Wir sind Mama! – Eltern mit Behinderung

Kathrin ist alleinerziehend und geistig behindert. In einer betreuten Wohgngruppe hat sie ihren Sohn 17 Jahre lang großgezogen. Nun ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen – für beide. (Text: MDR)

Marina sollte keine Kinder haben. Das sagen zumindest wildfremde Menschen auf Social Media. Denn Marina hat nur noch ein Prozent Sehkraft – und kann somit doch gar nicht in der Lage sein, sich gut um ein Kind zu kümmern. Oder? Die 30-jährige Marina arbeitet als psychologische Suchtberaterin in Marburg, tanzt gerne und hat ihren Partner auf einer Dating-Plattform kennengelernt. Verlieben als Blinde? „Bei uns hat’s verbal gefunkt“, sagt Marina. So einfach das klingt: Besonders als sie schwanger wird, ist sie erneut mit den Vorurteilen konfrontiert, die sie schon in ihrer Jugend viel Kraft gekostet haben. „Der Fokus liegt immer auf dem Nicht-Können“, sagt sie.
Um mit diesen Sichtweisen zu brechen, hat Marina letztes Jahr einen TikTok-Kanal gestartet. Als dailyblind leistet sie Aufklärungsarbeit, erzählt von ihrem Leben mit der dreijährigen Tochter genauso wie ihrem Aufwachsen bei ebenfalls sehbehinderten Eltern oder klärt, wie Blinde träumen. Die Reportage begleitet Marina vom Schminken – ganz ohne Spiegel – bis auf den Spielplatz und verdeutlicht: Mit ein paar Tricks stellt auch ein Klettergerüst kein Problem für sie dar. Problematisch ist für sie nicht die Sehbehinderung an sich – sondern der Umgang der Gesellschaft damit. Und doch hinterfragt auch Marina sich immer wieder, wie sie eine gute Mutter sein kann. (Text: MDR)

Susi ist 28 Jahre alt und lebt in Naumburg. Sie hat bereits eine sechsjährige Tochter und ist nun zum zweiten Mal schwanger. Für Susi ist klar: „Nur, weil ich behindert bin, bin ich trotzdem ein normaler Mensch.“ Sie hat sich schon immer Kinder gewünscht. So hat sie beide Schwangerschaften geplant. Die Reportage zeigt Susi in ihrem Alltag. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Tochter in einer betreuten Wohngruppe der Lebenshilfe Naumburg. Dort bekommt sie Hilfe und Unterstützung, zum Beispiel bei Arztbesuchen oder beim Einkaufen. Da Susi eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, kann sie ihrer Tochter die Gute-Nacht-Geschichten nicht selbst vorlesen, das übernimmt ihre Betreuerin.
Doch Susi schafft auch sehr viel alleine. Sie holt ihre Tochter von der Kita ab, geht mit ihr auf den Spielplatz oder bereitet das gemeinsame Essen zu. Während die Sechsjährige einmal in der Woche mit den anderen Kindern der Wohngruppe betreut wird, macht Susi den Haushalt – putzt, wäscht, bügelt. Susi ist jetzt im siebten Monat schwanger. Wie bereitet sie sich auf die Geburt vor? Wie kann sie, trotz ihrer eigenen geistigen Behinderung, ihre Kinder fördern? (Text: MDR)