Kritisch reisen: Urlaub am Gardasee – (k)eine gute Idee?
45 Min.
„Der Gardasee, das ist mein Herz. Ich liebe es, morgens auf dem Wasser zu sein, wenn die Sonne aufgeht, der See ruhig ist und ich ganz allein hier bin“, sagt Alberto Rania. Er ist der einzige Fischer, der im Norden des Sees noch geblieben ist. Rania kann gut verstehen, dass es so viele Deutsche hierher zieht – in eine wunderschöne Landschaft mit kristallklarem Wasser, Bergen, Olivenhainen und malerischen Dörfern. Es gibt leckeres Essen, guten Wein, man kann wandern, klettern, Rad fahren oder Wassersport treiben.
Und fast überall wird deutsch gesprochen – 70 Prozent der Touristinnen und Touristen kommen aus Deutschland. Raffaello Boni ist heute 73 Jahre alt, hat als Junge im See schwimmen gelernt: „Als Jugendliche sind wir aus dem Dorf zum See gefahren, um die deutschen Mädchen zu treffen, die hier auf den Campingplätzen Urlaub gemacht haben.“ Heute engagiert er sich in der Umweltorganisation Legambiente. Er will den See und die Region retten und fordert ein Umdenken der Behörden. 25 Millionen Übernachtungen pro Jahr werden zur Belastung, findet er: „Durch den Übertourismus geht die Identität der Region und der Menschen hier verloren.
Irgendwann muss man sagen: Stopp! Es reicht jetzt!“ Die Gegend dürfe nicht weiter mit Hotelanlagen und Feriensiedlungen zubetoniert werden. Der L’Espresso-Journalist Paolo Biondani aus Lazise war vor 15 Jahren einer der ersten, der auf die Gefahr von Bauspekulationen, Geldwäsche und den Einfluss der Mafia am Gardasee hingewiesen hat. Er hat Recht behalten. Inzwischen sind acht Unternehmen wegen Mafiaverbindungen unter Zwangsverwaltung gestellt worden.
Dazu zählen Bauunternehmen, Immobilienfirmen und ein Feriendorf. In seinen Artikeln warnt Biondani vor den Folgen des Massentourismus auf die Umwelt. Noch sei die Wasserqualität des Sees gut, aber die Abwässer und die hohen CO2-Emmissionen durch den enormen Autoverkehr seien ein echtes Problem. Wie soll das nur weitergehen? Das fragen sich viele Bewohner hier am See. Die Touristen, die durch historische Orte wie Sirmione schlendern, bekommen davon nichts mit, genießen „la dolce vita“ und sind froh, dass hier im Sommer weder Autos noch Fahrräder fahren dürfen.
Denn dann ginge es in den engen Gassen gar nicht mehr voran. Sirmione, der Ort auf der Halbinsel des südlichen Gardasees, ist so etwas wie der Brennpunkt des Tourismusbooms. WDR-Autorin Justine Rosenkranz hat den Gardasee umrundet und mit denen gesprochen, die vom Tourismus leben, mit Einheimischen und Umweltschützern, die gern etwas ändern würden, und mit Touristen, die im Urlaub die Schönheit des Gardasees genießen. Trotz allem. (Text: WDR)
Und fast überall wird deutsch gesprochen – 70 Prozent der Touristinnen und Touristen kommen aus Deutschland. Raffaello Boni ist heute 73 Jahre alt, hat als Junge im See schwimmen gelernt: „Als Jugendliche sind wir aus dem Dorf zum See gefahren, um die deutschen Mädchen zu treffen, die hier auf den Campingplätzen Urlaub gemacht haben.“ Heute engagiert er sich in der Umweltorganisation Legambiente. Er will den See und die Region retten und fordert ein Umdenken der Behörden. 25 Millionen Übernachtungen pro Jahr werden zur Belastung, findet er: „Durch den Übertourismus geht die Identität der Region und der Menschen hier verloren.
Irgendwann muss man sagen: Stopp! Es reicht jetzt!“ Die Gegend dürfe nicht weiter mit Hotelanlagen und Feriensiedlungen zubetoniert werden. Der L’Espresso-Journalist Paolo Biondani aus Lazise war vor 15 Jahren einer der ersten, der auf die Gefahr von Bauspekulationen, Geldwäsche und den Einfluss der Mafia am Gardasee hingewiesen hat. Er hat Recht behalten. Inzwischen sind acht Unternehmen wegen Mafiaverbindungen unter Zwangsverwaltung gestellt worden.
Dazu zählen Bauunternehmen, Immobilienfirmen und ein Feriendorf. In seinen Artikeln warnt Biondani vor den Folgen des Massentourismus auf die Umwelt. Noch sei die Wasserqualität des Sees gut, aber die Abwässer und die hohen CO2-Emmissionen durch den enormen Autoverkehr seien ein echtes Problem. Wie soll das nur weitergehen? Das fragen sich viele Bewohner hier am See. Die Touristen, die durch historische Orte wie Sirmione schlendern, bekommen davon nichts mit, genießen „la dolce vita“ und sind froh, dass hier im Sommer weder Autos noch Fahrräder fahren dürfen.
Denn dann ginge es in den engen Gassen gar nicht mehr voran. Sirmione, der Ort auf der Halbinsel des südlichen Gardasees, ist so etwas wie der Brennpunkt des Tourismusbooms. WDR-Autorin Justine Rosenkranz hat den Gardasee umrundet und mit denen gesprochen, die vom Tourismus leben, mit Einheimischen und Umweltschützern, die gern etwas ändern würden, und mit Touristen, die im Urlaub die Schönheit des Gardasees genießen. Trotz allem. (Text: WDR)
Cast & Crew
Drehbuch: Justine Rosenkranz
Redaktion: Gudrun Wolter
Drehbuch: Justine Rosenkranz
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