2021, Folge 22–42

  • Folge 22 (52 Min.)
    (1): Afghanistan: Willkommen bei den Taliban
    Die Taliban beherrschen schon jetzt wieder fast über die Hälfte des Landes – und nach dem Abzug der US-Truppen?
    20 Jahre nach der Militärintervention, die das Taliban-Regime stürzte, verlassen die US-Soldaten Afghanistan bis zum 4. Juli. Die afghanische Armee hat ohne den Rückhalt der US-Armee wohl kaum eine Chance, den Vormarsch der Taliban aufzuhalten, sie kontrollieren ja heute schon fast die Hälfte des Landes. Die Rückkehr der islamistischen Fundamentalisten an die Macht scheint also unausweichlich. In den von ihnen beherrschten Regionen, vor allem auf dem Land, bestimmen die Taliban als eine Art Parallelregierung den Alltag der Menschen bis ins Detail: vom Verkauf der Lebensmittel bis zur Häufigkeit der Gebete, sie erlassen regelmäßig neue Gesetze und Verbote, getreu nach der Scharia, ihrer Interpretation dessen, was der Koran als gottesfürchtiges Leben angeblich vorschreibt.
    Sie sprechen Recht mit drakonischen Strafen, die Frauen müssen außerhalb des Hauses die Burka tragen, die Schulen unterrichten die Kinder nach ihren islamistischen Geboten. ARTE-Reporterinnen durften in einem Dorf der Taliban drehen und mit den Menschen reden. Wohl auch deshalb, weil den Taliban daran gelegen ist, der Welt zu zeigen, dass sie nicht so schlimm sind wie ihr Ruf …
    (2): Europa: Obdachlos in Zeiten von Covid-19
    Wie unterscheiden sich Spanien, Deutschland und Finnland bei der Behandlung ihrer Obdachlosen mitten in der Pandemie?
    Während die Inzidenzwerte europaweit zu sinken scheinen und die Zahl der Geimpften steigt, bleibt es nach wie vor wichtig, gerade auch jene zu schützen, die sich in einer besonders prekären Lage befinden. Dazu gehören Migranten, Arme und Obdachlose.
    In Europa sind allein jede Nacht über 700.000 Menschen ohne Obdach. So viele wie Frankfurt am Main Einwohner hat. Menschen, die während der Pandemie besonders mit Ausgrenzung zu tun hatten und weiterhin haben. Vielerorts hat diese Bevölkerungsgruppe noch keinen Zugang zu Impfterminen. Wie geht Europa mit diesen Menschen um? ARTE-Reporter haben sich in drei europäischen Städten umgesehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.06.2021arte
  • Folge 23 (52 Min.)
    (1): Mosambik: Wieder Terror im Namen Allahs
    Eine neue IS-Miliz verübt immer mehr Anschläge und vertreibt die Menschen in Massen aus ihren Dörfern. In der Region Cabo Delgado im Nordosten Mosambiks terrorisieren die Dschihadisten der Al-Shabaab, seit 2019 mit dem Islamischen Staat verbunden, seit gut 4 Jahren die Menschen. Die Zahl der Gewalttaten hat sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Die Miliz greift Volksgruppen an und attackiert öffentliche Einrichtungen. Bis heute starben mehr als 2.800 Menschen.In der Regel entführen sie Frauen und Kinder: Die Frauen werden zwangsverheiratet, die Kinder zu Soldaten ausgebildet, Männer und Alte töten sie.
    Und deshalb flieht die Bevölkerung in Massen vor dem islamistischen Terror. In Pemba, der Hauptstadt der Region, einem ehemaligen Touristenort, spitzt sich die humanitäre Lage immer weiter zu: Wegen der Vertriebenen hat sich die Einwohnerzahl der Stadt verdoppelt. Flüchtlinge leben in wilden Camps an den Stränden oder warten in vom Staat beschlagnahmten Gebäuden auf ihre Umsiedlung. Und es scheint kein Ende in Sicht …
    (2): Griechenland: „Pushback“ von Migranten?
    Begrenzt die neue griechische Regierung die Zuwanderung von Migranten auch mit Hilfe von illegalen Methoden? Innerhalb nur eines Jahres hat die neue griechische Regierung den Zustrom von Migranten drastisch reduziert. Menschenrechtler werfen ihr vor, sie habe dabei gegen das Asylrecht verstoßen mit sogenannten „Pushbacks“, systematischen illegalen Zurückweisungen von potenziellen Asylbewerbern durch die griechische Küstenwache in türkische Gewässer, seit letztem Jahr. Die Regierung weist die Vorwürfe scharf zurück, beglückwünscht sich aber gleichzeitig, eines ihrer Wahlversprechen von vor über einem Jahr eingehalten zu haben: den Zustrom von Migranten zu reduzieren.Sollte die griechische Küstenwache wirklich Flüchtlingsboote zerstört und die Migranten dann aus griechischen Gewässern wieder in Richtung türkische Küste geschickt haben, dann wäre dies erstens ein Verstoß gegen das Seerecht und die Verpflichtung, Personen in Seenot zu helfen; und zweitens ein Bruch internationalen und europäischen Rechts, einschließlich des Artikels 3 der Menschenrechtskonvention, der die Zurückweisung von Flüchtlingen verbietet.
    Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge und die europäischen Kommissare geben zu Protokoll, sie seien „alarmiert“ von den Vorwürfen, die immerhin sorgfältig dokumentiert wurden, von Anwälten und internationalen NGOs. Die Griechen selber sind erschöpft, wegen der Pandemie, der Finanzkrise und der Flüchtlingskrise, in der zu viele EU-Länder zu wenig halfen, um Griechenland zu entlasten vom Ansturm der Migranten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.06.2021arte
  • Folge 24 (52 Min.)
    (1): Sudan: Die letzten Rebellen in Darfur
    In der Region um das Massiv des Marra in Darfur leben die letzten Rebellen gegen die Regierung des Sudan.
    Nach 18 Jahren Bürgerkrieg mit 300.000 Toten und drei Millionen Vertriebenen ist die Region um den Vulkan Marra noch immer die Heimat der letzten Rebellinnen und Rebellen von Darfur. Immer wieder bombardiert, von allen Seiten angegriffen und von der Armee des Sudan belagert, leben sie dort wie abgeschnitten von der Welt. Im Gegensatz zu den anderen Darfuris aber hungern sie nicht, denn in den wasserreichen Bergen gedeihen Obstbäume und das Vieh auf den Weiden.
    Doch die Dschandschawids, die arabischen Milizen, belagern die Region noch immer. Bis zum Putsch 2019 unterstanden sie dem Befehl von Omar al-Baschir, damals Präsident der Republik Sudan, bis heute unterstehen sie offiziell der Armee. Sie sind berüchtigt dafür, das Land der afrikanischen Volksgruppen zu besetzen und sie zu vertreiben.
    Um ihr Gebiet zu halten, haben sich die Hochlandbewohner zur sogenannten Sudanesischen Befreiungsarmee zusammengeschlossen, als letzte Rebellengruppe in Darfur, die noch gegen das sudanesische Militär kämpft. Während das Land nach dem Putsch immer noch von den Männern regiert wird, die auch in die Massaker von Darfur verwickelt sind, ist der Frieden, von dem die Menschen hier träumen, nur eine ferne Hoffnung …
    (2): Nigeria: „Skolombo“, das heißt „Hexenkinder“
    In Nigeria vergiften selbsternannte Propheten viele Eltern mit ihrem Aberglauben an angebliche Hexenkinder.
    Hunderte „Propheten“ in Nigeria vergiften die Herzen und Seelen ihrer Anhänger mit dem Aberglauben an böse Geister, die angeblich in ihre Kinder fahren, um den Menschen zu schaden. Viele Eltern verstoßen deshalb ihre eigenen Kinder, die leben dann verachtet auf der Straße, werden zu Freiwild für Menschenhändler und kriminelle Banden. Zehntausende sollen es inzwischen sein, man nennt die Hexenkinder dort: „Skolombo“.
    Die evangelikalen Prediger verdienen doppelt an ihrem Aberglauben. Die Mär von bösen Geistern in verhexten Kindern zieht die Gläubigen in die freien Kirchen. Und dann bieten die „Propheten“ auch noch an, die Geister wieder auszutreiben – gegen Geld.Im Osten Nigerias versuchen einige Erwachsene, den „Skolombo“ zu helfen: Sam Ituama etwa kämpft seit 20 Jahren unermüdlich gegen den Obskurantismus der falschen Propheten und die Verblendung der Erwachsenen. Trotz knapper Mittel schafft es seine NGO „Child’s Right and Rehabilitation Network“, viele Hexenkinder zu retten … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.06.2021arte
  • Folge 25 (52 Min.)
    (1): Julian Assange: Chronik einer Spionageaffäre
    Dem Gründer von Wikileaks drohen 175 Jahre Haft. Was geschah wirklich hinter den Kulissen im vergangenen Jahr?
    Am 4. Januar 2021 verweigerte die britische Justiz die Auslieferung von Julian Assange an die USA, wo dem Gründer der Website Wikileaks wegen der Veröffentlichung hunderttausender vertraulicher US-Diplomaten- und Geheimdienstdokumente bis zu 175 Jahre Haft drohen. Die US-Regierung legte sofort Berufung ein, und so sitzt Julian Assange bis heute in einem Hochsicherheitsgefängnis bei London.Wer sich für Julian Assange jenseits des Gerichtssaals interessiert, begibt sich in eine Art brutal realen Spionageroman, in dem Diplomatie, Politik und Geheimdienste untrennbar miteinander verwoben sind.
    Von Quito bis Madrid, von London bis Washington, von Stockholm bis Mexiko-Stadt haben ARTE-Reporter fünf Jahre lang auf der ganzen Welt recherchiert, sie sprachen mit den wichtigsten Akteuren im Fall Assange: Hackern, Spionen, Anwälten, Beratern, Ministern und Staatschefs. Diese Chronik einer Spionageaffäre liefert neue und bislang unbekannte Belege und Zeugen zum Fall Julian Assange.
    (2): Lettland: Zu viele Letten wandern einfach aus
    Lettland verlor in nur 20 Jahren 13 Prozent seiner Bevölkerung – eine demografische Katastrophe für das kleine Land.
    Lettland entvölkert sich. In der Europäischen Union ist der größte Bevölkerungsrückgang in Bulgarien zu verzeichnen, aber Lettland liegt dicht dahinter. Die Zahl der Sterbefälle übersteigt dort seit vielen Jahren die der Geburten. Vor allem die Abwanderungen ins Ausland senken die Bevölkerungskurve. Tausende entscheiden sich jedes Jahr dafür, und die Rückkehrer gleichen die Abwanderung nicht aus: Das Land hat in 20 Jahren 13 Prozent seiner Bevölkerung verloren. Verlassene Dörfer, verlassene Stadtteile, leere Schulen …
    Doch in den letzten Monaten sind überraschenderweise viele Letten ins Land zurückgekehrt, wegen der Covid-19-Pandemie und auch wegen des Brexit: Immerhin ein Drittel der lettischen Diaspora lebt zurzeit noch in Großbritannien. Ist Lettland 30 Jahre nach seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion und 17 Jahre nach seinem Beitritt zur Europäischen Union vom Aussterben bedroht? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.06.2021arte
  • Folge 26 (52 Min.)
    (1): Afghanistan: Willkommen bei den Taliban
    20 Jahre, nachdem sie durch die US-Armee verjagt wurden, sind die Taliban jetzt wieder in Kabul eingezogen.
    Der Präsident ist geflohen, die afghanischen Sicherheitskräfte schritten augenscheinlich nicht ein und schon gruppierten sich die Taliban zum großen Erstaunen der ganzen Welt für ein Gruppenfoto im leeren Präsidentenpalast. Bereits im Mai dieses Jahres, während des Vormarschs der Fundamentalisten, waren unsere Reporterinnen in den von ihnen besetzten Gebieten, um sich ein Bild zu machen von ihrer Schreckensherrschaft im Alltag. Damals kontrollierten sie schon die Hälfte des Landes, ihre Rückkehr an die Macht erschien unausweichlich. In den von ihnen beherrschten Regionen, vor allem auf dem Land, bestimmen die Taliban als eine Art Parallelregierung den Alltag der Menschen bis ins Detail: Vom Verkauf der Lebensmittel bis zur Häufigkeit der Gebete, sie erlassen regelmäßig neue Gesetze und Verbote, getreu nach der Scharia, ihrer Interpretation dessen, was der Koran als gottesfürchtiges Leben angeblich vorschreibt.
    Sie sprechen Recht mit drakonischen Strafen, die Frauen müssen außerhalb des Hauses Burka tragen, die Schulen unterrichten die Kinder nach ihren islamistischen Geboten. Unsere Reporterinnen durften in einem Dorf der Taliban drehen und mit den Menschen dort reden. Wohl auch deshalb, weil den Taliban damals daran gelegen war, der Welt zu zeigen, dass sie nicht so schlimm seien wie ihr Ruf …
    (2): Madagaskar: Sie sterben ganz leise
    Seit Monaten verhungern Kinder, Frauen und Männer in Madagaskar, ganz unbemerkt von der Weltöffentlichkeit.
    Dies ist eine Krise, über die in den Medien kaum berichtet wurde: In abgelegenen, schwer zugänglichen Dörfern im äußersten Süden Madagaskars verhungern die Menschen. Vor allem der Anblick der bis aufs Skelett abgemagerten Kinder ist nur schwer erträglich. Laut UN-Welternährungsprogramm brauchen 1,5 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel, ohne die sie nicht überleben werden.
    In den letzten Jahren hat sich die durch den globalen Klimawandel verursachte Trockenheit im Land verschärft. An manchen Orten hat es seit zwei Jahren nicht mehr geregnet. In drei südlichen Regionen des Landes hat die Dürre fast alle Ernten vernichtet, das Land ist dort unfruchtbar geworden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, werden die Leute in den Dörfern auch noch systematisch von kriminellen Banden ausgeraubt: Sie stehlen Vieh, Nahrung und beinahe alles, was sie wegtragen können. Die Regierung Madagaskars aber weigert sich bislang, den Notstand auszurufen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.08.2021arte
  • Folge 27 (52 Min.)
    (1): Frankreich: Fotoreporter – die Allerbesten ihrer Zunft
    Seit 1989 treffen sich die Fotoreporter aus der ganzen Welt immer Ende August in Perpignan in Südfrankreich, zum Festival „Visa pour l’image“.
    Die Franzosen nennen die Allerbesten dieses Berufs „Grand Reporter“, das ist ein Ehrentitel für die Frauen und Männer, die sich, mit der Kamera oder dem Notizblock in der Hand, ein paar Schritte weiter wagen als üblich, im investigativen Sinne, dorthin, wo die Brandherde dieser Welt lodern. Aus den vielen beeindruckenden Ausstellungen aus den letzten Jahrzehnten haben wir vier Reporter und ihre Werke ausgewählt: Eugene Richards mit seiner Foto-Serie über die Familie eines Jungen, der einen anderen ermordet hatte; Heidi Bradner, die über 10 Jahre lang den Krieg in Tschetschenien dokumentierte; Rémy Ochlik, der mit 28 Jahren schon zu den ganz großen Talenten zählte und 2012 in Syrien bei einem Granatenangriff des Assad-Regimes starb; und schließlich Dominic Nahr, der an seine eigenen Grenzen stieß, als er eine Familie auf der Flucht im Süd Sudan fotografieren wollte.
    (2): Afghanistan: Von Kabul zu den Olympischen Spielen
    Als wir Masomah Alizada 2015 trafen, trainierte sie schon im Frauenradsportteam von Kabul. Nachdem ihre Familie von den Taliban bedroht wurde, floh sie nach Frankreich. Dort trainierte sie weiter, bis zu den Olympischen Spielen in Tokio.
    Bei ihrer Ankunft in Frankreich wurde Masomah Alizada von Patrick und Thierry Communal empfangen, zwei begeisterten Radsportlern, die sie seitdem begleiten und unterstützen. Sie sprach zuerst noch kein Wort Französisch. Heute, vier Jahre später, studiert Masomah Bauingenieurwesen an der Universität von Lille. Dank eines olympischen Solidaritätszuschusses konnte sie auch ihr Training fortsetzen. Und es hat sich gelohnt: Im Juni letzten Jahres wurde sie ausgewählt, als Mitglied des Flüchtlingsteams des Internationalen Olympischen Komitees für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio. Sie fuhr dort das 22 km lange Zeitrennen an den Hängen des Mount Fuji. Von Kabul nach Tokio, ein olympisches Schicksal. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.08.2021arte
  • Folge 28 (52 Min.)
    (1): Libanon: Wer hat wirklich schuld?
    Am 4. August 2020 sprengte eine Explosion den Hafen von Beirut und alle umliegenden Gebiete in die Luft. Ein Jahr später wollen die Opfer wissen, was wirklich passiert ist.
    Die Behörden hatten eine schnelle Untersuchung versprochen, aber die offizielle Version stellt niemanden zufrieden: Laut der Regierung kam die Ladung Ammoniumnitrat versehentlich in den Hafen von Beirut, nachdem ein Schiff vor der libanesischen Küste beschädigt wurde, und ein Versehen bei Schweißarbeiten in einem Lagerhaus löste die Explosion aus.Viele der von unabhängigen Ermittlern, Aktivisten, Anwälten und Journalisten aufgedeckten Beweise deuten jedoch auf eine andere Geschichte hin. Die Ladung Ammoniumnitrat, die ohne jegliche Schutzmaßnahmen zusammen mit hochentzündlichen Produkten gelagert wurde, gehörte syrischen Geschäftsleuten, die dem Regime von Bashar Al Assad nahe stehen.
    Zur Zeit der Explosion war Krieg in Syrien, und Ammoniumnitrat, das als Düngemittel oder Sprengstoff verwendet werden kann, wurde für die Zusammensetzung von Fassbomben verwendet, die die syrische Armee von Hubschraubern aus auf Rebellengebiete abwarf. Der Schatten des syrischen Bürgerkrieges liegt von Damaskus also über der Explosion im Hafen von Beirut. Die Familien der Opfer, mit denen unsere Reporter sprachen, kämpfen dafür, die Schuld des Staates Libanon an diesem möglichen internationalen Waffenhandel aufzuklären.
    (2): Russland: Wie Putin die Geschichte sehen will
    Am 19. August 1991 wollte eine Gruppe konservativer Generäle in Moskau mit einem Putsch den Zusammenbruch der UdSSR einleiten.
    Das Experiment mit Perestroika und Glasnost, der wirtschaftlichen Umstrukturierung und der politischen Transparenz unter Michail Gorbatschow, endete im Chaos und führte Boris Jelzin an die Macht, der am 25. Dezember 1991 das Ende der Sowjetunion besiegelte. Dreißig Jahre später ist das Russland von Wladimir Putin weit davon entfernt, dieses Datum zu feiern, sie ziehen es vor, des Sieges von 1945 feierlich zu gedenken – seit einigen Jahren ist das ein Feiertag für die Russen.Die Regierung unter Putin versucht, ihre Macht zu festigen, indem sie an die vergangene Stärke und die militärische Macht erinnert und sich bemüht, das alte Imperium wiederherzustellen, etwa in der Ukraine oder in Georgien.
    Diese Rhetorik stützt sich auf die Armee und das Konzept eines bedrohten Heimatlandes, das um jeden Preis verteidigt werden müsse.Die Erinnerung an die dunklen Seiten der UDSSR aber, den Archipel Gulag, die blenden sie offiziell weiter aus. Die Zwangsarbeitslager unter Stalin sind vergessen, jetzt wird Stalin für seine Rolle beim Sieg am 9. Mai 1945 gefeiert.
    Propaganda und die wahre Geschichte, wer erinnert sich heute noch an das, was einmal geschah, in der Sowjetunion unter Lenin, Stalin und ihren Nachfolgern? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.09.2021arte
  • Folge 29 (52 Min.)
    (1): USA: 9/​11 überlebt und krank an Leib und Seele
    20 Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center leiden viele Überlebende noch immer unter den Folgen.
    Der Feuerwehrmann Richard Roeill zählte seine Stunden nicht, als er am 11. September 2001 und danach dabei war, zum Retten und Aufräumen. Doch der giftige Staub, den er in diesen Tagen einatmete, zerfraß seine Gesundheit. Seine Lebenserwartung beträgt nach Angaben der Ärzte nicht mehr als drei Jahre. Er lässt zweimal pro Woche sein Blut von den Schwermetallen zu reinigen, die sein tägliches Leben behindern. Die finanzielle Unterstützung, die er erhalten hat und seine Krankenversicherung reichen jedoch nicht aus, um alle seine Ausgaben zu decken.
    20 Jahre später leidet Scott Bartels immer noch an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Für den ehemaligen Heizungsmonteur ist es nach wie vor unmöglich, an den Ort der Tragödie zurückzukehren. Der Anblick eines Flugzeugs am Himmel erinnert ihn an das Grauen dieser Tage. Noch immer aber lebt er nur sieben Kilometer Luftlinie vom John Fitzgerald Kennedy Airport entfernt, und er weigert sich umzuziehen, um sich nicht „von den Terroristen vorschreiben zu lassen, wo er leben soll“. Seit vier Jahren macht er eine Psychotherapie, er hoffe auf bessere Zeiten, sagt er. Viele Opfer, wie Scott und Richard, schlossen sich zusammen, um sich endlich Gehör zu verschaffen, einige von ihnen erzählen zu ersten Mal überhaupt vor der Kamera von ihrem Leid.
    (2): Afghanistan: Die verlorenen Soldaten der Roten Armee
    „Ein Krieg endet erst an dem Tag, an dem der letzte Soldat nach Hause kommt“, sagt Oberst Jeltakov, ein Veteran des Krieges in Afghanistan.
    Für immer gezeichnet von diesem Konflikt, aus dem die UdSSR besiegt und gedemütigt hervorging, trägt Oberst Jeltakov immer noch eine Liste mit 248 Namen bei sich: Es sind die sowjetischen Soldaten, die spurlos verschwunden sind, damals in Afghanistan. Einige desertierten, andere wurden von den Mudschaheddin gefangen genommen oder getötet, ohne dass ihre Leichen gefunden wurden. Russland hat ihnen einen Namen gegeben: die verlorenen Soldaten der Roten Armee.
    In den letzten 15 Jahren hat Oberst Jeltakov seine Suche nach ihnen fortgesetzt. Er ist durch Täler gereist, hat Dörfer durchsucht, Zeugen befragt und Dutzende von Soldaten zurückgebracht, die vor 30 oder 40 Jahren verschwunden sind. Die Rückkehr der Taliban an die Macht hat seine Missionen gestoppt, aber er wird warten. Solange es dauert … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.09.2021arte
  • Folge 30 (52 Min.)
    (1): Frankreich: Calais, im Herzen der Afghanen
    Abdul floh nach Frankreich, seine Mutter schickte ihn fort, wegen der Taliban, um sein Leben zu retten.
    Abdul hatte damals vor fünf Jahren schon zwei Brüder verloren, ein weiterer Bruder und eine Schwester waren mit Säure verätzt worden, auf ihn selbst wurde geschossen. Er floh aus Afghanistan, ohne zu wissen, wohin er gehen sollte. Zwei Jahre brauchte er, um ein Dutzend Länder zu durchqueren, allein, ohne Papiere, ohne Unterkunft. Auf dem Weg nach Frankreich begann er zu fotografieren.
    Heute stellt sich Abdul, der in Frankreich politisches Asyl erhalten hat, in den Dienst der Migranten, die nach Calais kommen. Zum ersten Mal in seinem Leben wird der Ex-Migrant mit seiner Kamera Zeuge des Aufbruchs verzweifelter Flüchtlinge, die sich auf behelfsmäßigen Booten drängen, um den Ärmelkanal zu überqueren.
    (2): Libanon: Der Krieg ums tägliche Benzin
    Seit Wochen ist der Libanon wie gelähmt. Es fehlen dort Benzin, Gas und Heizöl, auch für die Stromerzeugung.
    Joe Daou ist Friseur, aber während der stundenlangen Stromausfälle kann er keine Kunden annehmen: Er hat dann keinen Föhn, kein Wasser, keinen Lockenstab … Und das gilt für alle Wirtschaftszweige: Großhandel, Gesundheitswesen, Handwerker … Das Leben der Libanesen ist geprägt von einem täglichen Wettlauf um Treibstoff, Benzin oder Gas, schon ab dem Morgengrauen.
    Vor den Tankstellen des Landes stehen Autos kilometerlang Schlange, schon Stunden, bevor sie öffnen. Das führt zu Unfällen, etwa im Norden des Landes, als der Tank eines Treibstoffschmugglers explodierte, 30 Menschen wurden getötet und 60 verletzt. Der von Korruption zersetzte Staat scheint nicht in der Lage zu sein, das Problem zu lösen. Trotz großer Demonstrationen vor zwei Jahren wurden dort bislang keine Reformen beschlossen.
    (3): Griechenland: Die Insel mit nur einem Schüler
    Arki ist eine kleine Insel im Osten Griechenlands, mit nur einer Schule und einem allerletzten Schüler.
    Christos, 12, das einzige Kind auf der Insel, ist der letzte Schüler der einzigen Grundschule auf der Insel mit kaum 40 Einwohnern. In den letzten vier Jahren war die Schule nur für ihn geöffnet. Er beendet gerade sein fünftes Schuljahr, seine Lehrerin Maria Tsialera stammt von einer Nachbarinsel und kommt jeden Montag mit dem Boot für eine Woche nach Arki. Sie ist fest davon überzeugt, dass Bildung für die Entwicklung von Christos wichtig ist.
    Christos stammt aus einer Bauernfamilie, er ist der jüngste von fünf Jungen. Nur der älteste Bruder ging über die fünfte Klasse hinaus. Griechenland hat eine Schulpflicht bis zum Alter von 15 Jahren, aber auf Arki gibt es keine Sekundarschule, kein Gymnasium und vor allem kein Geld für Bildung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.09.2021arte
  • Folge 31 (52 Min.)
    (1): Malawi: Gegen Kinderehe und brutale Riten
    In Malawi kämpft Theresa Kachindamoto entschlossen gegen Kinderehen und brutale Initiationsriten für Mädchen.
    Seit ihrer Ernennung zur traditionellen Vorsteherin einer zentralen Region Malawis mit 540 Dörfern kämpft Theresa Kachindamoto, 63, für die Rechte der Mädchen und Frauen, für deren Bildung und Emanzipation. Sie ist gegen die Kinderehe und „alte Traditionen“, nach denen Mädchen von einer sogenannten „Hyäne“, einem dafür extra ausgesuchten Mann, vergewaltigt werden müssen, um „gereinigt“ zu werden. In Malawi lebt über die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, dort heiraten 46% der Mädchen noch vor ihrem 18. Geburtstag – Malawi liegt dabei weltweit mit an der Spitze. Trotz der Feindseligkeit vieler Männer und hartnäckiger Anhänger „alter Traditionen“ gelang es Theresa in den letzten 18 Jahren, mehr als 2.559 Kinderehen aufzulösen und diese Mädchen wieder zurück in die Schule zu schicken.
    (2): Irak: Die Kunst zur Freiheit
    Im Irak versuchen junge Leute, mit ihrer Kunst die strengen alten Normen und Traditionen zu überwinden.
    Einige junge Iraker, aufgewachsen in Krieg und Chaos, wollen sich mit ihrer eigenen Auffassung von Kunst von der Familie und der Gesellschaft emanzipieren; weg von den frommen Regeln und einengenden Traditionen: Der Rapper Muammar, 23, stammt aus Mosul, der ehemaligen Hauptstadt des Terror-Kalifats Islamischer Staat im Irak. In seinen Texten erzählt er von der Härte des Alltags, von der Liebe seiner Jugend, aber auch vom Krieg und der Gewalt, die er seit seiner Geburt mit ansehen musste. In Bagdad probt Kathreen neben ihrem Studium im irakische Nationaltheater ein Stück über die Lage der Frauen in ihrem Land. Und in Basra, dem „Venedig des Nahen Ostens“, entstand in den letzten Jahren eine Graffiti-Szene unter den Brücken am Ufer des Shatt-el-Arab. Die jungen Künstler werden von den lokalen Clans bedroht, von irakischen Sicherheitskräften und schiitischen Milizen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.09.2021arte
  • Folge 32 (52 Min.)
    (1): Somaliland: Der Staat, der nicht sein darf
    Ein halbes Dutzend Staaten auf der Welt werden international nicht anerkannt. Einer davon ist Somaliland.
    Dabei existiert und funktioniert das Land schon seit 30 Jahren. Und das fast ohne Entwicklungshilfe. Es ist ein Staat mit eigenem Parlament, eigener Regierung, Justiz, Armee und sogar mit einer eigenen Währung. Und mit einem Reisepass, den niemand anerkennt.Als Somalia 1991 begann, im Bürgerkrieg zu versinken, erklärte sich die nordwestliche Region Somaliland einseitig für unabhängig. Seither ist es politisch stabil und orientiert sich auch in Richtung Demokratisierung. Allerdings regiert in Somaliland bis heute nur ein Clan, alle Bürger sind Muslime, die Rechtsordnung orientiert sich an der Scharia.
    Ist Somaliland, das häufig mit dem chaotischen und gefährlichen Somalia verwechselt wird, überhaupt ein eigenständiges Land? Auf jeden Fall ist es eine der ärmsten Regionen der Welt. Und ein Ausnahmefall, der allmählich seinen Platz im Spiel um Ostafrika findet.
    (2): Israel: Neue Straßen fürs Westjordanland
    Warum baut Israel ausgerechnet im palästinensischen Westjordanland jedes Jahr so viele neue Straßen?
    Israel investiert viel Geld in neue Schnellstraßen, Tunnel, Viadukte und Parkhäuser im palästinensischen Westjordanland. Das ermutigt immer mehr Bürger Israels, sich in den neuen Siedlungen niederzulassen, denn die sind ja jetzt durch moderne und sichere Straßen mit den großen Städten verbunden. Diese Straßen sind auch die Antwort auf Israels Bevölkerungszuwachs. Die meisten Israelis leben in Tel Aviv und Jerusalem, und in diesen Ballungsgebieten wird es allmählich eng. Also bauen sie die Siedlungen im Westjordanland aus. Doch allmählich gleicht das Ganze immer mehr einer schleichenden Übernahme der Palästinensergebiete. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.10.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 01.10.2021arte.tv
  • Folge 33 (52 Min.)
    (1): Mexiko: Die Familien der Verschwundenen
    In Mexiko müssen die Familien selber nach Angehörigen suchen, die die Drogenkartelle „verschwinden“ ließen. In den vergangenen 15 Jahren starben im Krieg der Drogenkartelle in Mexiko über 250.000 Menschen, zehntausende Frauen, Männer und Kinder werden bis heute vermisst. Die Narcos töten, um unbequeme Zeugen verschwinden zu lassen, und sie festigen ihre Macht durch Terror. Dazu gehört auch, dass sie Menschen einfach verschwinden lassen.In den meisten Fällen ermitteln die Behörden kaum. Die Familien müssen ihre Angehörigen also selber suchen. Ein Jahr lang begleiteten Alex Gohari, Léo Mattei und Rémi Vorano im Bundesstaat Michoacan drei Angehörige von Verschwundenen: Patricia, Teresa und Indalecio suchen zwei Söhne, einen Verlobten und einen Bruder. Sie suchen in Leichenhallen und Massengräbern und sie sprechen mit Leuten, die in das organisierte Verbrechen verwickelt sind, um ihre Angehörigen wiederzufinden, lebendig oder tot.
    (2): Indien: Sikkim säht 100% Bio
    Der kleine indische Bundesstaat Sikkim verzichtet konsequent auf Herbizide, Insektizide und chemischen Dünger.
    Während in den Industrieländern des Westens die Landwirte noch heftig über den Einsatz von Glyphosat streiten, hat ein kleiner Bundesstaat im Norden Indiens die Verwendung aller Herbizide, Insektizide und chemischen Düngemittel schon seit vier Jahren verboten. Die gesamte Anbaufläche Sikkims wurde im letzten Jahrzehnt allmählich auf ökologischen Landbau umgestellt, für die Verfechter des Biolandbaus wurde damit ein Traum Wirklichkeit: Sikkim ist der erste zu 100 % ökologisch wirtschaftende Staat der Welt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.10.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 08.10.2021arte.tv
  • Folge 34 (52 Min.)
    (1): Südafrika: In Hout Bay lebt die Solidarität
    In Hout Bay leben 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid Schwarze und Weiße solidarisch Seite an Seite.
    Im Juli 2021 erlebte Südafrika einen Ausbruch der Gewalt wie seit 30 Jahren nicht mehr, dem Datum des offiziellen Endes der Apartheid. Bei Ausschreitungen und Plünderungen in den Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal starben 300 Menschen. Die Gewalt breitete sich von da nicht weiter aus, aber das Feuer schwelt noch.
    In Hout Bay, wenige Kilometer von Kapstadt entfernt, konnten die Einwohner trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Leute den sozialen Frieden noch bewahren. Die Stadt ist im Grunde dreigeteilt: ein weißes Viertel „The Valley“, ein gemischtes Viertel „Hangberg“ und ein schwarzes Viertel „Imizamo Yethu“, wie Südafrika, nur in kleinem Maßstab.In den letzten 30 Jahren hat sich hier wenig geändert. Die Grenzen zwischen den Stadtvierteln bestehen in den Köpfen vieler Bewohner noch immer. Eine Straße trennt die Welt der Wohlhabenden mit ihren großen Villen und riesigen Grundstücken von der Welt der überfüllten Townships. Aber diese geografische Nähe förderte in Hout Bay eine bemerkenswerte Solidarität mit den Ärmsten, vor allem seit dem Beginn der Covid-Pandemie.
    (2): Russland: Islam, auf gut Russisch
    20% der Russen sind Muslime aus ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien, die meisten sind gut integriert.
    Bei allen Diskussionen in Europa über die Integration von Muslimen ist es interessant, einmal nach Russland zu schauen, wo in der Mehrheit orthodoxe Christen leben. Zwischen 17 und 20% der Russen sind Muslime. Wladimir Putin hat eine versöhnliche Haltung gegenüber dem Islam eingenommen, er weihte 2015 sogar die größte Moschee Europas in Moskau ein. Von den 25 bis 30 Millionen Muslimen auf russischem Territorium stammen viele aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens.
    Die Muslime mit russischer Staatsbürgerschaft kommen vor allem aus zwei Regionen, aus Tatarstan und Tschetschenien.Im tschetschenischen Grosny regiert Ramsan Kadyrow mit eiserner Faust, auch als Vertreter der wahhabitischen Muslime im Kaukasus. Dort reagierten viele Muslime äußerst gereizt auf die Mohammed Karikaturen. Nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty im Oktober 2020 kritisierte der Mufti von Tschetschenien den französischen Staatspräsidenten Macron mit harten Worten für seine Verteidigung der Freiheit der Karikaturisten. Patys Mörder, ein in Russland geborener junger Tschetschene, hatte mit seinen Eltern Asyl in Frankreich erhalten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.10.2021arte
  • Folge 35 (52 Min.)
    (1): Syrien: Warum schuften Kinder in den Raffinierien?
    Erdöl schwärzt ihre Gesichter und Hände, Rauch vergiftet ihre Lungen – das ist wirklich kein Job für Kinder. Rund um das Dorf Abu Kadir in der kurdischen Region Syriens verdunkeln die Rauchsäulen von 50 kleinen Raffinerien den Himmel. Ihr Gift verseucht den Boden und das Grundwasser. Hier arbeiten syrische Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren, Flüchtlinge aus Aleppo und Idlib, wie Erwachsene, um das Rohöl zu Benzin zu raffinieren. Es ist ein Job in einer Vorhölle auf Erden, hochschädlich durch die giftigen Dämpfe, schon ein kleiner Arbeitsunfall kann sie verstümmeln oder töten.
    Aber sie müssen dort arbeiten, weil sie keine andere Möglichkeit haben, Geld für ihre Familien zu verdienen.In den zehn Jahren des Krieges wurden die alten Förderanlagen und Raffinerien zerstört, auch durch die Bombenangriffe der westlichen Koalition gegen das Terrorregime des IS. Doch Treibstoff ist lebenswichtig für die kurdische Verwaltung der Region. Deshalb haben sie hier viele kleine improvisierte Raffinerien gegründet, deren Anlagen sie notdürftig zusammenschweißten – Arbeitsplätze, für die sich Menschen nur in allergrößter Not interessieren müssen.
    (2): Russland – USA: Hinter dem letzten Vorhang aus Eis
    Die Beringstraße zwischen den USA und Russland trennt das Volk der Inuit seit dem Kalten Krieg bis heute.Im Grunde sind es zwei bewohnte Felsen, einer in Alaska, der andere in Russland: Auf beiden Seiten der Beringstraße, von der Zeitgeschichte vergessen, leben die Inuit, die Ureinwohner des hohen Nordens, an der kalten Grenze zweier Zivilisationen. Weniger als 90 Kilometer trennen hier die Vereinigten Staaten von Russland. Seit 1948, dem Beginn des Kalten Krieges in zwei Hälften geteilt, wurden die Ureinwohner auch nach dem Zusammenbruch der alten Sowjetunion nie wieder zusammengeführt. Den Inuit in Alaska geht es wirtschaftlich viel besser als ihren armen Verwandten auf der russischen Seite. Aber alle träumen davon, dass die Grenze zwischen ihnen endlich fallen möge. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.10.2021arte
  • Folge 36 (52 Min.)
    (1): Zypern: Die Insel der verbotenen Ehen
    Heiraten gegen religiöse Tabus: Zypern ist die letzte Hoffnung für „ verbotene Paare „ im Mittleren Osten. Es ist ein Kampf, der in Europa längst vergessen ist, der Kampf um die Zivilehe. Im Nahen Osten sind nur religiöse Ehen erlaubt, und das Familienrecht – Scheidung, Sorgerecht oder Erbschaft – wird von der Bibel, dem Koran oder der Thora diktiert. Allerdings gibt es eine Möglichkeit, dem zu entkommen, nämlich im Ausland die Ringe zu tauschen. Das 30 Flugminuten von vielen arabischen Ländern und Israel entfernte Zypern ist zur Insel der verbotenen Ehen geworden, da dieser kleine europäische Staat einen rechtlichen Rahmen für zivile Partnerschaften bietet.
    Also reisen jedes Jahr mehr über 10.000 Paare dorthin, die in ihrer Heimat nicht heiraten dürfen. Dazu gehören Vanessa und Wiam, zwei Libanesen, die nicht derselben Religion angehören sowie Yosef und Ilona, ein israelisches Ehepaar, dem die Rabbiner die Sakramente verweigert haben. Seit 2015 sind in Zypern auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften erlaubt.Dies ist auch ein Segen für die zyprische Wirtschaft, die zu 20 % vom Tourismus abhängig ist. Die Agenturen bieten sogar Pauschalangebote für Hochzeiten an, mit Flugtickets, Visa, Hotel, Hilfe bei den Formalitäten und einem Fotografen, um das Glück ins Bild zu setzen.
    (2): Syrien: Die Kinder von Idlib
    In Idlib, der letzten Widerstandsregion gegen Assad, müssen nun Kinder mit ihrer Arbeit die Familien ernähren. Nach neun Jahren Bürgerkrieg mit 500.000 Toten ist die Region Idlib der letzte Hort des Widerstands gegen den Diktator Assad, nun umzingelt von den Truppen des Regimes und seines russischen Verbündeten. Humanitäre Hilfe kommt kaum mehr durch, die Menschen hungern, und nun bedroht sie auch noch die Corona Pandemie. In ihrer Not schicken viele Familien ihre Kinder arbeiten, um wenigstens das Minimum zum Überleben kaufen zu können: Hamoudi wurde mit seinen 12 Jahren nun der Ernährer der Familie.
    Sein Vater sitzt wegen Widerstands gegen das Regime irgendwo im Gefängnis, seine Mutter sieht keinen anderen Ausweg mehr, als ihn und gelegentlich auch seinen neunährigen Bruder Kamu zur Arbeit zu schicken, als Helfer in einer Autowerkstatt. Syrischen ARTE-Reporter zeigen, wie sie dort für einen Hungerlohn ausgebeutet werden, von Erwachsenen, die der Krieg zu unbarmherziger Härte erzogen hat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.10.2021arte
  • Folge 37 (52 Min.)
    (1): Kolumbien: Francisco, 12, erhält Morddrohungen
    Francisco Vera Manzanares, 12 Jahre alt und Naturschützer, erhält Morddrohungen wegen seines Engamements.In Kolumbien leben Umweltschützer gefährlich, sogar, wenn sie noch Kinder sind: Francisco Vera Manzanares, heute 12 Jahre alt, wuchs auf in Villeta, einer Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern, nördlich von Bogotá. Dort organisierte er zunächst Aktionen, bei denen Freiwillige in der Stadt und in der Natur Müll aufsammelten, um das Bewusstsein der Kolumbianer für ökologische Fragen zu wecken. Francisco hat sich dann aber auch noch zu Wort gemeldet, in den sozialen Netzwerken, in den größten Fernsehsendern seines Landes und im kolumbianischen Senat.
    Seine Rede ist einfach und eindringlich: „ Wir müssen unseren Planeten retten, wir dürfen ihn nicht zerstören lassen vom puren Gewinnstreben multinationaler Konzerne und von korrupten Politikern. „ Das kam bei einigen Leuten nicht gut an, sie bedrohen ihn seitdem mit dem Tod. Francisco floh deshalb aus seiner Heimat in ein anderes Land. Er ist zu Gast bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow.
    (2): Albanien: Afghanen sind herzlich willkommen
    In Albanien wohnen afghanische Flüchtlinge nicht in Lagern mit Sicherheitszäunen, sondern in schönen Hotels. Über 1000 Flüchtlinge aus Afghanistan leben zurzeit in Hotels in den zwei albanischen Ortschaften Shëngjin und Durrës, 3000 weitere sollen noch folgen. Sie alle können sich frei bewegen, sie erhalten Albanisch- und vor allem Englischunterricht. Diese Männer und Frauen, die ihr Land überstürzt verlassen haben, allein oder in Begleitung ihrer Familien, warten auf ihre Visa für die Vereinigten Staaten oder Kanada. Darunter sind auch ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der US-Armee aus dem Einsatz in Afghanistan. Sie könnten sich aber auch dafür entscheiden, doch in Albanien zu bleiben. Albaniens Premierminister Edi Rama steht hinter dieser ganz anderen Flüchtlingspolitik – wäre das auch ein Modell für die Länder der Europäischen Union?
    (3): Syrien: Idleb und die Delta-Variante
    Im Krankenhaus von Idleb kämpfen Ärzte verzweifelt um Patienten, die mit der Delta-Variante infiziert sind. Schwer geschwächt von zehn Jahren Krieg, zehrt in der Region Ileb im Nordwesten Syriens nun auch noch der Einbruch der Delta-Variante am Lebenswillen der Vier Millionen Menschen dort. In dieser überbevölkerten Enklave, umzingelt von Assads Armee, ist es unmöglich, sich vor dem Virus zu schützen. Jeder zweite Mensch haust in einem Lager, nur ein Krankenhaus hat dank der Hilfe einer amerikanischen NGO überhaupt die Mittel, Covid-Patienten zu behandeln. Das Gesundheitssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch. Hinzu kommt, dass Assads Armee und sein Verbündeter Russland bevorzugt Krankenhäuser bombardieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.11.2021arte
  • Folge 38 (52 Min.)
    (1): Kamerun: Kräuter statt Corona-Impfung
    In Kamerun trauen die wenigsten den Impfstoffen aus dem Ausland, sie bevorzugen die Medizin ihrer Ahnen. Kamerun ist eines der Länder mit den wenigsten Opfern in der Pandemie: 100.000 Infizierte und 1.600 Tote bei 27 Millionen Einwohnern, die Inzidenzrate liegt 50-mal niedriger als in den europäischen Ländern. Und das, obwohl dort die wenigsten Menschen geimpft sind. Die von der Regierung unter der Schirmherrschaft der WHO durchgeführte Impf-Kampagne war ein Fiasko. Kaum 1% der Kameruner haben ihre erste Dosis erhalten, und nur ein Viertel von ihnen ließ sich auch noch die zweite Spritze geben. Andererseits haben fast alle von ihnen einen Heiler aufgesucht und die von ihm entwickelte traditionelle Kräutermischung gegen Covid-19 eingenommen.
    Denn sie vertrauen eher ihren Medizinmännern als den Impfstoffen aus dem Ausland. Auf den Märkten, aber auch in einigen Kliniken, findet man diese pflanzlichen Produkte, deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich bewiesen ist. Die Regierung hat jedoch ihre Herstellung gefördert und einige von ihnen sogar zugelassen, darunter auch ein vom Erzbischof von Douala entwickeltes „Anti-Covid-Elixier“. Die Wissenschaftler vermuten nun, dass die Organismen vieler Menschen in Afrika von vorneherein mehr Antikörper zur Bekämpfung von Covid-Viren besitzen, eben weil diese dort weiter verbreitet sind als auf anderen Kontinenten.
    (2): Russland: Die Kommunisten wittern Morgenluft
    Seit der Parlamentswahl im September profiliert sich die Kommunistische Partei in der Opposition gegen Putin. Von massivem Wahlbetrug sprachen viele Kritiker in Russland angesichts der Ergebnisse der Parlamentswahlen vom 17. und 19. September 2021: Die Kreml-Partei gewann laut offizieller Zählung mit großer Mehrheit, allerdings waren die wichtigsten Kritiker des russischen Präsidenten von dieser Wahl ausgeschlossen worden. Die Partei „Einiges Russland“ von Präsident Putin lag mit offiziell 54 % der Stimmen weit vor der Kommunistischen Partei, die fast 19% erreichte. Doch im Gegensatz zu „Einiges Russland“ steigerten sich die Kommunisten, denn bei der Wahl 2016 erhielten sie nur 13% der Stimmen.
    Offensichtlich stimmten auch viele frustrierte Anhänger der verbotenen Bewegung von Alexej Nawalny dieses Mal für die „Partei der Roten“ gegen Putin. Die Kommunisten träumen nun, als glaubwürdige Alternative zu Putin und seinen Genossen aufzusteigen. Von ihrer einstigen staatsbildenden Größe, vor dem Zusammenbruch der alten Sowjetunion 1991, ist sie mit heute 16.000 Mitgliedern noch weit entfernt. Also profilieren sie sich als die Partei, die die neuen Ungerechtigkeiten zwischen Armen und Neureichen im Russland von heute anprangert, und verzichten auf die Konzepte von früher, etwa die staatlich gelenkte Planwirtschaft.
    (3): Türkei: Die Not der Flüchtlinge aus Afghanistan
    In zehn Jahren empfing die Türkei 3 Millionen syrische Flüchtlinge; Afghanen sind heute nicht mehr willkommen. Die Türkei verschärft seit Monaten ihre Maßnahmen gegen Flüchtlinge: Viele Menschen aus Afghanistan, die noch vor der Machtergreifung der Taliban im Sommer flohen und versuchten, in die Türkei zu gelangen, standen vor einer Betonmauer an der Grenze. Viele, die es schafften in die Türkei zu kommen, wurden in Abschiebezentren festgehalten. Ferouz, ein Kampfsportler aus Afghanistan, lebt deshalb versteckt in der Türkei, er verdient illegal ein wenig Geld als Müllsammler, die Einwanderungsbehörde verweigert ihm entgegen aller internationaler Vereinbarungen die Ausstellung von Papieren.
    Auch Najibullah, ein ehemaliger Soldat der afghanischen Armee, lebt und arbeitet illegal, er lebt von Brot und Wasser, bis er genug Geld gespart hat, um die Reise nach Europa zu versuchen. Es gibt viele Gründe, warum die Türkei in diesen Monaten härter gegen Migranten vorgeht: Der Wert des Pfunds sinkt, die Inflation steigt und ebenso die Frustration der Türken, die allmählich nicht mehr über die Runden kommen. Fremdenfeindliche Äußerungen nehmen zu, auch Ausschreitungen und Proteste gegen Migranten.
    Deutsche TV-PremiereSa 13.11.2021arte
  • Folge 39 (52 Min.)
    (1): Indonesien: Zinn-Rausch auf Bangka
    Auf der indonesischen Insel Bangka beuten 100.000 Arbeiter die reiche Zinnerzader dort mit allen Mitteln aus. Vor 300 Jahren schon entdeckten Bergleute auf der paradiesisch schönen Insel Bangka in Indonesien reiche Zinnerzvorkommen und begannen sie zu fördern. Doch in den letzten 20 Jahren entwickelte die wachsende Nachfrage nach Zinn auf dem Weltmarkt einen wahren Zinn-Rausch auf Bangka. 100.000 Bergleute bauen jedes Jahr 80.000 Tonnen Zinnerz im Tagebau ab, dringend benötigt auf dem Weltmarkt für Metalllegierungen in elektronischen Geräten, auch in Smartphones. Das brutale Tempo des Abbaus auf 600.000 Hektar, also gut dreiviertel der Fläche der Insel, hat allerdings zu Schäden am Ökosystem von Bangka geführt.
    65% der Wälder wurden für den Tagebau gefällt und nur zum Teil wieder aufgeforstet. Inzwischen suchen legale und illegale Schürfer auch auf dem Meer vor Bangka nach Zinnerz: Mit Bohrern brechen sie den Meeresboden auf, pumpen alles hoch, um das Zinnerz an Bord auszusieben und kippen den Schlamm tonnenweise wieder zurück in Meer. Das schädigt alles Leben auf den Korallenbänken unter Wasser. Naturschützer und Fischer schlagen Alarm, sie wollen den Abbau am liebsten zumindest stark einschränken. Allerdings hängen 60% der Wirtschaft Bangkas am Zinnabbau …
    (2): Argentien: Ein Radiosender von Verrückten
    Der Radiosender auf der UKW-Welle 100.3 in Buenos Aires heißt „La Colifata“, ein Slangwort für „Der Irrsinn“. Diesen einzigartigen Radiosender betreiben die Patienten eines psychiatrischen Krankenhauses: Claudia, Hugo, Mario und die anderen leiden unter psychischen Störungen. Diese Erfahrung hat ihr Leben verändert. Ihre ergreifenden Zeugnisse, ihr Humor und ihre Lektionen in Sachen Menschlichkeit haben die Argentinier in der Welt draußen überzeugt: Fast 7 Millionen Menschen hören ihre Sendungen. Der Psychologe Alfredo Olivera, der das Radio 1991 gründete, wollte diese stigmatisierten und zu einem Leben in Abgeschiedenheit verurteilten Menschen wieder in die Gesellschaft integrieren.
    Dies ist eine große Chance für die „Colifatos“, sie sind Radiomoderatoren, Fußballkommentatoren, Gäste in Fernsehsendungen und Akteure in einem Netzwerk der Solidarwirtschaft, in dem sie die Produkte aus armen Gemeinden vermarkten. Jede Aktivität wird von Alfredos Team sorgfältig überwacht, um den Patienten zu mehr Selbstständigkeit zu verhelfen. La Colifata hat gerade das 30-jährige Bestehen gefeiert, der Sender von Verrückten ist zu einem Vorbild für die Welt geworden, das hunderten psychisch kranken Menschen half, in ein normales Leben zurückzufinden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.11.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 19.11.2021arte.tv
  • Folge 40 (52 Min.)
    (1): Im Tretboot von Calais nach Dover
    Lieber auf dem Ärmelkanal ertrinken als in Calais bleiben – immer mehr Migranten wagen die illegale Überfahrt. Alex aus dem Iran und Sultan aus dem Sudan kennen sich nicht, aber sie haben einen gemeinsamen Traum: Sie wollen raus aus Calais in Frankreich und über den Ärmelkanal nach England übersetzen, um dort Asyl zu finden. Sie nehmen sich ein Beispiel an den angeblich 1.500 Migranten, die es allein im August dieses Jahres geschafft haben sollen, mit Schlauchbooten den Ärmelkanal zu überqueren. Seit die Kontrollen am Tunnel radikal verschärft wurden, ist die Fahrt übers Wasser der neue illegale Weg ins Hoffnungsland England. Für die kriminellen Menschenschmuggler ist das ein glänzendes Geschäft. Alex hat ein paar tausend Euro gespart und sucht einen Schlepper, der ihn mit einem Schlauchboot rüberbringt. Sultan hat kein Geld, er versucht es mit ein paar anderen, mit einem gestohlenen Tretboot. ARTE-Reporter haben die beiden über längere Zeit begleitet.
    (2): Mexiko: Indigene gegen Windparks
    Die Einheimischen auf dem Isthmus von Tehuantepec protestieren gegen neue Windparks multinationaler Konzerne. Der Isthmus von Tehuantepec im Süden Mexikos ist eine der windreichsten Regionen der Welt. Deshalb wurde diese Landenge zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik zu einem neuen Eldorado großer europäischer und multinationaler Stromkonzerne. Allein der französische Stromriese EDF besitzt dort drei Parks mit mehreren hundert Windrädern, und er versucht, im Dorf Union Hidalgo einen vierten Park zu bauen. Doch die lokalen Gemeinden wehren sich dagegen: Die Zapoteca, ein indigenes Volk im Oaxaca-Tal, kritisieren die in ihren Augen nur angeblich grüne Energie, die einhergehe mit Landraub, Lärm, Umweltverschmutzung und der Tatsache, dass die Gewinne daraus nicht allen zugute kämen.
    Die Budgets beim Bau der Windparks sind hoch, sie ziehen mafiöse Gruppen an, mit gefährlichen Nebenwirkungen: Seit 2018 sollen zehn Menschen bei Konflikten im Zusammenhang mit Windkraftanlagen ums Leben gekommen sein. Der Kampf der Bauern gegen den französischen Stromriesen EDF könnte Erfolg haben, denn in Frankreich wurde 2017 ein Gesetz über die Sorgfaltspflicht verabschiedet, das zum ersten Mal die extraterritorialen Aktivitäten großer Unternehmen regelt und sie dazu verpflichtet, die besonderen Rechte indigener Völker zu respektieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 26.11.2021arte.tv
  • Folge 41 (52 Min.)
    (1): Sudan: Frauen im Widerstand
    Der Staatsstreich im Sudan provoziert vor allem auch Frauen, die gerade errungenen Freiheiten zu verteidigen. Sudans Hauptstadt Khartum ist in Aufruhr, seit General Burhan die zivile Regierung durch einen Staatsstreich vertrieben hat. Sara, 23, eine kommunistische Studentin, hat an allen Kämpfen der sudanesischen Revolution teilgenommen. Trotz der Gefahr, verhaftet zu werden, geht sie wieder auf die Straße, um die in den letzten drei Jahren so teuer erkauften Freiheiten zu verteidigen. Als Feministin in einer Gesellschaft, die lange Zeit von islamistischen Militärs regiert wurde, kämpft sie für Gleichheit und das Recht der Jugend, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
    Internet gibt es nicht, und es herrscht eine Ausgangssperre, doch trotzdem mobilisieren sich die Leute in den Vierteln jede Nacht, um sich zu großen Kundgebungen zu versammeln. Es ist ein ungleicher Kampf gegen Militär, Milizen und Polizei: eine friedlichen Mehrheit gegen eine bewaffnete Minderheit, die nicht davor zurückschreckt zu töten, um die Rückkehr zur Demokratie zu verhindern.
    (2): Venezuela: News, ganz unzensiert, im BUS-TV
    Nachrichten im Bus verlesen und an Wände geklebt – wie ein Kollektiv von Journalisten die Zensur austrickst. Die Venezolaner leben seit Jahren in einer Wirtschaftskrise: Mangel an Lebensmitteln und Dienstleistungen, gepaart mit einer Hyperinflation, die bereits Hugo Chavez Regierung 2008 dazu trieb, einfach 14 Nullen von der Landeswährung Bolivar abzuziehen. Die Methode der Regierung, auch unter Chavez aktuellem Nachfolger Nicolas Maduro, so nur die Folgen der Krise zu verbergen, forderte noch ein weiteres Opfer: die Meinungs- und Informationsfreiheit.
    Seit 2004 sind mehr als 200 Medien verschwunden, weil sie pleitegingen und/​oder weil sie Opfer der Schikanen der Regierung wurden: Blockierung von Internetseiten, öffentliche und gerichtliche Drohungen, Rationierung von Papier vor allem für Zeitungen, die sich weigerten, ihre redaktionelle Linie an die der Machthaber anzupassen. Venezuela hat sich nach und nach in eine Informationswüste verwandelt. Deshalb gründeten junge Journalisten, Profis und freiwillige Bürgerreporter, BUS TV.
    Sie verlesen von der Regierung unzensierte Nachrichten in Linienbussen und kleben handgeschriebene Informationsplakate an die Wände der Städte. Mit ihrem Netzwerk aus 90 Journalisten in den wichtigsten Städten des Landes sammeln sie Informationen, über die die staatlichen Kanäle niemals berichten würden, wie die explodierenden Lebenshaltungskosten und die Auswanderung von 5 Millionen Venezolanern. Sie nutzen die Mittel aus der Frühgeschichte des Journalismus, um die Fallen der Zensur zu umgehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.12.2021arte
  • Folge 42 (52 Min.)
    (1): Afghanistan: Eine Feministin gegen die Taliban
    Fausia Kufi, Feministin, Abgeordnete und Parteichefin, floh wegen der Taliban ins Exil nach Frankreich. Die Feministin Fausia Kufi war die einzige weibliche Parteichefin in Afghanistan, die erste Abgeordnete und die einzige Vizepräsidentin der Nationalversammlung des Landes. Sie nahm auch teil an den Friedensverhandlungen mit den Taliban in Doha, Katar. Aber nach dem Einmarsch der radikalen Islamisten in Kabul am 15. August wurde sie, wie mehrere tausend andere Afghaninnen und Afghanen, mit einem Militärflugzeug aus Kabul evakuiert. Im Exil in Frankreich kämpft sie nun weiter für die Frauenrechte in ihrer Heimat. Ein ARTE-Team begleitete die Feministin in Frankreich und reiste auch nach Afghanistan, um die aktuelle Lage der Frauen dort zu erkunden.
    (2): Indien: Die Covid-Waisen
    Nach der zweiten Covid-Welle ist in Indien die Zahl der Kinder, deren Eltern starben, dramatisch angestiegen. Mit fast 500.000 Toten ist Indien eines der am härtesten von der Pandemie betroffenen Länder. Die zweite Welle traf das Land im letzten Frühjahr mit voller Wucht, sie nahm über 100.000 Kindern ihre Eltern. Einige haben in Waisenhäusern Zuflucht gefunden, andere sind bis heute völlig auf sich allein gestellt. Die Kinderschutzbehörden sind durch das schiere Ausmaß der Katastrophe überfordert, viele Waisen haben sie bis heute nicht einmal registrieren können. Ohne Eltern und vor allem ohne Einkommen, sind viele der Covid-Waisen gezwungen, die Schule abzubrechen um arbeiten zu gehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.12.2021arte

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