Ein Heim für alle Felle

Nicht jede Freundschaft zwischen Mensch und Tier endet so wie bei „Lassie“, „Fury“ oder „Flipper“. Was ist, wenn das Schmusekätzchen nur noch kratzt, beißt und seine Krallen an den Polstermöbeln wetzt? Wenn der Partner fürs Leben eine Tierhaarallergie bekommt? Oder wenn in der neuen Wohnung keine Hunde erlaubt sind, auch keine ganz kleinen? Jährlich werden in Deutschland rund 220.000 Tiere ausgesetzt. Die meisten von ihnen finden ein Zuhause in einem Tierheim und bleiben dort – mal kürzer, mal länger, mal ein Leben lang. Jedes Tier, das hier Station macht, ob Hund, Katze, Hamster oder Waschbär, hat seine eigene Geschichte – und die Tierpfleger kennen sie alle.
So auch im Tierheim in Köln-Dellbrück, wo Bernd Schinzel, Silvia Sauerland, Sabine Aktas und sieben weitere Mitarbeiter zehn bis zwölf Stunden täglich, am Wochenende und auch Weihnachten praktische Tierliebe beweisen. Der Alltag im „Heim für alle Felle“ hat viele Gesichter: Todkranke Hunde erhalten hier ein Gnadenbrot, ein Hängebauchschwein bekommt neue Besitzer, und kleine Kätzchen werden richtig hochgepäppelt, so dass sie auf eigenen Pfoten stehen können. Wenn es um das Wohl ihrer Schützlinge geht, sind die Mitarbeiter in Dellbrück kaum zu bremsen, kennen keinen Feierabend und keine 40-Stunden-Woche.
Die Tiere sind für sie keine Objekte, keine Nummern in einem Käfig, sondern liebgewonnene Gefährten (auf Zeit) mit Herz, Seele und ganz eigenem Charakter. Mit grenzenlosem

Idealismus pflegen sie die oft geschundene Kreatur. Ihr schönster Lohn: Alle fühlen sich bei ihnen gleich wie zu Hause und ‚pudelwohl‘. Aber sie kümmern sich auch um die Zweibeiner, trösten diejenigen, die verzweifelt nach ihren entlaufenen Lieblingen suchen, geben neuen Herrchen oder Frauchen einen Schnellkurs im Umgang mit dem Hund, und verweigern manchmal auch ein Tier, wenn ihnen der Mensch nicht so richtig gefällt.Bernd Schinzel ist seit zwölf Jahren Chef und Mittelpunkt des Tierheims.
Jede der tausend Ausreden, warum jemand seinen Vierbeiner abgeben will oder muss, hat er schon gehört. Sein Gespür, wem er ein Tier anvertrauen kann und wem nicht, ist untrüglich. Ihm zur Seite steht Silvia Sauerland, seine Stellvertreterin, für die ihr Beruf Berufung ist. Sie ist ebenso resolut und energisch wie unbestechlich und ehrlich. Für ihre Lieblinge ist ihr kein Job zu viel – vom Zwinger putzen bis zum Tierpflegeunterricht für Kinder macht sie alles.
Unterstützt wird sie von Sabina Aktas, der „Fachfrau“ für gefährliche Kampfhunde, die Nachtschichten im Tierheim am liebsten allein übernimmt: In der Nähe der Zwinger fühlt sie sich sicher und gut bewacht.“Ein Heim für alle Felle“ – das sind Geschichten von Menschen und Tieren, von ihrem Zusammenleben und Auseinandergehen, vom Alltag ‚hinter Gittern‘ mit seinen großen und kleinen Sorgen, von Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz und von beispielhaftem Engagement für jedes Lebewesen. Denn es gibt immer ein Tier, das Hilfe braucht. (Text: WDR)