2022, Folge 1–21

  • Folge 1 (52 Min.)
    (1): Serbien: Lithium-Abbau? Nein danke!
    Im serbischen Jadar-Tal wehren sie sich gegen den Lithium-Abbau für Elektroautos im Namen der Energiewende. Die Bewohner des Jadar-Tals im Westen Serbiens entlang der Grenze zu Bosnien und Herzegowina weigern sich, ihre Region für die Energiewende in Europa zu opfern. Seit Wochen protestieren sie gegen die Pläne des britisch-australischen Konzerns Rio Tinto, das riesige Lithiumvorkommen dort für die Batterien von Elektroautos auszubeuten. Sie werfen ihrer Regierung vor, umweltfeindliche Investoren ermutigt zu haben.
    Die Regierung ihrerseits sieht darin eine große Chance für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Serbien mit seinen sieben Millionen Einwohnern will sich aus seiner politischen Isolation seit dem Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren befreien; es hat sich auch um die Aufnahme in die Europäische Union beworben. Der Konflikt wird die Parlamentswahlen im April wohl stark prägen. Angesichts des erbitterten Widerstands der Bevölkerung hat Rio Tinto die Lithiummine in Serbien erst einmal auf Eis gelegt.
    (2): Nigeria: „Skolombo“, das heißt „Hexenkinder“
    In Nigeria vergiften selbsternannte Propheten viele Eltern mit ihrem Aberglauben an angebliche Hexenkinder. Hunderte „Propheten“ in Nigeria vergiften die Herzen und Seelen ihrer Anhänger mit dem Aberglauben an böse Geister, die angeblich in ihre Kinder fahren, um den Menschen zu schaden. Viele Eltern verstoßen deshalb ihre eigenen Kinder. Diese leben dann verachtet auf der Straße, werden zu Freiwild für Menschenhändler und kriminelle Banden. Zehntausende sollen es inzwischen sein, man nennt die Hexenkinder dort: „Skolombo“. Die evangelikalen Prediger verdienen doppelt an ihrem Aberglauben.
    Die Mär von bösen Geistern in verhexten Kindern zieht die Gläubigen in die freien Kirchen. Und dann bieten die „Propheten“ auch noch an, die Geister wieder auszutreiben – gegen Geld. Im Osten Nigerias versuchen einige Erwachsene, den „Skolombo“ zu helfen: Sam Ituama etwa kämpft seit 20 Jahren unermüdlich gegen den Obskurantismus der falschen Propheten und die Verblendung der Erwachsenen. Trotz knapper Mittel schafft es seine NGO „Child’s Right And Rehabilitation Network“, viele Hexenkinder zu retten …
    (3): Indien: Sikkim säht 100% Bio
    Der kleine indische Bundesstaat Sikkim verzichtet konsequent auf Herbizide, Insektizide und chemischen Dünger. Während in den Industrieländern des Westens die Landwirte noch heftig über den Einsatz von Glyphosat streiten, hat ein kleiner Bundesstaat im Norden Indiens die Verwendung aller Herbizide, Insektizide und chemischen Düngemittel schon seit vier Jahren verboten. Die gesamte Anbaufläche Sikkims wurde im letzten Jahrzehnt allmählich auf ökologischen Landbau umgestellt. Für die Verfechter des Biolandbaus wurde damit ein Traum Wirklichkeit: Sikkim ist der erste zu 100 % ökologisch wirtschaftende Staat der Welt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.01.2022arte
  • Folge 2 (52 Min.)
    (1): Palästina: Proteste gegen die Autonomiebehörde
    Am 24. Juni 2021 prügelten palästinensische Sicherheitskräfte den Oppositionspolitiker Nizar Banat zu Tode. Der Oppositionspolitiker hatte die Korruption in der Palästinensischen Autonomiebehörde immer wieder scharf kritisiert, vor allem in den Sozialen Netzwerken. Im Westjordanland gingen daraufhin viele Palästinenser auf die Straße und kritisierten offen ihr Regime und vor allem den 86-jährigen Mahmud Abbas. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde klammert sich an die Macht, er hat die ersten Wahlen seit 16 Jahren abgesagt. ARTE-Reporter trafen Palästinenser, die keine Angst mehr davor haben, ihre Anführer von der Fatah in Ramallah offen zu kritisieren: Die Familie von Nizar Banat erzählt von den Einschüchterungen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit; Milizionäre aus den Lagern berichten, warum sie sich nun radikalen Bewegungen anschließen wollen.
    Schüler aus der Region Hebron fühlen sich angesichts der zunehmenden Gewalt durch israelische Siedler von ihrer politischen Führung allein gelassen. Ehemalige israelische Sicherheitsbeamte warnen vor der gefährlichen Lage in den palästinensischen Gebieten. Immer mehr Palästinenser im Westjordanland sagen heute: „Wir leben unter zwei Besatzungen. Der von Israel und der von der Palästinensischen Autonomiebehörde.“
    (2): Mongolei: Vom Segen und Fluch der Kohle
    Die Förderung der Kohle brachte den Wohlstand in die Mongolei – aber ihr Segen wird allmählich zu einem Fluch. Seit 20 Jahren befeuern die Förderung und der Export der Kohle die Wirtschaft in der Mongolei, dank der Kohle wuchsen neue Städte in den Himmel: Die Hauptstadt Ulan Bator etwa entwickelt sich rasant. In der Wüste Gobi, zehn Autostunden von Ulan Bator entfernt, sind Männer wie Altan Tsog stolz darauf, die größten Kohlereserven der Welt auszubeuten. Die Tavan Tolgoi-Mine steht auf über 7 Milliarden Tonnen Kohle, ausbeutbar im Tagebau.
    Aber Altan Tsog hat auch eine Tochter, sie ist zwei Jahre alt, und sie leidet an einer Herzkrankheit. Nach Ansicht der Ärzte ist der Kohlestaub schuld daran. Er schwebt überall und immer in der Luft. Laut einer aktuellen UNICEF-Studie hat sich die Zahl der Lungenerkrankungen in der Mongolei in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Lungenentzündungen sind mittlerweile die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Kinder, die in kohlebeheizten Jurten aufwachsen, haben eine um 40% geringere Atemkapazität als der Durschnitt ihrer Altersgenossen.
    In Ulan Bator, wo mehr als die Hälfte der mongolischen Bevölkerung lebt, ist der Himmel schwarz vom Kohlerauch der Öfen, die Luft dick, klebrig und mit Rußflocken gesättigt. Dort messen sie Rekordwerte für die Luftverschmutzung. Die Regierung hat das Problem erkannt und wenigstens die Verwendung der schmutzigen Rohkohle verboten. Die Mongolei ist jedoch wirtschaftlich zu sehr von der Kohle abhängig: Das Land hat nicht die Mittel, um eine echte Umweltpolitik zu betreiben. Und so wird der Segen allmählich zu einem Fluch … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.01.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 14.01.2022arte.tv
  • Folge 3 (52 Min.)
    (1): Frankreich: Imam und schwul
    Der Islam sei eine Religion des Friedens, sagt Ludovic-Mohamed-Zahed, er habe nur seine Toleranz verloren. „Das ist nicht der Islam! Das ist nicht dieses faschistische Krebsgeschwür, das sie uns dank ihrer Petro-Dollars aufzwingen“. Wenn Imam Ludovic-Mohamed-Zahed über die wahhabitische Strömung der Saudis oder den salafistischen Rigorismus spricht, spricht er laut aus, was wohl viele Muslime nur leise denken. Seiner Meinung nach ist der Islam eine Religion des Friedens, er habe nur im Laufe der letzten Jahrzehnte die Toleranz verloren, die ihn einst auszeichnete. Ludovic-Mohamed-Zahed ist eine Ausnahmeerscheinung in der muslimischen Welt: Dieser französisch-algerische Imam mit vielen Diplomen lebt offen schwul.
    Seit zehn Jahren steht er an der Spitze einer progressiven inklusiven Strömung, die sich für einen offenen Islam einsetzt, der die Rechte der Frauen und der LGBT+-Gemeinschaft respektiert und sich für den interreligiösen Dialog einsetzt. Nach und nach verschafft sich dieser Islam Gehör, doch der Weg ist noch lan,g und die Hindernisse sind zahlreich. Von Mekka über Marseille, wo er lebt, bis nach Berlin und Metz: das Porträt eines Imams, der anders ist.
    (2): Ägypten: Die Recycling-Genies von Kairo
    Sie holen den Müll direkt vom Kunden, trennen ihn und recyceln Plastik, Pappe, Glas und Metall zu 90 Prozent. Gut 70.000 Einwohner von Manshiet Nasser, dem größten Müll verarbeitenden Viertel in Kairo, holen täglich gut die Hälfte aller Abfälle der Megalopole direkt bei ihren Kunden ab, um ihn dann in einem der wohl effizientesten Sortier- und Recyclingsysteme der Welt zu trennen und wiederzuverwerten. Das alles haben die sogenannten „Zabbaleen“, die „Müll-Leute“, in den letzten Jahrzehnten selbst entwickelt, zunächst aus purer Not, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Ohne jede Hilfe durch den Staat sortieren, reinigen und verarbeiten sie in rund 1.000 Werkstätten das, was die Leute wegwerfen, zu Rohstoffen für neue Produkte aus Plastik, Metall, Glas und Papier. Bis zu 90 Prozent aller gesammelten Abfälle werden in ihrem Viertel von ihnen aufbereitet, damit liegen sie weit über dem Durchschnitt der OECD-Länder von lediglich 36%. Über Jahrzehnte waren die „Zabbaleen“ verachtet – doch im Zeitalter knapper Rohstoffe stiegen sie allmählich auf, in der Gunst der Menschen von Kairo. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.01.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 21.01.2022arte.tv
  • Folge 4 (52 Min.)
    (1): Haiti: Ein Krankenhaus im Bandenkrieg
    Haiti versinkt immer tiefer in ein Chaos von sozialen Unruhen, politischer Instabilität und Bandenkriegen. Die Ermordung von Haitis Präsident Jovnel Moïse im Juli 2021 hat den kriminellen Banden im Land zu einer nie gesehenen Vorherrschaft verholfen. Dutzende bewaffnete Gruppen dominieren das Leben und den Alltag der Bürger in der Hauptstadt Port au Prince und anderen Teilen des Landes: 2021 entführten sie 949 Menschen, darunter 55 ausländische Staatsangehörige. Die Gangs bekriegen sich, um neue Stadtviertel zu erobern, sie töten, vergewaltigen und plündern – Port au Prince ist heute ein Kriegsgebiet.
    Mitten im Krieg der Banden betreibt die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die seit etwa 30 Jahren in Haiti tätig ist, ein Krankenhaus im Stadtteil Tabarre, das von den Schüssen bis jetzt verschont blieb. Die Unfallchirurgen dort müssen immer mehr Patienten mit Schussverletzungen durch Kriegswaffen behandeln; und das Krankenhaus hat als einziges im Land eine Station, die auf die Behandlung von Brandwunden spezialisiert ist – und auch hier kommen immer mehr Patienten aus dem ganzen Land.
    (2): Griechenland: Vom langen Warten auf Asyl
    Ein Jahr nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria: Wie geht es der Familie von Fereshta Azimi aus Afghanistan? Vor einem Jahr trafen ARTE-Reporter Fereshta Azimi und ihre Familie im Lager Moria. Damals erzählte sie von ihrer Odyssee: Sie flohen aus Afghanistan über den Iran über die Türkei auf die griechische Insel Lesbos. Dann brannte das Lager – Fereshtas Familie wurde umgesiedelt aufs Festland nach Ioannina, im Westen Griechenlands, wieder auf ein ehemaliges Militärgelände. Diesmal aber schlafen die fünf Afghanen nicht mehr in einem notdürftig gezimmerten Bretterverschlag, sondern in einem Wohn-Container.
    Das Erst-Gespräch zur Anerkennung als Asylbewerber ist jetzt schon anderthalb Jahre her. Ob ihr Antrag genehmigt wird, das ist mehr als fraglich. 18 Jahre ist Fereshta jetzt alt, andere junge Frauen sind da in der Ausbildung, haben erste Beziehungen, fahren Auto, starten durch ins Leben. Wenn sie darüber nachdenkt, und wenn die Trauer über ihr Schicksal sie überfällt, dann fühlt sich Fereshta in Ioannina, als sei sie eine Gefangene der Zeit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.01.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 28.01.2022arte.tv
  • Folge 5 (52 Min.)
    (1): Irak: Die US-Armee geht, die Iraker bleiben
    Der Abzug der US-Truppen aus dem Irak weckt bei vielen Irakern die Angst vor neuen Konflikten im Land. Alle amerikanischen Kampftruppen sind seit Ende Dezember 2021 abgezogen worden. Die noch im Land verbliebenen US-Soldaten sollen die irakischen Streitkräfte nur ausbilden. Doch für die Iraker hat sich fünf Jahre nach dem Ende des Krieges gegen den IS weniger verändert, als sie sich erhofften. Noch immer greifen die „Schläferzellen“ des IS Dörfer an, und schiitische Milizen versetzen das Land in Angst und Schrecken. Der Rückzug der USA wird sich auf den Alltag und die Sicherheit der Iraker auswirken. Eine ARTE-Reporterin besuchte Iraker, Frauen und Männer, die von ihrer Sorge berichten, dass der Abzug der US-Truppen nur wieder zu neuen Kriegen führen könnte.
    (2): USA: Zu viele Frauen im Gefängnis
    Anfang der 1980er Jahre saßen in den USA 25.000 Frauen im Gefängnis. 40 Jahre später sind es über 230.000. Die Zahl der Frauen in den Gefängnissen der Vereinigten Staaten von Amerika ist explosionsartig gestiegen, doppelt so schnell wie die Zahl der inhaftierten Männer. Wie kommt es, dass so viele Frauen in Haft genommen werden? Wie lässt sich ein so starker Anstieg erklären? Was sind die sozialen Folgen für die Frauen und die Familien? Am Beispiel von Oklahoma, dem Staat der Rekorde, zeigt diese Reportage die Frauen, die Mechanismen und die sozialen Realitäten, die sich hinter diesen Zahlen verbergen. Und sie zeigt Menschen, die die Frauen rausholen wollen, aus dem Elend hinter Gittern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.02.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 04.02.2022arte.tv
  • Folge 6 (52 Min.)
    (1): USA: In Alabama streiken die Bergarbeiter
    In Alabama streiken 1.000 Bergarbeiter seit Monaten für einen neuen Tarifvertrag gegen ihre Betriebsleitung. Seit Anfang April 2021 streiken in der Kleinstadt Brookwood 1.000 Kohlebergleute für die Rückkehr zu den Arbeitsbedingungen, die sie bis zur Übernahme der Mine durch das Unternehmen Warrior Met Coal genossen hatten. Als das Unternehmen damals die Mine übernahm, die kurz vor der Schließung stand, hatten die Bergarbeiter zunächst auf ihren Tarifvertrag verzichtet. Heute wird die von ihnen geförderte Kohle für die Produktion von US-Stahl verwendet, die Gewinne sind zurückgekehrt, aber der Arbeitgeber weigert sich, einen neuen Tarifvertrag zu unterzeichnen. Zehn Monate nach Beginn des Streiks, angeführt und finanziell unterstützt von der mächtigen Gewerkschaft UMWA, United Mine Workers of America, lassen die Kumpel nicht locker. Sie versuchen sogar, ihren Kampf für bessere Löhne auf das neue Amazon-Lager in der nahe gelegenen Stadt Bessemer auszuweiten.
    (2): USA: Klassenkampf in Colorado
    In den USA verschärfen die brutalen Folgen der Pandemie die Konflikte zwischen den sozialen Klassen. Die Arbeitnehmer leiden unter der neuen Inflation, sie fordern mehr Lohn und eine bessere Gesundheitsversorgung, Hinzu kommt noch das Phänomen der „großen Kündigung“. Jeden Monat kündigen im Schnitt 4 Millionen Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz. Einige wollen nur ein anderes Leben in einer ruhigen Umgebung führen und sich nach dem Lockdown vom Erfolgsstress befreien. Andere wollen endlich ihren schlecht bezahlten Job aufgeben.
    In Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, haben die Streikenden einer Supermarktkette ihren Willen durchgesetzt. Das Problem der Ungleichheit zwischen einer Minderheit der Reichsten und allen anderen ist damit nicht gelöst. Die Kluft wird immer größer. In Aspen, dem Skiort für Reiche, zeigt sich Amerika in seiner ganzen Trivialität. Hier werden Häuser für Millionen von Dollar verkauft, während die jungen Saisonarbeiter an den Liften oder in den Restaurants in winzigen, aber teuren Wohnungen weit draußen leben müssen.
    (3): Senegal: Jagd auf die Plünderer der Meere
    Illegal fischende Trawler aus aller Welt plündern das Meer vor Westafrika – nun wehren sich Regierungen und Fischer. Seit einigen Jahren haben die einheimischen Fischer des Senegal immer mehr Mühe, ihre Netze zu füllen und ihre Familien mit ihrer Hände Arbeit zu ernähren – denn große Fischtrawler mit Schleppnetzen aus Asien und auch aus Europa gehen auf Raubzug in die Hoheitsgewässer des Senegal. In ihrer Gier nach Fisch, angeheizt durch die immer größere Nachfrage der Konsumenten in der ganzen Welt, gefährden die Industriefischer den Bestand der Arten im Meer vor Westafrika. Im Senegal haben die Fischer Greenpeace gebeten, ihnen beim Aufspüren den Räuber zu helfen, in Liberia arbeitet die Küstenwache mit der NGO Sea Shepard zusammen. Sie zeigen die Raubfischer bei den Behörden an und die beschlagnahmen das Boot und die illegale Beute. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.02.2022arte
  • Folge 7 (52 Min.)
    (1): Äthiopien: Die neue Front im Bürgerkrieg
    In Äthiopien tobt seit über einem Jahr ein Bürgerkrieg der Ethnien, fern von den Augen der Weltöffentlichkeit. Im Nordosten des Landes griffen vor Kurzem die Separatisten der Tigray ihre Nachbarn an, die Afar, um die Blockade der Bundesregierung zu durchbrechen. ARTE-Reporter waren dort, als die Stadt Abala durch die Tigray erobert wurde. Mit den Kämpfern und Zivilisten der Afar flohen sie vor den schweren Bombenangriffen in die Berge. Der Exodus der Afar steht beinahe symbolisch für das Schicksal der Ethnien in Äthiopien in diesem Bürgerkrieg. Abseits der befestigten Straßen, abgeschnitten vom Rest der Welt, entdeckten die Reporter das ländliche, solidarische und arme Äthiopien mit seiner traditionelle Lebensweise. Das Land und die Berge mit ihren Weiden sind das wertvollste Gut der Afar. Sie wollen das alles verteidigen, um jeden Preis.
    (2): Armenien: Berg-Karabach, die offene Wunde
    Nach 44 Tagen Krieg mit 7.000 Toten im Jahr 2020 kontrollieren nun russische Soldaten die Region Berg-Karabach. Im Herbst 2020 flammte im Kaukasus ein alter Konflikt wieder auf: Armenien und Aserbaidschan kämpften um die Region Berg-Karabach, von den Armeniern 1993 erobert. In 44 Tagen erbitterter Kämpfe starben 7.000 Menschen, tausende wurden verletzt und zehntausende flüchteten, bevor die einflussreichste Macht der Region, Russland, am 10. November 2020 einen Waffenstillstand erzwang. Seitdem steht die Region unter russischer Kontrolle, und Ausländer, vor allem Journalisten, sind dort nicht willkommen.
    Den ARTE-Reportern Gaëll Lorenz und Olivier Michaël gelang es dennoch, dorthin zu gelangen. Sie begleiteten einige Tage lang eine armenische Flüchtlingsfamilie nahe Stepanakert, der Hauptstadt dieses kleinen, von Aserbaidschan umschlossenen Gebiets. Die Familie kennt seit drei Generationen die Katastrophen, Revolutionen, Konflikte und das Exil. Sie überleben in der Kälte der kaukasischen Berge und träumen davon, in ihr altes Haus zurückkehren zu dürfen, das 2020 wieder in die Hände der Aserbaidschaner gefallen ist.
    (3): Senegal: Vom Fernsehen auf den Bauernhof
    Wie eine Fernsehsendung künftige Bauern als Kandidaten antreten lässt, denen als Hauptgewinn ein Hof winkt. Die „Ferme Factory“ geht schon in die 2. Staffel, weil die erste so erfolgreich war – eigentlich ist das ein Wunder, denn auch im Senegal ist Bauer kein Traumberuf. Und das ist schade, denn das Land hat eigentlich alles, um Bauern eine reiche Ernte zu bescheren: fruchtbare Äcker, Wasser und Sonne reichlich. Der Produzent Ousmane Fey kam auf die Idee, diese Reality-Serie auf die Beine zu stellen, in der sich junge Senegalesinnen und Senegalesen als künftige Bauern vor der Kamera einem Wettbewerb stellen müssen, nach dem Motto: Wer ist der oder die Beste? Und wer gewinnt am Ende ein Stück Land für seinen Hof? Es gelang „Ferme Factory“ nicht nur die Zuschauer zu fesseln – ein wenig ist es den Machern wohl auch gelungen, jungen Leuten im Senegal eine Perspektive mit neuer Hoffnung frei Haus zu liefern, nach dem Motto: Träumt nicht von Europa und riskiert Euer Leben bei einer illegalen Überfahrt, denn zuhause gibt es Besseres zu gewinnen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.02.2022arte
  • Folge 8 (52 Min.)
    Russland: Wie Putin die Geschichte sehen will:
    Am 19. August 1991 wollte eine Gruppe konservativer Generäle in Moskau mit einem Putsch den Zusammenbruch der UdSSR einleiten. Das Experiment mit Perestroika und Glasnost, der wirtschaftlichen Umstrukturierung und der politischen Transparenz unter Michail Gorbatschow, endete im Chaos und führte Boris Jelzin an die Macht, der am 25. Dezember 1991 das Ende der Sowjetunion besiegelte. Dreißig Jahre später ist das Russland von Wladimir Putin weit davon entfernt, dieses Datum zu feiern. Sie ziehen es vor, des Sieges von 1945 zu gedenken – seit einigen Jahren ist das ein Feiertag für die Russen. Die Regierung unter Putin versucht, ihre Macht zu festigen, indem sie an die vergangene Stärke und die militärische Macht erinnert und sich bemüht, das alte Imperium wiederherzustellen, etwa in der Ukraine oder in Georgien.
    Diese Rhetorik stützt sich auf die Armee und das Konzept eines bedrohten Heimatlandes, das um jeden Preis verteidigt werden müsse. Die Erinnerung an die dunklen Seiten der UDSSR aber, den Archipel Gulag, die blenden sie offiziell weiter aus. Die Zwangsarbeitslager unter Stalin sind vergessen, jetzt wird Stalin für seine Rolle beim Sieg am 9. Mai 1945 gefeiert. Propaganda und die wahre Geschichte, wer erinnert sich heute noch an das, was einmal geschah, in der Sowjetunion unter Lenin, Stalin und ihren Nachfolgern?
    Ukraine: Die neuen Herren im Donbass:
    Die Region Donbass an der russischen Grenze liegt so weit entfernt von der EU wie kein anderer Landstrich in der Ukraine. Keiner hier hat die ukrainische Revolte anerkannt, ganz im Gegenteil streben sie hier wie immer schon in Richtung Osten nach Russland und nicht westlich in die EU. Deshalb riefen sie auch eigene Wahlen aus und erklärten ihre Unabhängigkeit von der Ukraine. Seitdem herrscht hier Bürgerkrieg, Rebellen gegen Armee – die Ukrainer wollen nach der Krim nicht noch eine Region verlieren und sich damit wirtschaftlich noch weiter schwächen lassen.
    In weniger als einem Jahr starben beinahe 5.000 Menschen in diesem bewaffneten Konflikt. Die Donbass-Rebellen haben keinen Anführer, der sie alle einen könnte, stattdessen regieren hier irgendwelche Politiker wie Marionetten an unsichtbaren Fäden oder selbst ernannte Kriegsherren. Vormals verdienten sie ihr Geld als Sportler, Sänger oder Geschäftsmann, heute sind sie Abgeordneter, Polizeichef oder Bataillonskommandeur. Die Reporter von ARTE Reportage stellen diese neuen Herren des Donbass vor. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.02.2022arte
  • Folge 9 (52 Min.)
    (1): Ukraine: Propaganda gegen wahre Nachrichten
    Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst: Ukrainische Reporter versuchen, die russische Propaganda zu entlarven. Wie berichtet man in einem Krieg, wenn der Angreifer übermächtig erscheint? Ein Krieg um die Wahrheit tobt in den Medien zwischen der Ukraine und Russland: Um der russischen Propaganda etwas entgegenzusetzen, übersetzen ukrainische Zeitungen ihre Artikel auch auf Russisch. Sie bemühen sich auf diese Weise, auch der Desinformation der Öffentlichkeit in Russland entgegenzuwirken.
    (2): Ukraine: Alle im Widerstand
    Die Ukrainer wehren sich mit allen verfügbaren Kräften gegen den Überfall der Russen, auch auf dem Land. Überall in der Ukraine mobilisieren sich die Ukrainer im Widerstand gegen den Agressor aus Russland, in den Städten und auf dem Land: Großmütter kochen Ravioli für die Männer an der Front, Metallarbeiter schweißen Panzersperren, und Studenten konstruieren Katapulte für Molotowcocktails. Mehrere Tage lang folgte ein ARTE-Team den Menschen in den Dörfern der Region Lviv, die fest dazu entschlossen sind, ihr Land und ihre Freiheit zu verteidigen.
    (3): Ukraine: Geschichte einer Demokratie
    Der Überfall Russlands bedroht die Träume vieler Ukrainer von Menschenrechten, Freiheit und Demokratie. Der Majdan-Platz im Zentrum von Kiew ist der Platz der Demokratie für die Ukrainer: Hier begann 2004 ihre erste demokratische Revolution nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall der Sowjetunion. Im Winter 2013/​14 drängten die Ukrainer von hier aus ihre korrupte Regierung aus dem Amt und begründeten damit auch ihre Annäherung an die EU. Und hier droht die kurze demokratische Geschichte der Ukraine nun unter russischen Panzerketten zermalmt zu werden.
    (4): Russland: Die Nein sagen zum Krieg
    Es gehört viel Mut dazu, heute in Putins Russland öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren. Innerhalb von nur zwei Tagen unterschrieben 750.000 Russinnen und Russen eine Petition gegen den Krieg in der Ukraine auf der Website change.org. An vorderster Front der Presse steht die Nowaja Gaseta, die sich traute, das von Putin verbotene Wort „Krieg“ auf ihrer Titelseite zu schreiben. Junge Blogger demonstrierten in Moskau gegen den Krieg an der Gedenkstätte des Putin-Gegners Boris Nemzow. Sie alle riskieren, verhaftet zu werden, so wie schon hunderte russische Demonstranten und Kriegsgegner in den letzten Tagen. Manche halten es nicht mehr aus und planen ihre Ausreise aus Putins Russland. Nur wohin?
    (5): Moldawien: Die Furcht vor dem russischen Bären
    Nach dem Überfall der russischen Armee flohen tausende Ukrainer in die Nachbarländer, auch nach Moldawien. Seit Tagen kommen immer mehr ukrainische Flüchtlinge in das benachbarte Moldawien. Das kleine Land liegt zwischen Rumänien und der Ukraine, früher einmal gehörte es zur Sowjetunion, seit 1991 ist es unabhängig und eher in Richtung EU orientiert. Allerdings fürchten viele Moldawier nun, dass ihr Land als nächstes auf Putins Liste von wieder einzugliedernden Staaten stehen könnte. Trotzdem erfüllt die kleine Republik ihre humanitäre Pflicht, obwohl sie eines der ärmsten Länder Europas ist: 41.000 Ukrainerinnen und Ukrainer nahmen sie alleine in den ersten vier Tagen auf. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.03.2022arte
  • Folge 10 (52 Min.)
    (1): Ukraine: Der Krieg der Kirchen
    Die ukrainische-orthodoxe Kirche hilft den Kämpfern, das erzeugt neue Spannungen mit dem Moskauer Patriarchat. Hinter dem Krieg in der Ukraine, ausgelöst durch den Angriff der Armee Russlands auf Befehl ihres Präsidenten Putin, verbirgt sich noch ein anderer Konflikt, weniger medienwirksam und weniger blutig: der zwischen der russisch-orthodoxen und der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche beschloss vor drei Jahren, sich nicht mehr unter die Autorität der religiösen Instanzen in Moskau zu stellen. ARTE-Reporter begleiteten einen ukrainischen Bischof, der seine Gläubigen unterstützt und sich offen für die Armee einsetzt, auf seiner Reise an die Fronten in der Ukraine.
    (2): Ukraine: Tagebuch eines Dorfes im Krieg
    In Rakovets, einem Dorf mit 200 Einwohnern im Westen der Ukraine, warten die, die blieben, auf den Krieg. Zum Beispiel Myron Miroslavovich, 71, ein ehemaligen Fliesenleger. Er lebt allein im Haus seiner Familie, seine Frau hat ihn verlassen, seine beiden Söhne sind im Krieg. Er kümmert sich um sein Pferd und seine wenigen Tiere. In der Ferne hört man Schüsse aus automatischen Waffen, aus dem Lager, in dem 400 Wehrpflichtige ausgebildet werden. Natalia Volodymyrivna ist Bienenzüchterin. Vor dem Krieg verkaufte sie ihren Honig an durchreisende Touristen. In ihren Armen hält sie ihren sechs Monate alten Jüngsten.
    Auch Natalia hat sich entschieden zu bleiben, um sich um ihre neun Kinder zu kümmern. Sie ist Lehrerin und unterrichtet nun die Kinder des Dorfes zu Hause. Ihr Mann arbeitet als Freiwilliger an einem Checkpoint von Rakovets. Hier gibt es weder Bunker noch Keller. Wenn die Sirenen heulen, flüchtet die ganze Familie in den Raum, der als Klassenzimmer dient. Im Restaurant des Dorfes arbeiten Dutzende Frauen von morgens bis abends, um Ravioli für die Männer an der Front zu kochen. Ihre einzige Pause ist ein gemeinsames Gebet.
    (3): Moldau: Transnistrien, die russische Frage
    Die selbsternannte Republik Transnistrien in Moldau an der Grenze zur Ukraine sorgt für politische Spannungen. Transnistrien ist eine autonome Region in der Republik Moldau, an der Grenze zu Russland, gleich neben der Ukraine: Bereits 1991 erklärte Transnistrien seine Unabhängigkeit, international wird es bis heute nicht anerkannt, jedoch von Russland unterstützt. Die Region ist seit vielen Jahren ein Hort politischer Spannungen. Der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine schürt nun wieder aufs Neue die Angst der Menschen in der Republik Moldau vor einer Intervention Moskaus auf ihrem Territorium, um Transnistrien zu annektieren. Und dort steht auch noch das Kraftwerk, das heute 80% des Stroms nach Moldau liefert … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.03.2022arte
  • Folge 11 (52 Min.)
    Ukraine: Die nicht fliehen können
    Die russische Armee kreist Kiew weiter ein, viele fliehen aus den Städten, bis auf die, die nicht mehr können. Die Stadt Irpin, nahe Kiew, mit ihrer zerstörten Brücke, hat sich innerhalb weniger Tage in eine Geisterstadt verwandelt. Einige aber sind trotz der Gefahr durch die anrückende russische Armee geblieben, sie haben sich in ihren Häusern verschanzt, ohne fließendes Wasser oder Strom, und warten auf den Tod. Es sind viele alte Menschen darunter und auch Kranke, die lieber geflohen wären. Eine Handvoll Freiwilliger helfen ihnen. Sie sind die Schutzengel der Menschen, die nicht fliehen können.
    Hongkong: Chinas Covid-Politik sät Misstrauen
    Hongkong hat große Schwierigkeiten damit, die von Peking geforderte „Null-Covid Politik“ umzusetzen. Auch in Hongkong breitet sich die Omicron-Variante rasant aus, und gleichzeitig fordert Chinas Zentralregierung in Peking, eine „Null-Covid Politik“ durchzusetzen, so wie auf dem chinesischen Festland, mit Testpflicht, Lockdown, Massenquarantäne und sozialer Distanzierung, um jeden Infektionsherd möglichst schon im Keim zu ersticken. Die Forderungen aus China und das daraus resultierende Chaos im Alltag verstärken das Misstrauen der Menschen in Hongkong gegenüber ihrer Regierung, die nach den Protesten von 2019 und 2020 stärker denn je unter Pekings Kuratel steht.
    Brasilien: Die Rückkehr des Hungers
    Millionen Brasilianer hungern wieder. Arbeitslosigkeit und Inflation verschärfen die Armut unter Bolsonaro. Der Hunger war in Brasilien nach den Sozialprogrammen unter Ex-Präsident Lula da Silva im Jahr 2014 so gut wie ausgerottet. Doch heute wissen wieder 60% der Brasilianer nicht, ob sie täglich ausreichend zu Essen haben und 20 Millionen Brasilianer hungern, doppelt so viele wie noch 2018. Die Covid-19-Epidemie hat die Lage im Land verschärft, 600.000 Menschen starben, die Pandemie ruinierte die Wirtschaft. Innerhalb von zwei Jahren verdoppelten sich die Preise für Reis, Öl und Bohnen in den Supermärkten im Norden von São Paulo.
    Fleisch ist heute Luxus. Viele kaufen jetzt Hühnerfüße, eigentlich Futter für die Hunde. Angesichts der katastrophalen Ernährungslage hat Präsident Jair Bolsonaro nach und nach von seiner liberalen Agenda Abstand genommen und die Sozialleistungen verbessert, doch die Zahl der Armen steigt dramatisch. Der Hunger ist heute das Thema der brasilianischen Politik und wird es wohl bleiben, bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Oktober 2022. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.03.2022arte
  • Folge 12 (52 Min.)
    (1): Russland: Krieg, das verbotene Wort
    Viele Russen glauben Putins Propaganda von der Sonderoperation in der Ukraine, aber nicht alle vertrauen ihm. Die russische Bevölkerung darf das Wort Krieg nicht in den Mund nehmen, denn Wladimir Putin hat es verboten: Offiziell handelt es sich um eine „Sonderoperation“. Doch trotz aller Gefahr, dem Präsidenten und seinem Regime zu widersprechen, werden Stimmen laut, die Nein sagen zum Angriffskrieg in der Ukraine. Andere fühlen sich zu Unrecht verurteilt durch die internationalen Sanktionen und beklagen das totalitäre System, in dem sie sich wie gefangen fühlen. Natürlich glauben viele an Putin und an das, was das Staatsfernsehen ihnen täglich einhämmert; viele teilen die Ansicht des Patriarchen der russisch-orthodoen Kirche, der den Westen für dekadent erklärt. Doch trotz aller Propaganda: Dank des Internets könnten eigentlich alle Russen wissen, was da in ihrem Namen in der Ukraine geschieht.
    (2): Syrien: Solidarisch mit der Ukraine
    Am elften Jahrestag der Revolution in Syrien denken die Demonstranten in Idleb auch an den Krieg in der Ukraine. Seit 2015 unterstützt Russland unter Putin auch Syriens Diktator Baschar al-Assad gegen den Aufstand seines Volkes. Sie warfen Bomben auf Krankenhäuser, Schulen und Konvois mit Zivilisten. In der Region Idlib, der letzten Enklave, die von der Opposition gegen Baschar Al Assad noch gehalten wird, verfolgen viele Syrer mit Sorge die Lage in der Ukraine: Sie wissen, dass die Zukunft ihres Landes auch vom Ausgang dieses Krieges in Europa abhängt. Nach elf Jahren Krieg in Syrien, der mindestens 500.000 Menschen das Leben gekostet hat, träumen sie immer noch von Freiheit und Demokratie.
    (3): Israel: Ukrainische Juden herzlich willkommen
    Nach der russischen Invasion mobilisierte sich Israel sehr schnell, um ukrainische Juden bei sich aufzunehmen. Viele Länder öffneten ihre Grenzen für ukrainische Flüchtlinge, doch Israel hat seit Beginn des Krieges alle Wege geebnet, um Juden aus der Ukraine bei sich aufzunehmen. Die Jewish Agency schickte ihre Leute in jedes Flüchtlingslager, um Flüchtlinge jüdischen Glaubens zu identifizieren und auf die Reise nach Israel vorzubereiten. Täglich landen hunderte ukrainische Juden auf dem Flughafen von Tel Aviv. Der Staat verleiht ihnen sofort die israelische Staatsbürgerschaft und zahlt ihnen mehrere Monate lang eine Beihilfe, um den Übergang zu erleichtern. Das Gesetz zur Rückkehr der Juden in ihr gelobtes Land ist die wichtigste Grundlage des jüdischen Staates, eine moralische Pflicht, aber es ist auch eine Chance, Fachkräfte aus der Ukraine in die heimische Wirtschaft zu integrieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.03.2022arte
  • Folge 13 (52 Min.)
    (1): Ukraine: Krieg auf der Schiene
    Im Bahnhof von Lwiw steht ein Zug mit Hilfsgütern und Medikamenten bereit zur Abfahrt in die Hauptstadt Kiew. Mickailo, der Zugführer, steht an vorderster Front. Hinter ihm hängen Waggons voll mit Lebensmitteln, Medikamenten und auch mit Freiwilligen, die in den Kampf ziehen wollen, um die Hauptstadt Kiew gegen die russische Armee zu verteidigen. Angesichts der Benzinknappheit ist der Zug in diesen Tagen das letzte zuverlässige Transportmittel. Für den Zugführer ist dies eine gefährliche Dienstfahrt, schon wegen möglicher neuer Hindernisse auf den Schienen und der Ungewissheit über den Zustand der Strecke in diesen Tagen. Schon aus Vorsicht fahren sie nur nachts, damit sie nicht ins Visier der russischen Artillerie und Luftwaffe geraten.
    (2): Gaza: Vom Leid der Seele nach dem Krieg
    Traumata, Unsicherheit, Sorge um die Zukunft – die Bewohner von Gaza kämpfen um ihre psychische Gesundheit. Vier Kriege in 13 Jahren, 2008, 2012, 2014, 2021 – ein teuflischer Zyklus aus Offensive, Zerstörung, Wiederaufbau und neuer Offensive. Weniger als ein Jahr nach dem letzten Konflikt geht der Wiederaufbau der zerstörten Häuser im Gazastreifen nur in kleinen Schritten voran. Laut dem UNRWA sind die schlimmsten Schäden jedoch psychologischer Natur. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten schätzt, dass über die Hälfte der Kinder in Gaza psychologische Hilfe benötigte, und viele Erwachsene ebenso. Hinzu kommen die Schwierigkeiten des täglichen Lebens, die Arbeitslosigkeit liegt in Gaza bei über 50 %, so hoch wie die Armut, und die Lebensbedingungen verschlechtern sich weiter. Wie soll man die Schrecken der Kriege überwinden, wenn das Chaos auf den Straßen immer noch sichtbar und in den Köpfen allgegenwärtig ist? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.04.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 01.04.2022arte.tv
  • Folge 14 (52 Min.)
    (1): Israel: Die Sterne der Wüste
    In einem ganz besonderen Internat bereiten sich junge arabische Beduinen auf eine bessere Zukunft vor. Im Herzen der Negev-Wüste, einer einsamen Region in Israel, lernen junge arabische Beduinen in einem nur für sie eingerichteten Internat, in Israel ihren Platz zu behaupten. Sie nennen sich „Die Sterne der Wüste“, sie erhalten eine Ausbildung auf höchstem Niveau und eignen sich die Codes der israelischen Gesellschaft an. Sie sollen die neue Elite der Beduinen werden, deren Ziel es ist, ihr Volk aus der Sackgasse zu führen. Die Ehemaligen machen erstaunliche Karrieren, auch mit der Hilfe jüdischer Lehrer, die es bis dahin nur gewohnt waren, Beduinen an den Rändern der Gesellschaft zu begegnen. Aber „Die Sterne der Wüste“ erregen auch den Unwillen anderer Beduinen, die Israel verdächtigen, mit diesem Programm nur über das Land im Negev bestimmen zu wollen.
    (2): Kuba: Solidarität zahlt sich auch aus
    Kuba gelang es nicht nur, die Pandemie einzudämmen, sondern auch anderen Ländern zu helfen, gegen Bezahlung. Kuba wird von einer Wirtschaftskrise heimgesucht, die Touristen bleiben aus wegen Covid, das Land ist isoliert durch die US-Sanktionen, und doch gelang es, so lautet die offizielle Lesart, nicht nur die Pandemie auf der Insel in den Griff zu bekommen. Die Kubaner halfen danach auch noch zahlreichen anderen Ländern, Covid-19 zu besiegen: Seit 2020 entsandten sie 3.000 medizinische Fachkräfte in 42 Länder, darunter Mexiko, Andorra, Südafrika, Italien, Kuwait und Frankreich, um deren medizinische Teams zu unterstützen.
    Diese Politik der Zusammenarbeit ist seit über 50 Jahren eine der Stärken der kubanischen Diplomatie. Sie wurde von Fidel Castro erfunden und ist noch immer der Stolz seiner Nachfolger. Aber Kritiker stellen fest, dass die den Gaststaaten in Rechnung gestellten Missionen inzwischen zum größten Einnahmeposten im kubanischen Außenhandel geworden sind – 10 Milliarden Dollar im Jahr 2019, laut Welthandelsorganisation -, und dass der Staat nicht mit ideologischem Druck spart, um die begeisterte, obligatorische und freiwillige Unterstützung der Ärzte zu erhalten.
    Theoretisch sollten die Vorteile, die er daraus zieht, den kubanischen Patienten zugutekommen, das aber bezweifeln die Kritiker stark. ARTE-Reporter durften dieses kubanische Vorzeigemodell einige Tage lang besichtigen: revolutionärer Humanismus auf der einen Seite, ständige Kontrollen und berechnender Pragmatismus auf der anderen. Kuba ist eben immer noch Kuba … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.04.2022arte
  • Folge 15 (52 Min.)
    (1): Kolumbien: Kinder kamen und verschwanden
    Seit 2016 kamen über 450.000 Kinder aus Venezuela nach Kolumbien – viele von ihnen verschwanden spurlos. Mit dem Beginn der Massenmigration von Venezolanern, wegen der Wirtschaftskrise ab 2016, haben auch über 450.000 Kinder ihre Heimat in Richtung Kolumbien verlassen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Nachbarland. 12.000 unbegleitete Minderjährige sollen über diese Grenze gekommen sein, die als eine der gefährlichsten der Welt gilt. Viele von ihnen wurden offensichtlich von paramilitärischen Gruppen oder kriminellen Banden zwangsrekrutiert, als Kindersoldaten oder Sklaven auf Kokafeldern, einige wurden Opfer von Prostitutionsnetzwerken. Die lokalen Behörden und NGOs erscheinen machtlos angesichts der kriminellen Energie der Kinderfänger.
    (2): DR Kongo: Aus dem Kongo zu den Sternen
    Jean-Patrice Keka träumte schon 2005 davon, Raketen zu bauen und damit vom Kongo aus ins Weltall zu fliegen. Für seine Landsleute in der Demokratischen Republik Kongo ist der Ingenieur Jean-Patrice Keka eine Art afrikanischer Einstein. Er dachte schon im Jahr 2005: Wenn die Amerikaner ihre Astronauten, die Europäer ihre Raumfahrer, die Russen ihre Kosmonauten und die Chinesen ihre Taikonauten haben, wird er der erste „Galaxionaut“ sein, der die Erde verlässt. Das ist eine große Herausforderung in einem Land, das noch immer unter den Folgen von zwei Jahrzehnten Krieg leidet und in dem 70% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben.
    Dennoch ist es Jean-Patrice Keka und seinem Team in nur zehn Jahren gelungen, fünf Raketen zu starten und hunderte Studenten aus dem Kongo um sich zu scharen, die Afrikas Zukunft auch im Weltraum sehen. Dank einer Crowdfunding-Initiative wird Jean-Patrice Keka bald „Troposphère 6“ starten, eine 15 Meter hohe Rakete, die 200 km hoch fliegen soll. Sie ist komplexer konstruiert als ihre vier Vorgängerinnen und wird ein Experiment des Schweizer Mikrobiologen Claude-Alain Roten mit sich führen sowie den ersten kongolesischen Satelliten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.04.2022arte
  • Folge 16 (52 Min.)
    Ihre Vorwürfe richten sich an französische Soldaten der Operation Turquoise, einer Militärintervention mit 2500 Mann, die eingesetzt wurde, um die Massaker zwischen Tusti und Hutu zu beenden. Concessa, Marie-Jeanne und Prisca reichten 2004 und 2012 bei der französischen Justiz Klage ein. Seitdem ist die Untersuchung bei der Abteilung „Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ des Pariser Landgerichts ins Stocken geraten. Bis heute wurden die Ausssagen von Concessa, Prisca und Marie-Jeanne der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht.
    Die Angst vor dem Vergessen und die Verzerrung bei der Weitergabe der Wahrheit bedrückt diese Frauen schon lange. Alle sagten, sie hätten das Bedürfnis, ihr Schweigen zu brechen und ihre Worte zu „deponieren“. Concessa, Prisca und Marie-Jeanne erzählen von der erlittenen Gewalt. Sie kehren mit ihren Kindern zurück an die Orte des Völkermords und der Verbrechen. Drei Überlebende stellen sich ihrer Vergangenheit, sie gehen einen schmerzhaften, aber notwendigen Weg, um sich zu befreien. Endlich. Ein Film über die Macht der Worte und das Gewicht des Schweigens. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.04.2022arte
  • Folge 17 (52 Min.)
    (1): Ukraine: Auch in Kiew ist Frühling
    Nach 58 Tagen verlagern die russischen Truppen ihren Krieg nach Osten: Sie ziehen von den Vororten Kiews in Richtung Donbass und an die Küste des Asowschen Meeres. Auf ihrem Weg hinterlassen sie Massengräber mit toten Ukrainern. In Kiew kehrt nun ein neuer Alltag ein, wie ein Zeichen des Widerstands, mitten im Krieg. Auch in Kiew wird es Frühling. Ein wenig Hoffnung liegt allein schon in der Tatsache, dass seit einigen Tagen wieder mehr Menschen in die Hauptstadt zurückkehren als sie verlassen. Am Hauptbahnhof drängen sich Väter, Ehemänner und Brüder, um ihre Frauen, Töchter oder Schwestern zu begrüßen, Küsse, Freudentränen, Blumen … Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne öffnen wieder einige Geschäfte, Restaurants und Theater, aus purem Lebenswillen und wohl auch aus Respekt vor den Frontkämpfern.
    Das wiedergefundene Leben stellen sie mit Stolz zur Schau, als wollten sie Putin damit zeigen, dass ihr Land noch auf beiden Beinen steht. Wenn ein Restaurant wieder öffnet, werden die Einnahmen dazu verwendet, die Mahlzeiten für die Kämpfer zu finanzieren.
    Blumenhändler nehmen Aufträge von Frontsoldaten an, die Sträuße für ihre Frau zuhause ordern. Im Theater drängen sich Zivilisten und Soldaten, im Zirkus bereiten die Dompteure ihre Tiere vor, denn die Kinder sollen wieder staunen und lachen. Im Schatten des Krieges zeigt Kiew seine Stärke und seine Verbundenheit mit dem Leben und signalisiert seinen Soldaten an der Front: „Ihr kämpft nicht für nichts! Ihr kämpft für das Leben.“ Putin dachte wohl, er könne die Seele und die Identität der Ukraine zerstören. Es ist ihm nicht gelungen, ganz im Gegenteil …
    (2): Libanon: Die Verlierer der Krise
    Ein Sturz in den Abgrund: Bis vor zwei Jahren galt der Libanon als eines der reichsten Länder im Nahen Osten. Wegen des Missmanagements und der Korruption seiner Regierung durchlebt der Libanon eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Das Bankensystem ist zusammengebrochen, die Währung hat 90% ihres Wertes eingebüßt, es fehlt an Treibstoff, Strom und Medikamenten, die Preise explodieren. Über 80% der Libanesen leben nach offiziellen Zahlen unterhalb der Armutsgrenze. In einem gescheiterten Staat, in dem die Regierung ihre Bürger nicht mehr schützen kann und nicht mehr in der Lage ist, ihre Grundbedürfnisse zu decken, ist nun jeder auf seinen Überlebensinstinkt angewiesen. Immer mehr Libanesen müssen mehrere Jobs annehmen, um ihre Miete zu bezahlen und ihre Familien zu ernähren; einige müssen betteln, andere rutschen in die Kriminalität, viele wollen auswandern. Am 15. Mai wählen die Libanesen ein neues Parlament, in der Hoffnung auf eine neue Zukunft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.04.2022arte
  • Folge 18 (52 Min.)
    (1): Irak: Die überlebenden Jesidinnen
    Jesidische Frauen boxen in einem Fitnessstudio in einem Flüchtlingslager im Norden des Irak. Um ihre Würde und ihr Selbstvertrauen wiederzuerlangen, trainieren sie Selbstverteidigung. Sie werden die „Überlebenden“ genannt. Einige von ihnen waren Zeugen des Massakers, das der Islamische Staat im August 2014 an ihrem Volk verübte. Andere wurden gefangen genommen, vergewaltigt, auf Sklavenmärkten verkauft, sie lebten jahrelang unter der Herrschaft des Kalifats. Die Jesiden, eine kurdischsprachige religiöse Minderheit, die seit langem von sogenannten strenggläubigen Islamisten als „Teufelsanbeter“ verurteilt werden, haben ein Genozid erlitten, von dem sie sich nur schwer erholen können.
    Von den 600.000 im Irak registrierten Jesiden sollen 5.000 bis 10.000 getötet worden sein. Tausenden gelang es, aus ihrer Heimat zu fliehen; die meisten von ihnen leben noch heute in Flüchtlingslagern unter prekären Lebensbedingungen und ohne jegliche Perspektive. Und suchen noch immer nach ihren Vermissten. 6.800 Frauen und Kinder wurden vom IS verschleppt und versklavt; 4.000 wurden wiedergefunden. 2.700 werden noch vermisst.
    (2): Südafrika: Kohle schürfen um ihr Leben
    In Ermelo, im Herzen des alten Kohlereviers von Südafrika, haben Bergbauunternehmen einige Minen aufgegeben, um die größeren Vorkommen im Osten des Landes auszubeuten. Sie hinterließen verlassene Stollen und arbeitslose Menschen. In der Region liegt die Arbeitslosenquote bei 70%. Die illegalen Kumpel steigen jeden Tag in die verlassenen Minen hinab, um mit Spitzhacken ein paar Kilo Kohle aus den unterirdischen Labyrinthen zu holen, ohne jede Sicherung, ohne Licht und Sauerstoff. 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid sind tausende auf diesen Broterwerb angewiesen, im noch immer ungleichsten Land der Welt.
    Südafrika ist aber auch das am stärksten industrialisierte Land des afrikanischen Kontinents. 86 % des Stroms im Land wird mit Kohle erzeugt. Zwölf alternde und schlecht gewartete Kraftwerke blasen Tag und Nacht giftigen Rauch aus. Der Kohlegürtel von Mpumalenga ist die Region der Welt, die am stärksten mit Stickstoffdioxid und Schwefel belastet ist. Nach der letzten Klimakonferenz COP 26 hat sich das Land offiziell verpflichtet, bis 2050 aus der Kohle auszusteigen. Die illegalen Kumpel aber werden wohl noch ein paar Jahrzehnte weiter ihr Leben in den alten Minen riskieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.05.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 06.05.2022arte.tv
  • Folge 19 (52 Min.)
    (1): Transnistrien: Erbe des Zerfalls der Sowjetunion
    Transnistrien hat eine Regierung, eine Flagge und eine Währung und wird doch als Staat nicht anerkannt. Die Region Transnistrien liegt zwischen der Ukraine und Moldawien, zwischen Ost und West, 450 Kilometer lang und wenige Dutzend Kilometer breit. Gleich 1990, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, forderten die Menschen dort ihre Unabhängigkeit. 1992 brach ein Krieg mit Moldawien aus, über 3.000 Menschen starben, seitdem ist der Konflikt eingefroren, gut 1.500 russische Friedenssoldaten wachen dort noch immer. Seit der russischen Invasion in die Ukraine wirkt Transnistrien wie eine akute Bedrohung für Moldau und die Ukraine: Es liegt geografisch ideal, um dem Kreml unter Putin als militärischer Hinterhof zu dienen. Die Behörden und ein Großteil der Bevölkerung Transnistriens fordern nach wie vor ihre Unabhängigkeit. Manche Einwohner bevorzugen noch immer Russland, andere träumen von Europa.
    (2): Kenia: Kein Tierschutz ohne Menschenschutz
    Die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren verschärfen sich ebenso in Kenia wie auch im Rest der Welt. Der Lebensraum für Menschen und wilde Tiere wird auch in Kenia immer knapper, das liegt vor allem an der Bevölkerungsexplosion, an der daraus folgenden Notwendigkeit, mehr Land für Bauern urbar zu machen und wilde Tiere davon möglichst fernzuhalten. Und da beginnt der Krieg zwischen Mensch und Tier: Elefanten verwüstete die Ernten, Löwen töten das Vieh, die Menschen schlagen zurück, es bleiben Verletzte und Tote zurück, auf beiden Seiten. Viele Kleinbauern fühlen sich vom Staat alleingelassen in ihrer Not, sie klagen darüber, dass die wilden Tiere vor allem für die Touristen besser geschützt würden als sie. In einigen Regionen Kenias versuchen lokale Initiativen, Menschen und Wildtiere wieder miteinander zu versöhnen, zum hoffentlich gegenseitigen Vorteil. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.05.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 13.05.2022arte.tv
  • Folge 20 (52 Min.)
    (1): Afghanistan: Der Widerstand formiert sich
    In Afghanistan gilt das Pandschirtal als die Rebellen-Provinz gegen die Taliban, die 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wieder die neuen Herren des Landes sind. Der Widerstand formiert sich im Pandschirtal um die Familie Massoud herum. Kommandant Ahmad Schah Massoud vertrieb in den 1980er bis 2000er Jahren erst die Armee der Sowjetunion und später die Taliban aus seinen Bergen. Heute führt sein Sohn Ahmad die bewaffnete Opposition gegen die sunnitischen Fundamentalisten an, die seit dem Sturz der Regierung in Kabul am 15. August 2021 wieder an der Macht sind. Doch wie steht es heute wirklich um den Widerstand im Pandschirtal, das teilweise von den Taliban besetzt ist? Sylvie Cozzolino und Thierry Trelluyer waren die ersten Journalisten, die Zugang zu den Lagern der Widerstandskämpfer in den Bergen erhielten. Ihr Anführer Ahmad Massoud gewährte ihnen ein Exklusivinterview.
    (2): Bangladesch: Das bittere Exil der Rohingya
    Im Exil in Bangladesch ist die Zukunft der muslimischen Minderheit der Rohingya nach wie vor ungewiss. 2017 flohen 740.000 Rohingya vor den Massakern der Armee Myanmars in das benachbarte Bangladesch, das sie im Süden des Landes aufnahm. Dort errichteten sie ein riesiges wildes Flüchtlingslager. Fünf Jahre danach ist es noch nicht gelungen, ihre Rückführung in die alte Heimat zu verhandeln. Das Lager Cox’s Bazar wurde zum am dichtesten besiedelten Flüchtlingscamp der Welt und auch zum gefährlichsten, wegen dort häufig drohender Überschwemmungen, Bränden und Bandenkriegen. Vor zwei Jahren beschloss die Regierung von Bangladesch, einen Teil der Flüchtlinge auf eine abgelegene Insel im Golf von Bengalen umzusiedeln, in ein festes Lager. Für manche ist das eine Erlösung von den Schrecken des wilden Camps, für andere eher wie die Einlieferung in eine Art dauerhafter Abschiebehaft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.05.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 20.05.2022arte.tv
  • Folge 21 (52 Min.)
    (1): Russland: Kaliningrad, die Exklave von Putin
    Mit dem Krieg Russlands in der Ukraine gewinnt die russische Exklave Kaliningrad strategisch an Bedeutung. Die Exklave Kaliningrad gehört zu Russland, sie liegt aber seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der baltischen Staaten zwischen zwei Ländern der EU, die auch Mitglieder der NATO sind: Polen und Litauen. Vor dem Zweiten Weltkrieg war dies das alte Ostpreußen, danach wurde es Stalins UdSSR zugesprochen. Die „Oblast Kaliningrad“ wird heute von einer Million Russen auf 15.000 km2 bewohnt, Seit der Invasion der Ukraine durch Putins Truppen, hat das strategisches Interesse an Kaliningrad allerdings sehr an Bedeutung gewonnen. Einem ARTE-Reporter gelang es, in dieses von den russischen Geheimdiensten streng bewachte Gebiet zu reisen.
    Normalerweise liegen hier die Marine- und Landstützpunkte der russischen Armee mir ihren Iskander-Atomraketen, die unter anderem Deutschland und Frankreich treffen können. Trotz der Nähe zur Europäischen Union erscheint die Bevölkerung der Rhetorik des Kreml sehr verbunden. Jedenfalls unterdrückt die russische Propaganda alle Stimmen, die es wagen, sich gegen den Krieg auszusprechen. Seit dem Krieg gegen die Ukraine kommen auch keine Touristen mehr nach Kaliningrad, um an der Ostseeküste zu baden oder die architektonischen Schätze aus Zeiten zu bewundern, in denen die Heimatstadt von Immanuel Kant noch Königsberg hieß.
    (2): Taiwan: Von der Ukraine lernen
    In Taiwan hat Putins Einmarsch in die Ukraine wieder die Angst vor einem Angriff des Nachbarn China geweckt. Putins Krieg hat den Menschen in Taiwan wieder die Möglichkeit einer chinesischen Invasion vor Augen geführt. Vor allem aber hat er die Reihen derjenigen gestärkt, die bereit sind, ihre Insel zu verteidigen. Angesichts der Rückschläge der russischen Armee erkennen viele Taiwaner, dass ein ungleicher Kampf nicht von vornherein verloren wäre. Inspiriert vom überraschenden Erfolg des ukrainischen Widerstands, studieren manche die Grundlagen der Zivilverteidigung, andere absolvieren Lehrgänge für urbane Kriegsführung, und einige überlegen, wie sie die alten Luftschutzbunker wieder reaktivieren könnten.
    (3): Mosambik: Wann können sie wieder zurück?
    Vertrieben von Al-Shabab, einer Terrormiliz des IS, zweifeln viele, ob sie ihre Heimat wiedersehen werden. Vor fünf Jahren begannen die Konflikte im Norden von Mosambik, in der Region Cabo Delgado, einer der ärmsten des Landes: Islamistische Milizen wie die Al-Shabab, ein Ableger des Islamischen Staates, vertrieben 800.000 Menschen aus ihren Dörfern und Städten. Seither leben diese Menschen in dutzenden Lagern, die Nahrungsmittelhilfe wird immer weniger, Krankheiten breiten sich aus, die Stimmung in den Lagern ist angespannt, viele sind am Ende ihrer Kräfte. Da sich Mocimboa Da Praia, die Heimatstadt vieler Vertriebener, noch im Wiederaufbau befindet und vom ruandischen Militär überwacht wird, müssen sich die Binnenvertriebenen noch gedulden, bevor sie auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.05.2022arte

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