2020, Folge 23–43
Frankreich: Wer findet den Corona Impfstoff? / Island: Touristen nach Test willkommen / Israel: Rebellin in Jeans Shorts
Folge 23 (52 Min.)(1): Frankreich: Wer findet den Corona Impfstoff?
Wie überall suchen auch Wissenschaftler im Institut Pasteur fieberhaft nach einem Impfstoff gegen Covid-19.Die Suche nach dem einen Medikament, das das Corona Virus endlich besiegt, sie ist ein weltweiter Wettlauf gegen die Zeit: In allen Ländern arbeiten Wissenschaftler daran, erstens um die Pandemie zu beenden, und zweitens geht es um sehr viel Geld, das investiert wird und um die erwarteten ungeheuren Gewinne aus einem Medikament, auf das die ganze Welt sehnlichst wartet. Die Wissenschaftler des Institut Pasteur in Lille sind spezialisiert auf antivirale Impfstoffe, sie versammelten ihre besten Köpfe, die nun in den Hochsicherheitslaboren nach einem Impfstoff fahnden. Seit Wochen arbeiten sie im Grunde rund um die Uhr, ARTE-Reporter durften sie in ihrem Forscher-Alltag begleiten.
(2): Island: Touristen nach Test willkommen
Ab 15. Juni will Island endlich wieder Touristen ins Land lassen, strenge Kontrollen werden dafür vorbereitet.Island hat die Pandemie sehr gut überstanden, von 365.000 Einwohnern waren bis am 10. Juni nur 1.800 infiziert, 10 Menschen starben und mehr als die Hälfte aller Einwohner wurde auf das Virus getestet. Die Strategie zahlte sich aus: Island hatte seine Grenze geschlossen, sie zählten auf die nordische Disziplin der Bürger und verhängten keinen Lockdown. Aber Island ist in den letzten Jahrzehnten zu einem sehr beliebten Reiseziel für Touristen aus der ganzen Welt geworden: Waren es vor zehn Jahren noch 10.000 Touristen pro Jahr, kamen vergangenes Jahr schon zwei Millionen.
Kaum 100.000 waren es bis vor der Pandemie, also viel zu wenige. Island braucht dringend Besucher für die Wirtschaft, auch die Fluggesellschaft Icelandair steht kurz vor dem Konkurs. Also öffnen sie die Grenzen wieder, am Montag, den 15. Juni. Und dafür bereiten sie sich gerade vor: Jeder Besucher soll schon am Flughafen auf Corona getestet werden, um das Einschleppen einer zweiten Welle von Infektionen in Island zu verhindern – zahlen müssen die Gäste den Test aus eigener Tasche.
(3): Israel: Rebellin in Jeans Shorts
Mit Selfies in Jeans Shorts protestieren Schülerinnen in den Sozialen Medien gegen ihre Schulkleiderordnung. Die Mädchen und jungen Frauen posieren alleine, zu zweit oder in Gruppen vor ihrer Schule, immer in Jeans Shorts, und sie fluten mit ihren Fotos gerade zu hunderten die Sozialen Medien in Israel: Aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach zu strenge Kleiderordnung, die in manchen Schulen das Tragen von Jeans Shorts als „unmoralisch“ verbietet. Denn immer, wenn die Temperaturen steigen, stellt sich diese „Moralfrage“ wieder neu, während die Jungs ohne Probleme Shorts tragen dürfen.
Aber in diesen Tagen wehrten sich Mädchen und junge Frauen gemeinsam, und das ging viral: Es geht ihnen dabei um Gleichberechtigung, um Selbstbestimmung und auch um Protest in einer Gesellschaft, in der die streng orthodoxen Juden in den letzten Jahren mit ihren Vorstellungen von einem gottesfürchtigen Leben immer mehr Einfluss gewonnen haben. Die Gründerinnen des Vereins „Slut Walk“ in Tel Aviv freuen sich über diesen frischen Wind im Netz: Denn sie wehren sich schon lange gegen eine neue orthodoxe Strenge in den Straßen, bei der Armee, in den Universitäten und am Arbeitsplatz. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 20.06.2020 arte Großbritannien: Wer ließ Julian Assange ausspionieren? / Coronavirus: Das Ende in Sicht?
Folge 24 (52 Min.)(1): Großbritannien: Wer ließ Julian Assange ausspionieren?
Im Asyl in der Botschaft Ecuadors in London wurde der Wikileaks-Gründer jahrelang systematisch ausspioniert.Drei Angestellte eines Sicherheitsunternehmens übergaben der spanischen Justiz vor Kurzem einen digitalen Ordner. Er enthält tausende Stunden heimlich aufgenommener Videos des Wikileaks-Gründers Julian Assange während seiner Zeit im Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London: „Operation Hotel“ enthält außerdem sehr viele vertrauliche Dokumente von Assange, Briefe, Berichte und persönlichste Unterlagen. Wer hat das alles in Auftrag gegeben? Washington, die CIA? Der Verdacht besteht, es gibt Indizien, aber bewiesen ist es nicht.Seit April 2019 sitzt Julian Assange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, in einer Vorstadt von London.
Die amerikanische Justiz verlangt seine Auslieferung wegen der Veröffentlichung hunderttausender US-Geheimdokumente auf der Plattform Wikileaks, weil dies nach Ansicht der Amerikaner die Sicherheit ihrer Informanten gefährdet habe. Wegen der Corona Pandemie wurde der Prozess in London auf September verschoben. In den USA könnte Julian Assange zu einer Haftstrafe von bis zu 175 Jahren verurteilt werden.
(2): Coronavirus: Das Ende in Sicht?
Während die Europäer wieder „normaler“ leben, geht die Pandemie weiter, in den USA, in Afrika und anderswo. Die Geschäfte bei uns füllen sich wieder, Schulen und Restaurants öffnen, man analysiert die wirtschaftlichen Verluste, und alle hoffen, dass keine zweite Welle mehr kommt. Doch weltweit steigt die Zahl der Covid-19 Infizierten weiter, und immer mehr Menschen sterben daran. In Afrika breitet sich die Pandemie weiter aus, auch in den USA. Dürfen wir also wirklich schon hoffen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 27.06.2020 arte Irak: Die Jesiden, die überlebt haben … / Brasilien: Die Wächter des Waldes
Folge 25 (52 Min.)(1): Irak: Die Jesiden, die überlebt haben …
Getötet, missbraucht und versklavt – seit 2014 wurde die kurdische Minderheit der Jesiden von den Terroristen des IS systematisch gejagt. 3.000 Frauen und Kinder der Jesiden sind noch immer vermisst – 300.000 Frauen, Männer und Kinder dieser kurdischen Minderheit leben heute als Vertriebene in Lagern im Norden des Irak: Sie haben alles verloren, ihre Aussichten auf ein neues Leben irgendwo sind zurzeit gleich Null. In ihrem monotheistischen Glauben finden sich Elemente vieler nahöstlicher Religionen. Der IS schmähte sie als „Teufelsanbeter“ und wollte sie zum Islam zwingen – wer sich weigerte, den töteten sie, zumindest die Männer. Frauen und Kinder versklavten sie. Fünf Jahre nach dem Beginn der Verfolgung stehen die Jesiden heute am Ende eines langen Leidensweges. Aber wohin können sie nun gehen?
(2): Brasilien: Die Wächter des Waldes
Die Guajajara im Nordosten Brasiliens im Bundestaat Maranhão verteidigen den Amazonaswald gegen Eindringlinge.Sie nennen sich „Wächter des Waldes“, denn seit acht Jahren kämpfen die Leute vom Volk der Guajajara im Amazonaswald gegen die Invasion der illegalen Holzfäller, Goldsucher und Landwirte. Ihr Gebiet umfasst gut 4.000 km2, es ist damit etwa zweimal so groß wie Luxemburg. Sie spüren die Camps der Eindringlinge auf und brennen sie nieder, dabei riskieren sie ihr Leben, denn viele der Fremden sind bewaffnet. Erst kürzlich verloren zwei Indigene ihr Leben nach einem Angriff. Seit dem Amtsantritt des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat sich die Lage noch einmal dramatisch verschärft, denn er ermutigt die „Kolonisatoren“ systematisch, den Wald rücksichtslos zu erobern. Die Guajajara sind deshalb gerade dabei, ihren Kampf ganz neu zu organisieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 04.07.2020 arte Afghanistan: Eine Bürgermeisterin gegen die Taliban / Argentinien: Frauen gegen Männer-Gewalt
Folge 26 (52 Min.)(1): Afghanistan: Eine Bürgermeisterin gegen die Taliban
Zarifa Ghafari ist die jüngste und erste Frau als Bürgermeisterin in einer Stadt an der Grenze zu den Taliban. In einer der konservativsten und gefährlichsten Regionen Afghanistans regiert die 26-jährige Bürgermeisterin Zarifa Ghafari. Aus Sicherheitsgründen lebt sie in Kabul und muss täglich die 50 km zu ihrem Amtssitz in Maidan Shar pendeln. Die Menschen in ihrer Provinz haben das Vertrauen in die Regierung verloren und unterstützen mehrheitlich die Taliban. Zarifa Ghafari aber will das Vertrauen der Bevölkerung wiedergewinnen und macht sich auch dadurch viele Feinde.
Nach 40 Jahren Krieg ist Afghanistan immer noch weit davon entfernt, friedlich zu sein. Im Jahr 2001 marschierten die USA und ihre westlichen Verbündeten in Afghanistan ein, um das Taliban-Regime zu zerschlagen und die Ordnung wiederherzustellen. Die Hoffnung war groß, dass es dem afghanischen Volk diesmal gelingen würde, Frieden zu finden und das Land wiederaufzubauen. Das ist gescheitert, vor allem an der Korruption im Land. Es sind vor allem die ärmeren ländlichen Landesteile, 60% des Landes, die sich den Taliban angeschlossen haben.
Für die Bauern ist ein starker Moral- und Stammeskodex oft wichtiger als alles, was aus dem Westen kommt. Ihnen gelten alle Bemühungen internationaler Organisationen und NGOs, das Land zu modernisieren und Bildung zu bringen, als gefährlich und böse. An der Grenze der Stadt beginnt das Gebiet des Taliban-Kommandeurs Musafer. Seit elf Jahren kämpft er auf Seiten der Taliban, in den Bergen 50 km westlich von Herat, einem Staat im Staat – auch gegen die Bürgermeisterin Zarifa Ghafari.
(2): Argentinien: Frauen gegen Männer-Gewalt
Alle 32 Stunden wird in Argentinien eine Frau ermordet – die argentinische Frauenbewegung demonstriert gegen die Gewalt im Land. Aus den ersten Protesten gegen häusliche Gewalt und Frauenmorde vor vier Jahren ist eine Bewegung geworden, die sich für Frauenrechte einsetzt – darunter auch das Recht auf legale Abtreibung. Sie sehen in machistischen Strukturen den Nährboden für die Gewalt. Klar ist: Wenn Argentinien am 27. Oktober einen neuen Präsidenten wählt, wird dieser die Frauen und ihre Forderungen nicht länger ignorieren können. ARTE-Reporter begleiteten die Eltern von Mónica Garnica zum Prozess gegen ihren Ehemann.
Vor zwei Jahren hatte er sie angezündet und damit ermordet. Die Staatsanwältin Mónica Cuñarro. kämpft für harte Urteile – und für eine bessere Begleitung der Opfer: „Wenn Frauen Anzeige erstatten, leben sie besonders gefährlich. Dann steigt die Gewalt an – um zu verhindern, dass die Frau vor Gericht aussagt.“ In Argentinien ist ein neues Selbstbewusstsein zu spüren, das die Frauen in alle Lebensbereiche tragen. Die „Ni una mentos“-Bewegung ist jedoch längst kein argentinisches Phänomen mehr. Auch in anderen Ländern, etwa Peru, Mexiko oder Kolumbien, protestieren die Frauen unter diesem Motto. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 11.07.2020 arte Dubai: Das Ende der goldenen Zeiten?
Folge 27 (52 Min.)(1): Emirate: Kein Eldorado mehr?
Über eine Million Gastarbeiter in den Emiraten verloren wegen der Wirtschaftskrise durch Corona ihre Arbeit.Sie kamen aus Indien, Nepal, Bangladesch oder von den Philippinen, um in den superreichen Öl-Ländern am Persischen Golf als Hausangestellte, Verkäufer oder Bauarbeiter drei- bis viermal mehr Geld zu verdienen als in ihren Heimatländern. Mit dem Einbruch der Wirtschaft durch Covid 19 aber wurden über eine Million dieser Arbeitsimmigranten entlassen, ohne jede soziale Absicherung. Wer noch Geld hat, der versucht, einen Flug in die Heimat zu buchen, die Ticketpreise aber haben sich durch die massive Einschränkung des Flugverkehrs in der Krise verdoppelt. Hunderttausende Frauen und Männer sitzen deshalb fest, in den reichsten Ländern der Welt, unter prekären Bedingungen, häufig in Massenunterkünften, viele wurden obdachlos. Ihre Angehörigen in der Heimat können ihnen nicht immer helfen, denn viele brauchen das Geld der Exilanten zum Überleben.
(2): Mongolei: Nomaden in Zeiten des Klimawandels
In der Mongolei bedrohen der Klimawandel und die Überweidung die traditionelle Lebensweise der Nomaden.Die Mongolei ist mit zwei Einwohnern pro Quadratkilometer das am dünnsten besiedelte Land der Welt – und wohl auch eines der unwirtlichsten für Mensch und Tier, mit Temperaturen von minus 40 Grad im Winter und plus 35 Grad im Sommer. Die Wetterextreme verstärken sich durch den Klimawandel und bedrohen die Existenz der Nomaden, der Erben Tschingis Khans. Hinzu kommt die Überweidung der mongolischen Steppe, durch viel zu viele Ziegen, die wertvolle Kaschmirwolle für den Weltmarkt produzieren sollen.10 Millionen Nutztiere sind allein im Winter 2009/2010 gestorben – 22 Prozent des gesamten Viehbestandes.
„Dsud“ nennen die Mongolen solch ein Massensterben – ein Phänomen, dem meist ein extremer Dürresommer vorausgeht, bei dem sich die Tiere keinen Winterspeck anfressen konnten. Das ist eine Katastrophe für die Hirten und die mongolische Wirtschaft, denn die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Viehzucht. 2018 verendeten abermals hunderttausende Tiere. Immer mehr Hirten verkraften solche Verluste nicht und geben auf. Hunderttausende Hirten zelten deshalb mit ihren Familien in den Außenbezirken der Hauptstadt Ulaanbaatar. Es sieht nicht gut aus für die Zukunft der Nomaden in der Mongolei. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.08.2020 arte USA: Wie Minneapolis die Polizei abschaffen will / Taiwan: Asyl für Hongkongs Demokraten
Folge 28 (52 Min.)(1): USA: Wie Minneapolis die Polizei abschaffen will
Nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis kämpfen Bürgerbewegungen dort für die Abschaffung der Polizei. Als am 25. Mai 2020 George Floyd bei seiner gewaltsamen Festnahme durch die Polizei starb und die Videos dieses brutalen Einsatzes die Medien und die sozialen Netzwerke fluteten, da brach von den USA bis nach Europa ein Sturm der Entrüstung los. Gut zwei Wochen lang war Minneapolis im Ausnahmezustand, bei den Protesten brannten empörte Bürger auch die Polizeiwache nieder, die für den Einsatz gegen George Floyd verantwortlich war. Der Stadtrat von Minnapolis stellte während der Proteste den Antrag, die Polizei dort aufzulösen und sie durch ein neues „ Sicherheits-Modell „ zu ersetzen.
Dieser revolutionäre Antrag nimmt das ganze US-Polizeimodell ins Visier: Die Anti-Polizei-Bewegung bejubelt ihn, die Polizei ist in Sorge, ebenso wie viele Bürger, die über einen Anstieg der Kriminalität in Minneapolis klagen. Inzwischen explodierten die Verkaufszahlen von Waffen dort, legale und illegale. Mehrere „ Bürger-Milizen „ patrouillieren nun in ihrer Nachbarschaft, um dort die reguläre Polizei abzulösen, unter ihnen auch die „ Freedom Fighters „, Afro-Amerikaner, die in den armen Vierteln von Minneapolis wachen.
(2): Taiwan: Asyl für Hongkongs Demokraten
Hunderte Mitglieder der demokratischen Bewegung aus Hongkong flohen vor Chinas Repressionen nach Taiwan. Im Laufe des vergangenen Jahres entschieden sich hunderte Frauen und Männer aus Hongkong, ihre Heimat lieber zu verlassen – die zunehmende Repression Chinas, trotz aller Proteste der demokratischen Bewegung dort, trieb sie nach Taiwan. Eigentlich hat Taiwan offiziell kein Asylrecht, allerdings empfingen die Behörden die Menschen aus Hongkong mit offenen Armen – denn die Taiwanesen wissen, dass sie und ihre demokratischen Freiheiten dem Machthunger des kommunistischen Regimes in China als nächstes zum Opfer fallen könnten. Unsere Reporter begleiteten einen jungen Aktivisten aus Hongkong während seiner ersten Tage im Exil in Taiwan – zwischen Erleichterung, Trauer und auch der Furcht vor der Aggression aus Peking. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.08.2020 arte Libanon: Das Chaos in den Kliniken / USA: Student und obdachlos
Folge 29 (52 Min.)(1): Libanon: Das Chaos in den Kliniken
Einen Monat nach der Explosion im Hafen von Beirut ist die Lage in den Kliniken weiterhin sehr angespannt. Die verheerende Explosion des Hafenlagers mit dem Sprengstoff Ammoniumnitrat am 4. August zerstörte neben dem historischen Zentrum Beiruts auch 50 Kliniken und 4 der größten Krankenhäuser des Libanon. Mitten in der wirtschaftlichen und politischen Krise weiß zurzeit niemand, woher das Geld kommen soll, sie alle wiederaufzubauen – denn angesichts der libanesischen Korruption und Misswirtschaft über Jahrzehnte zögern die Länder der Internationalen Gemeinschaft, wenn es darum geht, dorthin Geld zu überweisen. Unsere Reporter begleiteten drei libanesische Mediziner bei ihrer schwierigen Arbeit im Chaos von Beirut: Robert Sacy hatte ein Zentrum zur Behandlung von Säuglingen und Frühgeburten aus armen Familien gegründet – die Explosion zerstörte sämtliche Brutkästen und die medizinische Ausrüstung binnen einer Sekunde.
Peter Noun, Leiter der Station für krebskranke Kinder am durch die Explosion zerstörten Saint Georges Krankenhaus, versucht seine kleinen Patienten irgendwie weiter zu behandeln. Die Neurologin Gabrielle Macaron bemüht sich am Krankenhaus Hôtel Dieu um die Schwerverletzten – und sie demonstriert auf den Straßen Beiruts seit einem Monat für eine politische Wende im Land.
(2): USA: Student und obdachlos
Einer von fünf Studenten ist obdachlos in Los Angeles, mitten im sogenannten „ Golden State „ Kalifornien … Die Zahl der Studenten ohne festen Wohnsitz steigt seit einigen Jahren unaufhörlich in den USA. In Kalifornien etwa liegt das vor allem an den sehr hohen Lebenshaltungskosten im „ Golden State „, die Immobilienpreise und Mieten steigen dort seit Jahren unaufhörlich. Doch allein schon für die Studiengebühren müssen sich Studenten und Eltern hoch verschulden. Und seit einigen Jahren kommen auch immer mehr Studenten aus den ärmsten Familien an die Unis, die bereit sind, alles zu riskieren für ein Diplom, für eine bessere Zukunft. Sie schlafen zur Not im Auto, in Obdachlosenunterkünften oder jede Nacht bei einem anderen Freund oder einer Freundin.
Im reichen Kalifornien haben sie das Problem erkannt: Inzwischen müssen die Universitäten in Los Angeles Duschen in ihren Fakultätsgebäuden vorweisen, bald sollen bewachte Parkplätze folgen. Kleine selbstverwaltete Supermärkte für Studenten bieten kostenlose Lebensmittel und Hygieneartikel für die Bedürftigsten an. In anderen Staaten mit weniger warmem Klima ist es noch schwieriger, etwa in Illinois mit seinen polarkalten Wintern bis minus 40 Grad, dort ist es unmöglich, im Auto zu übernachten. Doch auch dort wächst die Zahl der obdachlosen Studenten. Immerhin helfen inzwischen wohltätige Vereine mit Wohngemeinschaften aus und mit der Vermittlung von Jobangeboten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.09.2020 arte Weißrussland: Der Widerstand im Exil / Thailand: Die Proteste gegen den König / Brasilien: Fußballfan, Antifa und gegen Bolsonaro
Folge 30 (52 Min.)(1): Weißrussland: Der Widerstand im Exil
Von Lettland aus kämpft Swetlana Tichanowskaja mit der Opposition gegen Weißrusslands Diktator Lukaschenko.Sie lassen sich nicht entmutigen, weder die zehntausenden Demonstranten in Minsk noch die Oppositionellen im Exil – trotz vieler Festnahmen von Lukaschenko-Gegnern im Land, trotz der Überwachung durch den Geheimdienst und der Folter in der Haft. Einen Monat nach den Präsidentschaftswahlen im Weißrussland, die angeblich mit einer Mehrheit für den Präsidenten und Diktator endeten, hält sich Lukaschenko weiter an der Macht. Er trieb einige wichtige politische Gegner ins Exil, darunter Swetlana Tichanowskaja, die nach der Inhaftierung ihres Ehemannes als Kandidatin für das Amt des Präsidenten kandidiert hatte.
Sie lebt heute in Vilnius, in Lettland, sie teilt das Schicksal vieler Gegner Lukaschenkos, die inzwischen in den Ländern rund um ihre Heimat eine Zuflucht gefunden haben. Unsere Reporter haben Swetlana Tichanowskaja im Exil getroffen, um von ihr zu erfahren, wie sie und ihre Mitstreiter den Widerstand im Exil organisieren. Und natürlich berichten sie auch über die Demonstrationen in Weißrussland.
(2): Thailand: Die Proteste gegen den König
Eine Revolution ist es wohl noch nicht, doch ein Tabubruch, die Demos gegen den neuen König von Thailand. Zum ersten Mal seit Menschengedenken kritisieren Bürger auf den Straßen Thailands die bis dato heilige und deshalb unantastbare Monarchie. Der neue König, Rama der Zehnte, erregt, wie wohl noch kein Herrscher in der Geschichte Thailands, den Zorn seiner Untertanen: Seine Wutausbrüche und seine Grausamkeit beflecken in den Augen vieler die Monarchie, und ihn machen die Thailänder für alle Schwächen des Landes verantwortlich, die es gerade in die Knie zwingen: Covid-19 lähmt die Wirtschaft und vor allem die Tourismusbranche. Unsere Reporter trafen eine junge Studentin in Bangkok, die mit ihren Freundinnen und Freunden gegen die Militärdiktatur demonstriert und die Monarchie reformieren will.
(3): Brasilien: Fußballfan, Antifa und gegen Bolsonaro
In Brasiliens Fußballstadien formieren sich Fanclubs gegen Bolsonaro und seine rechtspopulistische Politik.Das runde Leder hat in Brasilien beinahe den Status einer Heiligenikone und der Besuch im Stadion ist für manchen wie die Teilnahme an einer heiligen Messe. Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro sucht auch deshalb regelmäßig das Bad in der Menge in den Stadien. Gut 30 Fussballmanschaften haben sein Porträt auf ihre Spielertrikots drucken lassen.In letzter Zeit aber formiert sich eine Gegen-Bewegung in den Clubs: Fußballfans, die nicht einverstanden sind mit seiner autoritären und antidemokratischen Politik, die tief erschüttert sind über den Tod von über 100 000 Brasilianern an Covid-19, die nicht verstehen wollen, warum ihr Präsident die Pandemie noch immer klein redet.Danilo, Fan der Corinthians von São Paulo, hat seit Mai eine landesweite Antifa-Fanblock-Bewegung gegen Bolsonaro, auch mit rivalisierenden Vereinen, ins Leben gerufen.
Damit stehen sie in einer Tradition aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals gehörte etwa der Fussballstar Socrates zur „ Demokratie der Corinthians „, einer Bewegung von demokratischen Fußballspielern gegen die damalige Militärdiktatur. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.09.2020 arte Pakistan: Der Retter der christlichen Sklaven / Elfenbeinküste: Das Gericht gegen korrupte Polizisten
Folge 31 (52 Min.)(1): Pakistan: Der Retter der christlichen Sklaven
Der Druck auf die Minderheit der Christen in Pakistan wächst, manche leben in Schuldkechtschaft, wie Sklaven.In Faisalabad, der drittgrößten Stadt Pakistans, bemüht sich der Pfarrer Emmanuel Parvez um ein besseres Leben für die Christen in seiner Gemeinde. Denn der Druck von Seiten der Muslime auf die Christen, entweder zum Islam zu konvertieren oder weiter ein Leben im Abseits zu führen, wächst hier seit vielen Jahren. Am bittersten ist das Schicksal der Schuldknechte in den Ziegeleien: Ganze Christen-Familien sind hier mitunter von Generation zu Generation verschuldet. Sie sollen ihre Schulden mit harter Arbeit tilgen, allerdings haben sie angesichts der Hungerlöhne keine Chance, sich jemals daraus zu befreien.
Sie sind die Sklaven ihrer Schuldknechtschaft.Pfarrer Emmanuel Parvez hat sich zum Ziel gesetzt, so viele dieser Sklaven wie möglich zu befreien. Er verhandelt mit den Besitzern der Ziegeleien, um die Schulden der Familien zu begleichen. Die befreiten Familien siedelt er um in ein Dorf, das speziell für sie gebaut wurde, um ihnen ein neues Leben in Freiheit und auf eigenen Füßen zu schenken. Dabei geht Vater Emmanuel sehr diplomatisch vor: Angesichts von nur 3% Christen und 97% Muslimen im Land bemüht er sich sehr um eine neue Verständigung in aller Freundschaft, auch mit Fussballturnieren und vielen Kontakten in die muslimischen Gemeinden.
(2): Elfenbeinküste: Das Gericht gegen korrupte Polizisten
In der Elfenbeinküste kassieren korrupte Polizisten an Straßensperren systematisch Schutzgeld von den Bürgern. Die Korruption in der Elfenbeinküste ist ein vergiftetes Erbe aus der Krise und den Konflikten zu Beginn des Jahrhunderts. Wer eine Uniform trägt, der hat es sich angewöhnt, systematisch abzukassieren und zu betrügen. Als Bedienstete des Staates gehen viel davon aus, immer straflos davon zu kommen. Ein einziges Militärgericht im ganzen Land, in der Hauptstadt Abidjan, kümmert sich um die Anzeigen verzweifelter Bürger, dort nimmt vor allem ein Richter die Verstöße der Ordnungshüter sehr ernst.
Da geht es mal um umgerechnet 80 Euro-Cents „Mautgebühr“, mal um 4.500 Euro Schmiergeld, die ein Polizist verlangt haben soll, um einen Straftäter laufen zu lassen. Der Staat versucht, der Korruption im Land Herr zu werden, denn sie behindert die wirtschaftliche Entwicklung schwer. Und natürlich hat kaum ein Bürger dort Vertrauen in ein Rechtssystem, das augenscheinlich von korrupten Beamten dominiert wird. Allerdings sind die Mittel im Kampf gegen das bittere Gift noch immer bescheiden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.09.2020 arte Philippinen: Missbrauch durch Priester, das Tabu … / Zentral-Afrika: Die Mädchen mit den blutigen Händen
Folge 32 (52 Min.)(1): Philippinen: Missbrauch durch Priester, das Tabu …
Tief gläubige Philippiner schockiert die Verhaftung eines Priesters, der Messdiener missbraucht haben soll. Die Missbrauchskandale der katholischen Kirche der letzten 20 Jahre in den westlichen Ländern haben das Vertrauen der Philippiner in ihre Priester sehr lange nicht erschüttern können. Über 80 Millionen Katholiken leben in dem Reich der vielen Inseln, bis jetzt ist dort noch nie ein katholischer Priester wegen sexuellen Missbrauchs seiner Schützlinge von einem zivilen Gericht verurteilt worden.Dann wurde Ende 2018 ein amerikanischer Priester verhaftet, der seit 40 Jahren in Kirchengemeinden auf der Insel Biliran im Zentrum der Philippinen arbeitet – laut vertraulichen Unterlagen sollen die zuständigen Bischöfe bereits zu Beginn der 2000er Jahre über die Missbrauchsvorwürfe informiert worden sein.
Wird dieser Priester jemals vor einem Richter stehen, oder wird sein Prozess verschleppt werden? Das ist zurzeit die große Frage, denn der Einfluss der Kirche auf alle Bereiche der philippinischen Gesellschaft ist nach wie vor groß. Priester gelten vielen Gläubigen hier als von Gott erwählte Heilige, unfehlbar und unantastbar.
(2): Zentral-Afrika: Die Mädchen mit den blutigen Händen
40 Prozent aller Kindersoldaten von 2012 waren Mädchen, scheibt UNICEF – wie kann man sie wieder zuhause integrieren?Viele Kindersoldaten, Jungen und Mädchen, wurden bei den Überfällen der Milizen auf die Dörfer entführt, ihre Eltern häufig erschossen oder zu Tode gefoltert. Einige Kinder und Jugendliche schlossen sich den Milizen auch freiwillig an, weil sie Schutz suchten in einer von täglicher Willkür und Brutalität regierten Welt. Dass 40 Prozent von ihnen Mädchen sind, das erstaunt auf den ersten Blick. Aber in der Logik der bewaffneten Gruppen haben Mädchen wichtige Aufgaben zu erfüllen, als Späherinnen, Köchinnen, Ehefrauen und auch als Kämpferinnen.Wie kann man solche Kinder, solche Mädchen, nach den traumatischen Erfahrungen im Bürgerkrieg wieder zuhause integrieren? Wie kann man sie schützen vor den Rachegelüsten ihrer Nachbarn, die über Jahre unter dem Terror der Milizen und ihrer Kindersoldatinnen und -soldaten gelitten haben? In Zentral-Afrika bemühen sich NGOs vor allem auch um diese Mädchen mit den blutigen Händen.
ARTE-Reporterinnen gelang es, das Vertrauen von Rosine, Nolla und Marie-Claire zu gewinnen. Sie erzählen, was sie durchgemacht haben und wie sie es schaffen wollen, sich wieder ein normales Leben in Frieden aufzubauen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.09.2020 arte Frankreich: Im Tretboot von Calais nach Dover / China: In Wuhan legen sie die Masken beiseite
Folge 33 (52 Min.)(1): Frankreich: Im Tretboot von Calais nach Dover
Lieber auf dem Ärmelkanal ertrinken als in Calais bleiben, immer mehr Migranten wagen die illegale Überfahrt.Alex aus dem Iran und Sultan aus dem Sudan kennen sich nicht, aber sie haben einen gemeinsamen Traum: Sie wollen raus aus Calais in Frankreich und über den Ärmelkanal nach England übersetzen, um dort Asyl zu finden. Sie nehmen sich ein Beispiel an den angeblich 1.500 Migranten, die es allein im August dieses Jahres geschafft haben sollen, mit Schlauchbooten den Ärmelkanal zu überqueren. Seit die Kontrollen am Tunnel radikal verschärft wurden, ist die Fahrt übers Wasser der neue illegale Weg ins Hoffnungsland England. Für die kriminellen Menschenschmuggler ist das ein glänzendes Geschäft. Alex hat ein paar tausend Euro gespart und sucht einen Schlepper, der ihn mit einem Schlauchboot rüberbringt. Sultan hat kein Geld, er versucht es mit ein paar anderen mit einem gestohlenen Tretboot. ARTE-Reporter hat die beiden über längere Zeit begleitet.
(2): China: In Wuhan legen sie die Masken beiseite
Die 12 Millionen Einwohner von Wuhan freuen sich über die Rückkehr ins fast normale Leben nach dem Lockdown.Kaum einer kannte die chinesische Stadt Wuhan in der Provinz Hubei, bevor sie mit Covid-19 zur Wiege der Pandemie wurde. Die Hafenstadt am Fluss Yangtse, etwa so groß wie New York, war der erste Ort der Welt, dessen 12 Millionen Einwohner virushalber mit einer streng kontrollierten Ausgangsperre über fast drei Monate belegt wurden. In China galt jemand aus Wuhan wie einer, der die Pest haben könnte.
Dann erklärte die Regierung Ende Mai ihren totalen Sieg über Covid-19. Seitdem wurde in Wuhan kein neuer Covid-Infizierter mehr gemeldet. Wuhan gilt heute als das Aushängeschild der chinesischen Propaganda. Allmählich trauten sich die Restaurants wieder zu öffnen, und die Vergnügungsparks luden wieder Besucher ein. Jetzt blinken auch wieder die Lichter auf den Nachtmärkten. Heute feiern sie wieder, ohne Masken, und holen das nach, was sie versäumt haben, damals, in den dunkelgrauen Monaten des Hausarrests. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.10.2020 arte Syrien: Die Kinder von Idleb / Elfenbeinküste: Das Dorf, das psychisch Kranken hilft
Folge 34 (52 Min.)(1): Syrien: Die Kinder von Idleb
Nach neun Jahren Bürgerkrieg mit 500.000 Toten ist die Region Idleb, der letzte Hort des Widerstands gegen den Diktator Assad, nun umzingelt von den Truppen des Regimes und seinen russischen Verbündeten. Humanitäre Hilfe kommt kaum mehr durch, die Menschen hungern, und nun bedroht sie auch noch die Corona Pandemie. In ihrer Not schicken viele Familien ihre Kinder arbeiten, um wenigstens das Minimum zum Überleben kaufen zu können: Hamoudi ist mit seinen 12 Jahren nun der Ernährer der Familie. Sein Vater sitzt wegen Widerstands gegen das Regime irgendwo im Gefängnis und seine Mutter sieht keinen anderen Ausweg mehr, als ihn und seinen neunjährigen Bruder Kamu zur Arbeit zu schicken, als Helfer in einer Autowerkstatt. Unsere syrischen Reporter zeigen, wie sie dort für einen Hungerlohn ausgebeutet werden, von Erwachsenen, die der Krieg zu unbarmherziger Härte erzogen hat.
(2): Elfenbeinküste: Das Dorf, das psychisch Kranken hilft
In Trinlé-Diapleu leben die psychisch Kranken nicht abgetrennt von den Leuten im Dorf, ganz im Gegenteil: Die Patienten des Psychiatrischen Zentrums Victor Houali werden gleich nach ihrer Ankunft behutsam in das Dorfleben integriert. Das Prinzip der offenen Psychiatrie, in dieser Form wohl nicht nur in der Elfenbeinküste einmalig, haben zwei Ärzte der in Frankreich sehr bekannten Clinique de La Borde, Philippe Bichon und Frédérique Drogoul, in den 80er Jahren hier eingeführt. Auch Patienten mit schweren Psychosen und Wahnvorstellungen oder schwere Fälle von Schizophrenie heilen sie hier mit der Hilfe von Medikamenten, Therapiegesprächen und Mitmenschlichkeit. Für viele Kranke in der Elfenbeinküste ist das Victor Houali die letzte Hoffnung auf Genesung. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 10.10.2020 arte Mittelmeer: Wem gehört das Gas im Meer? / Libanon: Kulturerbe in Gefahr
Folge 35 (52 Min.)(1): Mittelmeer: Wem gehört das Gas im Meer?
Der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei um die Meeresgrenzen ist tief in ihrer Geschichte verankert.Die gute Nachricht zuerst: Griechenland und die Türkei wollen wieder miteinander reden, im Streit um das Gas im östlichen Mittelmeer. Damit scheint zwar ein militärischer Konflikt vermieden, aber der knallharte Streit zwischen der Türkei, Zypern und Griechenland um die Aufteilung des Meeres und die Erdgasvorkommen auf dem Grund schwelt weiter. Die Suche nach Energie-Ressourcen hat geopolitische Dimensionen, die weltweit für Konflikte sorgen.Gibt es Lösungen? Die EU und die Nato vermitteln, die Amerikaner und die Russen ziehen ihre Fäden – und Waffenverkäufe stärken die Machtpotenziale. Dabei könnte alles eine Sache von Verhandlungen sein. Damit die jedoch erfolgreich sein können, müssten sich beide Seiten auf einen verbindlichen Rahmen einigen. Danach sieht es noch nicht so richtig aus.
(2): Libanon: Kulturerbe in Gefahr
In kaum einer Sekunde zertrümmerte die Explosion am 4. August kilometerweit das historische Zentrum Beiruts.Die Dächer fortgeblasen, die Fassaden eingestürzt und die Grundmauern erschüttert – über 600 Gebäude aus den Zeiten des Osmanischen Reiches und der Mandatszeit Frankreichs litten schwer unter der Explosion im Hafen am 4. August. Damit ist die Arbeit von Generationen zerstört, die Mühen ganzer Familien, die historische Substanz Beiruts gegen die Abrissbirnen von Investoren und Spekulanten zu verteidigen. Die sehen nur ihre Chancen wachsen: Weg mit den Trümmern und alles neu aufbauen, in Beton gegossen und mit Blick aufs Meer … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 17.10.2020 arte USA: Kamala Harris, ihr Aufstieg in Kalifornien / Argentinien: Das Guernica der Covid-Vertriebenen / Senegal: Vom Fernsehen auf den Bauernhof
Folge 36 (52 Min.)(1): USA: Kamala Harris, ihr Aufstieg in Kalifornien
Die schwarze Senatorin Kamala Harris will als mögliche Vizepräsidentin Joe Bidens gegen Donald Trump gewinnen.Die Senatorin der Demokraten und ehemalige Staatsanwältin Kamala Harris ist 55 Jahre alt, Tochter eines Vater aus Jamaika und einer Mutter aus Indien. 4 Millionen Menschen folgen ihr auf Twitter, manche nennen sie „Obama Girl“. Rassismus und Ausgrenzung kennt sie gut, aus eigener Erfahrung. Sie ist in diesen Zeiten der Pandemie und der Demonstrationen gegen die Polizeigewalt gegenüber schwarzen Amerikanern die ideale Kandidatin als mögliche künftige Vizepräsidentin von Jo Biden.
In der Fernsehdiskussion gegen Donald Trumps amtierenden Vizepräsidenten Mike Pence hat sie gerade ihre Qualitäten bewiesen und da Joe Binden bereits angedeutet hat, sich nur für ein Mandat als Präsident zu bewerben, könnte sie 2024 als erste schwarze Frau die neue Präsidentschaftskandidatin sein. Falls Jo Binden am 3. November gegen Donald Trump gewinnt. Wer ist Kamala Harris? Wie hat sie es geschafft, bis hierhin?
(2:) Argentinien: Das Guernica der Covid-Vertriebenen
2500 Familien besetzten ein Areal in Bueneos Aires – weil sie Job, Gehalt und Wohnung durch Corona verloren.Guernica heißt ihre illegale Siedlung: Zelte, Hütten, Elendsquartiere von 2500 argentinischen Familien, die in der Pandemie alles verloren, was sie einst besaßen. Sie sind die ärmsten Opfer des längsten Lockdowns der Welt – in einem Land, in dem ohnehin schon 41 Prozent der Bevölkerung als arm gelten, das sind 18,5 Millionen Menschen. Viele Tagelöhner und Händler verloren erst den Job und ihr Gehalt und schließlich auch die Wohnung. Wo sollten sie hin? In Guernica fanden sie eine erste Zuflucht.
(3): Senegal: Vom Fernsehen auf den Bauernhof
Wie eine Fernsehsendung künftige Bauern als Kandidaten antreten lässt, als Hauptgewinn winkt ihnen ein Hof. Die „Ferme Factory „ geht schon in die zweite Staffel, weil die erste so erfolgreich war – eigentlich ist das ein Wunder, denn auch im Senegal ist Bauer kein Traumberuf. Und das ist schade, denn das Land hat eigentlich alles, um Bauern eine reiche Ernte zu bescheren: Fruchtbare Äcker, Wasser und reichlich Sonne. Der Produzent Ousmane Fey kam auf die Idee, diese Reality-Serie auf die Beine zu stellen, in der sich junge Senegalesinnen und Senegalesen als künftige Bauern vor der Kamera einem Wettbewerb stellen müssen, nach dem Motto: Wer ist der oder die Beste? Und wer gewinnt am Ende ein Stück Land für seinen Hof? Es gelang Ferme Factory nicht nur die Zuschauer zu fesseln – ein wenig ist es den Machern wohl auch gelungen, jungen Leuten im Senegal eine Perspektive mit neuer Hoffnung frei Haus zu liefern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.10.2020 arte USA: Vom täglichen Rassismus im Kreißsaal / USA: Country Roads, für Trump oder Biden? / USA: „Green deal“ gegen „Klima-Schädling
Folge 37 (52 Min.)(1): USA: Vom täglichen Rassismus im Kreißsaal
Afro-Amerikanerinnen haben ein dreifach höheres Risiko als Weiße, während ihrer Schwangerschaft zu sterben. Die im Vergleich zu anderen reichen Ländern hohe Müttersterblichkeit der USA ist eine Schande für die größte Nation der Welt, auch wegen der Ungleichheit zwischen Weißen und Schwarzen: Afro-Amerikanerinnen sterben dreimal häufiger während ihrer Schwangerschaft als weiße US-Bürgerinnen, in New York liegt das Risiko schwarzer Mütter sogar achtmal höher. Auch die Sterblichkeit der Neugeborenen liegt bei afro-amerikanischen Babies dreimal höher als bei weißen. Lange Zeit wiesen Mediziner darauf hin, dass diese höhere Sterblichkeit am durchschnittlich höheren Übergewicht der schwarzen Bevölkerung liege, an Diabetes und an der fehlenden Krankenversicherung.
Aber dann berichtete Serena Williams, Tennis-Star und Multimillionärin, über ihre Erfahrungen im Krankenhaus, über den mangelnden Respekt des Krankenhauspersonals gegenüber schwarzen Frauen und ihren Krankheitssymptomen: Rassismus im Krankenhaus. Joe Biden und Kamala Harris haben versprochen, sich um diese Ungerechtigkeit zu kümmern, sollte es ihnen gelingen, am 3. November das Weiße Haus zu erobern.
(2): USA: Country Roads, für Trump oder Biden?
„Die Unvereinigten Staaten von Amerika“, eine Reise auf Country Roads, von Denver bis nach Kansas City. Wer immer nur auf die großen Städte der USA schaut, an der Ost- und an der Westküste, der lernt nur die eine Hälfte der USA kennen – deshalb schickten wir unsere Reporter auf die gut 1.000 Kilometer langen Country Roads zwischen Denver in Colorado und Kansas City in Kansas. 2016 holte Donald Trump in Kansas über 80% der Stimmen. Wie denken die Leute auf dem Land in den USA heute über ihren Präsidenten und über den Zustand ihrer Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten?
(3): USA: „Green Deal“ gegen „Klima-Schädling“?
2 Millionen Hektar sind verbrannt, für Donald Trump sind nur die Förster schuld und nicht der Klimawandel. In den Wochen vor der Wahl brannte die Westküste, die Feuerstürme verheerten ein Gebiet von der Größe Sloweniens. Donald Trump beschuldigte die Förster für ihr Missmanagement der Wälder und schloss den Klimawandel als Ursache kategorisch aus. Joe Biden widersprach ihm heftig, beschuldigte Trump, er sei ein Brandstifter und Klima-Schädling. Biden engagiert sich für einen Green Deal zur Förderung erneuerbarer Energien. 88% der Demokraten halten den Klimawandel für eine große Bedrohung für ihr Land. Vor allem junge Amerikaner scheinen den Ernst der Lage begriffen zu haben. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 31.10.2020 arte Portugal: Lithium, weißes Gold oder grünes Gift? / Italien: Barikama, die Erfolgsgeschichte von Migranten
Folge 38 (52 Min.)(1): Portugal: Lithium, weißes Gold oder grünes Gift?
Wie könnte man das kostbare Leichtmetall Lithium in Portugal heute fördern, ohne die Natur dabei zu zerstören? Lithium, das weiße Gold unserer Tage, ein sogenanntes Leichtmetall, ist überall da drin, wo elektrischer Strom gespeichert werden soll, in Smartphones, Elektroautos, im Grunde in allen Akkus, die wir heute täglich und ganz selbstverständlich nutzen. Im Moment importiert die EU gut 86% des Lithiums für seine Produkte aus China. Und der Bedarf wird laut Angaben der EU-Kommission bis 2030 um das 18fache steigen, bis 2050 sogar um das 60fache, wenn unser Energiekonsumverhalten sich weiter so entwickelt. Wegen der Import-Abhängigkeit von China fordert der EU-Kommissar für Industrie, Thierry Breton, dass Europa bis 2025 davon unabhängig sein soll.In Portugal liegen die größten Vorkommen von Lithium in der EU, in Montalegre und Boticas, ausgerechnet in von der FAO als Welterbe ausgezeichneten Gebieten.
Dort regt sich Widerstand gegen die Ausbeutung des Lithiums, denn nachdem die ersten Konzerne dort vorstellig wurden, fürchten die Menschen dort die Zerstörung ihrer Natur. Die große Frage ist nun: Soll man in Europa, um künftig umweltfreundlicher Energie konsumieren zu können, das Lithium fördern und damit riskieren, die Natur zu zerstören, die man durch die Energiewende eigentlich schützen will?
(2): Italien: Barikama, die Erfolgsgeschichte von Migranten
Barikama – Widerstandsfähigkeit: So heißt ein Migranten-Betrieb, der in Italien Bio-Gemüse anbaut.Sechs Männer aus Mali kamen mit dem Traum von einem besseren Leben nach Europa, sie überlebten die Reise übers Mittelmeer auf brüchigen Booten und fielen dann in Süditalien in die Hände der kalabrischen Mafia, der Ndrangheta: Die beutete sie als Tagelöhner in der Landwirtschaft aus, sie schufteten für Hungerlöhne auf den Feldern und hausten in Bretterbuden und verwohnten Massenunterkünften. Bis sich eines Tages ihr Widerstandsgeist regte und sie sich entschlossen, wieder zu flüchten.Dieses Mal zogen sie in Richtung Rom, um dort einen eigenen Betrieb aufzubauen, unter dem Namen Barikama, das heißt Widerstandsfähigkeit in ihrer malischen Sprache Bamabara.
Zunächst stellten sie Joghurt her, auf die traditionelle Art ihrer Heimat, den sie verkauften. Bei einem Wettbewerb junger Unternehmer wurden sie dafür ausgezeichnet, und das war ihr Durchbruch: Sie bekamen ihre Papiere und eine Arbeitserlaubnis. Heute stellen sie weiter Milchprodukte her und bauen Bio-Gemüse an, das sie ins Haus liefern. Doch sie haben die Not in ihrer Heimat nicht vergessen. Sie wollen ihre Geschäftsidee bald nach Mali exportieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.11.2020 arte Philippinen: Dutertes Methoden im Schatten des Virus / Russland: Die Raubfischer aus Nordkorea
Folge 39 (52 Min.)(1): Philippinen: Dutertes Methoden im Schatten des Virus
Seit 8 Monaten leben die 106 Millionen Philippiner in einem der längsten und striktesten Lockdowns weltweit.
Covid-19 hat das ganze Land in eine Rezession und eine tiefe Krise gestürzt. Die Regierung unter Rodrigo Duterte setzt wie im Kampf gegen die Drogen auch in der Pandemie auf Abschreckung und Angst: Wer gegen die Ausgangsbeschränkungen im Lockdown verstößt, der muss mit harten Strafen rechnen. Doch trotz allem haben sie die Pandemie bis heute nicht in den Griff bekommen. Während in Folge des Ausnahmezustands und der Notstandsgesetze in der Pandemie die Wirtschaft kollabiert und 27 Millionen Menschen ihre Arbeit verloren haben, verfolgt Duterte unbeirrt weiter seine politischen Gegner – das Land droht in eine Diktatur abzugleiten, wie schon unter Ferdinand Marcos.
Besonders hart hat die Pandemie die Fahrer der öffentlichen Kleinbusse getroffen, die Jeepneys. Seit März dürfen sie keine Passagiere mehr befördern und haben somit ihre Lebensgrundlage verloren. In ihrer Not greifen sie auf das letzte Mittel zurück, das ihnen geblieben ist: Sie betteln. Weil von der Regierung kaum Hilfe kommt, ist ein katholischer Priester für die Menschen seiner Gemeinde notgedrungen zu einem Rettungsanker geworden. Jede Nacht verteilt er hunderte Essenpakete an das immer größer werdende Heer von Obdachlosen und hungernden Menschen.
(2): Russland: Die Raubfischer aus Nordkorea
Seit mehreren Jahren schon räubern während der Tintenfischsaison im Pazifik, von Juni bis Oktober, tausende nordkoreanische Wilderer in den Gewässern des russischen Fernen Ostens und Japans. In klapprigen Seelenverkäufern plündern sie russische und japanische Fischgründe. Bei Stürmen sinken die, nur mit dem Allernötigsten, ausgestatteten Kähne gelegentlich. Die Leute an den Küsten finden dann die Leichen der Matrosen aus Nordkorea auf ihren Stränden.
Diese Seeleute sind Opfer ihres Diktators: Wegen der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea, aufgrund seiner steten Bedrohung durch Atomwaffen, hat der Führer Kim Jong-Un die „große Fischerei“ ins Leben gerufen, um seine Armee zu ernähren. Denn Nordkorea hat seine eigenen Fischgründe bereits an China verpachtet. In Dandong, einer Grenzstadt zwischen China und Nordkorea, vermitteln Agenten im Auftrag der nordkoreanischen Regierung Lizenzen an chinesische Boote. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.11.2020 arte Mali: Kann man der Armee vertrauen? / Kongo: Frauen im Bergbau
Folge 40 (52 Min.)(1): Mali: Kann man der Armee vertrauen?
Nach dem Putsch der Armee im August – Gelingt es den neuen Machthabern, das Vertrauen des Volks zu gewinnen?Als die jungen Offiziere der malischen Armee, in der Nacht vom 18. auf den 19. August, den im Volk unpopulären Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta sieben Jahre nach seinem Amtsantritt stürzten, war das für manchen Malier ein Anlass, auf eine Wende zu hoffen, auf einen Übergang zu einer Demokratie. Allerdings sind die Verhältnisse in Mali zerrüttet: Der öffentliche Dienst dient weniger den Bürgern als der Bereicherung korrupter Amtsträger, feindliche Ethnien bekriegen sich, und Dschihadisten terrorisieren das Land.Die Armee hat nur wenige Erfolge gegen den islamistischen Terror vorzuweisen: Seit einigen Monaten wird sie immer wieder von Terrorkommandos angegriffen, die dabei schon dutzende Soldaten töteten.
Der Armee fehlen Waffen, Munition und Fahrzeuge im Kampf gegen den Terror – auch deswegen, weil korrupte Kommandeure sich daran bereichern, zu Lasten der kämpfenden Truppe. Einige Soldaten wagen es, die Dinge beim Namen zu nennen, aber damit riskieren sie ihr Leben. Vertrauen haben in Armee und Staat, das wäre schön, in Mali …
(2): Kongo: Frauen im Bergbau emanzipieren sich
In der Demokratischen Republik Kongo verteidigen die Frauen im Bergbau gemeinsam ihre Rechte.Es ist eine feministische Rebellion gegen die Dominanz der Männer in der Demokratischen Republik Kongo, die ja immer wieder in die Schlagzeilen gerät, wegen der Blutdiamanten und der sexuellen Gewalt gegen Frauen. Seit 2006 schlossen sich Frauen im Bergbau zu einer Organisationen unter einem Dach zusammen, der RENAFEM (Réseau National des Femmes dans les Mines), um ihre Rechte als Arbeiterinnen zu verteidigen. In der Regel verrichten sie die härtesten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten unter und über Tage. Frauen wie die Erzhändlerin Angélique Nyirasafari haben auch dank dieser Vereinigung einen ökonomischen und sozialen Status erreicht, der sie auf eine Stufe mit den Männern stellt.
Angélique Nyirasafari kommt aus gebildetem Haus, aber sie bemüht sich sehr, allen Frauen im Bergbau zu helfen, aus der Misere zu entkommen. Aktivistinnen wie Emilienne Intongwa, sie kommt wie viele Frauen aus ärmsten Verhältnissen, prangert die ungerechte Behandlung von Frauen regelmäßig und öffentlich an. Damit hilft sie den Minenarbeiterinnen wie Tullia Christine, die täglich zenterweise Gestein zerschlägt, um daraus Coltan zu extrahieren – für einen Hungerlohn, der Verachtung und sexuellen Übergriffen der Vorarbeiter ausgesetzt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.11.2020 arte Afghanistan: Im Chaos sollst du Kinder gebären / Kolumbien: Der Aufstand der Nasa / Frankreich: Wenn Bäume dürsten, brennt bald der Wald
Folge 41 (52 Min.)(1): Afghanistan: Im Chaos sollst du Kinder gebären
Beim Anschlag auf eine Geburtsstation in Kabul am 12. Mai starben 25 Menschen, die meisten waren Schwangere. Mit Schnellfeuerwaffen drangen Vermummte am 12. Mai 2020 in eine von den Médecins Sans Frontières geleitete Geburtsstation in Kabul ein und schossen gezielt auf Frauen und Kinder: 25 Menschen starben, viele wurden verletzt, auch Neugeborene. Der Anschlag, vermutlich von einer Terrorzelle des IS, geschah mitten in den Friedensverhandlungen der afghanischen Regierung mit den Taliban. Die Brutalität und die Gewissenlosigkeit der Attentäter schockierte das ganze Land.
ARTE-Reporterinnen wollten wissen, wie Frauen und Familien in Afghanistan heute leben. Sie reisten nach Kabul und trafen die Überlebenden des Anschlags vom Mai. Sie reisten weiter in die Provinzen des Landes, auch in die Regionen, in denen die Taliban herrschen. Sie trafen Hebammen und Mütter, Väter und Mullahs und hörten, wie archaische Überzeugungen von Mutterschaft, Geburt und Schwangerschaftshygiene bis heute das Denken der Afghanen beherrschen – und auch, wie sich ausgerechnet ein Kommandant der Taliban für Verhütung ausspricht.
(2): Kolumbien: Der Aufstand der Nasa
Das indigene Volk der Nasa kämpft inmitten der Corona-Krise darum, von der Regierung wahrgenommen zu werden. Jeden 6. Tag wird in der Cauca-Region in Kolumbien ein Indigener des Nasa-Volkes getötet, als sogenannter Kollateralschaden des Drogenkriegs, als gezielte Aktion der Paramilitärs. Diskriminierung, Schikane und Rassismus, damit leben die Nasa jeden Tag. Während der Corona-Pandemie wurden sie in den Krankenhäusern nicht einmal richtig behandelt. Die Regierung kümmert sich nicht um die Probleme der 185.000 Indigenen. Sie regeln deshalb alles selbst. Auf dem Höhepunkt der Pandemie errichteten sie Straßensperren rund um ihr Stammesgebiet.
Keiner kam mehr rein oder raus, ohne von den Nasa kontrolliert oder desinfiziert zu werden. Nur 976 Indigene wurden krank, drei starben. In ganz Kolumbien infizierten sich 1,2 Millionen Menschen, 32.000 starben. Um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, fuhren im Herbst zunächst 8.000 Indigene auf der Pamericana los, zunächst nach Cali und dann weiter in die Landeshauptstadt Bogota. Sie wollten dort persönlich mit dem Präsidenten reden. Auf dem Weg dorthin schlossen sich ihnen immer mehr Menschen an. Auf dem Plaza de Bolívar in Bogotá protestieren schließlich eine Million Menschen gegen die Regierung, die Corona-Krise und den Zustand des Landes.
(3): Frankreich: Wenn Bäume dürsten, brennt bald der Wald
Drei trockene Jahre nacheinander machen den Wäldern in den Vogesen schwer zu schaffen, nun drohen Waldbrände. Seit 2018 leiden die Wälder in den Vogesen unter der allgemeinen Trockenheit und den Hitzewellen im Sommer, die Bäume trocknen von den Wurzeln her allmählich aus. Diese Folge des Klimawandels beunruhigt die Förster, die den Wald bewirtschaften, die Naturschützer, die den Wald als Biotop erhalten wollen und die Feuerwehrleute, die löschen müssen, wenn der Wald Feuer fängt. Die von der Trockenheit geschwächten Bäume sind auch leichte Opfer für Schadinsekten, wie die Borkenkäfer, nicht nur in Frankreich, auch in Deutschland, Belgien, Luxemburg, Tschechien und Polen. Fichte, Buche, Tanne, Eiche und Kiefer leiden schwer in ganz Europa – nicht nur in Frankreich denken die Förster intensiv darüber nach, wie sie die Wälder schützen und ihnen helfen könnten, sich an wärmere Zeiten anzupassen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.11.2020 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 27.11.2020 arte.tv Rumänien: Virus trifft auf kranken Staat / Palästinenser, ein Volk verfeindeter Brüder
Folge 42 (52 Min.)(1): Rumänien: Virus trifft auf kranken Staat
10.000 Neuinfektionen pro Tag – Rumäniens Gesundheitssystem droht angesichts dieser Zahlen der Zusammenbruch …Wie krank das Gesundheitssystem in Rumänien ist, dazu reicht eine Nachricht: Am15. November brach ein Feuer auf der Covid-19 Station des Krankenhauses in Piatra Neamt aus. Zehn Menschen verbrannten. Ein Arzt wurde schwer verletzt, als er versuchte, die an Beatmungsgeräte angeschlossenen Patienten herauszuholen. Die Ursache des Feuers war ein Kurzschluss auf einer improvisierten Intensiv-Station – eine verzweifelte Aktion der Ärzte, um nicht so viele Kranke abweisen und zum Sterben nach Hause schicken zu müssen ….10.000 Neuinfektionen pro Tag – dem Gesundheitssystem droht der Zusammenbruch.
Die Sterblichkeitsrate auf den Intensiv-Stationen liegt zwischen 70 und 90 Prozent, höher als irgendwo sonst in der EU. Es fehlt an Geräten, an Medikamenten, an Ärzten. Seit Jahren verlassen sie zu tausenden das Land, weil ihre Bezahlung unterirdisch und die Ausstattung der Kliniken miserabel ist. Über Jahrzehnte hat der Staat zu wenig Geld investiert, und das wenige Geld, das er hat, verschwindet in den Taschen korrupter Klinik-Chefs.Das Misstrauen der Rumänen gegenüber dem Staat sitzt tief: 30% der Bevölkerung bezweifeln die Existenz des Virus. Viele retten sich in die Arme der orthodoxen Kirche, die an ihren Gottesdiensten und Wallfahrten mit hunderten Gläubigen festhält, als gäbe es keine Pandemie.
(2): Israel: Palästinenser – Ein Volk verfeindeter Brüder
Seit 13 Jahren leben die Palästinenser wie auf zwei verfeindeten Planeten – Gaza und Westjordanland.Die beiden Territorien der Palästinenser, Gaza und Westjordanland, trennt nicht nur das Gebiet des Staates Israel voneinander, zwischen ihnen türmt sich auch eine Mauer von Hass. Entfernt vergleichbar mit dem geteilten Deutschland im Kalten Krieg, wuchs hier in den letzten 13 Jahren eine Generation junger Leute heran, deren Familien getrennt wurden durch die Errichtung zweier unterschiedlicher politischer Systeme eines Volkes. In Gaza herrscht die radikalislamische Hamas, im Westjordanland die weit weniger radikale Fatah. Die beiden politischen Lager bekämpfen sich bis aufs Blut, mit bitteren Folgen für politische Gegner und das ganze Volk: Dutzende Menschen starben bereits in diesem innerpalästinensischen Konflikt. Und natürlich schwächen sich die Palästinenser auf diese Weise selber im Konflikt mit Israel und in ihrem Kampf für einen unabhängigen Staat. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.12.2020 arte Bergkarabach: Zwei Kinder im Krieg / Belgien: Freiwillige helfen auf dem Friedhof / Aserbaidschan: Ihnen bleibt nur der Schmerz
Folge 43 (52 Min.)(1): Bergkarabach: Zwei Kinder im Krieg
Gerade zehn Jahre alt, erleben die zwei Freunde Samvel und Avo, geboren in Bergkarabach, die Wirren des Krieges.Samvel und Avo waren nach vier Jahren im Exil mit ihren Familien gerade wieder in neue Häuser in Talish einzogen, ein Bergdorf nicht weit von der Grenze zu Aserbaidschan. Im letzten Konflikt um Bergkarabach war es 2016 bombardiert worden, deswegen mussten sie damals fliehen. Ende September dieses Jahres brach dann wieder der Krieg aus, um ihre nicht anerkannte Region, die Soldaten Aserbaidschans bombardierten und eroberten Talish. Wieder flohen Samvel und Avo, so wie schon zehntausende andere, nach Eriwan. Die wehrfähigen Männer, Väter und Söhne, gingen an die Front. Zwischen Januar und November 2020 begleiteten ARTE-Reporter die beiden Jungen und ihre Familien – von den friedlichen Tagen der Rückkehr nach Talish bis zu ihrer neuen Vertreibung.
(2): Belgien: Freiwillige helfen auf dem Friedhof
Wegen der Covid-19 Pandemie dürfen die Leichen von Muslimen aus Hygienegründen nicht mehr von ihren Familien von Belgien aus in ihre Heimatländer überführt werden, so wie es ihre Tradition eigentlich verlangt. Deshalb müssen sie auf dem einzigen multireligiösen Friedhof von Brüssel in diesen Monaten jeden Tag viel mehr Tote bestatten als vorher. Die Angestellten des Friedhofs schaffen die Arbeit nicht mehr, deshalb helfen ihnen jetzt muslimische Freiwillige dabei, die Begräbnisse zu organisieren und die Familien in ihrer Trauer zu begleiten.
(3): Aserbaidschan: Ihnen bleibt nur der Schmerz
Zwei Völker sind seit Jahrzehnten im Streit um die Region Bergkarabach: Wie sehen die Aserbaidschaner ihre Lage?
Über den Konflikt um die Region Bergkarabach wird in den Medien häufig vor allem aus der Sicht der Armenier berichtet – aber die Jahrzehnte zwischen Blutvergießen und brüchigen Friedenszeiten haben auch auf Seiten der Aserbaidschaner tiefe Wunden geschlagen. Während des ersten Krieges, als Aserbaidschan verlor und die Armenier einmarschierten, begingen diese Massaker an aserbaidschanischen Zivilisten, 800.000 wurden vertrieben. Dieses Trauma des aserbaidschanischen Volkes wird seitdem und bis heute, 30 Jahre danach, vom ultra-nationalistischen Regime in Baku immer wieder neu belebt – und das war auch die Ursache des jüngsten Krieges um Bergkarabach. Unter strenger Bewachung der Behörden Aserbaidschans durfte ARTE-Reporter Yaël Goujon die Opfer dieses Krieges der letzten Wochen besuchen. Nahe der Frontlinie traf er dabei auch einen Kollegen und Kenner des Konflikts, den Fotoreporter Reza Deghati. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.12.2020 arte
zurückweiter
Füge ARTE Reportage kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.Füge ARTE Reportage kostenlos zu deinem Feed hinzu, um keine Neuigkeit zur Serie zu verpassen.
Alle Neuigkeiten zu ARTE Reportage und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.
TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ARTE Reportage online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.Erinnerungs-Service per
E-Mail