Nicht erst seit zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt geworden sind, vor einigen Jahren in Österreich, dann in Irland und jetzt in Deutschland, befindet sich die katholische Kirche in Europa in einer tiefen Krise. So vertrauen ihr beispielsweise nur noch 11 Prozent der deutschen Bürger, obwohl offiziell 26 Millionen Menschen dazugehören. Doch der Vertrauensverlust ist älter als die jüngsten Skandale, auch wenn sie die Kirchenflucht befördert haben. Und er betrifft auch nicht nur die katholische Kirche. Womit hängt die Abwendung von der Kirche zusammen? Geht das überhaupt, Glaube an Gott ohne Kirche? Wie muss sich die Kirche ändern, wenn sie die Menschen wieder erreichen will? (1): Deutschland: Die Celebrations der „Jesus-Freaks“ Mit der Amtskirche haben sie nichts am Hut, mit Jesus schon. Er gibt ihrem Leben die Hoffnung, die ihnen bisher gefehlt hat. „Jesus-Freaks“ nennen sie sich, an ihn glauben sie und seinetwegen treffen sie sich in einem ehemaligen Brauereikeller in Berlin, um ihre „Celebrations“ abzuhalten, ihre Art von Gottesdienst. Oberstes Motto: jeder darf so sein, wie er will. (2): Italien: Die Getreuen von Comunione e liberazione In guten Zeiten zur Kirche stehen, dass kann ja jeder, aber jetzt, in Zeiten der Krise, das macht den wahren Gläubigen aus. Schließlich habe die Kirche viel Gutes
getan und tut immer noch viel Gutes, das glauben zumindest die Mitglieder der katholischen Laiengruppe „Comunione e Liberazione“ in Italien ganz fest und sie engagieren sich besonders für junge Leute, die in Schwierigkeiten stecken: Drogenabhängige, Kranke, Arbeitslose, Straffällige. (3): Spanien: Die Kirchenrebellen von Madrid „Der Vatikan muss als Kirche der Macht und des Luxus verschwinden, ich wünsche mir einen Papst, der zusammen mit den Menschen lebt“. An dieser Kernaussage von Padre Enrique de Castro, einem charismatischen Priester der Armen und der „Befreiungstheologie“ orientiert sich der Priester Javier Baeza in der Gemeinde Entrevia (Stadtteil von Madrid) in Spanien. Ein überzeugter Kirchenkritiker aus dem Geist des Christentums heraus. (4): Schweden: Lebensgefahr für Ex-Muslime Nicht nur Christen befinden sich im Konflikt zwischen glaube und Kirche, auch die Anhänger anderer Religionen. Bei den Freitagsgebeten der Moslems gehen auch die Teilnehmerzahlen zurück. Doch ist das Nichtteilnehmen oder weniger Teilnehmen zunächst noch kein Problem, solange weiter geglaubt wird. Wer allerdings ganz damit aufhört, muss nicht nur Bestrafung im Jenseits fürchten sondern ganz konkret im hier und jetzt um sein Leben bangen, denn er verdient damit nach der Scharia – dem islamischen Recht – den Tod. Ein Beispiel aus Schweden. (Text: arte)
