Staffel 2, Folge 3

  • 12. Das Johnson-Verwaltungsgebäude

    Staffel 2, Folge 3 (30 Min.)
    Als S. C. Johnson 1936 den Bau eines neuen Firmensitzes beschloss, riet man ihm nach einem misslungenen Anlauf mit einem ortsansässigen Architekten, sich an Frank Lloyd Wright zu wenden. Es kam zu einer Begegnung zwischen den beiden Männern, die völlig unterschiedliche Ansichten vertraten, trotzdem aber Gefallen aneinander fanden. Frank Lloyd Wright galt zu dieser Zeit als der größte lebende Architekt. Die Beziehungen zwischen Architekt und Bauherr gestalteten sich keineswegs einfach: Johnson stellte sich zwar ein modernes Gebäude vor, war von den futuristischen Vorstellungen Frank Lloyd Wrights jedoch teils fasziniert, teils abgeschreckt.
    Die Diskussionen zwischen den beiden Männern kamen nur zäh voran. Da Frank Lloyd Wright die Umgebung als unschön empfand und deshalb nicht mit einbeziehen wollte, entwarf er ein in sich ruhendes Gebäude, das keine Verbindung zur Außenwelt zu haben scheint. Mit seinen fensterlosen Pyrex-Fassaden, langen Backsteinmauern, Rundungen und scheinbar fehlenden Eingängen wirkt der Bau auf den ersten Blick völlig unzugänglich.
    Das Gebäude hat etwas Umhüllendes, Bergendes, das vor dem Zugriff der Außenwelt schützt und zu konzentriertem Arbeiten anregt. In diesem Kokon ohne monumentalen Eingangsbereich umschließen offene Zwischengeschosse den großflächigen Arbeitsraum, der circa 200 Personen Platz bietet. Obwohl das Gebäude wie eine der Arbeit geweihte Kathedrale anmutet, hat es nichts Bedrückendes. Das Innere wird von Ober- und Seitenlicht durchflutet, das durch Spalten am Dachansatz
    einfällt.
    Der Ort regt nicht nur zum konzentrierten Arbeiten an, sondern hat mit seinen warmen Farben – dem von Frank Lloyd Wright erfundenen Cherockee-Rot – und seinen runden Formen zugleich etwas Sinnliches. Der Architekt hatte Johnson ein Gebäude versprochen, in dem sich jeder wie in einem Kiefernwald fühlen könne. Dazu entwarf er einen Wald aus schlanken, zylinderförmigen Säulen, die auf Metallstümpfen fußen und sich zur Spitze hin zu einem eleganten Rund verbreitern.
    Auffallend ist die erlesene Ausführung der gestalterischen Details: Der Architekt verwendete 40 verschiedene Backsteinformen und unterschiedliche Querschnitte für die Pyrex-Röhren. Sogar die Wände und der Sesselstoff in den verschiedensten Rottönen sind raffiniert aufeinander abgestimmt, und das Gebäudemobiliar von den Tischen bis hin zu den Türklinken wurde von Frank Lloyd Wright selbst entworfen. Der Bau artete schließlich in einen regelrechten Ideenwettstreit zwischen Bauherr und Architekt aus, wodurch sich die Bauzeit hinauszog.
    Das Verwaltungsgebäude von Johnson brachte Frank Lloyd Wrights Karriere neuen Aufwind. Als der Architekt 1959 im Alter von 90 Jahren starb, hinterließ er über 30 unvollendete Bauprojekte. Das Verwaltungsgebäude ist in fast unverändertem Zustand erhalten geblieben. Die Firmenangestellten huldigen ihm regelrecht. Auch in der Unternehmenskommunikation nimmt das Gebäude weiterhin einen wichtigen Platz ein, denn das Werk Frank Lloyd Wrights ist inzwischen zum Markenzeichen und Label der Firma SC Johnson geworden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.03.2001arte

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Sendetermine

Mo 20.06.2011
11:35–12:05
11:35–
Sa 17.03.2001
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