2021, Folge 1–21

  • Folge 1 (52 Min.)
    (1): Sudan: Die Tigray fliehen aus Äthiopien
    In nur wenigen Stunden verloren viele Bewohner aus der Region Tigray alles im Konflikt gegen die Regierung. Ärzte und Bauern, Studenten und Händler, ganze Familien aus der Region Tigray mussten im Konflikt gegen die Regierung fliehen. In ihrer Heimatregion hatten Tigray Rebellen die Regierung herausgefordert und die schlug hart zurück. In diesem Konflikt geht es um die jahrzehntealten Spannungen zwischen den gut 80 Ethnien im Land, es geht um politischen Einfluss und um Landbesitz. Auch dem neuen und zunächst international hoch gelobten Ministerpräsidenten Abiy Ahmed Ali ist es nicht gelungen, die Ethnien untereinander zu befrieden. ARTE-Reporter begleiteten die Flüchtlinge aus Äthiopien im Sudan in ein Flüchtlingscamp in der Wüste, die meisten verbringen die ersten Nächte dort unter freiem Himmel.
    (2): Lesotho: Die Hungersnot wäre vermeidbar
    In dem kleinen bergigen Königreich Lesotho in Südafrika droht wegen der Trockenheit eine schwere Hungersnot. Gut ein Viertel der Bevölkerung in Lesotho hungert gerade wegen der Trockenheit, vor allem die Kinder sind gefährdet. Eigentlich gibt es dort bereits seit den 60er Jahren eine Methode, die Felder in dem bergig-rauen Lesotho so zu beackern, dass sie das ganze Jahr auch in trockenen Zeiten zumindest die Familien ernähren können. Der Visionär James Machobane hatte damals eine Fruchtfolge speziell für Lesothos schwierige klimatische Verhältnisse ersonnen und gelehrt. Doch heute ist seine Lehre von vielen im Land vergessen worden, wohl auch von der Regierung. Die ARTE-Reporter haben sich auf eine Spurensuche begeben, denn diese Hungersnot wäre eigentlich vermeidbar. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.01.2021arte
  • Folge 2 (52 Min.)
    (1): Spanien: Gestrandet auf Gran Canaria
    Erst blieben die Touristen wegen Corona fern, nun landen immer mehr Migranten auf den Stränden der Kanaren. Viele Touristen mögen die Kanarischen Inseln als ein beliebtes Winter-Reiseziel. Doch seit die Flüchtlingsrouten durch das Mittelmeer undurchlässiger werden, verlegten auch immer mehr Migranten ihre Route nach Spanien. Etwa 20.000 Menschen haben in den letzten Monaten von der Westküste Afrikas aus die Kanarischen Inseln erreicht – gut zehnmal so viele wie im Vorjahr. Mitten in der Corona-Krise ist das zu Spanien gehörende Archipel zur neuen Etappe auf dem Weg nach Europa geworden. Werden die Kanaren zu einem zweiten Lampedusa, einem neuen Lesbos? Die Tourismusbranche, durch die Corona-Pandemie ohnehin schwer angeschlagen, fürchtet, dass bald niemand mehr kommt, um Sonne zu tanken auf den Kanaren. Bei einigen Insulanern endet die Geduld. Immer wieder kommt es zu Protesten. Spaniens Behörden und die Inselbevölkerung sind überfordert …
    (2): Israel: Junge Orthodoxe werden weltlich
    Junge orthodoxe Juden in Israel wollen sich anders als ihre Väter nicht mehr absondern von der Welt draußen. In Israel lebten die Gemeinden der orthodoxen Juden lange selbstbestimmt fern von der Gesellschaft. Hartnäckig lehnten sie die Moderne ab, sie beschränkten ihren Beziehungen zu den Weltlichen auf ein striktes Minimum, die Männer widmeten den größten Teil ihrer Zeit dem Studium der Tora. Doch in dieser verschlossenen und wenig bekannten Welt ändern sich die Dinge allmählich. Getrieben von wirtschaftlicher Notwendigkeit und dem Drang nach einer neuen Offenheit, sucht die neue Generation den Ausgang, raus in die Welt: Sie wenden sich Computern zu, der Mode, dem weltlichen Gesang; sogar das Tabu der Wehrpflicht brechen junge Orthodoxe, zum Erstaunen und Erschrecken ihrer Väter.
    Für den Staat Israel ist ihre Integration eine Herausforderung und eine Chance, denn der Kinderreichtum der orthodoxen Familien hat ihren demographischen Einfluss in Israel beständig vermehrt. Die Alten aber sträuben sich gegen die neue Offenheit der Jungen, viele lehnen jede Veränderung der Mentalitäten ab. Die jungen Orthodoxen müssen also kämpfen für ihre neuen Regeln. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.01.2021arte
  • Folge 3 (52 Min.)
    (1): Iran: Entspannung mit Joe Biden?
    Wird der neue US-Präsident Biden den Druck auf Teheran mindern? Die US-Sanktionen lasten schwer auf dem Land.
    Im Iran hoffen die Menschen auf eine politische Entspannung durch den neuen US-Präsidenten Joe Biden, darauf, dass er die Politik des maximalen Drucks seines Vorgängers Donald Trump aufgibt und dass er zum Atom-Deal zurückkehrt. Denn zu den harten Sanktionen, die schwer auf der Wirtschaft lasten, drückt die Corona Pandemie die Stimmung im Iran. Die Sanktionen trieben die Inflation auf über 30 Prozent, mit enormen Auswirkungen vor allem auf die Mittelklasse und die Armen – gut 50 Prozent der Iraner leben unterhalb der Armutsgrenze. Doch im Gegensatz zur Politik des scheidenden Präsidenten Hassan Rohani, der als moderat gilt, scheinen Parlament und geistige Führung eher auf Eskalation zu setzen.
    Vor der Amtseinführung von Joe Biden wird der Atom-Deal faktisch auch vom Iran aufgekündigt – durch eine 20-prozentige Urananreicherung. Auch der Oberste und Religiöse Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat Verhandlungen, etwa über das iranische Raketenprogramm, verboten. Ein Jahr nach ihrer letzten Reportage in Teheran wollten ARTE-Reporter wissen, wie die Iraner auf die neuen Verhältnisse in Washington in diesen Tagen reagieren.
    (2): Kirgisistan: Ein demokratisches Wunder?
    Seit seiner Unabhängigkeit ist Kirgisistan demokratisch geblieben, im Gegensatz zu einigen Nachbarländern.
    Das zentralasiatische Land mit gut sechs Millionen Einwohnern entstand 1991 aus einer Republik der Sowjetunion, der UdSSR, nach deren Zerfall. Seit seiner Unabhängigkeit ist Kirgisistan mit seinen betörend schönen Landschaften politisch offen, warmherzig und demokratisch geblieben, ganz im Gegensatz zu seinen Nachbarn Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Aserbaidschan, die alle von Diktatoren regiert werden.
    Erst im Oktober 2020 war der vorige Präsident Sooronbaj Dscheenbekow wegen des Vorwurfs des Wahlbetrugs nach heftigen Demonstrationen der Bürger Kirgisistans abgesetzt worden. Sadyr Dschaparow wurde daraufhin amtierender Premierminister, und er wurde bei den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 10. Januar mit 80% der Stimmen zum Präsidenten der Republik Kirgisistan gewählt. Wie konnte es zu dieser Wende kommen? ARTE-Reporter gingen auf Spurensuche in einem Land, dessen Regierende sich wohl wirklich ernsthaft bemühen, den Willen ihrer Bürger zu respektieren.
    (3): Marokko: Die Geschäfte der Sandmafia
    In Marokko schaufelt die Sandmafia die Strände weg und verkauft den Sand unter der Hand an die Bauindustrie.
    In den letzten zehn Jahren hat der Bauboom in Marokko dazu geführt, dass einige Leute dort jeden Gedanken an Natur- und Umweltschutz bei Seite geschoben haben, um illegal richtig dick Gewinne einzufahren. Die großen Bauprojekte im Königreich, neue Städte und neue Hotels am Meer, sie brauchen Baumaterial, also Beton, und Beton braucht Sand. So entstand ein Schwarzmarkt, auf dessen unterster Hierarchie tausende Arbeiter mit Schaufel, Körben und Eseln an die Strände ziehen, um dort Sand zu schippen, für sechs Euro am Tag.
    Das dicke Geschäft damit machen die Zwischenhändler: Sie verkaufen den Sand vom Meer unter der Hand an die Bauunternehmer, und die schließen angesichts günstiger Preise beide Augen davor, dass der ungewaschene Sand vom Meer noch Salz enthält: Dieses Salz lässt den Beton nach ein paar Jahren bröseln – Gebäude stürzen ein. Und die Strände verschwinden einfach. Nur wenige Marokkaner wagen es, sich mit der Sandmafia anzulegen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.01.2021arte
  • Folge 4 (52 Min.)
    (1): Tunesien: Es war einmal eine Revolution
    Vor zehn Jahren rebellierten die Tunesier gegen ihren Diktator, damit begann der Arabische Frühling. Und heute?
    Im Januar vor genau zehn Jahren stürzten die Tunesier ihren Herrscher, nach 23 Jahren Diktatur, friedlich, ohne Waffen gegen einen Polizeistaat. Das war die Jasmin-Revolution, zum Erstaunen der internationalen Öffentlichkeit. Die Jasmin-Revolution war Vorbild für die Aufstände danach, den sogenannten Arabischen Frühling, in vielen anderen Ländern. Zehn Jahre später verbreiten sich in Tunesien Schwermut und Bitterkeit, soziale Frustration und wirtschaftliche Ernüchterung, trotz bemerkenswerter demokratischer Errungenschaften: freie Wahlen, ein Präsident der Republik als Hüter der Verfassung, ein Gleichgewicht der Kräfte, das eine Rückkehr zur Einheitspartei der Vergangenheit verhindern soll, eine freie Presse …
    Und doch dominiert die Unzufriedenheit, verstärkt durch die Wirtschaftskrise, verschlimmert durch Covid-19. Ein Student, ein Unternehmer, ein Arbeitsloser und ein Pflegehelfer, vier Tunesier erzählen, wie es ihnen heute geht, zehn Jahre nach der Jasmin-Revolution.
    (2): Israel: Impfen im Turbotempo
    Während die EU-Länder ihre Impfkampagnen beginnen, bricht Israel schon alle Impf-Rekorde. Wie ist das möglich?
    Israel impft fast 200.000 Menschen pro Tag. Fast ein Viertel der Bevölkerung hat bereits die erste Injektion erhalten, und der Mehrheit der über 60-Jährigen wird bald eine zweite Dosis gespritzt. Bei dieser Rate könnte die Herdenimmunität im Frühjahr erreicht werden. Die Regierung hofft, einige Einschränkungen bereits im Februar aufheben zu können. Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer rigorosen Logistik und der Mobilisierung der gesamten Bevölkerung, einschließlich der Armee. Es beweist auch die Effektivität eines ausgedehnten Netzes von öffentlichen Einrichtungen, das Erbe des sozialistischen Ideals der frühen Zionisten. Aber wie kam der israelische Staat so schnell an Millionen Dosen von Impfstoffen? Welche hat es eingesetzt? Mitten in der Impfkampagne zeigt diese Reportage den Weg Israels in der Pandemie.
    (3): China: Covid-19 ist zurück
    Peking kämpft wieder gegen Covid-19 – wenige neue Fälle reichten aus, um die Kontrollen massiv zu verstärken. Es ist beinahe wieder wie vor einem Jahr: Damals, im Lock-Down, lebte man als Familie hinter einer behelfsmäßigen Barrikade, die den Zugang zu der Wohnung in Peking versperrte. Sie sollte vor einem damals noch unbekannten Virus schützen, der China heimsuchte, bevor er die Welt überfiel. Im Laufe der Monate besserte sich die Lage, China war eines der wenigen Länder, in denen es in den letzten Monaten keine Fälle gab.
    Bis man vor einigen Tagen neue Corona-Infizierte am Rande der Stadt entdeckte. Also wurde sie wieder abgeriegelt. Die Einkaufszentren leeren sich allmählich. Das chinesische Neujahrsfest steht vor der Tür, und, wie im letzten Jahr, ist das Feiern verboten, man muss zu Hause bleiben. Mehrmals täglich werden Millionen Arbeiter, Taxifahrer und Ladenbesitzer in der Stadt kontrolliert, am Rand der Stadt checken Kontrolleure jeden, der rein oder raus will. In China reicht ein einziger Infektionsfall aus, um eine der strengsten Quarantänen der Welt zu verhängen.
    Von nun an regelt das Handy das Leben: Es zeigt an, wo man sich aufhalten darf, es stellt ein Gesundheitszeugnis aus, unerlässlich für den Einkauf oder die Taxifahrt. Selbst in Restaurants bestellt man das Essen über das Telefon. Der menschliche Kontakt ist überall stark eingeschränkt, und man hat das Gefühl, die ganze Zeit verfolgt zu werden … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.01.2021arte
  • Folge 5 (52 Min.)
    (1): Indien: Die Gebärmutter muss raus
    Indische Frauen lassen sich die Gebärmutter entfernen, um so angeblich besser auf dem Feld arbeiten können.
    Es ist eines der bestgehüteten Geheimnisse des ländlichen Indiens, die Mär von einem Übel in den Körpern von Frauen, das angeblich besser entfernt werden sollte: die Gebärmutter. Während im Westen im Durchschnitt bei zwei von 1.000 Frauen eine sogenannte Hysterektomie vorgenommen wird, sind es in ganz Indien 17 von 1.000, im westlichen Bundesstaat Maharashtra, dem „Sugar Belt“, sogar bis zu 350 von 1.000 Frauen: Besonders betroffen sind die Frauen aus den untersten Kasten, die dort Zuckerrohr schneiden – jährlich wandern gut 750.000 Arbeiterinnen nach dem Monsun zur Ernte auf die Felder der Zuckerbarone.
    Viele dieser Frauen haben bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht, für viele ist die Menstruation eine Belastung bei der harten Arbeit, das Zuckerrohr bei großer Hitze über zwölf Stunden täglich zu schneiden, zu bündeln und zu verladen. Skrupellose Ärzte von Privatkliniken überzeugen sie schnell von der Notwendigkeit der Operation, über die Risiken und Nebenwirkungen klären sie ihre Patientinnen offensichtlich nicht auf. Medizinisch notwendig sind die Hysterektomien in aller Regel nicht. Die Frauen zahlen dafür 250 bis 500 Euro, abgezweigt von ihrem Hungerlohn, denn eine Krankenversicherung haben sie nicht. Zeit für Erholung haben sie kaum nach der Operation. Die meisten müssen viel zu früh zurückkehren auf die Zuckerrohrfelder, um ihre Schulden zu begleichen.
    (2): DR Kongo: Zahltag in bar, auch im tiefsten Dschungel
    Gehälter werden in Europa aufs Konto überwiesen. Im Kongo reist das Geld in bar gebündelt durch den Dschungel.
    Erst seit dem Jahr 2012 hat die Regierung in der Demokratischen Republik die Einzahlung aller Gehälter von Staatsangestellten auf private Bankkonten zur Pflicht erhoben. Davor erhielten die Regierungsangestellten ihre Gehälter in bar von ihren Vorgesetzten ausgezahlt – da kam es gelegentlich zu „Pannen“. Also eröffneten 800.000 Beamte, Polizisten und Soldaten Konten, zur Überweisung ihrer Gehälter und um Diebstahl durch „Mittelsmänner“ zu vermeiden.
    Doch in den Regionen fernab der Städte, dort, wo es noch keine Bankfilialen gibt und kein Handynetz, lebt die Bevölkerung noch immer vom Bargeld auf die Hand. Deshalb organisieren die Banken bewaffnete Transporte mit viel Bargeld im Kofferraum, um die Gehälter der Beamten dorthin zu transportieren. Natürlich ist das gefährlich, im September 2015 wurde so ein Bankkonvoi überfallen, dabei starben 13 Menschen. ARTE-Reporter begleiteten einen Bargeld-Konvoi im Kongo auf seiner abenteuerlichen Fahrt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.02.2021arte
  • Folge 6 (52 Min.)
    (1): Ägypten: Die Recycling-Genies von Kairo
    Sie holen den Müll direkt vom Kunden, trennen ihn und recyceln Plastik, Pappe, Glas und Metall zu 90 Prozent.Gut 70.000 Einwohner von Manshiet Nasser, dem größten Müll verarbeitenden Viertel in Kairo, holen täglich gut die Hälfte aller Abfälle der Megalopole direkt bei ihren Kunden ab, um ihn dann in einem der wohl effizientesten Sortier- und Recyclingsysteme der Welt zu trennen und wiederzuverwerten. Das alles haben die sogenannten „Zabbaleen“, die „Müll-Leute“, in den letzten Jahrzehnten selbst entwickelt, zunächst aus purer Not, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Ohne jede Hilfe durch den Staat sortieren, reinigen und verarbeiten sie in rund 1.000 Werkstätten das, was die Leute wegwerfen, zu Rohstoffen für neue Produkte aus Plastik, Metall, Glas und Papier. Bis zu 90 Prozent aller gesammelten Abfälle werden in ihrem Viertel von ihnen aufbereitet, damit liegen sie weit über dem Durchschnitt der OECD-Länder von lediglich 36%. Über Jahrzehnte waren die „Zabbaleen“ verachtet – doch im Zeitalter knapper Rohstoffe stiegen sie allmählich auf in der Gunst der Menschen von Kairo.
    (2): China: Erzwungene Geständnisse im TV-Tribunal
    Seit dem Amtsantritt Xi Jinpings 2013 wurden gut 100 erzwungene TV-Geständnisse im Staatssender ausgestrahlt.Seit Xi Jinping vor acht Jahren zum Staatspräsidenten Chinas ernannt wurde, mussten Anwälte, Journalisten und Menschenrechtler im chinesischen Staatsfernsehen CCTV ihre „Verbrechen gegen Volk und Staat“ gestehen. Gut 100 solcher Geständnisse wurden seit 2013 ausgestrahlt, zum Teil sogar noch vor der Verurteilung der „Täter“. Die Tribunale in Form eines Volksgerichtshofs in digitalen Zeiten sollen die Autorität der Partei gegen alle Zweifler und Kritiker verteidigen. Nur selten reden Opfer oder Zeugen über diesen TV-Volksgerichthof.
    Aber wenn, dann erzählen alle das Gleiche: Sie wurden in der Haft bedroht und gefoltert, damit sie öffentlich das gestehen, was man ihnen vorwirft. Ein ehemaliger Journalist aus England wurde in China zu einem solchen Geständnis gezwungen. Nach der Haft und der Rückkehr in seine Heimat sah er, dass sein Geständnis vom neuen Auslandssender des chinesischen Staatsfernsehens auch in Europa weiter ausgestrahlt wurde. Er meldete das der britischen Aufsichtsbehörde. Dies ist eine schwerwiegende Anklage gegen das kommunistische Regime in Peking, das gerade eine neue „Weltordnung der Medien“ ganz in seinem Sinne etablieren will. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.02.2021arte
  • Folge 7 (52 Min.)
    (1): Indonesien: Zinn-Rausch auf Bangka
    Auf der indonesischen Insel Bangka beuten 100.000 Arbeiter die reiche Zinnerzader dort mit allen Mitteln aus. Vor 300 Jahren schon entdeckten Bergleute auf der paradiesisch schönen Insel Bangka in Indonesien reiche Zinnerzvorkommen und begannen sie zu fördern. Doch in den letzten 20 Jahren entwickelte die wachsende Nachfrage nach Zinn auf dem Weltmarkt einen wahren Zinn-Rausch auf Bangka. 100.000 Bergleute bauen jedes Jahr 80.000 Tonnen Zinnerz im Tagebau ab, dringend benötigt auf dem Weltmarkt für Metalllegierungen in elektronischen Geräten, auch in Smartphones. Das brutale Tempo des Abbaus auf 600 .000 Hektar, also gut dreiviertel der Fläche der Insel, hat allerdings zu Schäden am Ökosystem von Bangka geführt.
    65% der Wälder wurden für den Tagebau gefällt und nur zum Teil wieder aufgeforstet. Inzwischen suchen legale und illegale Schürfer auch im Meer vor Bangka nach Zinnerz: Mit Bohrern brechen sie den Meeresboden auf, pumpen alles hoch, um das Zinnerz an Bord auszusieben und kippen den Schlamm tonnenweise wieder zurück in Meer. Dies schädigt alles Leben auf den Korallenbänken unter Wasser. Naturschützer und Fischer schlagen Alarm, sie wollen den mindestens stark einschränken. Allerdings hängen 60% der Wirtschaft Bangkas am Zinnabbau …
    (2): Nigeria: Endlich den Frieden sähen
    In Nigeria will eine Kooperative die kleinen Bauern aus der Misere holen und so das ganze Land befrieden. Durch den Öl-Boom seit den 50er Jahren und die horrenden Gewinne daraus für die Eliten des Landes haben die nigerianischen Politiker die Landwirtschaft aus dem Blick verloren. Nigeria hat 80 Millionen Hektar fruchtbares Ackerland, eigentlich genug, um die 190 Millionen Einwohner zu ernähren; die Landwirtschaft böte auch genug Potenzial, um jährlich 2 Millionen junge Leute zu beschäftigen, die ihren ersten Arbeitsplatz suchen.
    Ein amerikanisch-nigerianischer Unternehmer ist nach seinem Studium in Harvard zurückgekehrt und hat eine Kooperative gegründet: „Babban Gona“ heißt sie, sie bietet den Bauern Kredite an, wenn sie sich zusammenzuschließen, sich fortbilden und dieses Wissen sowie das Saatgut teilen. Damit verbessern sie die Erträge, und sie bringen die jungen Menschen in den Dörfern Lohn und Brot – denn häufig treiben mangelnde Bildung und Arbeitslosigkeit junge Leute in die Fänge der radikalen islamistischen Terror-Milizen wie Boko Haram. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.02.2021arte
  • Folge 8 (52 Min.)
    (1) Myanmar: Der Mut des ganzen Volkes
    In jeder größeren Stadt protestieren die Menschen gegen die Armee, weil sie ihnen die Demokratie stehlen will.Vor vier Wochen, am 1. Februar, wurden in Myanmar, dem früheren Burma, die Regierungschefin Aung San Suu Kyi und der Präsident Win Myint verhaftet. Die Armee rief den Ausnahmezustand aus, und jetzt regiert ihr Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing das Land. Seitdem gehen in allen größeren Städten die Bürger auf die Straße, um gegen den Putsch zu protestieren zu Fuß und auf Motorrädern. Sie veranstalten Konzerte, üben sich in passivem Widerstand und streiken – die Opposition scheint täglich zu wachsen.
    Doch auch die Armee schlägt immer heftiger zurück, sie schoss bereits auf friedliche Demonstranten. Régis Michel lebte lange Zeit in Myanmar, er steht in Kontakt zu einigen seiner Verwandten, die ihm von ihrem Kampf berichten. Unter ihnen ist Soe Myint, der Direktor des privaten Fernsehsenders Mizzima TV. Er hat Sendeverbot seit dem Putsch, doch sie berichten weiter, im Internet. Trotz aller Drohungen habe Mizzima TV immer wieder seine Unterstützung für die Demokratie bewiesen und täglich die Gewalt der Armee angeprangert, schreibt Reporter ohne Grenzen.
    (2): Burkina Faso: Die Milizen diktieren das Gesetz
    In einem Drittel des Landes spielen Milizen die Rolle von Polizei und Armee, eine fragwürdige „Bürgerwehr“.In fünf Jahren töteten dschihadistische Terroristen in Burkina Faso 1.600 Menschen, 1 Million Bürger wurden von ihnen vertrieben. Angesichts dieser wachsenden Bedrohung fehlt es dem zunehmend geschwächten Staat an Leuten und an Geld, die Terroristen zu bekämpfen. In einem Drittel des Landes sind Polizei und Armee faktisch abwesend. In einigen Regionen übernehmen deshalb bewaffnete Milizen ihre Rollen. Eine der größten ist die sogenannte Koglweogo mit 20.000 bis 40.000 Mitgliedern, erkennbar an ihren braunen Uniformen.Ursprünglich war es das Ziel dieser Milizen, für „Ordnung und Gerechtigkeit“ zu sorgen, in der Rolle der Polizei, um die Bürger vor Kriminellen zu schützen.
    Also verhaften sie Ladendiebe, Viehdiebe und Einbrecher. Für Schuldspruch und Vollstreckung sorgen sie gleich selbst, in aller Öffentlichkeit, auf dem Dorfplatz, mit Stockschlägen oder Peitschenhieben. Die meisten Bürger geben an, die Milizionäre zu verehren – doch manche beschweren sich, hinter vorgehaltener Hand, über ihre brutale Willkür. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.02.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 26.02.2021arte.tv
  • Folge 9 (52 Min.)
    (1): Schweden: Strömstad leidet an der Pandemie
    Als Norwegens Nachbar leidet das schwedische Strömstad schwer an der geschlossenen Grenze wegen der Pandemie. Schwedens Strategie in der Corona-Krise weckte Bewunderung, Respekt und Skepsis, als Gegenbeispiel zu allen Maßnahmen im Rest der Welt. Kein Hausarrest, keine Ausgangssperre, fast kein Maskenzwang – zunächst jedenfalls, ehe das skandinavische Land dann nach und nach doch restriktivere Maßnahmen eingeführt hat. Die Marke von 12.000 Toten wurde dort im Februar überschritten, bei einer Gesamtbevölkerung von 10,3 Millionen. Kein Vorbild für die Nachbarländer im Norden mehr: Weniger als 600 Todesfällen in Norwegen bis Mitte Februar und knapp über 700 in Finnland – damit ist Schweden das Schlusslicht unter den nordischen Ländern.ARTE-Reporter fuhren nach Strömstad, im Westen Schwedens, an der Grenze zu Norwegen, das bereits seit dem März 2020 unter den Folgen der Pandemie leidet.
    Das ganze Jahr 2020 hindurch blieb die Grenze mehr oder weniger durchlässig ist, aber seit Januar 2021 ist sie beinahe hermetisch geschlossen. Infolgedessen sind die Einnahmen aus dem Tourismus und dem grenzüberschreitenden Handel – den beiden Schlüsselsektoren der lokalen Wirtschaft – um 80 % zurückgegangen, die Arbeitslosigkeit steigt stark an. Strömstad in der Krise …
    (2): Japan: Das Telefon ins Jenseits
    Bei Fukushima telefonieren Angehörige mit ihren Toten im Jenseits – mit dem sogenannten „Telefon des Windes“ …Es ist eine ganz normale Telefonzelle, aber ohne irdischen Anschluss an ein Netzwerk, die Leute nennen sie das „Telefon des Windes“. In der Präfektur Iwate, 2011 vom Tsunami verwüstet, hatte ein alter Mann die Idee, sie in seinem Garten in Otsuchi aufzustellen. Sie ist für jedermann zugänglich und zieht bis heute Besucher aus ganz Japan an. Sie „telefonieren“ dort mit ihren Lieben im Jenseits, einige weinen, andere schweigen nur, überwältigt vom Schmerz.
    Viele Familien haben ihre Angehörigen, die der Tsunami mitriss, noch immer nicht gefunden.In Japan gilt es als pietätlos, Gefühle wie Trauer oder Schwäche in der Öffentlichkeit zu zeigen – und so bietet das „Telefon des Windes“ den Überlebenden eine Gelegenheit zu trauern, durch den Kontakt in ein imaginäres Jenseits, in dem ihre Lieben hoffentlich von alle irdischen Lasten befreit sind. Nicht weit davon steht nun auch die neue Anti-Tsunami-Mauer, eine gigantische Betonbarriere, die die japanische Nordküste vor den Gewalten des Meeres schützen soll. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.03.2021arte
  • Folge 10 (52 Min.)
    (1): Algerien: Sie demonstrieren wieder
    Nach der Zwangspause wegen der Pandemie protestieren sie in Algerien nun wieder gegen das autoritäre Regime. Die sogenannte „Hirak“, die Volksbewegung gegen das algerische Regime, ist pünktlich zu ihrem zweiten Jahrestag wieder zurück auf den Straßen. Die ersten Demonstrationen begannen am 16. Februar 2019 in Kherrata, einem Berberdorf, 350 Kilometer von Algier entfernt. Für die Verhältnisse dort in den Bergen war es wie eine Flutwelle, eine freudig-erregte Menge eroberte die Straßen. Zwei Jahre später, auf den Tag genau, ging es nun wieder los. Zwei Wochen lang haben ARTE-Reporter die neuen Proteste verfolgt, von Kherrata bis nach Algier, wo zehntausende Demonstranten die Straßensperren der Polizei durchbrachen. Covid-19 hat die Wut der Bürger auf das korrupte und autoritäre Regime nicht gebremst.
    (2): Indien: Die große Wut der Landwirte
    Seit November lagern zehntausende Landwirte mit Traktoren und Zelten vor den Toren der indischen Hauptstadt.Mehrere Lager, einige strecken sich über mehrere Kilometer hin, blockieren die Autobahnen nach Neu-Delhi. Unermüdlich, Tag und Nacht, fordern die Landwirte die Rücknahme der vom Parlament beschlossenen Agrarreform. Bisher wurden in Indien Grundnahrungsmittel wie Reis und Weizen auf staatlichen Märkten zu einem vom Staat festgelegten Mindestpreis verkauft, ein Erbe der „Grünen Revolution“ der 1960er Jahre, das die Landwirte vor Preis-Spekulationen schützte. Die jüngste Reform, befürwortet und unterstützt vom indischen Premierminister Narendra Modi, setzt diesem System ein Ende: Die Landwirte sollen ihre Produkte nun direkt an private Unternehmen verkaufen.
    Aber für die 150 Millionen Bauern des Landes ist die Liberalisierung der Landwirtschaft das Einfallstor für die Agrargiganten, die ihre Preise je nach Marktlage drücken könnten. Das wollen die Bauern nicht akzeptieren: Tausende von ihnen sind schon jetzt hoch verschuldet, denn sie müssen zu Beginn jeder Saison Kredite aufnehmen, um ihre Betriebe über Wasser zu halten. Dieser Teufelskreis der Verschuldung hat schon viele Bauern in den Selbstmord getrieben, die ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten.
    (3): Russland: Im Schatten von Nawalny
    Die Inhaftierung Alexej Nawalnys und die Demo-Verbote scheinen die russische Opposition eher zu ermutigen.Eingesperrt in einem der härtesten Gefängnisse des Landes, einer „Strafkolonie“, 100 Kilometer nordöstlich von Moskau: Alexej Nawalny. Russlands berühmtester Gefangener soll auf diese Weise, offensichtlich nach dem Willen des Herrn im Kreml, neutralisiert werden. Die politische Bewegung Nawalnys versucht jedoch, sich nach der Verhaftungswelle der letzten Wochen neu zu formieren. Unter den 10.000 Menschen, die landesweit zunächst verhaftet wurden, war auch Anastasia Pantchenko im südrussischen Krasnodar.
    Die Millionenstadt ist die administrative Hauptstadt einer Region am Schwarzen Meer. Dort soll Wladimir Putin sich den Palast gebaut haben, dessen Existenz von Nawalny aufgedeckt wurde. ARTE-Reporter begleiteten die junge Anführerin der Navalny-Bewegung. „Nastya“ ist fest entschlossen, an der Seite der jungen Aktivisten zu kämpfen, die unter Putins Regime aufgewachsen sind. Durch die Inhaftierung seines Hauptgegners und die Unterdrückung der Demonstrationen hat der Kreml wohl geholfen, die Opposition in Russland eher zu ermutigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.03.2021arte
  • Folge 11 (52 Min.)
    (1): Syrien: Menschen im Krieg
    Was ist geblieben von der Hoffnung auf Veränderung, heute, 10 Jahre nach dem Beginn der Revolution in Syrien?
    Drei Syrer aus verschiedenen Städten des Landes, die nun bei Idlib leben, erzählen vom Krieg und der Vertreibung und von ihren Träumen von einer besseren Zukunft, trotz alledem. Ein französisch-syrisches Reporter-Team hat ihre Porträts gedreht, ihre Reportage „Syrien: Auf der Flucht aus Idlib“ war beim Festival von Bayeux 2020 ausgezeichnet worden.
    (2): Syrien: Rakka sucht Hoffnung in der Geschichte
    Rakka, zerstört im Krieg mit dem IS, will Kulturerbe restaurieren und die Häuser der Bürger wieder aufbauen.
    Die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats hatten Rakka 2014 erobert und zur Hauptstadt ihres selbsternannten „Kalifats“ ernannt. Drei Jahre später gelang es den arabisch-kurdischen Kräften, unterstützt von der internationalen Koalition, den IS aus Rakka zu vertreiben, aber die Stadt wurde bei den Luftangriffen gegen die Stellungen des IS in Rakka fast völlig zerstört. Seitdem haben sich die Lebensbedingungen langsam verbessert, aber noch immer fehlt es den Bürgern an allem.
    Trotz allem haben sich einige Einwohner von Rakka entschlossen, auch für den Wiederaufbau ihres zerstörten Kultur-Erbes zu kämpfen. Ihr erstes Projekt ist die Restaurierung des Stadt-Museums. Die meisten seiner historischen Schätze wurden von den Kriegern des IS zerstört oder geplündert. Zehn Jahre nach Beginn der Revolution trafen ARTE-Reporter Syrer, die sich bemühen die Zukunft ihrer Stadt zu gestalten. Trotz alledem! (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.03.2021arte
  • Folge 12 (52 Min.)
    (1): Libyen: Tiefe Risse, 10 Jahre nach der Revolte
    Zehn Jahre nach der Revolution und dem Tod seines Diktators ist Libyen weit entfernt von Einigkeit und Frieden.
    Vor zehn Jahren, am 17. Februar 2011, traute sich die Jugend von Benghazi, gegen ihren Diktator Muammar Gaddafi aufzubegehren. Aktuell haben sie gerade eine neue Regierung der nationalen Einheit ernannt, aber das Land ist immer noch tief gespalten zwischen den westlichen Küstenstädten, deren Einwohner damals gegen das Regime protestierten und dem Osten, den Marschall Khalifa Haftar heute mit eiserner Faust kontrolliert.
    Diese Teilung ist wie eine Wunde für die Libyer. ARTE-Reporter fuhren in die beiden Regionen, die regelmäßig gewaltsam aneinandergeraten: Ehemalige Rebellen, die gegen Gaddafis Truppen kämpften, erzählen von ihrer Hoffnung und ihrer Enttäuschung; loyale Anhänger von Marschall Haftar melden sich zu Wort; trauernde Familien suchen nach Angehörigen in kürzlich entdeckten Massengräbern. Und noch immer hoffen die jungen Leute in Libyen auf eine Zukunft in Frieden, Freiheit und Demokratie.
    (2): Mexiko: Im schwarzen Block der Feministinnen
    In Mexiko kämpfen Gruppen schwarz vermummter Frauen auch mit Gewalt gegen brutale Männer und für Frauenrechte.
    Von Kopf bis Fuß ganz in Schwarz vermummt, erhebt eine neue Generation von Feministinnen in Mexiko ihre Stimme für die Anerkennung der Frauenrechte. Aber anders als die Generation der Frauen davor, die schweigend protestierte, sehen sie sich als Teil der Bewegung „Schwarzer Block“, die in europäischen Hauptstädten demonstriert und die Gewalt nicht scheut. In ihren Augen ist der Mann an sich ein Raubtier, ihr Slogan für alle sexuellen Aggressoren lautet deshalb: „Weder Vergeben noch Vergessen!“ Diese Radikalisierung der feministischen Bewegung hat ihre Gründe in Mexiko: 2019 wurden dort 4.000 Frauen ermordet, nur in 976 Fällen wurde wegen Femizid ermittelt, in aller Regel entkommen 99% der Täter straflos.
    Vor kurzem erst stürmten die schwarzen Aktivistinnen in Mexiko-Stadt die Zentrale der Nationalen Menschenrechtskommission. Das öffentliche Gebäude wurde zum Hauptquartier ihrer Bewegung, aber auch zu einer Zuflucht für weibliche Opfer von Männergewalt. Dies ist nun ein für Männer streng verbotener Ort. Der Bloque Negro erlaubte der ARTE-Reporterin Manon Heurtel, dort mit ihrer Kamera zu drehen.
    (3): Großbritannien: Schottlands Fischer in Sorge
    „Stimmt für den Brexit und holt Euch die Kontrolle über Eure Gewässer zurück“, versprach Boris Johnson.
    Das „Meer der Möglichkeiten“ und die „Befreiung von der EU-Bürokratie“ versprachen Brexiteers und Westminster den Fischern in Schottland – beides hat sich bis jetzt noch nicht erfüllt. Inzwischen führten neue Grenzkontrollen und zusätzlicher Papierkram zu massiven Verzögerungen bei den Exporten und damit zu Verlusten von hunderttausenden Pfund. Mit Covid-19 und der Schließung von Restaurants in ganz Europa sind dies beunruhigende Zeiten, es droht ein massiver Stellenabbau in Schottlands Fischereibetrieben.
    In Peterhead, Europas größtem Fischereihafen, ist es besonders schlimm: Die ganze Gemeinde lebt vom Fisch. Rund 6.000 Menschen sind direkt und indirekt in der Fischindustrie beschäftigt, bei nur 19.000 Einwohner droht Peterhead also schwere wirtschaftliche Not. Die Schotten aber sind Kämpfer, sie wollen sich nicht unterkriegen lassen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.03.2021arte
  • Folge 13 (52 Min.)
    (1): Madagaskar: Sie sterben ganz leise
    Seit Monaten verhungern Kinder, Frauen und Männer in Madagaskar, ganz unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Dies ist eine Krise, über die in den Medien kaum berichtet wurde: In abgelegenen, schwer zugänglichen Dörfern im äußersten Süden Madagaskars verhungern die Menschen. Vor allem der Anblick der bis aufs Skelett abgemagerten Kinder ist nur schwer erträglich. Laut UN-Welternährungsprogramm brauchen 1,5 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel, ohne die sie nicht überleben werden. In den letzten Jahren hat sich die durch den globalen Klimawandel verursachte Trockenheit im Land verschärft.
    An manchen Orten hat es seit zwei Jahren nicht mehr geregnet. In drei südlichen Regionen des Landes hat die Dürre fast alle Ernten vernichtet, das Land ist dort unfruchtbar geworden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, werden die Leute in den Dörfern auch noch systematisch von kriminellen Banden ausgeraubt: Sie stehlen Vieh, Nahrung und beinahe alles, was sie wegtragen können. Die Regierung Madagaskars aber weigert sich bislang, den Notstand auszurufen.
    (2): Senegal: Vom Fernsehen auf den Bauernhof
    Wie eine Fernsehsendung künftige Bauern als Kandidaten antreten lässt, als Hauptgewinn winkt ihnen ein Hof. Die „Ferme Factory“ war ein großer Erfolg in Senegals Fernsehen – eigentlich ist das ein Wunder, denn auch im Senegal ist Landwirt kein Traumberuf mehr. Und das ist schade, denn das Land hat eigentlich alles, um Bauern eine reiche Ernte zu bescheren: fruchtbare Äcker, Wasser und Sonne reichlich. Der Produzent Ousmane Fey kam auf die Idee, diese Reality-Serie auf die Beine zu stellen, in der sich junge Leute als künftige Landwirtinnen und Landwirte vor der Kamera einem Wettbewerb stellen müssen, nach dem Motto: Wer ist der oder die Beste? Und wer gewinnt am Ende ein Stück Land für seinen Hof? Es gelang „Ferme Factory“ nicht nur, die Zuschauer zu fesseln – ein wenig ist es den Machern wohl auch gelungen, jungen Menschen im Senegal eine Perspektive mit neuer Hoffnung frei Haus zu liefern: Träumt nicht von Europa und riskiert euer Leben bei einer illegalen Überfahrt, denn zuhause gibt es Besseres zu gewinnen.
    Die zweite Staffel von „Ferme Factory“, deren Casting das Team von „ARTE Reportage“ begleitet hat, wird in wenigen Wochen im senegalesischen Fernsehen ausgestrahlt.
    (3): Thailand: Kein Tourist mehr auf Phuket
    Jährlich kamen 14 Millionen Touristen, doch seit dem Lockdown wegen Corona ist Phuket wie eine Geisterinsel. In den Zeiten vor der Pandemie stürmten jedes Jahr gut 14 Millionen Touristen aus aller Welt die Insel Phuket, himmlische 500 Quadratkilometer mit Strand im Süden Thailands. Gut zehn Milliarden Euro gaben sie jedes Jahr aus, allein 600 Hotels warben um sie, die Insel lebte vor allem auch vom Tourismus. Doch um die Bevölkerung vor Covid-19 zu schützen, schloss Thailands Regierung die Grenzen. Ausländer müssen jetzt nach der Ankunft 14 Tage lang unter Polizeiaufsicht im Hotel in Isolation leben, sie werden mehrfach auf das Virus getestet. Also kommen keine Urlauber mehr, die Geschäfte stehen still. Die Pandemie ist wie ein neuer Tsunami, aber die Thai üben sich in widerständiger Improvisation – etwas anderes bleibt ihnen ja auch nicht übrig … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.04.2021arte
  • Folge 14 (52 Min.)
    (1): Bergkarabach: Wirklich Frieden?
    Hat der Frieden nun eine Chance, sechs Monate nach dem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach?
    Für die 3 Millionen Armenier war die Niederlage wie ein Erdbeben, gefolgt von einer schweren politischen Krise, dem Zustrom vertriebener Familien, der Zerstörung von Infrastrukturen und eben dem Verlust der Region Bergkarabach. Über 10.000 Menschen wurden verletzt, fast 4.000 getötet, 1.600 Soldaten werden noch immer vermisst.
    In Aserbaidschan hingegen begann schon der Wettlauf um den Wiederaufbau, denn die zurückeroberten Territorien sind verwüstet. 30 Jahre lang dienten sie als Pufferzone zwischen beiden Ländern, ein militärisches Gebiet, in dem Minen bis heute eine unsichtbare Gefahr darstellen. Seit dem Ende der Kämpfe starben schon dutzende Zivilisten durch sie.
    Auf beiden Seiten der Grenze scheinen das Misstrauen und der Hass durch die vielen Kriege gegeneinander die Zukunft zu untergraben. Als Garanten der Friedensvereinbarungen setzen die in der Region stationierten russischen Soldaten ihr Mandat mit Nachdruck durch. Wird das reichen für einen dauerhaften Frieden in Bergkarabach?
    (2): Bangladesch: Die Gerechten des Propheten?
    Seit fünf Jahren bedrohen Islamisten unter dem Vorwand der Blasphemie immer häufiger Andersdenkende mit dem Tod.
    Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, an dem die französische Debatte über den Säkularismus nachhallt, dann ist es Bangladesch. Im vergangenen Oktober protestierten 80.000 Menschen in der Hauptstadt Dhaka gegen die Mohammed-Karikaturen – sie verbrannten dabei auch Fotos des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Das allerdings ist nur die Spitze des Eisbergs.
    Denn in den letzten Jahren erlebte das Land mit seinen 160 Millionen Einwohnern, 90 % sind Muslime, eine Welle von Drohungen und Attentaten, verübt von selbsternannten Gerechten des Propheten: Freidenker, Atheisten, Säkularisten, mehr als 80 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beschuldigten sie der Blasphemie, einige richteten sie hin, mit Macheten. Dutzende andere leben bis heute in Verstecken, um den Morddrohungen der Mullahs zu entgehen. Der Regierung Bangladeschs ist es offensichtlich noch nicht gelungen, die Fundamentalisten in die Schranken zu weisen und die Freiheit der Andersdenkenden zu verteidigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.04.2021arte
  • Folge 15 (52 Min.)
    (1): Russland: Islam, auf gut Russisch
    Bei allen Diskussionen in Europa über die Integration von Muslimen ist es interessant, einmal nach Russland zu schauen, wo in der Mehrheit orthodoxe Christen leben. Zwischen 17 und 20% der Russen sind Muslime. Wladimir Putin hat eine versöhnliche Haltung gegenüber dem Islam eingenommen, er weihte 2015 sogar die größte Moschee Europas in Moskau ein. Von den 25 bis 30 Millionen Muslimen auf russischem Territorium stammen viele aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens. Die Muslime mit russischer Staatsbürgerschaft kommen vor allem aus zwei Regionen, aus Tatarstan und Tschetschenien.Im tschetschenischen Grosny regiert Ramsan Kadyrow mit eiserner Faust, auch als Vertreter der wahhabitischen Muslime im Kaukasus.
    Dort reagierten viele Muslime äußerst gereizt auf die Mohammed Karikaturen. Nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty im Oktober 2020 kritisierte der Mufti von Tschetschenien den französischen Staatspräsidenten Macron mit harten Worten für seine Verteidigung der Freiheit der Karikaturisten. Patys Mörder, ein in Russland geborener junger Tschetschene, hatte mit seinen Eltern Asyl in Frankreich erhalten.
    (2): Uganda: Die junge Frau vom großen See
    Der Viktoriasee, der größte See Afrikas, wird von den Menschen in den ihn umgebenden Ländern Kenia, Uganda und Tansania übermäßig ausgebeutet: Zu viele Menschen fischen dort, zu viele leiten ihren Dreck ungeklärt ein und zu viele holzen seine Ufer ab. Und schon in 50 bis 100 Jahren könnte der See, auch als Folge des Klimawandels, ausgetrocknet sein. Doch in Uganda kämpft die 22-jährige Studentin Hilda Flavia Nakabuye dafür, den See zu retten und das Bewusstsein für die Klimakrise in Afrika zu stärken. Inspiriert von der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg, wurde Hilda zu einer Galionsfigur für die Umweltschützer in Afrika. Aber noch wird sie nicht so gefördert wie ihr Vorbild im Norden … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.04.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 16.04.2021arte.tv
  • Folge 16 (52 Min.)
    (1): USA: Kindesmissbrauch bei den Boy Scouts
    100.000 Pfadfinder verklagen die Boy Scouts of America, wegen sexuellen Missbrauchs durch ihre Gruppenleiter.
    Zelten in freier Natur im Vaterland mit Kameraden gleichen Sinnes: 130 Millionen Amerikaner, auch die Präsidenten Joe Biden und George W. Bush, waren als Jungs bei den Boy Scouts of America, einer der ältesten und größten Jugendorganisationen der USA. Sie wurde 1910 unter der Schirmherrschaft der Kirche gegründet, heute verzeichnet sie 2,2 Millionen Mitglieder im Alter von fünf bis 21 Jahren. Doch im Februar 2020 meldeten die Boy Scouts of America Konkurs an, nach einer Welle von 100.000 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch ihre Gruppenleiter.
    70 Jahre lang vertuschten die Chefs der amerikanischen Pfadfinder viele Klagen von Kindern über Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe durch ihr Führungspersonal – sie sammelten alle Vorkommnisse dieser Art, die Namen der Kinder und die der Täter, in einem geheimen Archiv, genannt „die Akten der Perversion“. Die Täter aber wurden in aller Regel einfach in einen anderen Bundestaat versetzt, als Gruppenleiter in anderen Pfadfinderlagern. Nun endlich kommt die Wahrheit ans Licht. Pauline Louvet und Sophie Przychodny trafen sich mit den inzwischen erwachsenen Opfern, die Klage erheben, um endlich gehört zu werden.
    (2): Schweden: Sie schieben mehr Migranten ab
    Schweden heißt Migranten nicht mehr so willkommen wie 2015, sondern schiebt sie in ihre Herkunftsländer ab.
    Während der Flüchtlingskrise in Europa 2015 nahm Schweden großzügig 162.877 Asylsuchende auf, darunter 24.000 unbegleitete Minderjährige aus Afghanistan. Doch die Einwanderungsbehörden waren augenscheinlich überfordert, deren Anträge vor der Volljährigkeit zu bearbeiten – und das schmälert ihre Chancen auf Asyl dramatisch. Wohl die meisten haben in der Zwischenzeit Schwedisch gelernt, sie besuchten die Schule und träumen von einer Zukunft in ihrer neuen Heimat.
    Doch Schweden hat seine Migrationspolitik verschärft, Migranten ohne gültiges Asyl werden nun schnell abgeschoben, auch wenn sie als Minderjährige ins Land kamen. Das Schicksal von tausenden jungen Afghanen steht nun auf dem Spiel. Einige klammern sich an ein Notstandsgesetz, das ihnen eine zweite Chance gibt, doch in Schweden zu bleiben. Andere, denen die Abschiebung in ihr Heimatland droht, beschließen, erneut zu fliehen. Sie lassen alles hinter sich und machen sich wieder auf den Weg, irgendwo anders hin in Europa. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.04.2021arte
  • Folge 17 (52 Min.)
    (1): Myanmar: Zurück in finstere Zeiten
    Die Armee hat die Demokratiebewegung mit Gewalt niedergeschlagen, doch die Bürger widerstehen den Putschisten.
    Am 1. Februar verhafteten die Putschisten der Armee in Myanmar Aung San Suu Kyi und den Präsidenten Win Myint, sie riefen den Ausnahmezustand aus, seitdem hat ihr Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing alle Macht im Land. Drei Monate später steht die „Dame von Rangun“ immer noch unter Arrest, und die Armee hat die Demonstrationen blutig niedergeschlagen: 700 Tote, 3.000 Verhaftete. Aber die Burmesen wehren sich weiter mit viel Mut gegen die Diktatur, gewaltfrei und mit Streiks in den still gewordenen Städten. Die Armee patrouilliert Tag und Nacht, doch es ist ihr offensichtlich noch nicht gelungen, den Widerstand der Bürger zu brechen.
    (2): Indien: Die Angst vor der Doppelmutante
    Die zweite Welle der Pandemie überrollt gerade Indien: Alle 24 Stunden 200.000 Neuinfizierte und 1.000 Tote.
    Das ganze Land ist in Alarmbereitschaft: Bombay hat einen Lockdown verhängt, New Delhi eine Ausgangssperre, und überall in Indien werden neue Beschränkungen eingeführt. Die Aussicht auf ein Leben eingesperrt zuhause, treibt tausende Menschen aus den Städten aufs Land.Noch vor einem Monat schien Indien die Pandemie unter Kontrolle zu haben: Die Infektionen waren auf dem niedrigsten Stand, das soziale Leben hatte wieder begonnen. Bars, Restaurants und Kinos wurden wieder geöffnet und sogar die Schwimmbäder.
    Die Wissenschaftler vermuten, dass es in den Großstädten des Subkontinents eine kollektive Immunität gibt. Doch das Auftreten der neuen indischen Variante des Corona-Virus, der sogenannten Doppelmutante, zerstörte die Hoffnung auf eine Rückkehr ins normale Leben. Mit neuen Krankheitssymptomen verbreitet sich das neue Virus fünfmal schneller als in der ersten Welle. Schlimmer noch: Die Doppelmutante scheint nicht nachweisbar durch PCR-Tests.
    (3): Belgien: Freiwillige helfen auf dem Friedhof
    In der Pandemie helfen Freiwillige auf dem multireligiösen Friedhof von Brüssel, tote Muslime zu bestatten.
    Wegen der Covid-19 Pandemie dürfen die Leichen von Muslimen aus Hygienegründen nicht mehr von ihren Familien von Belgien aus in ihre Heimatländer überführt werden, so wie es ihre Tradition eigentlich verlangt. Deshalb müssen sie auf dem einzigen multireligiösen Friedhof von Brüssel derzeit jeden Tag viel mehr Tote bestatten als vorher. Die Angestellten des Friedhofs können die Arbeit nicht mehr alleine stemmen, deshalb helfen ihnen jetzt muslimische Freiwillige dabei, die Begräbnisse zu organisieren und die Familien in ihrer Trauer zu begleiten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.05.2021arte
  • Folge 18 (52 Min.)
    (1): Irak: Die Schmuggler in den Iran
    Die Kolbar, kurdisch: „die auf dem Rücken tragen“, riskieren ihr Leben als Schmuggler zwischen Iran und Irak.
    Die Kolbar schmuggeln auf ihren Rücken Waren vom Irak in den Iran, sie marschieren über die Berge an der Grenze, trotz vieler Gefahren für ihr Leben: Grenzschützer lauern ihnen auf, mit scharfen Waffen, sie passieren Minen auf ihren Wegen, die Kälte dringt ihnen in Mark und Bein, Regen und Dunkelheit rauben ihnen die Sicht für einen sicheren Tritt in steilem und unwegsamem Gelände. Allein 2020 wurden 61 Kolbar getötet, 181 weitere verletzt, verstümmelt oder gefoltert. Ihr Verbrechen: der illegale Transport von Fernsehern, Staubsaugern, Zigaretten und manchmal auch Alkohol vom Irak in den Iran. Das lohnt sich wegen der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran. Doch es ist ein gefährlicher Beruf, den gut hunderttausend Kurden ausüben, um in einem Land zu überleben, das ihnen keine andere Arbeit gibt.
    (2): Indien: Der giftige Müllberg von Ghazipur
    Im Osten Neu-Delhis türmt sich der Müll höher als der Taj Mahal, über 70 Meter, giftig für Mensch und Natur.
    Auf der Müllkippe von Ghazipur landen seit ihrer Eröffnung 1984 alle Abfälle der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, viele Millionen Tonnen, wahrscheinlich auch eine Menge hochgiftiger Sondermüll. Eigentlich sollte sie schon 2002 wegen Überfüllung geschlossen werden, aber daran hielt sich niemand – nun wächst sie weiter, jedes Jahr um 10 Meter in die Höhe.Gleich neben dem Müllberg haben sich viele arme Inder in einem Slum angesiedelt, die davon leben, die noch verwertbaren Stoffe aus dem Abfall zu sammeln. Ohne jede Schutzkleidung riskieren sie täglich Gesundheit und Leben auf dem stinkenden Berg. Viele kamen her, weil sie, vor allem mit Plastikabfall Sammeln, mehr Geld verdienten als auf den Feldern in ihren Heimatdörfern. Aber damit ist Schluss, seit die Regierung Einweg-Plastik verboten hat und das Sammeln von Abfall gleich mit.
    Die Einwohner von Ghazipur versuchen schon lange, sich gegen die Müllkippe zu wehren: Hier stinkt es täglich zum Himmel, giftiger Feinstaub verpestet die Atemluft, Krankheiten der Atemwege und Herzkreislauferkrankungen nahmen in den letzten Jahren drastisch zu, die Abwässer der Kippe vergiften täglich das Grundwasser der Region. Ein Kollektiv engagierter Bürger bemüht sich sehr, die Behörden endlich zum Handeln zu bewegen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.05.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 07.05.2021arte.tv
  • Folge 19 (52 Min.)
    (1): Kolumbien: Lieber Koka ernten als Bananen
    Unruhen in Kolumbien, in den Städten und auf dem Land: Soldaten schießen auf Bauern, die Koka anbauen wollen.
    „Für hundert Bananen zahlen sie uns drei Dollar, für ein Kilo Kokapaste 1.000 Dollar, was erwarten sie von uns, dass wir anbauen?“ Es gibt nur wenige Alternativen für die Bauern in der entlegenen Dschungelregion Bajo Atrato in Kolumbien. Dort regieren seit 60 Jahren bewaffnete Gruppen, die vom Kokain-Handel leben. Der Staat war hier bis vor kurzem faktisch nicht existent.
    Doch mit den Friedensverhandlungen will der Staat nun auch den Koka-Anbau ausrotten, er schickt Soldaten und Flugzeuge mit Glyphosat. Sie greifen Bauern und Felder an, anstatt die Macht der Kartelle zu brechen oder mit einer neuen Infrastruktur dafür Sorge zu tragen, dass die Bauern etwas anderes anbauen und vermarkten könnten. Vor wenigen Wochen schossen Soldaten auf Bauern, die dagegen protestierten. ARTE-Reportern gelang es, in einem der unzugänglichsten Gebiete Kolumbiens den Überlebenskampf der Bauern dort zu filmen.
    (2): Mauretanien: Wüsten-Wacht auf Dromedaren
    Soldaten auf Dromedaren, die „Méharistes“, patrouillieren in der Sahel-Wüste, um die Menschen zu beschützen.
    Im Kampf gegen den Terrorismus setzt Mauretanien auf eine traditionelle Elite-Truppe, um zu verhindern, dass islamistische Gruppen die Kontrolle über die Dörfer an der Grenze zu Mali übernehmen. Auf Dromedaren reiten in der Regel 20 Soldaten, man nennt sie „Méharistes“, durch die Wüste – eine gefährliche Mission in einem Gebiet, das als rote Zone eingestuft ist, für Ausländer nicht zu empfehlen.
    Islamistische Rebellen verschanzen sich in der mauretanischen Wüste entlang der Grenze, sie starten von dort aus regelmäßig Guerilla- und Terroraktionen in Mali und Niger. Mit Dromedaren hat die Armee Mauretaniens einen strategischen Vorteil gegenüber Geländewagen: Sie lärmen nicht wie Jeeps und vor allem wirbeln sie keinen Staub auf, der kilometerweit zu sehen wäre.
    Die Méharistes sollen das Vertrauen der Mauretanier in der Wüste gewinnen: Sie jagen Kriminelle, Terroristen, verarzten die Leute und sie kontrollieren den Bau der von der EU finanzierten Solarenergie-Brunnen. Mauretanien versucht, mit den Méharistes dem vorzubeugen, was in Mali und auch in Niger traurige Realität ist: Dort haben islamistische Gruppen die Abwesenheit des Staates genutzt, um Dörfer zu besetzen und sich dort einzunisten, indem sie Schulen und Krankenstationen finanzieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.05.2021arte
  • Folge 20 (52 Min.)
    (1): Israel: Die neue Front im Land
    Israel erlebt seit dem 3. Mai eine Welle der Gewalt wie seit der 2. Intifada in den 2000er Jahren nicht mehr.
    Die Unruhen haben sich von Jerusalem auf das ganze Land ausgebreitet. Die Hamas, die islamistische Bewegung, die den Gazastreifen kontrolliert, hat hunderte Raketen auf israelische Städte abgefeuert, darunter auch auf Tel Aviv, das noch nie zuvor in diesem Ausmaß beschossen wurde. Als Antwort startete die israelische Armee eine massive Militäroperation im Gaza-Streifen, die, unterstützt von vielen Israelis, die militärische Infrastruktur der Hamas und des Islamischen Dschihad vernichten soll. Eines ist allerdings anders als in den Konflikten davor: Zum ersten Mal beteiligen sich auch arabische Bürger Israels an dem Konflikt, indem sie in jüdisch-arabischen Städten mit Gewalt demonstrieren.Wie konnte die Lage im Nahen Osten so schnell eskalieren? Worum geht es in diesem neuen Konflikt? Ist das schon ein Bürgerkrieg? „ARTE Reportage“ berichtet über die Gegner in diesen Tagen und bemüht sich zu verstehen, warum die Wut gerade jetzt explodierte, in einem Ausmaß, das anscheinend niemand kommen sah.
    (2): Frankreich: Anti-Covid-Arznei in Warteschleife
    Ein Jahr nach der Entdeckung eines Medikaments gegen das Coronavirus ist es immer noch nicht zugelassen.
    Schon in den ersten Stunden der Pandemie begannen Wissenschaftler des französischen Pasteur-Instituts in Lille mit der Suche nach einem Medikament gegen Covid-19, dabei durften ARTE-Reporter sie begleiten. Schon während der ersten Welle entdeckten sie ein vielversprechendes Molekül – ein altbekanntes Medikament, das sich für den Kampf gegen das neue Virus leicht verändern ließ.
    Aber ein Jahr danach ist dieses Medikament noch immer nicht verfügbar für die Patienten. Schlimmer noch: Die klinische Studie für den Einsatz am Menschen hat noch nicht einmal begonnen. Wieder ließen die Wissenschaftler ARTE-Reporter teilhaben an ihrer Forschung, in den Stunden der Euphorie und in denen der Enttäuschung über die unerwarteten Hürden bei der Entwicklung einer neuen Waffe gegen Corona.
    (3): DR Kongo: Ihr Leben für die Gorillas
    Wieder einmal starben Ranger für die Verteidigung der Gorillas im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
    Vor einem Jahr, am Freitag, 24. April 2020, geriet ein Konvoi mit Rangers mitten im Schutzgebiet des Virunga Nationalparks in den Hinterhalt einer bewaffneten Gruppe: 13 Ranger und 4 Zivilisten starben bei dem Angriff. Das ist wieder ein schwerer Verlust für die Schutztruppe im Nationalpark. Denn in den letzten 15 Jahren starben bereits 150 Männer bei der Ausübung ihres Dienstes, den Dschungel und die darin lebenden letzten Berggorillas zu schützen. Sie bilden die letzte Verteidigungslinie vor den Wilderern und den vielen bewaffneten Gruppen, die den Wald ausbeuten, Holz, Öl und die wertvollen Rohstoffe in seiner Erde. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.05.2021arte
  • Folge 21 (52 Min.)
    (1): Nigeria: Überleben nach Boko Haram
    Wie geht es den Menschen, die Anschläge und Entführungen der islamistischen Terrormiliz Boko Haram überlebten? Seit über zehn Jahren leiden die Menschen in Nigerias Bundesstaat Borno unter den Attacken der islamistischen Terrormiliz Boko Haram: Fatima, 26, heiratete einen der Kommandeure, nicht freiwillig: Sie zwang sich dazu, um zu verhindern, dass die Miliz ihren Sohn nötigte, als Kindersoldat ins Gefecht zu ziehen.
    Auf Falmata, 50, setzte Boko Haram ein Kopfgeld aus, weil sie Geschäftsfrau war. Sie hat überlebt und alles verloren; sie weiß heute manchmal nicht, wie sie ihre acht Kinder ernähren soll. Mala, 70, haben die Terroristen als einzigen verschont, damit er von ihrem Massaker im Dorf berichten kann. Viele Bauern trauen sich nicht mehr auf die Felder. Nach sieben Monaten unter der Herrschaft islamistischen Terrors ist die Stadt Bama heute wieder frei, doch sie gleicht eher einem schwer bewachten Lager. Die Überlebenden des Terrors leiden noch immer unter den Folgen der Schreckensherrschaft.
    (2): Frieden schaffen: Ein Porträt von Ofer Bronstein
    „Ich wollte wissen, wie es mit den Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern weitergeht. Auch wenn die Lage nicht gut aussieht. Auch wenn eher Hoffnungslosigkeit herrscht.Ich wollte Ofer Bronstein begleiten, den Mitgründer und Präsidenten des Internationalen Forums für Frieden im Nahen Osten, der sich mit Yitzhak Rabin seit 1992 für die Beendigung des Konflikts einsetzt. Bronstein besitzt drei Pässe: einen französischen, einen israelischen und einen palästinensischen.
    Ich wollte diesem engagierten Mann zuhören, dessen Optimismus uns ein Beispiel sein soll.“ (Marilyne Canto) Ofer Bronstein kämpfte nach der Ermordung des Premierministers 1995 bis heute, 20 Jahre danach, entschlossen dafür, dass die Beschlüsse des Oslo-Friedensprozesses keine Utopie bleiben müssen. Dafür setzt er unermüdlich und kompromisslos auf den Dialog mit Palästinensern. Eine andere Methode als gemeinsames, beherztes Handeln kann sich Bronstein nicht vorstellen, damit sich die beiden Völker endlich verständigen können. Er ist überzeugt davon, dass auch die kleinste und symbolischste Annäherung dazu beitragen kann, den Friedensprozess in Gang zu bringen. Und er glaubt, dass nur Frieden und die Ausrufung zweier getrennter Staaten diesen Konflikt beenden können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.05.2021arte

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