Weltreisen Schweden – Corona und der Traum von Bullerbü
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Schweden – Corona und der Traum von Bullerbü
Die Schweden wollen sich ihren Sommerurlaub trotz Corona nicht nehmen lassen. Im Gegenteil, der Traum von Bullerbü hat größere Anziehungskraft denn je. Der Weg, den Schweden wegen der Corona-Pandemie gegangen ist, hat weltweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Freiwilligkeit statt Zwang. Offene Schulen, Läden und Restaurants. Die Zahl der Toten aber ist deutlich höher als in den Nachbarländern. Viele Schweden suchen deshalb Zuflucht in ihrem Sommerhaus oder sind sind froh, rechtzeitig hinaus aufs Land gezogen zu sein. Corona verstärkt einen Trend in Schweden und der heißt: raus aus der Stadt. Ingela André ist schon vor mehr als 30 Jahren in die Provinz gezogen. Damals übernahm sie mit 27 Jahren den kleinen Landhandel von Gustavsfors an der Grenze zwischen Dalsland und Värmland. Im Sommer ein Ort für Kanufahrer und Naturliebhaber, aber ansonsten echte schwedische Provinz. Jobs sind Mangelware. Dabei war Gustavsfors früher eine Industriehochburg. Doch seit Jahrzehnten ist die Gegend im Niedergang. Nun aber gibt es neue Hoffnung. Seit die Welt über Corona spricht, hat zumindest Ingela wieder alle Hände voll zu tun. Ihr Laden hat 50 Prozent mehr Umsatz. Plötzlich kaufen die Menschen wieder bei ihr ein, anstatt in den nächsten größeren Ort zu fahren.
Sicher ist sicher. Und ihr Mann Nils liefert die Waren auch bis an die Haustür. Statt der sonst üblichen 15 Touren muss Nils nun dreimal so viele Haushalte abklappern. Auch Kristoffer und Lena sind froh, den Schritt in die Provinz rechtzeitig gewagt zu haben. Sie sind vor knapp einem Jahr nach Mossviken gezogen, eine Halbinsel am Västra Silen, in der es heute noch so aussieht wie in den Geschichten von „Michel aus Lönneberga“. Der 39-jährige Kristoffer hat sich zusammen mit seiner Frau Lena ganz bewusst dazu entschieden, die Stadt gegen das Land zu tauschen. Er arbeitet als Erzieher in Bengtsfors. Seine Tochter soll in der Natur groß werden. Die Hektik und die teuren Mieten in der Stadt waren ihm einfach zu viel. „Auch ohne Corona die beste Entscheidung unseres Lebens“, sagt Kristoffer. Seit Corona kauft auch er regelmäßig bei Ingela ein, tritt als Musiker im Laden auf und schwört auf den Zusammenhalt, den es hier auf dem Land gibt. Viele der Sommerhäuser sind in diesem Jahr schon seit März bewohnt. Rentner Bertil Baijer ist einer von ihnen. Er ist mit seiner Frau aufs Land gezogen und sagt: „So viel geschafft habe ich noch in keinem Jahr.“ Die Reportage von ARD-Skandinavien-Korrespondent Christian Stichler zeigt die schwedische Provinz in Coronazeiten. (Text: NDR)