Folge 3

  • 3. Täterinnen und Opfer

    Folge 3 (45 Min.)
    Der Nationalsozialismus war männlich geprägt, Frauen spielten in der NS Ideologie lediglich die Rolle der treusorgenden Ehefrau und Mutter. So ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen im Nachhinein lange Zeit – wenn überhaupt – nur als hilflose Opfer beschrieben wurden: als trauernde Witwen oder Mütter, verfolgte Jüdinnen oder Kommunistinnen. Neue Forschungen aber zeigen, dass sich Frauen durchaus aktiv an der Schreckensherrschaft beteiligten: als KZ-Wächterinnen, als Ehefrauen von KZ Kommandanten, Denunziantinnen oder Gehilfinnen bei den Arisierungsverfahren. Von Anfang an setzten auch sie sich für das totalitäre System ein, wie z. B. Eleonore Baur, eine Frontkämpferin der ersten Stunde, die als „Blutschwester Pia“ im Konzentrationslager Dachau Furcht und Schrecken ver-breitete.
    Im Konzentrationslager Buchenwald war es die Frau des Kommandanten, Ilse Koch, die durch ihre Vorliebe für Lampenschirme aus tätowierter Menschenhaut makaberen Ruhm erlangte, wie der ehemalige KZ Häftling Reinhold Lochmann berichtet. Die Opfer ihrer Begierde wählte sie sich bei Spa-ziergängen durch das Lager aus. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beschreiben, wie sie diese Frauen erlebten. Waren KZ-Aufseherinnen brutaler als ihre männlichen Kollegen? Und wie Frauen überhaupt dazu kamen, sich als KZ-Wächterin zu verdingen, erzählt eine ehemalige Aufseherin aus dem Konzen-trationslager Ravensbrück.
    Lonni von Schleicher, Tochter des Generals und ehemaligen Reichskanzlers, kam als 12 Jährige nach Hause und erhielt die Nachricht, dass ihre Eltern im Rahmen des Röhmputsches ermordet wurden. In den folgenden Jahren wurde sie rund um die Uhr überwacht, was verhinderte, dass sie sich dem Widerstand anschließen konnte. Wie hat sie diese
    Zeit, dieses Regime erlebt? Es gab aber auch die anderen, die mutigen Frauen, die sich aus Überzeugung widersetzten: Gertrud Pötzinger, eine Zeugin Jehovas, die lieber ins Konzentrationslager ging, als ihrem Glauben abzuschwören. Oder Isa Vermeh-ren, die wegen Verweigerung des Fahneneides die Schule verlassen musste und später in Berlin im politischen Kabarett auftrat.
    Und schließlich diejenigen, die das Grauen leibhaftig erdulden mussten, weil sie die falsche Religion oder Herkunft hatten wie die Roma Ceija Stojka aus Wien. Nachdem ihr Vater im KZ Dachau verstarb, verließ die Familie ihr Versteck, um die traditionelle Totenwache zu hal-ten, und wurde prompt verhaftet. Eine Odyssee durch die Konzentrationslager begann: Auschwitz, Ravensbrück, Bergen-Belsen. Gemeinsam mit ihrem Bruder war sie in Auschwitz für die Beseitigung der Leichen in der Baracke zuständig.
    Und die Jüdin Eva Mozes Kor, die als Zehnjährige mit ihrer Zwil-lingsschwester Miriam dem KZ-Arzt Dr. Josef Mengele in Auschwitz in die Hände fiel. Noch nach 57 Jahren erinnert sie sich genau, wie sie ihre Mutter an der Rampe von Auschwitz-Birkenau zum letz¬ten Mal sah und versäumte, sich richtig von ihr zu verabschieden. Wie sie dann mit eisernem Überle-benswillen die zur Mengele’schen Zwillingsforschung gehörenden täglichen Spritzen und Injektionen ertrug – und überlebte, weil auch ihre Schwester durchhielt. Denn alleine wäre sie „für Mengele wertlos gewesen“, er brauchte „das Vergleichsmaterial“.
    Mit Hilfe von Zeitzeugen und Archivmaterial zeichnet der Filmautor Thomas Hausner die Rolle der Frauen im NS Regime als Opfer und Täterinnen nach und macht deutlich, dass sie an Grausamkeit und Brutalität den Männern nicht nachstanden. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.11.2001Bayerisches Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 01.10.2008
11:15–12:00
11:15–
Mi 24.09.2008
16:45–17:30
16:45–
Do 08.11.2001
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