2013, Folge 21–26

  • Folge 21
    Einsame Waldlage nahe Oberhof, abgeschirmt von der Öffentlichkeit – es war in den 1960er-Jahren das modernste und mondänste Gästehaus von Partei und Regierung der DDR. Hier frönte Walter Ulbricht dem Skilauf, hier logierten Drittweltpotentaten, hier entspannte sich die Elite des Landes. Doch es war mehr als das: Es war ein geheimer Ort, denn immer wieder war die kleine Nobelherberge Schauplatz großer Politik. Chefköche und Oberkellner hörten mit, was für ihre Ohren nie bestimmt war. Wenn Ulbricht mit Pjotr Abrassimow, dem sowjetischen Botschafter in der DDR, aufs schärfste über die Autoproduktion in Eisenach stritt.
    Wenn er 1970 das Brandt-Stoph-Treffen im nahen Erfurt überwachte. Wenn Lotte Ulbricht abendfüllend über Honecker lästerte. Wenn Kurt Hager im Kinosaal die von ihm selbst verbotenen DEFA-Filme schaute. Mitte der 60er-Jahre erbaut, entsprach das Haus dem Geist der Zeit Walter Ulbrichts. Es repräsentierte alles, was sich der eigenwillige Staatschef nach dem Mauerbau für das ganze Land wünschte: Westniveau, aber alles von hier – Saalburger Marmor, Thüringer Schiefer, Haustechnik auf Weltniveau, Fernsehstudio, Nachrichtenzentrale, Klubkino, die besten Köche und Kellner des Landes.
    Das Haus war die Krönung von Ulbrichts Leidenschaft für den Skilauf und für Oberhof – eine Liebe, die für den Ort aber auch zum Verhängnis wurde: Walter Ulbricht hatte im November 1950 in der ersten geheimen Kommandoaktion dieser Art Pensionen und Hotels in Oberhof enteignen und deren Eigentümerfamilien deportieren lassen, um danach eine radikale Neuplanung des Wintersportortes zu forcieren.
    Heute ist das Gästehaus eine Ruine. Doch immer noch atmen die Wände den Geist der Zeit. Axel Bulthaupt führt durch das mondäne Vestibül, das Appartement Ulbrichts, das persönliche Kino Kurt Hagers. Ehemalige Chefköche, Oberkellner, Hausdirektoren, Gäste und der Erbauer der Nobelherberge berichten, was sie hier erlebt haben. Und so liefert dieses Haus an diesem Ort eine kaum bekannte DDR-Geschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.01.2013MDR
  • Folge 22
    Sommer 1990. Das Ehepaar Honecker muss aufgrund der tobenden Bevölkerung sein letztes Asyl, eine Kirche im Brandenburgischen Lobetal, Hals über Kopf verlassen und findet Unterschlupf in den Heilstätten Beelitz. Ein cleverer Schachzug, denn diese sind zu jenem Zeitpunkt Militärlazarett der Sowjetarmee und damit sowjetisches Hoheitsgebiet. Ein Zugriff der deutschen Justiz auf die Honeckers wird damit zunächst vereitelt. Der zweifache Haftbefehl wegen wirtschaftsstrafrechtlicher Belange und wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze kann nicht vollstreckt werden.
    Frei sind Margot und Erich Honecker dennoch nicht. Bis März 1991 erleben sie den Untergang des Sozialismus aus dieser Enklave mit, bevor sie dann mit einem sowjetischen Militärflugzeug nach Moskau ausgeflogen werden. Die Fotografin Christina Kurby und der Schriftsteller Reinhold Andert besuchten die Honeckers zu dieser Zeit. Nun kehren sie noch einmal zurück an den Ort, wo sie die letzten Tage der Honeckers in Beelitz begleiteten und dokumentierten.
    Christina Kurby gelangen damals intime Momentaufnahmen des einst so mächtigen politischen Paares – allein gelassen von den ehemaligen Genossen und Parteifreunden. Heute gehört das Grundstück dem Architekten Torsten Schmitz. Er gewährt einen Einblick in die sagenumwobene Villa und rekonstruiert gemeinsam mit Christina Kurby und Reinhold Andert, wie die Honeckers den Verlust ihrer Macht erlebten. Wie sah das von Macht geprägte Paar, was sich um sie herum ereignete? Was erwarteten sie von ihrer Zukunft? Auch der Strafverteidiger Nicolas Becker und der ehemalige Innenminister Peter Michael Diestel waren Gäste der Honeckers an diesem außergewöhnlichen Ort – im damaligen sowjetischen Militärlazarett Beelitz.
    Sie erinnern sich. Heute gleichen die Heilstätten Beelitz mitten im Wald vor den Toren Berlins einer Geisterstadt. Der morbide Charme der ehemals prachtvollen Bauten der Klinikanlage verzaubern den Betrachter mit vielen Details und lassen erahnen, wie das Leben hier einst pulsierte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.03.2013MDR
  • Folge 23
    Im Brandenburgischen Forst nahe dem Bogensee bei Wandlitz steht ein riesiger, abgelegener Gebäudekomplex. Hier paukten Funktionäre und junge Leute aus aller Welt bis 1990 die Ideale des Sozialismus. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.04.2013MDR
  • Folge 24
    Die Rhön ist ein wunderschöner Landstrich am Rande Thüringens. Natur pur. Wer mit wachen Augen durch die sanfte Berglandschaft wandert, findet viel Ruhe und entdeckt unglaubliche Geschichten: Hier hätte jederzeit ein Dritter Weltkrieg ausbrechen können, da sind sich Historiker in Ost und West einig. An keinem anderen Ort ragte das Gebiet des ehemaligen Ostblocks so weit in den Westen hinein wie hier. Als „Fulda Gap“, die Lücke von Fulda, bezeichneten die US-amerikanischen Streitkräfte diesen für sie so verwundbaren Punkt. Die Angst der NATO war nicht unbegründet. Die Mächtigen im Osten wussten ihren geographischen Vorteil durchaus zu nutzen. So entstand auf dem Gipfel des Ellenbogens, dem höchsten Berg der thüringischen Rhön, in den Sechziger Jahren die Station „Blitz“, eine Abhöranlage mit vier Radartürmen.
    Von hier aus konnte die Staatssicherheit bis nach Frankreich lauschen. Das gesamte Ellenbogenplateau wurde zum Sperrgebiet erklärt, gesicherte Zäune sollten die Bewohner aus den umliegenden Ortschaften fernhalten. Gleich neben dem Ellenbogen wurde ein weiterer Berg, die Hohe Geba, militärisch abgeriegelt und verschwand von den Wanderkarten. Sowjetische Truppen lebten auf dem Gipfel und überwachten von hier mit mobilen Radaranlagen den westlichen Luftraum, für den Volksmund war das „klein Sibirien“. Axel Bulthaupt begibt sich auf Spurensuche und erzählt, wie die Rhön zum heißesten Ort im Kalten Krieg wurde und wie die Menschen mit der allgegenwärtigen Bedrohung umgingen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.06.2013MDR
  • Folge 25
    Von außen nichts zu sehen, und genau das war zu DDR-Zeiten Programm. Niemand sollte wissen, dass sich in der Arndtstraße 48 mitten in Leipzig die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR befindet. Als Axel Bulthaupt diesen Ort zum ersten Mal betritt, ist er voller Spannung: Ein schweres Metalltor trennt die Außenwelt von dem Todestrakt, der ehemalige Hausmeisterwohnung der Strafvollzugseinrichtung Leipzig. Ein völlig unscheinbarer Ort. Weder Anwohner noch die Gefangenen der angrenzenden Strafanstalt ahnten, was hier vor sich ging. Mitten in der Nacht wurden die Todeskandidaten nach Leipzig gebracht.
    Dann hatten sie etwa eine Stunde Zeit, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Im Morgengrauen, gegen vier Uhr früh, wurde das Urteil vollstreckt, in einem zwölf Quadratmeter großen Raum. Weil das Fallbeil oft versagte, wurde seit 1968 mit der Methode des „unerwarteten Nahschusses“ getötet. Mit einer Walther P38 mit Schalldämpfer. Laute Schüsse wären aufgefallen und das sollte laut einer Dienstanweisung des Innenministeriums unter allen Umständen vermieden werden.
    Auch im Krematorium auf dem Leipziger Südfriedhof, wo die Leichen verbrannt wurden, war Stillschweigen oberstes Gebot. Im Einäscherungsbuch, wurden die „Fälle“ unter den Stichwörtern „Abfall“ oder „Anatomieleiche“ vermerkt. 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR dann schließlich offiziell abgeschafft. Axel Bulthaupt folgt den wenigen Spuren dieses dunklen Kapitels. Dabei erfährt er von den Geschichten der Hingerichteten, hört die Worte eines Henkers und entdeckt die letzte Hinrichtungsstätte der DDR in der heutigen Leipziger Südvorstadt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.10.2013MDR
  • Folge 26
    Jeder zehnte Westdeutsche ist möglicherweise ein Opfer der Stasi. So wurden über ahnungslose Reisende aus dem Westen Dossiers angelegt, beispielsweise über Detlef S., unter dessen Namen ein Ost-Agent operierte. Die Reportage deckt exklusiv den Spionagefall Detlef S. auf, konfrontiert erstmals die beiden Stasi-IMs und deren Führungsoffiziere mit den Akten und trifft die Witwe von Detlev S. (Text: Phoenix)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.11.2013Phoenix

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