2020, Folge 1–22

  • Folge 1 (52 Min.)
    (1): Haiti: Vor dem totalen Zusammenbruch
    Zehn Jahre nach dem Erdbeben und trotz enormer internationaler Spenden taumelt Haiti immer tiefer in die Krise.Als am Dienstag, 12.01.2010, um 16:35 Uhr, ein Erdbeben die halbe Hauptstadt Port-au-Prince zertrümmerte, starben über 300.000 Menschen, hunderttausende wurden verletzt und 1,5 Millionen wurden obdachlos. Die Solidarität der Weltgemeinschaft unmittelbar danach war beispiellos: Sean Penn, Bill Clinton und Bono zählten zu den Prominenten, die zu Spenden aufriefen, acht Milliarden Dollar wurden überwiesen – doch das hat anscheinend nicht geholfen.Der Wiederaufbau ging und geht nur sehr schleppend voran, das Volk hungert nach wie vor – hinzu kamen die Cholera, mehrere Wirbelstürme und politische Krisen.
    20 Kilometer vor der Hauptstadt leben noch immer zehntausende Frauen, Männer und Kinder, die vor zehn Jahren ihr Heim verloren, in einem selbst erbauten Provisorium, das eigentlich nur als allererste Selbsthilfe gedacht war. Doch weder die Regierung noch die Hilfsorganisationen interessieren sich für ihr Schicksal. Sie leben noch immer von der Hand in den Mund, und ihre Wut auf die Unfähigkeit ihrer Politiker wird jeden Tag größer.
    (2): Haiti: 10 Jahre nach dem Erdbeben
    Was wurde aus den Waisenkindern? Zehn Jahre nach dem Erdbeben kehrten ARTE-Reporter zurück nach Haiti.Über 300.000 Tote, 1,5 Millionen Obdachlose – als im Januar 2010 auf Haiti die Erde bebte, gehörten ARTE-Reporter mit zu den ersten, die vor Ort waren und über die Opfer und die Retter berichteten. In der Hauptstadt Port-au-Prince drehten sie im Waisenhaus „Notre-Dame de la Nativité“; dort waren damals 56 Kinder und eine Erzieherin in den Trümmern gestorben, einige Kinder überlebten schwer verletzt, die Überlebenden campierten gemeinsam mit ihrer Direktorin Evelyne Louis Jacques vor ihrem Heim, das zur Hälfte von den Erdstößen zerstört worden war. Heute ist das Waisenhaus wieder aufgebaut und die ARTE-Reporter trafen die Überlebenden von damals wieder.
    Ihre Lage hat sich nicht nachhaltig gebessert, vor allem deshalb, weil Haiti heute kurz vor dem Kollaps steht: Kriminelle Banden liefern sich täglich Gefechte, die Mehrheit der Haitianer ist nach wie vor bitter arm, die Politiker wirken lediglich hilflos bis korrupt, die Insel in der Karibik steht augenscheinlich kurz vor einem Bürgerkrieg. Im Waisenhaus sind neue Kinder angekommen, darunter auch Mädchen und Jungen, deren Eltern vor verirrten Schüssen in den Straßen getötet wurden. Zehn Jahre nach dem Erdbeben hat sich Haiti, trotz aller Spenden und Hilfslieferungen, niemals richtig aufrappeln können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.01.2020arte
  • Folge 2 (52 Min.)
    (1): Irak: Die Milizen kämpfen immer noch
    Nach dem Sieg gegen den IS im Irak von 2017 wuchs der politische Einfluss der vom Iran gesteuerten Milizen. Die Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani in Bagdad bei einem gezielten Bombenangriff des US-Militärs verdeutlichte der Weltöffentlichkeit wieder einmal die seit Jahren wachsende Präsenz Teherans in der Innenpolitik des Irak. Denn diese schiitischen Milizen im Irak haben mindestens sehr enge Verbindungen in den Iran.Im Kampf gegen den Islamischen Staat griffen im Juni 2014 150.000 Männer zu den Waffen: In der sogenannten Nationalmobilmachung, der al-Hadsch asch-Scha’bi, trugen 50 Milizen, vorwiegend Schiiten, wesentlich mit bei zum Sieg gegen den IS, gemeinsam mit der irakischen Armee, unterstützt durch die internationale Koalition.
    Allerdings wirft man schiitischen Milizen bis heute Gräueltaten in den sunnitischen Regionen des Irak vor. Seit 2016 sind die Milizen der al-Hadsch offiziell der irakischen Armee unterstellt, doch bis heute ist ihr Status im fragilen Staatsgebilde des Irak nicht eindeutig geklärt. Die al-Hadsch verfügt noch immer über ihre bewaffneten Truppen und sogar über einen politischen Arm: Sie sitzen mit 48 Abgeordneten als zweitstärkste Kraft im irakischen Parlament.
    (2): Bahamas: Weiter so, bis zum nächsten Hurrikan
    Die vergessene Katastrophe: Der Hurrikan Dorian verwüstete 2019 die Bahamas – wie sieht es dort heute aus? Auf den beiden nördlichsten Inseln der Bahamas, Abaco und Grand Bahamas, hat der Hurrikan Dorian Anfang September 2019 eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Nach offiziellen Angaben starben 65 Menschen, hunderte werden noch immer vermisst, 4.600 wurden obdachlos. Während auf den südlichen Inseln der Tourismus wieder kräftig anlaufen soll, sprechen die Behörden im Norden von Sachschäden von rund 7 Milliarden US-Dollar.Bis heute sind einige Häfen noch außer Betrieb, 80 Prozent des Fischereisektors sind zerstört.
    Experten schätzen, dass der Meeresboden und die Fischgründe mindestens zwei Jahre brauchen, um sich zu erholen. Der Sturm hat viele Fragen aufgeworfen: Ist es noch gerechtfertigt, so weiterzumachen wie bisher? Welche Lehren ziehen die Menschen, die Verwaltung, die Tourismusindustrie aus der Wetterkatastrophe? Der Premierminister spricht von einer Tragödie für eine ganze Generation. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.01.2020arte
  • Folge 3 (52 Min.)
    (1): Iran: Wem die US-Sanktionen schaden
    Kaum ein Unternehmer aus dem Ausland will über die Folgen der neuen US-Sanktionen im Iran offen reden.Die neuen US-Sanktionen von 2018 haben den Iran hart getroffen. Wer darüber mit betroffenen Unternehmen sprechen will, der stößt auf eine Mauer des Schweigens. Nach vielen Absagen hatte nur einer den Mut zu reden: Alireza Rahimizadeh, ein deutsch-iranischer Unternehmer. Alireza handelte vor kurzen noch mit Straßenbaumaschinen aus Deutschland. Doch seit den neuen US-Sanktionen liefert die deutsche Seite keine Ersatzteile mehr. Er kann deshalb seine Gewährleistungspflichten nicht mehr erfüllen. Fast 50 Angestellte hatte die Firma einmal, heute sind es nur noch 15. Alireza muss seine Firma in den nächsten Monaten wohl schließen.Seine wichtigste Angestellte Leila will so bald wie möglich nach Deutschland auswandern, so wie viele junge und gutausgebildeten Iraner, angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit von 30 Prozent und einer Inflation im Dezember von über 30 Prozent.
    Die Stimmung in Iran wird immer aufgeheizter: Im November kam es zu den größten Protesten seit der Revolution. Nach sechs Tagen hatte die Miliz der Revolutionsgarde die Revolte niedergeschlagen. Laut Amnesty International wurden über 300 Menschen getötet und tausende verhaftet. Im Februar wählen die Iraner ein neues Parlament. Wie wird die Wut im Land das Wahlergebnis beeinflussen?
    (2): Ukraine: Auftrittsverbot für wilde Zirkustiere
    Die Nachricht schlug ein wie ein Blitz: Wildtiere dürfen in der Ukraine dieses Jahr nicht mehr in die Manege.Die Star-Dompteure Julia und Nikolai Kotzirev, Helden des Staatszirkus der alten Sowjetunion, bekannt in Manegen auf der ganzen Welt, fühlen sich von dem neuen Verbot der Dressur wilder Tiere um ihr Lebenswerk betrogen. Bereits 1919 erklärte Lenin den Zirkus wie das Ballett, das Kino und die Oper zur staatlich geförderten Kunst. Im Dienst der kommunistischen Lehre sollte der Zirkus dazu beitragen, die ethnische, sprachlichen und kulturellen Unterschiede im der damaligen Sowjetunion, der UdSSR, zu überwinden.Heute ist die UdSSR Vergangenheit, die unabhängige Ukraine hat dem sowjetischen Erbfolger Russland schon lange den Rücken gekehrt und sich in Richtung Europa orientiert.
    Inspiriert von Tierschützern in der EU, haben nun ukrainische Aktivisten die Regierung der Ukraine davon überzeugen können, die Dressur von wilden Tieren in den Zirkussen zu verbieten. Julia und Nikolai scheinen aber zu den Dompteuren zu zählen, die ihre großen Katzen nicht brutal behandelt haben, um ihnen Kunststücke in der Manege beizubringen. Sie sehen nur noch einen Ausweg: Nach Russland auszuwandern, gemeinsam mit ihrem alten Löwen und den Tigern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.01.2020arte
  • Folge 4 (52 Min.)
    (1): Spanien: Die Kinder-Migranten von Barcelona
    In Katalonien kümmern sie sich vorbildlich um Kinder und Jugendliche aus Afrika, die illegal eingereist sind. 13.000 Kinder, die meisten aus Marokko und anderen afrikanischen Staaten, wagten 2018 ganz alleine die gefährliche illegale Reise nach Spanien, in Booten oder versteckt in Lastwagen. Wenn sie dann im Süden Spanien ankommen, in Andalusien, hoffen sie alle auf eine Zukunft in Katalonien. Denn dort haben die Behörden ein für ganz Europa vorbildliches Netz der Betreuung geschaffen, um diesen Kindern zu helfen, sich in der spanischen Gesellschaft zu integrieren. In Barcelona etwa leben zurzeit 47 Kinder im „Mas Pins“, einem Zentrum, dass ihnen ein Zuhause gibt, sie in die Schule schickt, in dem Betreuer sich um sie in der Freizeit kümmern und später auch um eine Berufsausbildung.
    Azzedine, Oussama und Aboubak flohen ohne ihre Eltern vor der Gewalt und dem Elend in ihrer Heimat, und sie schafften es irgendwie, die lebensgefährliche Reise übers Mittelmeer zu überleben. Tausende Kilometer entfernt von ihren Eltern, hoffen sie nun, Bürger Europas zu werden – ihre Betreuer, Lehrer und die Behörden in Katalonien helfen ihnen dabei, vom Zeitpunkt ihrer Ankunft bis zum Alter von 21 Jahren.
    (2): Mali: Sahel – Die Front der Dschihadisten
    Im Norden von Mali kämpft die Armee gemeinsam mit Soldaten aus Frankreich, Niger und Burkina Faso gegen Dschihadisten. Seit 2012 kontrollieren islamistische Extremisten, als sogenannte „Ableger von Al Kaida“, den Norden Malis – sie nutzten einen Aufstand der Tuareg-Separatisten und die Schwäche der Regierung in Bamako aus, um an Einfluss in der ohnehin fragilen Sahelzone zu gewinnen. Aber trotz der französischen Intervention und des gemeinsamen Einsatzes der Streitkräfte der G5-Länder kontrollieren die Terroristen immer noch einen großen Teil dieser Region. Von dort aus weiten sie ihren Einfluss in Richtung Burkina Faso und Niger aus. Der ARTE-Reporter berichtet über den Kampf der Franzosen und Afrikaner gegen den Terror in einem riesigen Gebiet, das nur schwer unter Kontrolle zu bekommen ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.02.2020arte
  • Folge 5 (52 Min.)
    (1): Australien: Ein glutheißer Sommer …
    49° in Sydney, 10 Millionen Hektar Wald und 2.000 Häuser verbrannt, 32 Tote – Australiens Sommer-Katastrophe.Rein wirtschaftlich kalkuliert, soll der Schaden nach Schätzungen der Versicherer bei 2 Milliarden Dollar liegen – biologisch gesehen sind wohl 1 Milliarde Tiere verbrannt, auf den 10 Millionen Hektar Wald, die das Feuer vernichtete. Die ganze Welt schaute erschrocken auf das Desaster, das große Verglühen ganzer Landschaften im Outback und die gewaltigen Rauchwolken über Australiens Städten. Der Klimawandel ist mit schuld daran, so viel scheint sicher, auch die Skeptiker in Down Under äußern sich nun anders darüber als vor der Katastrophe.
    Der Abbau der Kohle zur Erzeugung von Strom hat Australien reich gemacht, aber Strom aus Kohle hat auch die Erde aufgeheizt; Schließlich pumpten die Minengesellschaften so viel Wasser ab, dass ganze Flüsse trocken fielen und der Grundwasserspiegel gleich mit – und oben auf der Erde vertrocknete das Grün. Viele Australier wollen jetzt neu nachdenken, über Energie, Politik, Wirtschaft, Natur, Umwelt, Klima, und wie das alles zusammenhängt.
    (2): Bangladesch: Den Kopf über Wasser halten
    Jedes Jahr treffen immer wieder neue Wirbelstürme Bangladesch und überschwemmen es mit gewaltigen Fluten. Als ob die jährlichen Stürme und Wassermassen nicht schon schlimm genug wären für Bangladesch, droht nach Aussage von Experten bis 2050 wohl zwei Dritteln seines Territoriums der Untergang – dank des steigenden Meeresspiegels, aufgrund des Klimawandels. Damit würden 40 Millionen Menschen vom Meer vertrieben. Deshalb versuchen viele Menschen in Bangladesch, diesem fatalen Schicksal zu entkommen. Sie bauen dort bereits heute schwimmende Krankenhäuser und Schulen und sie bemühen sich, die Landwirtschaft für die Zukunft auszurüsten. ARTE-Reporter trafen drei Menschen in Bangladesch, die die Hoffnung nicht aufgeben, den Fluten in Zukunft trotzen zu können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.02.2020arte
  • Folge 6 (52 Min.)
    (1): USA: Nicht willkommen im Land der Träume
    Illegale Migranten aus Südamerika sind dank Donald Trumps Politik nicht willkommen im Land ihrer Träume. Über 1 Million illegale Migranten wurden letztes Jahr in den USA verhaftet, um sie möglichst schnell wieder abzuschieben. Denn die Regierung unter Donald Trump hat die Bekämpfung der illegalen Einwanderer ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Einmal aufgespürt, werden sie wie Kriminelle behandelt: Sie sitzen monatelang in Abschiebehaft, werden nur mit elektronischen Fußbändern freigelassen, und die Behörden üben Druck auf sie aus, damit sie erst gar nicht auf die Idee kommen, einen Asylantrag zu stellen.
    ARTE-Reporter haben einen jungen Mann aus El Salvador von der Grenze in Mexiko bis nach Washington begleitet: José ist 25 Jahre alt, er floh aus seiner Heimat, weil kriminelle Banden dort gedroht hatten, ihn umzubringen. Sein Onkel hilft ihm, dort Fuß zu fassen, er selber lebt seit 14 Jahren illegal in den USA – mit zwei Jobs, um irgendwie durchzukommen – und er zeigt José, wie hart das Leben für die Migranten ist.
    (2): Schweden: Die Eisenerzmine frisst Kiruna
    Bei Kiruna, nahe am Polarkreis, schürfen sie seit 120 Jahren Eisenerz: Die Stadt muss nun der Mine weichen. Die nördlichste Stadt Schwedens, nördlich des Polarkreises, wurde vor über 120 Jahren als Siedlung für das Eisenbergwerk Kiruna gegründet, auf dem bis heute größten Vorkommen von Eisenerz in der ganzen Welt – 90 Prozent allen Eisenerzes in Europa liegen hier. In diesen 120 Jahren gruben sie bis zu 1.775 Meter tief in den Berg, um das Erz zu fördern, und so wurde aus der ersten Siedlung Kiruna ein heute veritables Städtchen mit 23.000 Einwohnern. Nun nähern sich die Stollen unaufhaltsam der Stadt, denn auch unter ihrem Zentrum liegt Eisenerz. Deshalb muss nun die ganze Stadt umziehen, bis 2040, samt Häusern, Schulen, Kirchen, Straßen, Autobahn und Eisenbahn. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.02.2020arte
  • Folge 7 (52 Min.)
    (1): Algerien: Abhauen oder weiter kämpfen?
    Im Februar 2019 demonstrierten tausende Algerier gegen ihre Regierung – heute regiert die Armee das Land. Als vor einem Jahr der alte und schon sehr lange gebrechliche Präsident Abdelaziz Bouteflika es für ganz selbstverständlich hielt, dass sein Volk ihn sicherlich auch noch ein fünftes Mal in Folge wiederwählen würde, brach eine Welle der Empörung aus: Nach einen anonymen Aufruf auf Facebook versammelten sich am 22. Februar 2019 tausende Algerier in den Straßen und protestierten gegen die Clique da oben an der Macht.
    Wochen später trat Bouteflika zurück, wohl auch auf Druck der Armee, und die Algerier hofften, das sei nur der Anfang des Regimewechsels gewesen, gefolgt von der Erschaffung einer wirklichen Demokratie im Land, mit freier Rede, freier Presse, Chancengleichheit und wirtschaftlichem Aufschwung. Die Armee hatte den revolutionären Schwung der Bürger genutzt und die Regierung übernommen – Optimisten wollten glauben, sie sichere nur den Übergang zu einer neuen Regierung … Doch die Armee griff dann hart durch gegen die Proteste: Verhaftungen, Repression, Zensur.
    Viele junge Leute in Algerien fühlen sich betrogen von der Armee: Denn offensichtlich nutzte sie die Proteste nur aus, um ihre eigene Position im Land zu stärken und um einen Präsidenten nach ihrem Gusto an die Macht zu bringen. Ein Jahr danach kehrten ARTE-Reporter unter schwierigen Umständen zurück ins Land: Sie trafen junge Leute, die zermürbt wurden vom Machtspiel der Armee, und andere, die noch immer nicht aufgeben wollen – trotz alledem.
    (2): Togo: Tramadol, Schmerzmittel und Droge
    Das Schmerzmittel Tramadol, ein Opioid, wurde zur Alltagsdroge in Togo und anderen afrikanischen Ländern. Viele Menschen in Togo wollen mit dem Schmerzmittel Tramadol ihren harten Alltag besser bewältigen, ihre Müdigkeit überwinden und sich leistungsstärker fühlen. Das ist natürlich ein Irrtum, denn bei längerem Gebrauch werden sie abhängig von dem Opioid, die Dosen immer höher und die Auswirkungen auf ihre Gesundheit lebensgefährlich. Ein für die Händler sehr lukrativer Schwarzmarkt bedient die Bedürfnisse der Süchtigen – seit ein paar Jahren breitet sich der Tramadol-Missbrauch immer mehr aus, in ganz Afrika. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.02.2020arte
  • Folge 8 (52 Min.)
    (1): Argentinien: Gletscher in Gefahr
    In Patagonien haben die Gletscher durch den Klimawandel von 2000 bis 2018 gut vier Stockwerke an Höhe verloren.In Grönland, in der Antarktis und im Himalaja schmelzen die Gletscher und in Argentinien besonders schnell, haben die Experten vom Weltklimarat ermittelt: In den Anden haben sie vier Stockwerke an Höhe verloren, in nur 18 Jahren, von 2000 bis 2018. Im Nationalpark Los Glaciares leidet der Upsala Gletscher mit seinen 750 Quadratkilometern Fläche in den letzten 20 Jahren am meisten: Jedes Jahr zieht er sich um 300 Meter zurück und schmilzt gut 20 Meter in der Höhe ab.
    Allerdings hält sich der berühmteste Gletscher in Patagonien, der Perito Moreno, noch immer im stabilen Gleichgewicht mit seinen 250 Quadratkilometern Fläche, das ist doppelt so groß wie Paris. Er ist einer der wenigen Gletscher in der Welt, dem der Klimawandel bis jetzt nichts anhaben konnte. Allerdings wollen die Argentinier in Patagonien nun zwei Staudämme zur Erzeugung von Elektrizität bauen – die argentinischen Ureinwohner, die Mapuche und die Tehuelche, fürchten, die Staudämme könnten das Gleichgewicht zwischen Natur und Spiritualität zerstören.
    (2): USA: Die wahre Legende der „Black Cowboys“
    Im Süden von New York erinnern die „Black Cowboys“ an eine von vielen vergessene wahre Western-Legende.Auch schwarze Cowboys trieben im 19. Jahrhundert große Rinderherden quer durch die USA, das haben die Regisseure von Hollywood jahrzehntelang vergessen oder einfach ignoriert: Für sie waren die Cowboys immer Weiße. In Wahrheit aber war ein gutes Drittel der Cowboys damals schwarz. Die Mitglieder des Vereins „Black Cowboys“ halten die Traditionen ihrer Ahnen im Wilden Westen hoch, ausgerechnet nahe den Häuserschluchten von New York. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.02.2020arte
  • Folge 9 (52 Min.)
    (1): Pakistan: Die „Gespenster“ von Karatschi
    In der größten Psychiatrie Asiens leben 1.700 Patientinnen – in Karatschi nennen sie die Frauen „Gespenster“. Das Bilquis Edhi House im Norden von Karatschi in Pakistan ist mit 1.700 Frauen auf 250 mal 120 Meter Grundfläche das größte psychiatrische Krankenhaus für Frauen in ganz Asien. Dort ist es niemals still: Tag und Nacht hört man die Klagen der Frauen auf den geschlossenen Stationen. Doch nicht alle Frauen, die hier behandelt werden, sind psychisch krank. Viele wurden Opfer der Gewalt: Von ihren Männern geschlagen, misshandelt von den Schwiegereltern und in ständiger Furcht, verstoßen zu werden, leben sie mit dem Stigma, dass nur sie schuld sind am Scheitern ihrer Ehe.
    Aber im konservativ gesinnten Pakistan gilt eine Frau nichts ohne ihren Mann, ohne ihre Familie. Das treibt viele Frauen in die Depression. Der einzige Ort, an dem sie Zuflucht finden, ist das Bilquis Edhi House, das einzige kostenlose psychiatrische Krankenhaus des Landes, verwaltet von der NGO Edhi. Dort leben die meisten Frauen abgeschnitten von allen familiären Bindungen, für die Leute draußen sind sie weggesperrt, wie „Gespenster“, deren Anblick einen in Angst und Schrecken versetzt.
    (2): Griechenland: Überleben als Migrantin auf Lesbos
    Solidarität unter Frauen – das ist das Überlebens-Rezept der Migrantinnen im Lager Moria auf der Insel Lesbos. Fereshta Azimi stammt aus Afghanistan. Im Lager Moria gibt sie jeden Nachmittag Englischunterricht für andere Flüchtlingsfrauen. So versucht Fereshta, den Frauen zu helfen, ihnen wieder Vertrauen zu geben. Ihre Arbeit ist eine winzige Geste, aber umso wichtiger für die Frauen im Lager: Das Warten auf eine Aufenthaltsgenehmigung für ein europäisches Land kann Monate oder sogar Jahre dauern. Die meisten Migrantinnen, die auf dem Seeweg in Griechenland ankommen, stecken monatelang im Elend des Lebens in Moria.
    Gut ein Drittel aller Flüchtlingsfrauen sind nach ihrer Ankunft in Griechenland Opfer von Gewalt geworden. Selbst eine Dusche mitten am Tag kann im Lager gefährlich sein. Das ursprünglich für 3.000 Personen geplante Lager auf Lesbos beherbergt heute mehr als 10.000 Menschen, die Bedingungen haben sich in diesem Winter noch weiter verschlechtert. Fereshta träumt wie alle im Lager von einer besseren Zukunft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.03.2020arte
  • Folge 10 (52 Min.)
    (1): Syrien: Auf der Flucht aus Idlib
    Neun Jahre nach dem Beginn der Revolution in Syrien ist Idlib die letzte schwer umkämpfte Region der Rebellen. Eingeklemmt zwischen der türkischen Armee auf der einen Seite und der Armee des Diktators Assad auf der anderen, versuchen die Bürger in der Region Idlib, irgendwie zu überleben – wer fliehen kann, der flieht vor den Bomben des Regimes, das unterstützt wird von Russland und dem Iran. Die UNO spricht inzwischen von „der größten menschlichen Horror-Geschichte des 21. Jahrhunderts“: Seit dem Beginn der Kämpfe um Idlib im Dezember vergangenen Jahres sind gut eine Million Menschen geflohen, 80% der Geflüchteten sind Frauen und Kinder. Die ARTE-Reporter sind auch Syrer; sie fuhren zu den Trecks der Geflüchteten aus Idlib und begleiteten die verzweifelten Menschen auf ihrem Weg in eine neue Ungewissheit.
    (2): Indien: Die flammenden Flöze von Jharia
    Seit hundert Jahren schon, also seit in der Gegend Kohle abgebaut wird, brennt die Erde in der Region Jharia. Niemand hier scheint in der Lage, diese unterirdischen Feuer zu löschen, die das Leben einer halben Million Inder bedrohen. „Überall gibt es nur das: Kohleminen und Brände, Rauch und Staub.“ Die regionalen Umweltbelastungen sind hoch. Wir sind in der Region Jharia im Nordosten Indiens, westlich von Kalkutta. Auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern liegt dort eines der bedeutendsten Kohlevorkommen weltweit. Der Steinkohlebergbau fördert einerseits die Kohlebrände, da er dem Luftsauerstoff Zutritt zur Kohle verschafft, andererseits beeinträchtigen die Brände den Fortgang des Bergbaus.
    Um zu überleben, klauben die Einwohner Kohlebrocken von Hand auf – zu Fuß zwischen riesigen Fördermaschinen und Kippern. Ein oder zwei Euro am Tag können sie mit dieser gefährlichen Arbeit verdienen. Der Rauch der Brände verursacht bei den Bewohnern des dicht besiedelten Gebietes Lungen- und Krebserkrankungen. Vor zehn Jahren hat die indische Regierung für eine Milliarde Euro ein großes Umsiedlungsprogramm für 80.000 Menschen aufgelegt. Nur 2.000 Menschen sind dem Umzug in eine Schlafstadt zehn Kilometer weiter gefolgt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.03.2020arte
  • Folge 11 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Der große Schlaf
    Jeden Tag zwingt das Coronavirus noch mehr Menschen ins Haus. Wie verändert es den Alltag in anderen Ländern?Ob Los Angeles, Mailand, Peking, Tokio oder Dakar – nichts und niemand scheint das Coronavirus aufhalten zu können. Wie verändert sich das Leben der Menschen, wie reagieren die Verantwortlichen in den anderen Ländern auf diese noch nie erlebte Herausforderung? ARTE-Reporter berichten aus ihrer alltäglichen Perspektive, wie ein Virus die ganze Welt dazu zwingt, innezuhalten, um zu überleben.
    (2): Sibirien: Die Helden der Urzeit
    Zwei Männer wollen die Welt vor dem Klimawandel retten, indem sie die sibirische Tundra in die Urzeit versetzen.Sergeij Zimow ist ein russischer Geophysiker, international anerkannt und mit guten Kontakten bis nach Harvard in Cambridge, USA. Gemeinsam mit seinem Sohn Nikita will er verhindern, dass der Permafrostboden in Sibirien durch den Klimawandel weiter auftaut. Denn das sibirische Eis im Boden birgt nicht nur Mammutknochen, sondern auch Mikroben, die, einmal aufgetaut nach zehntausenden Jahren Gefrierschlaf, mit ihren CO2- und Methangas-Ausdünstungen das Welt-Klima unrettbar kippen könnten. Diese eiszeitliche Bombe wollen die beiden Männer mit ihrem „ Pleistozän-Park „ entschärfen. Im Großen und Ganzen geht es darum, die Tundra wie vor 20 000 Jahren mit der Hilfe von Rentieren, Bisons und Moschusochsen in eine kalte Steppe zu verwandeln – und wenn die Genetiker im Harvard endlich vorankommen, wohl auch mit einer Riesenherde Mammuts. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.03.2020arte
  • Folge 12 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Die neuen Regeln
    Ein Drittel aller Menschen muss nun im Haus bleiben. Wie leben sie damit im Alltag, in Bogota oder in Perth? Von überall auf der Welt zeigen unsere Korrespondenten, wie die Pandemie das Leben der Menschen verändert hat. Vieles ähnelt sich, manches ist ganz anders – aber überall suchen sie ihre eigenen Wege, mit den Ausgangssperren und der Angst vor dem Virus und seinen möglichen Folgen umzugehen. Sie erfinden neue Regeln, um ihren Alltag zu bewältigen, die Arbeit, das Einkaufen, den Sport und die Entspannung. Das ist auch wichtig für den Tag nach der Pandemie, denn keiner kann heute genau vorhersagen, wann das Virus besiegt ist, welche Schäden danach bleiben, vor allem für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze. Sicher ist nur, dass das Leben danach anders sein wird für die Menschen in Tokio, Algier, Los Angeles oder Teheran – und auch für ihre treuen Begleiter, die Tiere.
    (2): Italien: Vom schönen Virus der Solidarität
    In Rom müssen alle zuhause bleiben, aber viele unterstützen diejenigen, die sich nicht selber helfen können. Nach fast einem Monat Ausgangssperre in den Städten Italiens brechen viele Freiwillige immer wieder ihren Hausarrest, aus purer Solidarität mit ihren Mitmenschen: In Centocelle, einem Viertel in Süden von Rom für die weniger Begüterten, unterstützen Sara, Antonella und Carlos vom Verein „Appui Mutuel (GAM)“ die Leute, die sich selber nicht mehr helfen können, weil sie alt und gebrechlich sind, behindert, oder weil sie einfach Angst haben rauszugehen. Sofort nach der Verhängung der Ausgangssperre durch den Ministerpräsidenten Giuseppe Conte setzte sich im ganzen Land eine kleine Armee solidarischer Helfer in Marsch.
    Die Bewegung „ Libera Assemblea di Centocelle (LAC) „, eigentlich gegründet, um Zeichen zu setzen gegen die Ausschreitungen rechtsextremer Gewalttäter, fand in ihren Reihen in kaum einer Woche über hundert freiwillige Helfer: Sie kaufen ein für die Bedürftigen und holen Medikamente für sie in den Apotheken. Psychologisch und juristisch geschulte Mitarbeiter beraten per Telefon. Der Zusammenhalt innerhalb der Familie ist nach wie vor sehr wichtig in Italien. Hinzu kommt die große Solidarität untereinander in den ärmeren Vierteln Italiens, die häufig geprägt sind von extrem linken und antifaschistischen Bewegungen. Junge Leute übernehmen freiwillig Aufgaben des Staates, aus purer Solidarität in den Zeiten der Pandemie.
    (3): Afghanistan: Eine Bürgermeisterin gegen die Taliban
    Zarifa Ghafari ist die jüngste und erste Frau als Bürgermeisterin in einer Stadt an der Grenze zu den Taliban. In einer der konservativsten und gefährlichsten Regionen Afghanistans regiert die 26-jährige Bürgermeisterin Zarifa Ghafari. Aus Sicherheitsgründen lebt sie in Kabul und muss täglich die 50 km zu ihrem Amtssitz in Maidan Shar pendeln. Die Menschen in ihrer Provinz haben das Vertrauen in die Regierung verloren und unterstützen mehrheitlich die Taliban. Zarifa Ghafari aber will das Vertrauen der Bevölkerung wiedergewinnen und macht sich auch dadurch viele Feinde.
    Nach 40 Jahren Krieg ist Afghanistan immer noch weit davon entfernt, friedlich zu sein. Im Jahr 2001 marschierten die USA und ihre westlichen Verbündeten in Afghanistan ein, um das Taliban-Regime zu zerschlagen und die Ordnung wiederherzustellen. Die Hoffnung war groß, dass es dem afghanischen Volk diesmal gelingen würde, Frieden zu finden und das Land wiederaufzubauen. Das ist gescheitert, vor allem an der Korruption im Land. Es sind vor allem die ärmeren ländlichen Landesteile, 60% des Landes, die sich den Taliban angeschlossen haben.
    Für die Bauern ist ein starker Moral- und Stammeskodex oft wichtiger als alles, was aus dem Westen kommt. Ihnen gelten alle Bemühungen internationaler Organisationen und NGOs, das Land zu modernisieren und Bildung zu bringen, als gefährlich und böse. An der Grenze der Stadt beginnt das Gebiet des Taliban Kommandeurs Musafer. Seit 11 Jahren kämpft er auf Seiten der Taliban, in den Bergen 50 km westlich von Herat, einem Staat im Staat – auch gegen die Bürgermeisterin Zarifa Ghafari. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.04.2020arte
  • Folge 13 (52 Min.)
    (1): China: Tagebuch nach der Quarantäne
    Nach den Wochen der Ausgangssperre wegen des Coronavirus kehrt Peking zum Alltagsleben vor der Krise zurück.Es erscheint den Menschen in Peking in diesen Tagen wohl wie ein ersehntes Licht am Ende des Tunnels, denn allmählich lockern die Behörden die strengen Ausgangssperren im Land, nach dem Eindämmen der Pandemie durch Covid 19. Ein prominentes Zeichen dafür ist die Tatsache, dass chinesische Touristen jetzt wieder auf der Großen Mauer spazieren gehen dürfen. Allerdings stehen alle Menschen noch immer unter verschärfter Beobachtung, die Kontrollen sollen ein Wiederaufflackern der Pandemie verhindern. Diese verschärfte Überwachung aus der Coronavirus Krise wird den Alltag der Chinesen wohl auch in Zukunft weiter begleiten.
    (2): Syrien: Idlib fürchtet das Coronavirus
    Seit der Waffenruhe fallen keine Bomben mehr auf das belagerte Idlib, doch nun bedroht sie das Coronavirus.Die zwischen Moskau und Ankara verhandelte Waffenruhe ab dem 6. März beendete die schweren Bombardements auf die belagerte Region Idlib im Nordosten Syriens. Sie gilt der Regierung des Diktators Assad als letztes Bollwerk der Rebellen gegen sein Regime. Nun allerdings fürchten fast vier Millionen syrische Geflüchtete in ihren improvisierten und überfüllten Lagern einen neuen unsichtbaren Feind, das Coronavirus. Die Pandemie hätte hier verheerende Folgen. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs flohen über 70 Prozent des medizinischen Fachpersonals aus ganz Syrien, in den Monaten der Kämpfe um Idlib wurden über 60 Gebäude zerstört, in denen Kranke irgendeine medizinische Versorgung erhalten könnten.
    In einem der letzten der noch praktizierenden Krankenhäuser kämpfen sie mit einem akuten Mangel an medizinischem Material, Geräten und Medikamenten; sie schaffen es kaum, den täglichen Ansturm an „normalen“ Patienten zu behandeln. Niemand hat in Idlib die medizinische Ausrüstung, um mit dem Coronavirus fertig zu werden. Deshalb rufen die Ärzte und Pflegekräfte der Region nach internationaler Hilfe.(3): Belgien: Der Hafen von Antwerpen bleibt aufIn der Coronavirus Krise sichert der Hafen von Antwerpen weiterhin die Versorgung von Belgien und der EU.
    Der zweitgrößte europäische Hafen, gleich nach Rotterdam, ist auch in normalen Zeiten eine der wichtigsten Drehscheiben für den Warenverkehr in Richtung Belgien und in viele Länder der Europäischen Union. Per Dekret des zuständigen Ministers bleibt der Hafen von Antwerpen auch in den Zeiten der Coronavirus Krise in den nächsten Wochen geöffnet, für die An- und Weiterlieferung des Lebensnotwendigsten wie Lebensmittel, Benzin und die dringendsten Produkte des täglichen Bedarfs. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.04.2020arte
  • Folge 14 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Wie geht es, Afrika?
    Vielen Ländern Afrikas fehlt es medizinisch gesehen an allem, um der Pandemie durch Covid-19 zu widerstehen.Nachdem einige Länder Afrikas die Ebola-Epidemie allmählich in den Griff bekommen haben, kündigt sich nun ein neuer Schrecken an: das Coronavirus. Beinahe alle Regionen auf dem afrikanischen Kontinent scheinen zurzeit betroffen zu sein und überall versuchen sie, den Kampf aufzunehmen. Doch die Mittel sind in jeder Hinsicht begrenzt. Wenn schon die reichen Industrieländer mit ihren hoch entwickelten Gesundheitssystemen große Mühe mit dem Coronavirus haben, wie schwer wird es erst Afrika treffen – vor allem die Mehrheit der armen Leute dort?
    (2): Indien: Ausgangssperre? Eigentlich unmöglich …
    1,3 Millionen Inder sollen 21 Tage lang zuhause bleiben und 1 Meter Abstand halten – eigentlich unmöglich.Auch in Indien breitet sich das Coronavirus schnell aus, deshalb verkündete Premierminister Modi Ende März eine dreiwöchige Ausgangssperre für alle Bürger im ganzen Land. Auch der öffentliche Personennachverkehr wurde eingestellt. Doch wie sollen die Einwohner eines der am dichtesten bevölkerten Länder der Welt, mit oftmals sehr beengten Wohnverhältnissen, den geforderten Abstand von 1 Meter voneinander einhalten, wenn 10 Menschen in zwei Zimmern leben? Wie soll man sich zehnmal am Tag die Hände waschen, wenn der nächste Wasserhahn am Ende der Straße angebracht ist, nicht weit von der einzigen Toilette, die 100 Menschen nutzen? In einer Armensiedlung wie Sangam Vihar ist es eigentlich unmöglich, der Aufforderung des Premierministers Folge zu leisten.
    Hier am Rande von New Delhi gibt es ein einziges „Hospital“. Unter prekären hygienischen Verhältnissen kümmert sich nur eine Krankenschwester um die Kranken – ohne Ventilator und Beatmungsgerät; mit bloß einen Mundschutz und einem Paar Schutzhandschuhe.Immerhin eine kleine NGO bemüht sich in New Delhi nach Kräften, die Krankenstationen in den Armenvierteln mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Behörden erteilten den freiwilligen Helfern eine Sondergenehmigung, damit sie an den zahlreichen neuen Kontrollposten der Polizei nicht aufgehalten werden.
    (3): Taiwan: Diskretes Vorbild gegen Covid-19
    Taiwan mit seinen 23 Millionen Einwohnern hat im weltweiten Vergleich eine der niedrigsten Infektionsraten.Der demokratische Inselstaat Taiwan liegt nur 180 Kilometer entfernt von China, dem ersten Epizentrum der Pandemie – und doch ist es dort gelungen, die Zahl der Infizierten und der Toten erstaunlich klein zu halten. Die Regierung handelte noch vor den ersten Ratschlägen der Weltgesundheitsorganisation auf eigene Faust, dabei orientierte sie sich an den Erfahrungen aus der SARS Epidemie von 2003. Bereits nach den ersten Meldungen aus China über das neue Virus erließ Taiwan Maßnahmen zur Eindämmung, ohne damit im weiteren Verlauf seine Demokratie, die Pressefreiheit oder die Wirtschaft zu beschädigen.
    Aus diplomatischer Sicht ist das vor allem deshalb interessant, weil China das eigenständige Taiwan bis heute als seine eigene Provinz ansieht. Aber anders als die rote Diktatur Chinas hat die demokratische Regierung von Taiwan ihr ganz eigenes bürgernahes Modell gegen die Pandemie entwickelt, diskret, demokratisch und effizient – ein Modell für viele Staaten, nicht nur in Asien. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.04.2020arte
  • Folge 15 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Allmählich wächst die Hoffnung
    Covid-19 ist noch lange nicht besiegt, aber in manchen Ländern der Welt gibt es erste, kleinste Fortschritte. Noch wirkt die Welt wie gelähmt, im Klammergriff des Coronavirus, doch hier und da wächst leise die Hoffnung auf eine allmähliche Rückkehr in einen wenigstens halbwegs „normalen“ Alltag. Aber Länder und Regionen wie Gaza, Kambodscha, Sri Lanka, Elfenbeinküste oder Südafrika sind noch nicht so weit: Sie aber hoffen immerhin, dass sie das Schlimmste vielleicht schon hinter sich haben …
    (2): Mali: Warum die Gewalt nicht aufhört
    Seit 2012 wird Mali erschüttert von der Gewalt zwischen den Ethnien und dem Terror der Dschihadisten. Das Zentrum Malis und der Norden kommen seit 2012 nicht zur Ruhe. Die Konflikte der Ethnien im Land und der Terror der Dschihadisten versetztendas Volk in Angst und Schrecken. Dörfer, die früher trotz religiöser und ethnischer Unterschiede friedlich nebeneinander lebten, sind heute bis aufs Blut verfeindet. Der malische Reporter Ousmane Samassekou zeigt uns in seiner Reportage, wer da warum gegen wen kämpft. Anders als einem weißen Reporter ist es ihm gelungen, Menschen vor die Kamera zu holen, die uns den Konflikt in ihrem Land aus ihrer eigenen Sicht erzählen.
    (3): Madagaskar: Neue Wege aus der Armut
    Wie eine pensionierte Ärztin in ihrer Heimat im Hochland Madagaskars gegen die Armut ihrer Leute kämpft. Bioholzkohle aus trockenem Steppengras und Reisabfällen selber machen, das klingt verrückt, aber es ist ein erster Schritt aus der Armut im Hochland von Madagaskar. Eine madagassische Ärztin unterstützt nach ihrer Pensionierung die Menschen in ihrer alten Heimat: Finanziert durch Spenden und begleitet von einem kleinen Team ihrer Organisation Zahana, bringt Dr. Ihanta seit einigen Jahren immer wieder Pläne mit, die den 8OO Einwohnern von Fiadanana helfen, sich selber zu helfen: Eine Schule bauen, eine Wasserleitung ins Dorf verlegen, Herde aus Ton töpfern, um nicht mehr auf offenem Feuer zu kochen.
    Die neue Bioholzkohle aus Steppengras und Abfällen der Reisernte lässt sich nicht nur gut verkaufen. Sie verhindert auch den weiteren Kahlschlag der Bäume für Feuerholz. Seit mehreren Jahren schon lässt Dr. Ihanta die Schulkinder rings um die Schule Bäume pflanzen. Sie will mit Hilfe der Schüler und der Dorfbewohner die Gegend aufforsten. 15 000 Bäume wollen sie pflanzen, um das kahle Hochland wieder zu begrünen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.04.2020arte
  • Folge 16 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Die Welt hat Hunger
    In vielen Ländern, nicht nur bei den Ärmsten, wächst die Sorge vor Hungersnöten, als eine Folge der Pandemie.Der Lockdown in den Zeiten von Covid-19 hat die Wirtschaft überall auf der Welt für Wochen gelähmt, auch in der Landwirtschaft fehlt es an Arbeitskräften, um die Felder zu bestellen und die ersten Ernten einzubringen. Die Sorge wächst, dass manche Lebensmittel demnächst sehr knapp werden könnten. In den armen Ländern mit ihren Tagelöhnern können sich zu viele Menschen schon nicht mehr das tägliche Essen leisten. Und in den reichen Ländern, wie den USA oder Kanada, werden wegen der vielen neuen Arbeitslosen die Schlangen vor den Lebensmitteltafeln täglich länger.
    (2): Libanon: Die Hisbollah im Krieg gegen Covid-19
    Mit den ersten Coronavirus Infektionen schickte die schiitische Hisbollah 25.000 Freiwillige an die Front.Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bekämpft die islamistisch-schiitische Hisbollah als Miliz und Partei nicht Israel oder protestiert gegen die Regierung des Libanon – sie schickte jetzt 25.000 Freiwillige, Mediziner, Pflegepersonal, Rettungssanitäter und Einsatzkräfte zur Desinfektion in die Schlacht gegen die Ausbreitung von Covid-19 in ihrer Heimat. Als Partei ist die Hisbollah Mitglied in der Regierungskoaltion.
    In den letzten Monaten protestierten hunderttausende Libanesen aller Konfessionen und Gruppen im ganzen Land gegen die Korruption im Land, gegen Amtsmissbrauch und die bittere Armut großer Teile der Bevölkerung. Um das Vertrauen des Volks wieder zu gewinnen, hat die Hisbollah in den Zeiten des Coronavirus 1,8 Millionen Euro ihres eigenen Vermögens zur Verfügung gestellt, um damit drei Krankenhäuser finanziell zu unterstützen: Eines im Süden des Landes, eines in einer schiitischen Vorstadt von Beirut und ein drittes in der Bekaa-Ebene – alle drei liegen in den Bastionen der Hisbollah.
    Allerdings bemüht sich die Hisbollah auch, ihre Offenheit und Toleranz gegenüber den anderen Religionen und Gruppen im Libanon zu beweisen, indem ihre Leute auch Kirchen desinfizieren und Schutzausrüstung selbst in sunnitischen Vierteln verteilen. In den Zeiten der Krise bemüht sie sich, die These zu widerlegen, sie sei als Partei und Miliz lediglich eine Art Staat im Staate Libanon.
    (3): Israel: Palästinenser – ein Volk verfeindeter Brüder
    Seit dreizehn Jahren leben die Palästinenser wie auf zwei verfeindeten Planeten – Gaza und Westjordanland. Die beiden Territorien der Palästinenser, Gaza und Westjordanland, trennt nicht nur das Gebiet des Staates Israel voneinander, zwischen ihnen türmt sich auch eine Mauer von Hass. Entfernt vergleichbar mit dem geteilten Deutschland im Kalten Krieg, wuchs hier in den letzten dreizehn Jahren eine Generation junger Leute heran, deren Familien getrennt wurden durch die Errichtung zweier unterschiedlicher politischer Systeme eines Volkes. In Gaza herrscht die radikalislamische Hamas, im Westjordanland die weit weniger radikale Fatah. Die beiden politischen Lager bekämpfen sich bis aufs Blut, mit bitteren Folgen für politische Gegner und das ganze Volk: Dutzende Menschen starben bereits in diesem innerpalästinensischen Konflikt. Und natürlich schwächen sich die Palästinenser auf diese Weise selber im Konflikt mit Israel und in ihrem Kampf für einen unabhängigen Staat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.05.2020arte
  • Folge 17 (52 Min.)
    (1): USA: Trifft Covid-19 vor allem Arme?
    2,4 Millionen Landarbeiter, viele ohne Papiere und Krankenversicherung, fürchten die Folgen der Pandemie. Während Ärzte und Pflegekräfte zu Recht täglich stehende Ovationen erhalten, denkt kaum jemand in den USA an die 2,4 Millionen Landarbeitenden, die auch für das Überleben der Amerikaner sorgen: Sie pflücken das Obst und Gemüse, das auf Amerikas Teller kommt, und deshalb sind diese Arbeiter und Arbeiterinnen als unentbehrliche Arbeitskräfte eingestuft worden. Sie arbeiten weiter, oft unter prekären Bedingungen, die manchmal ihre Gesundheit gefährden. Aber sie haben keine Wahl: Sie verdienen nicht genug, um krankenversichert zu sein, und ihr Status, eben häufig ohne gültige Papiere, hindert sie daran, finanzielle Hilfe vom Staat zu erhalten. Zu der Angst vor der Ansteckung durch das Virus kommt nun auch noch die Angst vor der Wirtschaftskrise und ihren Folgen für sie hinzu.
    (2): Russland: Flucht in die Datscha
    Im Mai beginnt in Russland die Saison der Datscha – in den Zeiten von Covid-19 die Fluchtburg der Moskowiter. Das Coronavirus ändert auch alles im Alltag der Russen: Die Militärparade am 9. Mai 2020 zum 75. Jahrestag des Sieges gegen Nazideutschland, sie fällt wegen des Virus aus, denn auch die russische Bevölkerung muss jetzt zuhause bleiben, um die Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Traditionell ziehen die Moskowiter in den ersten Maitagen in ihre Datschas auf dem Land, je nach Geldbeutel sind das schmucke Hütten oder hölzerne Paläste. Nun werden viele von ihnen zu Fluchtburgen der Städter – einige sollen sich schon länger dorthin zurückgezogen haben, um der Quarantäne in Moskau zu entkommen.
    (3): Russland: Die Raubfischer aus Nordkorea
    Wie das Regime des Diktators Kim Yong-un Raubfischer auf Seelenverkäufern in internationale Gewässer schickt. Seit mehreren Jahren schon räubern während der Tintenfischsaison im Pazifik, von Juni bis Oktober, tausende nordkoreanische Wilderer in den Gewässern des russischen Fernen Ostens und Japans. In klapprigen Seelenverkäufern plündern sie russische und japanische Fischgründe. Bei Stürmen sinken die nur mit dem Allernötigsten ausgestatteten Kähne gelegentlich, die Leute an den Küsten finden dann die Leichen der Matrosen aus Nordkorea auf ihren Stränden.
    Diese Seeleute sind Opfer ihres Diktators: Wegen der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea, aufgrund seiner steten Bedrohung durch Atomwaffen, hat der Führer Kim Jong-Un die „große Fischerei“ ins Leben gerufen, um seine Armee zu ernähren. Denn Nordkorea hat seine eigenen Fischgründe bereits an China verpachtet. In Dandong, einer Grenzstadt zwischen China und Nordkorea, vermitteln Agenten im Auftrag der nordkoreanischen Regierung Lizenzen an chinesische Boote. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.05.2020arte
  • Folge 18 (52 Min.)
    (1): Coronavirus: Das Schlimmste überstanden?
    In einigen Ländern der Welt gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Pandemie allmählich nachlassen könnte. Erste bescheidene und noch zerbrechliche kleinste Fortschritte zeichnen sich ab im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19, neue Hoffnung keimt. Das Leben nimmt in einigen Ländern allmählich wieder seinen Lauf, noch nicht so wie vor der Krise, obwohl manche sich der Illusion hinzugeben scheinen, dass nun alles wieder so würde wie zuvor. Doch in vielen anderen Ländern geht das Drama weiter – noch ist nicht sicher, ob die Welt das Schlimmste wirklich schon überstanden hat.
    (2): Libyen: Besuch im Hochsicherheitsgefängnis
    Tausende Dschihadisten sitzen in libyschen Gefängnissen. Manche hoffen auf ein neues Reintegrationsprogramm. Seit 2014 kämpft auch Libyen gegen den Terror im Land, denn im Krieg nach dem Zerfall des Regimes von Muammar Gaddafi entstanden dort mehrere radikalislamistische Gruppen, unter ihnen auch der berüchtigte Islamische Staat. Heute ist Libyen in zwei Teile zerbrochen und wirtschaftlich ruiniert. In Bengasi, der größten Stadt im Osten des Landes, sitzen in mehreren Hochsicherheitsgefängnissen tausende islamistische Krieger aus den Ländern Nordafrikas, aber auch Sudanesen, Tschader und Franzosen. Sie zu überwachen und vor Gericht zu stellen, das ist eine schwere Aufgabe für ein Land am Abgrund. Der starke Mann im Osten Libyens, Marschall Haftar, bietet den Terror-Kriegern in einem dieser Gefängnisse ein neues Programm zur Reintegration in die Gesellschaft an. Unsere Reporter durften das Hochsicherheitsgefängnis Kweifiyah besuchen und dort unter scharfer Kontrolle drehen.
    (3): Brasilien: Wie Profitgier den Wald vernichtet
    Die Ausbeutung des Regenwaldes hat unter der Regierung Bolsonarao seit über einem Jahr dramatisch zugenommen. Wo noch vor wenigen Jahren dichter Urwald stand, im brasilianischen Bundesstaat Rondonia im Süden des Amazonasgebiets, ragen heute verkohlte Baumstümpfe aus brandgerodeter Erde, dazwischen weiden weiße Zebu-Rinder. Holzfäller, Rinderzüchter und Sojabauern haben allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres eine Regenwaldfläche von der Größe New Yorks gerodet – ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bewaffnete Kräfte mächtiger Großgrundbesitzer dringen selbst ein in das Schutzgebiet des Volkes der Karitiana.
    Sie legen Feuer und roden den Regenwald. Die Ureinwohner haben Angst, vertrieben zu werden, weil die Regierung unter dem Präsidenten Bolsonaro die Invasoren gewähren lässt. Allein im Amazonasgebiet wurden laut der Organisation Human Rights Watch in den letzten zehn Jahren mehr als 300 Menschen in Folge von Land- und Ressourcenkonflikten getötet. Von den über 300 Tötungsdelikten kamen lediglich 14 vor Gericht. In der Regel wurde also niemand für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.05.2020arte
  • Folge 19 (52 Min.)
    (1): Kolumbien: Der Hunger gefährdet den Frieden
    Wer in Bogota im Lockdown nichts mehr zu essen hat, hängt ein rotes Tuch ans Fenster. Es werden immer mehr.Rote Tücher an Fenstern und Eingängen wurden in den letzten Wochen der Pandemie zum Symbol einer Hunger-Krise in den ärmeren Stadtvierteln der Hauptstadt Bogota. Seit gut zwei Monaten hat die Regierung eine Ausgangssperre angeordnet, um das Gesundheitssystem des Landes nicht in die Katastrophe stürzen zu lassen. Diese Vorsicht zahlte sich bis jetzt aus, Kolumbien hat im Weltvergleich nur wenige Infizierte und Tote zu beklagen.
    Aber zehntausende Menschen sind nun zuhause eingesperrt, können nicht mehr zur Arbeit, und sie fangen an zu hungern, denn eine soziale Absicherung wie in Europa gibt es nicht. Vladimir Rodriguez verteilt im Auftrag der neuen Bürgermeisterin Claudia Lopez Lebensmittelspenden. Bis vor der Pandemie sollte er sich um die Umsetzung des Friedensprozesses in Bogota kümmern. Der Hunger im Lockdown gefährdet nun den fragilen Frieden nach 50 Jahren Bürgerkrieg, sagt er. Denn die Wut der Armen auf die Regierung steigt mit jedem neuen Tag.
    (2): Nigeria: Covid-19 und der Fluch des schwarzen Goldes
    Der Verfall der Rohölpreise in der Pandemie hat auch verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt im Nigerdelta.Nigeria lebt seit Jahrzehnten von der Rohölförderung im Nigerdelta, seit Shell im Jahr 1956 den ersten Förderturm in Oloibiri errichtete. Doch der Reichtum aus den Ölfeldern kommt nur einer Minderheit im Land zugute. Die Menschen und die Natur im Delta leiden an der Ölpest durch viele Lecks in den Pipelines: Pannen der Ölgesellschaften und häufig auch Leckagen nach illegalem Anzapfen der Leitungen durch Schmuggler, Milizen und kriminelle Banden. Jedes Jahr ergießen sich gut 180 000 Tonnen Rohöl in die Mangrovenwälder, das ist so viel, wie beim Schiffbruch der Exxon-Valdez 1989 in Alaska ausliefen.
    Die Leute im Nigerdelta erhalten zwar ein wenig Aufbauhilfe, aber im Wesentlichen ruiniert die Ölförderung ihren Lebensunterhalt durch die Vergiftung von Wasser und Erde. Der Verfall des Ölpreises in den Zeiten der Pandemie wird die Lage wohl noch verschlimmern. Denn nun fehlt das Geld im Staatshaushalt, das in den letzten Jahren immerhin ein wenig ermöglicht hatte, die Schäden für Natur und Mensch teilweise zu kurieren.
    (3): USA: Michael, der „Soldier of Fortune“
    Der Ex-US-Soldat Michael Maldonado hat als Söldner zwei Jahre lang in Syrien für die Kurden gekämpft. Warum?Warum riskiert man als US-Veteran sein Leben in einem Krieg für ein anderes Volk? Michael Maldonado, 32 Jahre alt, aus Emporia in Kansas, ist gerade zurück in seiner Heimat, um drei Kriegsverletzungen aus seinen zwei Jahren auf der Seite der kurdischen YPG gegen den IS auszukurieren: Fitness Studio, Schießübungen mit den Kumpels und abends abhängen in einer Bar. Michael erzählt unserem Reporter Yuri Maldavski, was ihn dazu bewegt hat, nach der Entlassung aus der Armee weiter als Söldner in den Krieg zu ziehen. Viele Söldner, sagt Michael, langweilten sich nur zuhause und kämpften für irgendwen, auch für die Bösen, etwa den Islamischen Staat. Aber er war bei den Kurden – ihre Sache ist gerecht, sagt er, denn sie kämpfen, um ihr Volk gegen Aggressoren zu verteidigen. Wenn er seine Verwundungen auskuriert hat, will er wieder in den Krieg ziehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.05.2020arte
  • Folge 20 (52 Min.)
    (1): Brasilien: Wie Covid-19 das Land tiefer spaltet – Seit Wochen steigt die Zahl der Infizierten und Toten dramatisch, doch Bolsonaro spielt die Gefahren herunter.Südamerika entwickelt sich gerade zum neuen Zentrum der Pandemie und Brasilien, zynisch formuliert, zu seinem populistischen Hotspot: Während dort wöchentlich die Zahl der Neuinfizierten und der Toten steigt und Brasilien auf der Liste der weltweit am meisten betroffenen Länder rasant in Richtung Spitze klettert, hält der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro wenig von Lockdown & Co.Gerade ist schon der zweite Gesundheitsminister von seinem Amt zurückgetreten, weil sein Regierungschef die Gefahr durch Covid-19 systematisch herunterspielt.
    Es werden Massengräber ausgehoben für die Toten durch Corona, das Gesundheitssystem Brasiliens steht kurz vor dem Kollaps – doch Bolsonaro lässt Fitnessstudios und Schönheitssalons wegen ihrer „Systemrelevanz“ wieder öffnen. Immer wieder demonstrieren seine treuen Anhänger, immerhin ein lautstarkes knappes Drittel der Wähler, für seine Politik und gegen die Schutzmaßnahmen vor Covid-19. Das Virus spaltet das ganze Land – oder besser gesagt, es vertieft die Gräben von vor der Pandemie. Unsere Reporter berichten über die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Menschen in einem Land, das immer schneller in Richtung Abgrund zu rasen scheint.
    (2): Indien: Der giftige Müllberg von Ghazipur – Im Osten New-Delhis türmt sich der Müll höher als der Taj Mahal, über 70 Meter, giftig für Mensch und Natur.Auf der Müllkippe von Ghazipur landen seit ihrer Eröffnung 1984 alle Abfälle der indischen Hautstadt New-Delhi, viele Millionen Tonnen, wahrscheinlich auch eine Menge hochgiftiger Sondermüll. Eigentlich sollte sie schon 2002 wegen Überfüllung geschlossen werden, aber daran hielt sich niemand – nun wächst sie weiter, jedes Jahr um 10 Meter in der Höhe.Gleich neben dem Müllberg haben sich viele in einem Slum angesiedelt, die davon leben, die noch verwertbaren Stoffe aus dem Abfall zu sammeln. Ohne jede Schutzkleidung riskieren sie täglich Gesundheit und Leben auf dem stinkenden Berg.
    Viele kamen her, weil sie, vor allem mit Plastikabfall sammeln, mehr Geld verdienten als auf den Feldern in ihren Heimatdörfern. Aber damit ist Schluss, seit die Regierung Einweg-Plastik verboten hat und das Sammeln von Abfall gleich mit.Die Einwohner von Ghazipur versuchen schon lange, sich gegen die Müllkippe zu wehren: Hier stinkt es täglich zum Himmel, giftiger Feinstaub verpestet die Atemluft, Krankheiten der Atemwege und Herzkreislauferkrankungen nahmen in den letzten Jahren drastisch zu, die Abwässer der Kippe vergiften täglich das Grundwasser der ganzen Region. Ein Kollektiv engagierter Bürger bemüht sich sehr, die Behörden endlich zum Handeln zu bewegen.
    (3): DR Kongo: Ihr Leben für die Gorillas – Wieder einmal starben Ranger für die Verteidigung der Gorillas im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Am Freitag, 24. April 2020, geriet ein Konvoi mit Rangern mitten im Schutzgebiet des Virunga Nationalparks in den Hinterhalt einer bewaffneten Gruppe: 13 Ranger und 4 Zivilisten starben bei dem Angriff. Das ist wieder einmal ein schwerer Verlust für die Schutztruppe im Nationalpark. Denn in den letzten 15 Jahren starben bereits 150 Männer bei der Ausübung ihres Dienstes, den Dschungel und die darin lebenden letzten Berggorillas zu schützen. Sie bilden die letzte Verteidigungslinie vor den Wilderern und den vielen bewaffneten Gruppen, die den Wald ausbeuten wollen, sein Holz, sein Öl und die wertvollen Rohstoffe in seiner Erde. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.05.2020arte
  • Folge 21 (52 Min.)
    (1): Lesotho: Die Hungersnot wäre vermeidbar
    In dem kleinen bergigen Königreich Lesotho in Südafrika droht wegen der Trockenheit eine schwere Hungersnot. Gut ein Viertel der Bevölkerung in Lesotho hungert gerade wegen der Trockenheit, vor allem die Kinder sind gefährdet. Eigentlich gibt es dort bereits seit den 60er Jahren eine Methode, die Felder in dem bergig-rauen Lesotho so zu beackern, dass sie das ganze Jahr auch in trockenen Zeiten zumindest die Familien ernähren können. Der Visionär James Machobane hatte damals eine Fruchtfolge speziell für Lesothos schwierige klimatische Verhältnisse ersonnen und gelehrt. Doch heute ist seine Lehre von vielen im Land vergessen worden, wohl auch von der Regierung. ARTE-Reporter haben sich auf eine Spurensuche begeben, denn diese Hungersnot wäre eigentlich vermeidbar.
    (2): China: Erzwungene Geständnisse im TV-Tribunal
    Seit dem Amtsantritt Xi Jinpings 2013 wurden gut 100 erzwungene TV-Geständnisse im Staatssender ausgestrahlt. In den letzten fünf Jahren, seitdem Xi Jinping zum Staatspräsidenten Chinas ernannt wurde, mussten dutzende Anwälte, Journalisten und Menschenrechtler im chinesischen Staatsfernsehen CCTV ihre „Verbrechen gegen Volk und Staat“ gestehen. Gut 100 solcher Geständnisse wurden seit 2013 ausgestrahlt, zum Teil noch vor der Verurteilung der „Täter“. Die Tribunale in Form eines Volksgerichtshofs in digitalen Zeiten sollen die Autorität der Partei gegen alle Zweifler und Kritiker verteidigen.
    Die Inszenierungen der „Geständnisse“ ähneln sich: Mal filmen sie in einer Gefängniszelle, mal in einem extra dafür hergerichteten Raum; die Frauen und Männer gestehen ihre Verbrechen gegen Volk und Regierung nach einem für sie vorbereiteten Manuskript; am Ende entschuldigen sie sich für das, was sie getan haben sollen, ehe sie häufig zu schweren Strafen verurteilt werden. Es ist selten, dass die Opfer oder die Zeugen dieser Prozedur darüber reden. Aber wenn, dann erzählen alles das Gleiche: Sie wurden in der Haft bedroht und gefoltert, damit sie öffentlich gestehen, was man ihnen vorwirft.
    Ein ehemaliger Journalist aus England wurde in China zu einem solchen Geständnis gezwungen. Nach der Haft und der Rückkehr in seine Heimat sah er, dass sein Geständnis vom neuen Auslandssender des chinesischen Staatsfernsehens auch in Europa weiter ausgestrahlt wurde. Er meldete das der britischen Aufsichtsbehörde. Dies ist eine schwerwiegende Anklage gegen das kommunistische Regime in Peking, das gerade eine neue „Weltordnung der Medien“ ganz in seinem Sinne etablieren will. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.06.2020arte
  • Folge 22 (52 Min.)
    (1): Alles Bio
    Aus purer Not begannen die Kubaner vor 30 Jahren, ihre Äcker zum großen Teil auf Bio-Landbau umzustellen. Auf Kuba produzieren heute allein 4.000 landwirtschaftliche Kleinbetriebe in den Städten jährlich 1,5 Millionen Tonnen Gemüse, ohne Pestizide, Herbizide und Kunstdünger – vor allem für die Kunden in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dieses kleine Wunder, und ganz nebenbei der Traum vieler Vordenker in den reichen Industrienationen, entwickelte sich auf der Karibikinsel nach einem historischen Desaster für die rote Diktatur.
    Denn mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 verlor Kuba mit einem Schlag seinen wichtigsten Verbündeten und treuesten Förderer. Nach der Kuba-Krise und dem Embargo durch die USA 1962 war vor allem die Sowjetunion Kubas überlebenswichtiger Handelspartner: Sie lieferte Öl, Pestizide, Kunstdünger und Herbizide. Also rief der große Führer Fidel Castro die Bio-Revolution aus, um eine Hungersnot zu verhindern – Wissenschaftler und Bauern entwickelten über die Jahre Alternativen aus der Natur, um ohne Chemie zu ackern und zu pflanzen.
    Heute sieht man den Erfolg vor allem an den Bienen. Während weltweit die Insekten an der Agrochemie in der Industrielandwirtschaft sterben, sind die Bienen auf Kuba voll in Form. Dort sterben nicht wie bei uns jeden Winter 20 bis 30 Prozent der Völker. Kuba produziert heute Honig garantiert ohne Pestizide, der in der ganzen Welt begehrt ist. Kuba könnte, bei allen seinen Mängeln und Fehlern im System und den gravierenden Verstößen gegen die Menschenrechte, immerhin beim Bio-Landbau ein Vorbild sein …
    (2): Mexiko: Die Kartelle geben sich „viral-sozial“
    Angesichts eines stark geschwächten Staates spielen die Drogenkartelle die Rolle der Samariter gegen Covid-19. Die Pandemie hat auch dem Drogenhandel geschadet. Allerdings nutzen die kriminellen Kartelle gerade die Krise, um sich als Helfer in der Not aufzuspielen. In den sozialen Netzwerken kursieren Videos der „Guten Tat“: Maskierte und schwer bewaffnete Männer verteilen Hilfspakete in den abgelegenen und armen Regionen Mexikos, gefüllt mit Lebensmitteln, Desinfektionsspray und auch Bargeld – auf der Tüte prangt der Stempel der Drogen-NGO. Ihr kriminelles Ziel ist klar, sie wollen um Sympathie werben, in diesen Zeiten, in denen die Regierung unter dem neuen links-populistischen Präsidenten große Mühe hat, das Volk vor der Pandemie und ihren brutalen wirtschaftlichen Folgen zu schützen. Diese neue giftige Saat gegen die Autorität der Behörden könnte aufgehen, denn in Mexiko leben viele Menschen als Tagelöhner, ohne jede soziale Absicherung von Seiten des Staates.
    (3): Hongkong: Die letzte Schlacht um die Freiheit
    Das neue Sicherheitsgesetz, am 28. Mai von Chinas Parlament beschlossen, soll Hongkong wohl in Ketten legen.“Ein Land, zwei Systeme“, so lautete die Garantie für Hongkong bis 2047, beschlossen bei der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China. Doch am 28. Mai schuf Chinas Präsident Xi Jinping Fakten, mit einem neuen Sicherheitsgesetz: Sämtliche Aktivitäten, die China als gefährlich für die nationale Sicherheit einschätzt, soll das neue Gesetz „verhindern, stoppen und bestrafen“. Dabei gehe es um alles was geeignet sei, „das Land zu spalten, die Staatsgewalt zu untergraben“, also „terroristische Aktivitäten und anderes Verhalten“.
    Damit verschärft China dramatisch die Lage für die demokratische Bewegung in Hongkong: Letzten Jahres erst protestierten dort zehntausende gegen das damals geplante Gesetz zur Auslieferung von Straftätern an China – das führte zur größten politischen Krise in der Geschichte Hongkongs. Damals erhoben sich vor allem viele junge Leute, die die garantierten politischen Freiheiten bis 2047 erhalten wollten und sich damit Chinas autoritärem Griff nach Macht und Einfluss widersetzten. Wie reagieren die Akteure der Proteste in Hongkong vom letzten Jahr auf dieses neue Gesetz? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.06.2020arte

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