine Stunde mit dem Zug und schon ist das altehrwürdige Seebad erreicht. Brightons Spitzname spricht Bände: London by-the-sea. Rund acht Millionen Besucher zieht es jedes Jahr in die sogenannte „Badewanne Londons“, um vor viktorianischer Kulisse Sonne zu tanken, abzuschalten oder ziemlich wild Party zu machen. Saturday night auf der Pier: Sam Slater, gelernte Krankenschwester, und Asher Richards, Securitymann, gehen auf Streife für die Brighton Beach Patrol, die sich über Spenden finanziert. Das Team sucht nach verzweifelten Seelen und hoffnungslos betrunkenen Strandbesuchern.
    Hintergrund: Allein 2022 sind 42 Menschen an Brightons Küste ertrunken, ein Viertel der Opfer hatte Alkohol oder Drogen im Blut. Rettungsschwimmer, Polizei und die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Strandpatrouille haben hier jede Menge zu tun, denn Brightons Besucher sind vergnügungssüchtig. Bei kräftigem Wind und starker Strömung kann das böse enden. Für Bonny Holland und die Beach Hut-Community hingegen bedeutet das Leben eine bunte Strandhütte. Sie haben sich an Brightons Strandpromenade häuslich eingerichtet.
    Die Warteliste für eine der 459 farbigen Minihütten ist unglaublich lang, und das obwohl satte 35.000 Pfund für eine Bretterbude ohne Strom und fließend Wasser in die Gemeindekasse zu blättern sind. Für Bonny jedenfalls, Wissenschaftlerin im Ruhestand, ist ihre kleine Bude jeden Penny Wert. Wissenschaftliche Statistiken führt sie sogar in ihrem neuen Strandleben weiter: Anzahl der Möwen, Hunde an der Leine, Hunde ohne Leine, Katzen an der Leine, Kinderwagen, Jogger: Solche schrägen Listen und auch unzählige Stories über ihre zahme Möwe Jonathan Bigfoot publiziert Bonny auf der Website der Beach Hut-Community.
    Die Brighton Sea Swimmers, gegründet 1860, sind der Tradition verpflichtet. Verbissen und zugleich mit britischer Gelassenheit trainieren im Club auch die Ältesten für das berühmte Pier to Pier Swim Race. Jasper Stevens, 75, war lange Jahre Vorsitzender des Vereins. Heute betreut er das Synchronschwimm-Team und wacht auch über das kostbare Fotoarchiv der Vereinsgeschichte. Sein Lieblingsfoto: das Männerteam aus den Gründerjahren im 19. Jahrhunderts.
    Die Herren trugen Zylinder zur Badehose! Kaum auszudenken, dass die Cottages auf der Klippe von Cuckmere Haven eines Tages nicht mehr da sein könnten: Die Häuser aus der napoleonischen Ära sind einfach very East Sussex. Daniel Martin wohnt mit seinem Mann Gregor im 150 Jahre alten Coastguard-House, ihr karges Traumhaus mit Blick auf die imposanten Kreidefelsen. Den Strom zum Staubsaugen produziert ein lauter Generator, ein Leben on the edge, denn die Rettungsmaßnahmen für die Klippenhäuser wurden seitens der Umweltschutzbehörde eingestellt.
    Daniel und Gregor wollen mit den Nachbarn weiter um den Erhalt der ikonischen Siedlung kämpfen. Von der Brighton Pier hat man einen fantastischen Blick auf den Ärmelkanal und in die Zukunft: Ivor Fireman, Tarotkartenleser, ist eine Institution hier an der Küste. Auch Stars wie Annie Lennox von den Eurythmics haben schon mit seiner Hilfe den Blick nach vorn gewagt. Seine Sitzungen hält Ivor in einem liebevoll restaurierten Planwagen ab, den er direkt auf der Pier platziert hat. Ivors Wahrsager-Philosophie: Ich behaupte nichts, es geht um Möglichkeiten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.08.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 16.08.2023ARD Mediathek
  • Folge 353 (45 Min.)
    Samsø zählt zu den sonnenreichsten Orten des Königreiches Dänemark. Die kleine Insel liegt zwischen der Ostküste Jütlands, der seeländischen Halbinsel Røsnæs und Fünen. Durch das besonders milde Klima gilt Samsø als „Gemüsegarten der Ostsee“. Unter Energiefachleuten ist das Eiland längst über alle Grenzen hinaus bekannt. Hier nämlich wurde die Energiewende schon gemeistert. So pilgern jährlich Tausende Interessierte aus aller Welt hierher, um zu sehen, wie der Klimawandel ganz pragmatisch ausgebremst werden kann.
    Søren Hermansen ist Direktor der Energi Akademiet (Energieakademie) von Samsø. Kein Energieprojekt auf der Insel findet ohne ihn statt. Søren berät bei neuen Solardächern und alternativen Heizmethoden. Im Hafen von Ballen kleben entlang der Kaimauer nun Photovoltaikmodule, die eine riesige Batterie speisen. Alle Segler, die hier festmachen, werden jetzt von der Sonne mit Strom versorgt. Hans-Jørgen Buur ist Kartoffelbauer. Das milde Klima auf Samsø sorgt dafür, dass Gemüse, Obst und Beeren von der Insel in ganz Dänemark gefragt sind.
    Die Krönung ist die Samsø-Frühkartoffel, sie erzielt astronomische Preise. Die dänische Edelgastronomie zahlt für ein Kilo der Insel-Knolle schon mal 200 Euro! Hans-Jørgen war einer der Ersten, der das Potenzial der Samsø-Knollen erkannt hat. Auf seine Initiative haben sich alle Inselbauern zu einer Kooperative zusammengeschlossen und in eine ultramoderne Sortier- und Verpackungsmaschine investiert. Jonathan Kisekka ist der Chefkoch vom Restaurant Skipperly und einer der Bewerber um den begehrten Titel des besten Kartoffel-Sandwiches.
    Seit einigen Jahren gibt es einen regelrechten Hype um die Frühkartoffeln von Samsø. Zur Feier der Delikatesse wird alljährlich ein knallharter Wettbewerb um die kreativste und schmackhafteste Smørrebrød-Kartoffel-Kreation ausgetragen. Pernille und Malthe Holm haben aus ihrer Leidenschaft einen Beruf gemacht. Sie angeln gerne kreativ, ihre YouTube-Videos zum Bau individueller Köder sind so cool, dass sogar Nichtangler und auch immer mehr junge Frauen am Haken hängen.
    Die Köder sind kleine Kunstwerke, da beißen Meerforellen und andere Raubfische zu. Louise Vedel, die Falknerin von Samsø, hat 20 Tiere unter ihren Fittichen, allesamt Raubvögel: Seeadler, Bussarde und Falken. Viele davon wurden auf der Insel geboren. Seit 15 Jahren betreibt Louise das Falkecenter und bildet auch Falknerinnen und Falkner aus. Die Station kann sich vor Anfragen kaum retten.
    Rune Balle ist Pilot, Flugplatzleiter, Lotse und Abfertigungschef in Personalunion. Im dänischen Flug-Fachmagazin „FLYV“ wird der Samsø-International-Airport regelmäßig sehr groß gebracht. Es könnte daran liegen, dass Rune auch der Chefredakteur des Blattes ist. Regelmäßig sorgt er für große Events auf dem kleinen Flughafen. Ein Highlight des Sommers ist das internationale Gyrocopter-Treffen. Durch ihr Konstruktionsprinzip sind die Mini-Tragflügler energieeffizienter als konventionelle Hubschrauber. Sehr passend für die Ökoinsel Samsø. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.09.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 06.09.2023ARD Mediathek
  • Folge 354 (45 Min.)
    In Südkorea ist das Meer allgegenwärtig: Die 2500 Kilometer lange Küste mit ihren 4400 vorgelagerten Inseln prägt das ostasiatische Land. Alte Mythen und modernes Leben sind hier eng miteinander verwoben. Der Ort Jindo ist Schauplatz eines „Meereswunders“. Immer im Frühjahr teilt sich das Meer zwischen den Inseln Jindo und Modo. Für die einen ein „Moses-Phänomen“, wissenschaftlich betrachtet das Ergebnis einer seltenen Mond-Erde-Konstellation, die zu einer Springtide führt. Durch extremes Niedrigwasser wird eine Sandbank zwischen den Inseln freilegt. Das „Seeteilungs-Wunder“, wie es die Einheimischen nennen, feiern sie mit einer großen Schiffsparade: eine Art Schlepperballett auf koreanisch.
    Kapitän Kim Hyun-jak führt die Parade an. Auf der Insel Geoje liegt eine der größten Werften der Welt: Die Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering ist eine Kleinstadt für sich. Die rund 9000 Angestellten bauen hier Container-Riesen. Die „Berlin Express“ der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd soll demnächst ausgeliefert werden. Kapitän Michael Kowitz ist extra aus Deutschland angereist, um die letzten Arbeiten zu überwachen und das Schiff auf Herz und Nieren zu testen. Vom Baubüro bis zum Dock ist er rund 20 Minuten mit dem Fahrrad, dem Hauptverkehrsmittel auf der Werft, unterwegs.
    Südkoreas Haenyeos, die „Meerfrauen“, wurden von der UNESCO 2016 zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Durch hartes Training können sie bis zu vier Minuten ohne Geräte tauchen. Dabei ernten sie seltene und lukrative Schalentiere. Es gibt nur noch wenige Frauen, die für diese Arbeit ihr Leben aufs Spiel setzen. Jin So-hee und Woo Jung-min gehören mit 28 und 35 Jahren womöglich schon zur letzten Generation der Meerfrauen. Sie dokumentieren ihren Alltag voller Leidenschaft in den sozialen Netzwerken und erreichen mit ihren Videos bis zu eine Million Klicks.
    Im Südosten des Landes liegt die Metropole Busan: die Hafenstadt mit rund sieben Millionen Einwohnern erstreckt sich entlang mehrerer natürlicher Buchten. Über eine von ihnen spannt sich eine imposante Brücke. Direkt daneben hat vor zwei Jahren der Yeongdo-Marino-Campingplatz eröffnet: mit Ausblick auf Hafen und Brücke. Allerdings liegt er direkt unterhalb des vielbefahrenen Autobahnzubringers. Wer hier übernachten will, darf nicht geräuschempfindlich sein. Trotzdem ist der Platz fast immer ausgebucht und Platzwart Seo Jeong-mu hat alle Hände voll zu tun. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.09.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 20.09.2023ARD Mediathek
  • Folge 355 (45 Min.)
    Historische Backsteinbauten, verträumte Fischerhäuschen und der breiteste Strand an der deutschen Ostseeküste, in Rostock mit seinem „Meeres-Stadtteil“ Warnemünde vereinen sich Hansestolz und Bäderromantik. Er trägt Kutte, cruist auf Chopper-Fahrrädern mit Breitreifen und geschwungenen Rahmen: Rudi Awe ist Mitglied der Punx on Wheelz. Mit ihren selbst gebauten Zweirädern promeniert die Gruppe der Easy Rider bei ihren wöchentlichen Ausfahrten im Rostocker Stadthafen. Doch Rudi geht es nicht nur ums Posen, er hat sich nicht weniger als die Entstaubung der Shantychorszene zum Ziel gesetzt.
    Möwe und die Ölmützen nennen sich er und seine Mitstreiter, ihr Sound ist rockig mit kantigen Texten. Ihr Shanty-Punk ‚n‘ Roll verbindet Alltagsgeschichten mit Melodien aus dem Heavy Metal, inspiriert von klassischen Seemannsliedern. So wie das Lied von der Möwe mit dem Eisenfuß, die scharf auf Fischbrötchen ist, und zwar direkt aus Menschenhand. Die Ölmützen proben für einen Auftritt in Warnemünde, standesgemäß auf einem Kutter. Sie liegen unübersehbar an den Kaikanten in Rostocks Überseehafen: mächtige Stahlröhren, sogenannte Monopiles mit jeweils neun Meter Durchmesser, so groß, dass der Rumpf eines Jumbojets durchpassen würde.
    Es sind Segmente von Offshorewindkraftanlagen, die später auf dem Meeresboden die Fundamente der Windräder bilden. Harold Hellwig kümmert sich darum, dass die 1500 Tonnen schweren Teile rechtzeitig den Hafen verlassen. Für den Transport müssen die Monopiles an jedem Ende mit riesigen Pfropfen wasserdicht verschlossen werden.
    Ein gigantischer Schwimmkran lässt sie zu Wasser, dann ziehen Schlepper die Stahlkolosse raus zu den großen Offshoreanlagen aufs Meer. Am Alten Strom reiht sich ein Fischbrötchenkutter an den nächsten. Die Warnemünder Bummelmeile hat sich deshalb zum Hauptjagdrevier einer riesigen Schar Möwen entwickelt. Da die cleveren Tiere keine Scheu mehr vor Menschen haben, stibitzen sie ihnen die Brötchen direkt aus den Händen. Sabine Rössler ist die Chefin bei Backfisch Udo, einem der Fischbrötchenkutter. Dutzende Angriffe pro Tag beobachtet sie in der Hauptsaison.
    Deshalb bereitet sie sich gut auf die geflügelte Fischbrötchen-Armee vor: XXL-Schirme, Warnplakate und Aufklärungsgespräche mit der Kundschaft sollen möglichst gut auf die Vogelattacken vorbereiten. Doch trotz aller Warnungen, die Möwen können sich trotzdem auf fette Beute verlassen, denn die meisten küstenunkundigen Besucher können sich schlicht nicht vorstellen, wie schnell, geschickt und vor allem dreist der Mundraub per Schnabel vonstatten geht. Jedes Jahr im Sommer verwandeln sich der Strand von Warnemünde und die Ostsee in eine internationale Wettkampfarena: Der DLRG-Cup ist die größte Freiwasserveranstaltung des Rettungssports in ganz Europa.
    Über 200 Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer aus sechs Nationen gehen diesmal an den Start. Die 25-jährige Alica Gebhardt tritt in der Königsdisziplin an: beim Oceanwoman. Beim Rettungstriathlon Oceanwoman/​Oceanman kämpfen die Teilnehmenden in den Disziplinen 300 Meter Brandungsschwimmen und 900 Meter Brett- beziehungsweise Surfskirennen um den Sieg. Und das Ganze dreimal hintereinander. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.10.2023NDR
  • Folge 356 (45 Min.)
    130 Kilometer Küstenlinie, umsäumt von über 300 Inseln: Helsinki, die nördlichste Hauptstadt der EU, vereint Großstadtflair und maritimes Naturerlebnis. Die berühmte Festungsinsel Suomenlinna, UNESCO-Weltkulturerbe, begeistert Touristen wie Einheimische als Naherholungsgebiet. Die kleinere Nachbarinsel Vallisaari ist dagegen erst seit 2016 öffentlich zugänglich und war bis dahin völlig der Natur überlassen. Manche Inseln sind in Privatbesitz, geschmückt mit Villen oder gehören gar Konzernen. Aber: Den Sommer im Sommerhaus am Wasser zu verbringen, ist eine tief verwurzelte finnische Tradition und nicht nur ein Privileg der Wohlhabenden.
    Im Schärenmeer von Helsinki gibt es einige Inseln, die von der Stadt verwaltet werden, mit insgesamt 1600 begehrten Sommerhütten. 109 von ihnen liegen auf Satamasaari, kein fließend Wasser, nur Solarstrom. Das „einfache Glück“, findet Hely Salmi, die ihre gesamte Freizeit auf der Insel verbringt. Und das nur sieben Kilometer Luftlinie von der Stadtmitte entfernt. Satamasaari liegt auch auf der Route des letzten „Tante-Emma“-Ladenschiffs Finnlands, der „Christina“.
    Seit 1972 ist es in Familienhand und führt alles mit, was die Bewohner auf den Inseln so brauchen: Blumenerde, frische Lebensmittel, Gas und natürlich Süßigkeiten. Doch Kapitän Enska will in den Ruhestand gehen. Die Nachfolge gestaltet sich schwierig, denn Enska stellt hohe Ansprüche. Sicherheit steht an oberster Stelle, nicht zuletzt auch, weil die halbe Familie auf dem Schiff arbeitet. Diesen Sommer fährt Mika als Kapitän auf Probe mit. Schwitzen in schwindelerregender Höhe, das ist in der ersten und einzigen Riesenradsauna der Welt möglich.
    Die hölzerne Spezialgondel dreht sich bis in 40 Meter Höhe. Für Finnen rundum ein Vergnügen. Aufs Glücklichsein verstehen sich die Finnen. Sie gelten laut jährlich erhobenem „Glücksatlas“ als glücklichste Nation der Welt. Dabei hat Finnland mit über 25 Prozent die meisten allein lebenden Menschen in Europa. Wie geht das zusammen? Die Finnen tun einfach das, was ihnen Spaß macht. Etwa Daten auf See. Der Single Boaters Club, eine Facebook-Gruppe, hat viele Tausend Mitglieder. Es gibt nur zwei Bedingungen: die Liebe zum Bootfahren und den Status als Single, der sich nach einer Bootspartie im Schärenmeer vielleicht ändert.
    Wenn nicht, auch gut. Denn dann darf man ja weiterhin Mitglied bleiben im Single Boaters Club. Nicht ganz legal, aber auch nicht verboten und für viele junge Leute zwingend glücksfördernd ist das sogenannte Beerfloating. Mitten im Sommer findet die Kaljakellunta statt, an der sich jedes Jahr viele Hundert Partygäste beteiligen. Das Prinzip: sich mit einem schwimmenden Untersatz und viel Bier gemeinsam den Fluss hinunter bis nach Helsinki treiben lassen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.10.2023NDRDeutsche Online-PremiereMi 18.10.2023ARD Mediathek
  • Folge 357 (45 Min.)
    Wer keine sandigen Füße mag, ist hier richtig: Eine ganze Reihe von betonierten Stränden säumen die slowenische Küste, Relikte aus der sozialistischen Epoche.
    Die Slowenische Riviera ist eine der kürzesten Küsten Europas, gerade einmal 46,6 Kilometer lang. Auf den Zugang zum Meer sind die Slowenen stolz. Kein Wunder also, dass jeder Zentimeter von Sloweniens Anteil an der Adria zum Baden genutzt wird. Wer keinen Sand unter seinen Füßen mag, ist genau richtig an der felsigen Naturküste oder wahlweise an den Betonstränden. Sie sind ein Erbe aus sozialistischer Zeit, als Slowenien ein Teil Jugoslawiens war. 500 Jahre lang gehörte die Küstenregion zur Republik Venedig. Der Glockenturm von Piran sieht aus wie eine Miniaturausgabe des Campanile vom Markusplatz.
    Zur Begrüßung hört man hier häufiger Ciao als das slowenische Dober dan (Guten Tag). Milka Sinkovic und ihre Freundinnen vom Club Voga Veneta Pirano treffen sich einmal in der Woche, um eine venezianische Tradition zu pflegen: Sie rudern, und zwar im Stehen! Ihre traditionellen Holzboote, genannt Topo, wurden früher an der slowenischen Adriaküste und auf den Kanälen der Salinen verwendet. Schon damals transportierten reine Frauenbesatzungen damit Gemüse und Schalentiere zu den Märkten, denn die Männer von Piran waren fast alle auf See.
    Topo-Boote sind für die ruhigen, flachen Gewässer der Lagunen konstruiert, bei Wind und kabbeligem Wasser kann es da schon mal knifflig werden. Seit 1947 übernimmt Neptun jedes Jahr für ein langes Wochenende symbolisch die Regentschaft über Piran. Der Meeresgott und seine Gefolgschaft, dargestellt von Schülern der Mittelschule für Seefahrt, laufen mit dem Schulschiff in den Hafen ein. Als Neptun verkleidet wird Abiturient Roberto in einer Prozession durch Piran getragen. Alle Novizen müssen schwören, fleißig zu lernen. Zur Taufe werden sie dann ins Hafenbecken geworfen.
    Portoroz ist ein trubeliger Partyort mit großer Geschichte: Im 19. Jahrhundert hatten die Habsburger die Macht übernommen. Damals entwickelte sich der sogenannte Rosenhafen zu einem mondänen Heilbad. Die feine Gesellschaft der K.-u.-k.-Monarchie weilte hier zur Sommerfrische und residierte später im Palace Hotel, eröffnet 1910. In jugoslawischer Zeit war das Haus im Belle Époque-Stil das Lieblingshotel von Machthaber Tito. Stars wie Sophia Loren und Elizabeth Taylor logierten im Palace. Syu Poropat, deren ganze Familie mit dem traditionsreichen Hotel verbunden ist, arbeitet hier heute als Chefkonditorin.
    Von ihr werden ständig neue Köstlichkeiten erwartet, aber bitte mit lokalen Zutaten: Macarons zum Beispiel kreiert Syu auf slowenische Art mit einer Prise Meersalz aus den Salinen von Piran. Das Hinterland der Küste ist Karstgebirge, durchlöchert von Höhlen. Die Höhlen von Postojna sind so gigantisch, dass darin sogar ein kleiner Zug fährt, die einzige zweigleisige Höhleneisenbahn weltweit. Lokführer Samo Dolenc dreht hier täglich seine Runden auf der gut vier Kilometer langen unterirdischen Strecke. Er genießt das Privileg, die Höhle am Morgen allein und still beim Technik-Check zu erleben, bevor die Besucher kommen.
    Am steinigen Strand unterhalb der Kirche sammelt Nika Stegel Treibholz. Aus den Brettern, die das Meer angeschwemmt hat, schnitzt sie in ihrem kleinen Atelier winzige Häuschen. Urlaubssouvenirs nach Vorbildern in ihrer malerischen Heimatstadt, dem mittelalterlichen Piran. Die Leidenschaft für Miniaturen hat die Künstlerin von ihrem Großvater geerbt, einem Goldschmied. Außer ihr Hund Rum will inzwischen kaum noch jemand mit Nika am Strand spazieren gehen: Wer schleppt schon gerne schwere Hölzer zurück? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.11.2023NDR
  • Folge 358 (45 Min.)
    Bewohner aus dem Dorf Cañar restaurieren einen Bewässerungsgraben. Die Jahrhunderte alte Kunst der von Hand gegrabenen Kanäle entlang der Höhenlinien im andalusischen Hinterland geht zurück auf die Araber.
    Eine Küste mit einem Versprechen: Die Costa del Sol, die „Sonnenküste“, hat tatsächlich im Schnitt 320 Sonnentage im Jahr. Den klangvollen Namen ließ sich 1928 ein Hotelier einfallen, seitdem hat sich der andalusische Küstenabschnitt zu einer der beliebtesten Destinationen Spaniens entwickelt. Die vielen Hotelburgen sind nicht jedermanns Geschmack, doch an vielen Ecken hat sich die Costa del Sol ihren ursprünglichen Zauber bewahrt. Lurdes Padilla steht in den ersten Juliwochen unter Dauerstress. Die Parfümerieverkäuferin ist Hermana Mayor, also Organisatorin des religiösen Festes Virgen del Carmen in Pedregalejo, einem Stadtteil von Malaga.
    Einmal im Jahr wird die Schutzheilige der Fischer und Seefahrer von ihrem Stammplatz in der Kirche auf den Schultern Dutzender Gläubiger an den Strand getragen und in einem Fischerboot aufs Meer gerudert. Dafür müssen die Straßen an der Küste mit Papierblumen geschmückt, Essen, Musik und Träger organisiert werden. Und dann die Nagelprobe: die schwere Marienstatue aufs Ruderboot hieven, ohne dass diese umkippt.
    Lurdes’ Tochter Lucia, 16 Jahre alt, hat eine andere Sorge: An diesem Wochenende wird sie zum ersten Mal zusammen mit ihrer Flamencolehrerin Christina öffentlich auftreten in Malagas berühmtesten Flamencolokal Peña Juan Breva. Wer hier Anerkennung findet, kann auf eine Karriere als Flamencotänzerin hoffen. Lucia hat Lampenfieber. Im Küstenort Benalmádena lockt seit 2000 eine besondere Attraktion: Mit der Seilbahn Teleférico ist ein atemberaubender Schwebeflug auf den 769 Meter hohen Berg Monte Calamorro möglich.
    Vom Gipfel aus genießt man bei guter Sicht den Blick übers Mittelmeer bis nach Marokko. Für die Sicherheit der Fahrgäste ist in Notfällen die örtliche Feuerwehr verantwortlich. Juanma Ravina hat seine Männer deshalb zu einer Übung zusammengetrommelt. Die Feuerwehrleute sollen lernen, wie man havarierte Personen aus einer Seilbahnkabine birgt. Die Entfernung zum Boden: 20 Meter. Ihr Rettungsmittel: das Seil. Um zur Gondel zu gelangen, müssen die Feuerwehrleute daran erstmal hochklettern. Ein nerven- und kräftezehrender Einsatz. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.11.2023NDR
  • Folge 359 (45 Min.)
    Die Oase Queimada dos Britos: Mitten in der Wüste lebt hier die Fischerfamilie Meneses Garcia.
    Wer Sand und Meer liebt, der liegt hier richtig: Der Bundesstaat Maranhão im Nordosten Brasiliens hat eine 640 Kilometer lange Küste. Die Hauptstadt São Luis liegt auf einer Insel, die denselben Namen trägt. Und entlang des Atlantiks erstreckt sich die wasserreichste Wüste der Erde: die Lençóis Maranhenses, eine riesige Dünenlandschaft, die weit ins Landesinnere reicht. 50 Meter hohe, schneeweiße Dünen umschließen hier Lagunen mit türkisblauem Wasser. Inmitten dieser schier endlosen, sandigen Weite wohnt Luisa Meneses Garcia in der Oase Queimada dos Britos gemeinsam mit ihrem Mann und den fünf Kindern.
    Die Familie trotzt den schwierigen Bedingungen und lebt mitten in der Wüste tatsächlich vom Fischfang. Doch die kleinen Exemplare, die Luisa in den Lagunen erbeutet, reichen nicht, um alle satt zu bekommen. Darum machen sie und ihr Mann sich mehrmals die Woche auf den Weg zum Meer. Zweieinhalb Stunden zu Fuß durch die glühende Wüstenhitze, ihre Kinder mit dabei, die noch zu jung sind für die kleine Schule in der Oase.
    Zwei Autostunden von der Oase entfernt liegt am Rande der Wüste Atins. Rund um den sandigen Ort geht Pedro Pires dos Santos Tag für Tag auf die Jagd nach Krebsen, die sich tief im Mangrovenmatsch in ihren Nestern verstecken. Es ist eine anstrengende und auch gefährliche Arbeit, denn überall lauern gefährliche Schlangen und andere wilde Tiere. Aber Pedro nimmt die Plackerei auf sich, denn die Krebse kommen auf die Speisekarte seines kleinen, gerade eröffneten Restaurants.
    Mit der Selbstständigkeit will er seinen Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen. Claudia Regina Avelar ist mal wieder spät dran: Sie hetzt von Auftritt zu Auftritt, jetzt geht es auf die Hauptbühne beim Festival Bumba-meu-boi. Ganze zwei Wochen lang feiert die Hauptstadt São Luis das Fest, nach dem Karneval in Rio das größte des Landes. Und Claudia ist die einzige Frau, die eine Tanzgruppe leitet. Das Amt hat sie vor 20 Jahren von ihrem Vater übernommen, der war einer der berühmtesten „Bois“.
    Der Nordosten Brasiliens ist durchzogen von Flüssen, Brücken aber gibt es kaum, dafür eine Vielzahl von Fähren. Auch Claudiney Gomes betreibt eine, gerade mal zwei Minuten braucht er für die Überfahrt über den Rio Munim. Doch der Fährkapitän hat ein Problem: Seine Autofähre hat ein Leck! Sie besteht nämlich aus zwei miteinander verbundenen Kanus, die an einigen Stellen nicht ganz dicht sind. Vor allem wenn Claudiney schwere Pick-up-Trucks übersetzt, läuft Wasser in den Rumpf.
    Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als fleißig zu schöpfen. An den Stränden der Hauptstadt geht es eigentlich gelassen zu. Doch jeden Sonntag wollen Tausende Einheimische mit ihrem Auto an den Praia do Araçagy. An der einzigen Zufahrt auf den Sand staut es sich da schon mal ziemlich und nicht alle Fahrer bleiben gelassen: Immer wieder wollen sich Ungeduldige vordrängeln. Aber nicht mit Commandante Sergio Miranda! Der Chef des Ordnungsdienstes zieht jeden raus, der sich nicht an die strengen Verkehrsregeln am Strand von São Luis hält. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.12.2023NDR
  • Folge 360 (45 Min.)
    Der Seefahrer und Entdecker Willem Barents sichtete den unbewohnten Archipel im Juni 1596. Heute leben Menschen aus mehr als 50 Nationen auf Spitzbergen.
    Der norwegische Archipel Spitzbergen liegt mitten im arktischen Ozean, eisig, sturmumtost und unwirtlich. Dennoch ist die Inselgruppe für viele Menschen aus der ganzen Welt ein Sehnsuchtsziel. Trotz der Abgeschiedenheit war Spitzbergen schon früh wegen seiner Rohstoffe im Visier zahlreicher Nationen. 1920 wurde Norwegen im Spitzbergenvertrag von Paris die Souveränität übertragen. Das Recht, auf Spitzbergen zu leben, zu arbeiten und eine Firma zu gründen, haben alle Bürger von Staaten, die diesen völkerrechtlichen Vertrag mittlerweile unterzeichnet haben. Das hat den Archipel zu einem Magneten für Einwanderer gemacht: Die Hauptstadt Longyearbyen, eine ehemalige Minenarbeitersiedlung, zählt rund 2500 Einwohner aus mehr als 40 Nationen! Sebastian Bach aus Polen hat es hierhergezogen, weil er die Chance bekam, ein Feinschmeckerrestaurant zu leiten.
    Das Problem: Es befindet sich in einer alten Bergarbeiterbaracke, und zwar mitten in der Eisbären-Gefahrenzone. Außerdem gibt es kein fließendes Wasser in dem Lokal, alle Waren müssen umständlich mit dem Schneemobil herangeschafft werden. Chyrene Moncada stammt eigentlich von den Philippinen. Am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen schreibt sie ihre Doktorarbeit in mariner Mikrobiologie.
    Chyrene und ihr Team sind nach Spitzbergen aufgebrochen, um in den polaren Gewässern Sedimente zu erforschen. In der Wissenschaft gelten diese als Umweltarchiv der Erdgeschichte. Bei einer Expedition in den eisigen Fjord will die junge Frau aus den Tropen herausfinden, wie wichtig die Rolle des Meeres als Klimapuffer ist. Tommy Jordbrudal und seine Familie sind vom norwegischen Festland nach Spitzbergen gezogen. Seit Jahrzehnten kümmern sie sich schon um Schlittenhunde. Tommy ist auch schon das härteste Hundeschlittenrennen der Welt, das Iditarod in Alaska, mitgefahren. Auf Spitzbergen hat er nun das nördlichste Rennen der Welt ins Leben gerufen.
    Mit dabei ist auch seine elfjährige Tochter Tiril. 20 Teams treten an. Immer im Gepäck: eine Schusswaffe zum Schutz vor Eisbären. Norwegen und Russland betreiben bis heute Kohleabbau auf dem Archipel, doch immer mehr Gruben werden dichtgemacht, weil sich der Aufwand nicht mehr lohnt. Umso engagierter sind die Mitglieder des Bergarbeiterchors von Spitzbergen. Olaf Storø ist mit seinen 70 Jahren das älteste Mitglied des Gesangsvereins. Im Bergbau hat er allerdings nie gearbeitet. Olaf singt, weil die Chorlieder die Historie des eisigen Archipels lebendig halten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.12.2023NDR

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