Staffel 1, Folge 1–10

Staffel 1 von „Unser Land in den 90ern“ startete am 08.08.2019 in der ARD Mediathek und am 09.08.2019 im WDR.
  • Staffel 1, Folge 1 (45 Min.)
    Das Jahr 1990: Wir wurden Weltmeister. In den Düsseldorfer Landtag zogen die Grünen ein; und die Kinder im Westen fieberten ihrer ersten Castingshow im Fernsehen entgegen. In Duisburg feierten wir die Zollfreiheit des größten Binnenhafens der Welt. In Köln warf ein spektakulärer Spionagefall tiefe Schatten auf die frische Liebe zwischen Ost und West. Und in Münster stand ein Kälberbaron im größten Skandalprozess des Jahres vor Gericht.
    In der ersten Folge der Reihe erinnert sich der Nationalspieler und ehemalige FC-Kicker Pierre Littbarski an „seine“ WM 1990. Für den kleinen Mann mit der blonden Mähne war es nach zwei verpatzten Titeln die letzte Chance Weltmeister zu werden. Doch es war wie eine Reise in die böse Vergangenheit. Mit den Niederlanden und Argentinien begegnete die Beckenbauer-Elf gleich zwei Mal ihren Trauma-Gegnern aus den Vorjahren. Pierre Littbarski erinnert sich an ein Turnier voller Höhen und Tiefen, bei dem er auch abseits des Rasens richtig aufdrehte. Ministerpräsident Johannes Rau bekam es 1990 mit einer neuen Partei zu tun.
    Die Grünen hatten im dritten Anlauf den Sprung in den Landtag geschafft und sorgten dort für jede Menge Wirbel und Veränderung. Angeführt wurden die zwölf neuen Abgeordneten von der Oberhausenerin Bärbel Höhn, der neuen Sprecherin der Fraktion. Sie würde in den nächsten Jahren noch vieles bewirken. Überschattet wurde die Wahl jedoch von einem tragischen Ereignis. Oskar Lafontaine, damals SPD Kanzlerkandidat, war nach Köln-Mülheim gekommen, um seinen Amtskollegen Johannes Rau zu unterstützen. Doch dann wurde er Opfer eines brutalen Messerangriffes. Stundenlang schwebte der Sozialdemokrat in Lebensgefahr und überlebte nur knapp.
    Es war der bis dahin brutalste Angriff auf einen Berufspolitiker in Deutschland. Für Ursula Wallbraun aus Solingen veränderte sich im Herbst 1990 alles. Ihr Mann war als Ingenieur in den Irak gereist und nun als Geisel in den Händen des Diktators Saddam Hussein. Wochenlang war Ursula Wallbrauns Leben bestimmt von Ungewissheit und der Angst um ihren Mann. Erst als sie gemeinsam mit Frauen und Kindern anderer Geiseln in Bonn auf die Straße zog, kam langsam Bewegung in die Sache. Die meisten Kinder aus NRW fieberten dem Ende des Jahres entgegen.
    Denn dann startete ein neues Castingformat, das Kinderherzen höher schlagen ließ: die Mini Playback Show. Einmal so sein wie der Lieblingsstar, hinauf auf die große Bühne vor ein Millionenpublikum. Für den damals 12-jährigen Reza Wireko aus Mönchengladbach wurde dieser Traum wahr. Als Michael Jackson Double sah er seinem großen Idol nicht nur verblüffend ähnlich, sondern holte auch den Pokal der ersten Sendung. Erzählt wird der Film von Hugo Egon Balder, der 1990 als Moderator der neuen RTL-Sendung „Tutti Frutti“ auftrat – der ersten Striptease-Show im deutschen Fernsehen. Skandal vorprogrammiert.
    Der WDR konnte zehn prominente Persönlichkeiten aus NRW als Paten und Sprecher der Filme gewinnen. Sie erzählen die Geschichten und Ereignisse ihres Highlight-Jahres und machen die Reihe „Unser Land in den 90ern“ damit auch zu einer ganz persönlichen und unterhaltsamen Zeitreise zurück in ein explosives Jahrzehnt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.08.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 08.08.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 2 (45 Min.)
    Das Jahr 1991: In Bonn kam es zum Showdown. Der Bundestag stimmte darüber ab, ob der Regierungssitz nach Berlin ziehen sollte – und die Bonner fieberten dem Ergebnis an Videoleinwänden entgegen. Ein echter Wirtschaftskrimi spielte sich in Dortmund ab: der Essener Krupp-Konzern hatte heimlich die Mehrheit der Hoesch-Aktien aufgekauft. Es war die erste feindliche Übernahme in der Geschichte der Bundesrepublik. Kommissar „Schimanski“ ermittelte zum letzten Mal im Duisburger Tatort, und Hape Kerkeling schrieb als falsche Königin Beatrix Fernsehgeschichte. Gleich zwei Kassenschlager machten das Ruhrgebiet zur Kulisse.
    Der Hauptdarsteller in beiden Filmen: das Kultauto „Manta“. Bewundern konnte man die Streifen in den neuen Multiplex-Kinos, die überall in NRW aus dem Boden schossen. Filmreif war auch das Jahr von Heike Henkel. Die Hochspringerin aus Leverkusen ließ ihre Konkurrenz 1991 blass aussehen. Sie knackte nicht nur den deutschen Rekord, sondern legte die Latte im Laufe des Jahres noch ein gutes Stück höher und wurde in Tokio sogar Weltmeisterin – mit einem Vorsprung, wie ihn noch nie eine Hochspringerin erzielt hatte. Im Film erzählt sie vom erfolgreichsten Jahr ihrer Karriere.
    In der zweiten Folge der Reihe erinnert sich Kölsch-Rocker Peter Brings an das Jahr, in dem er mit „Brings“ den Durchbruch schaffte und den ersten Plattenvertrag abschließen konnte. War die Band bis dahin noch über Stadtfeste getingelt, strömten plötzlich die Massen zu ihren Konzerten und sangen jede Zeile der Songs mit. Und dann standen die fünf Jungs plötzlich als Vorgruppe von Billy Idol und den Simple Minds im ausverkauften Müngersdorfer Stadion auf der Bühne. Es war der Anfang einer fabelhaften Karriere. Peter Brings nimmt uns mit zurück an den Ort, an dem alles begann: Dem Kölner Kult-Club „Luxor“. Auch für den Düsseldorfer Klaus Dunaiski sollte 1991 ein Traum in Erfüllung gehen: Als Prinz eine Session voller Helau und Highlife erleben.
    Doch daraus wurde nichts. Der Ausbruch des Golfkriegs spaltete die Jecken im Land: Sollte man in dieser politischen Lage Karneval feiern oder nicht? Als schließlich auch in Düsseldorf die „5. Jahreszeit“ vorzeitig beendet wurde, schien Dunaiskis Traum geplatzt. Im Film erzählt er, wie er ihn doch noch verwirklichen – und sogar toppen konnte. Und in Detmold stand Joachim Kleinmanns 1991 vor einer spektakulären Aufgabe: Wie transportiert man ein komplettes Haus auf einem Tieflader quer durch OWL? Erzählt wird der Film von Michael Kessler, der 1991 als Hauptdarsteller im Kultfilm „Manta, Manta“ seinen Durchbruch schaffte. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.08.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 15.08.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 3 (45 Min.)
    Das Land bebte so heftig wie seit 236 Jahren nicht. Am heftigsten war’s am Niederrhein. Das Erdbeben mit der Stärke von 5,9 auf der Richterskala war auch in Münster und Bielefeld noch zu spüren. 1992 – ein Jahr der großen Überraschungen: In Köln startete der völlig unbekannte Schlagersänger Guildo Horn seine Karriere, die Mindenerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wurde über Nacht Ministerin und der Dortmunder Thomas Helmer erlebte einen Sommer zum vergessen. Im Sommer 1992 gab es revolutionäre Änderungen beim Telefonieren: Das D-Netz startete seinen Siegeszug.
    Ende des Jahres entdeckten Polizisten in Bonn die Leichen der Grünen-Ikone Petra Kelly und ihres Partners Gerd Bastian. Und in Köln demonstrierten mehr als Hunderttausend Menschen gegen Rassismus und Fremdenhass. Für die junge FDP Bundestagsabgeordnete Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fand 1992 auch eine Art Revolution statt. Der überraschende Rücktritt von Hans Dietrich Genscher als Außenminister stürzte die FDP in ein wildes Gerangel um die Nachfolge und weitere Posten.
    Und am Ende war sie plötzlich die erste Justizministerin in der Geschichte der Bundesrepublik. Ein unvergesslicher Moment: „Am Ende dieses Tages, der mein ganzes Leben änderte, war ich überwältigt, nervös, glücklich, und ich wusste: das wird sich so nicht wiederholen.“ In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre – in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und Viva den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte.
    Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr. Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernsehen? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm? In der dritten Folge der Reihe erinnert sich Thomas Helmer an den schlimmsten Sommer seines Fußballerlebens.
    Für ihn wird 1992 immer Jahr der doppelten Niederlage bleiben. Am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga durfte sich Borussia Dortmund 77 Minuten lang als Deutscher Meister fühlen. Bis kurz vor Schluss der Traum platzte. Und vier Wochen später, bei der Fußball Europameisterschaft in Schweden, ging die Nationalmannschaft als klarer Favorit ins Endspiel gegen Dänemark, aber auch aus dem Titel wurde nichts.
    Die vielleicht skurrilste Karriere der Neunziger startete 1992 in Köln. Der Trierer Schlagersänger Guildo Horn trat in Fantasiekostümen jeden Sonntag als Reinkarnation Roy Black im „Luxor“ auf. Es wurde ein Riesenerfolg. Seine Fans riefen ihn „Meister“, und er verteilte Nussecken im Publikum. Erzählt wird der Film von Reinhold Beckmann, der 1992 Moderator der SAT.1-Fußballsendung „ran“ wurde. Der Sender, der der ARD Sportschau nach 29 Jahren die Fußball-Bundesliga weggenommen hatte. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.08.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 22.08.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 4 (45 Min.)
    1993. Das Ruhrgebietet leuchtet. Zu Beginn des Jahres gehen in Essen über 300.000 Menschen auf die Straße. Mit einer kilometerlangen Lichterkette treten sie ein für mehr Menschlichkeit und gegen Ausländerhass. Und auch die Belegschaft der Stahlwerke von KruppHoesch zündet die Kerzen und Fackeln an. In der „Nacht der 1000 Feuer“ blockieren sie die B1 in Dortmund und kämpfen um ihre Arbeitsplätze. Werner Nass ist damals Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und versucht die drohende Schließung und den Jobverlust vieler Kollegen zu verhindern.
    Im Jahre 3 nach der Wiedervereinigung sind die Vorurteile noch immer groß. Über 100 Bundestagsabgeordnete wollen nicht nach Berlin und stellen den Umzugsbeschluss in Frage. Nachwirkungen des Ost-West-Konflikts beschäftigen auch die Richter in Düsseldorf: Sie müssen sich mit der historischen Frage beschäftigen: Darf ein Spion aus der DDR im Westen verurteilt werden? Vor Gericht steht Markus Wolf, oberster Spion der DDR, Chef über 500 Agenten.
    Musikalisch ist NRW in diesem Jahr ganz vorne mit dabei: Der Kölner Haddaway singt „What is love“ und stürmt damit in 15 Ländern in die Top Ten. Und Hilde Knef legt mit Extrabreit aus Hagen ihren Klassiker „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ wieder auf und erobert die Charts. Ein Tiefpunkt in der Welle rassischster Übergriffe und Anschläge in Deutschland: In Solingen sterben 5 Mitglieder einer Familie. Ihr Haus wurde mitten in der Nacht angezündet – die Täter, die dem rechten Lage zugeschrieben wurden, werden bald gefasst.
    Die Menschen im Land sind schockiert, aufgewühlt und beschämt. In Ostwestfalen reist in diesem Juni der internationale Tennis-Jet-Set an: André Agassi, Carl-Uwe Steb und Michael Chang kommen zu den ersten Gerry Weber Open. Es ist das deutsche Tennisturnier auf Rasen – die Idee stammt von Modeunternehmer Gerhard Weber und seinem Sohn Ralf. Innerhalb eines Jahres stampfen sie einen kompletten Turnier-Tennis Court aus dem Boden – und bringen den besten englischen Rasen aus Wimbledon in ihre Heimatstadt Halle in Westfalen.
    Kein Tag des Jahres wurde mit so viel Spannung erwartet wie der 1. Juli 93. Damals wurden die neuen 5-stellingen Postleitzahlen eingeführt. Die Bewohner im westfälischen Lüdinghausen organisierten für ihre alte Postleitzahl 4710 sogar eine Beerdigung. 1993 der Musiksender Viva ging an den Start. Die deutsche Antwort auf MTV. Zu den Moderatoren der ersten Stunde gehörte der damals 17-jährige Nilz Bokelberg aus Wesseling.
    Im Herbst brachen in NRW süße Zeiten an: Hans Imhoff eröffnete am Kölner Rheinauhafen sein Schokoladenmuseum. 53 Millionen Euro Privatkapital investierte er ins Museum und ließ das Gebäude in nur 13 Monaten hochziehen. Zur Eröffnung war das Dach noch undicht und die Museumsbesucher bekamen ein paar Tropfen ab. Aber das war noch gar nichts – es sollte noch viel schlimmer kommen: Weihnachten 93 soff der Lebenstraum von Hans Imhoff ab, das Museum stand komplett unter Wasser. Der Rhein hatte damals einen Rekordpegel von 10,63 Meter erreicht.
    Besonders hart traf das Hochwasser die Bewohner von Köln Rodenkirchen, denn sie waren im Gegensatz zu den umliegenden Ortschaften nicht richtig gewarnt worden. Unter ihnen war auch Inge Kahlix, die mit ihrer Familie eine Wohnung in der Rodenkirchener Wilhelmstraße bewohnte und im Film beschreibt, wie ihr Weihnachten 93 komplett ins Wasser fiel. Erzählt wird der Film von Schauspielerin und Moderatorin Esther Schweins. 1993 feierte sie – als Star der Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ – ihren großen Durchbruch. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.08.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 29.08.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 5 (45 Min.)
    Auf dem Gipfel befanden sich 1994 die Staats-und Regierungschefs der Europäischen Union in Essen. Der EU-Gipfel wirbelte drei Tage lang das ganze Stadtleben durcheinander. Auch andere kamen 1994 ganz oben an. Formel 1-Pilot Michael Schumacher aus Kerpen gewann seinen ersten WM-Titel. Und die Kelly Family erreichte 1994 den Gipfel ihres Ruhms. 1994 war auch das Jahr, als der sogenannte „Schwulenparagraf“ 175 gekippt wurde. Homosexualität stand nun nicht mehr unter Strafe. Comiczeichner Ralf König („Der bewegte Mann“) und die damalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) erinnern sich im Film an diese längst überfällige Korrektur im deutschen Strafrecht.
    Kein Zufall, dass in diesem gesellschaftlichen Klima „Der bewegte Mann“ zum größten deutschen Kinoerfolg des Jahres wurde. Mehr als sechs Millionen Zuschauer wollten die Schwulen-Komödie von Regisseur Sönke Wortmann (nach der Vorlage von Ralf König) sehen. In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre – in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und VIVA den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte.
    Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr. Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernsehen? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm? In der fünften Folge der Reihe erinnert sich Patricia Kelly an das erfolgreichste Jahr ihrer berühmten Familie.
    Mit dem Album „Over The Hump“ und der Single „An Angel“ landeten die Kellys 1994 ihren ersten großen Hit und verkauften Millionen Platten. Der große Durchbruch für die unkonventionelle Hippie-Familie. Der Kelly-Clan lebte zu der Zeit noch auf einem Schiff im Hafen von Köln-Mülheim – belagert von Dutzenden Fans. Eine der skurrilsten Geschichten des Jahres ist sicherlich die von Sammy, dem Brillenkaiman.
    An einem heißen Sommertag ließ ihn sein Besitzer an einem Baggersee bei Dormagen ins Wasser. Doch das Haltegeschirr löste sich und der Kaiman entwischte. Es folgte eine tagelange Suchaktion, begleitet von einem riesigen Medienrummel. Besitzer Jörg Zars erzählt in der Dokumentation über die aufregenden Tage rund um das „Ungeheuer von Loch Neuss“. Erzählt wird der Film „Auf dem Gipfel – 1994“ von Thorsten Schorn, dem Radio- und Fernsehmoderator des WDR, der 1994 volljährig wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 06.09.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 05.09.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 6 (45 Min.)
    1995 – Das Jahr der Liebe in unserem Land. Für ein Paar war es die große Liebe. Eher eine Hass-Liebe war es wohl für die Koalition von SPD und Grünen. Und die Verbotene Liebe kam jetzt im Ersten, als Daily Soap. Christian Wunderlich alias Frauenschwarm „Frank“ war mit dabei. Als Erzähler führt er durch ein Jahr voller Liebe und sonstiger Abenteuer. Keine Spur von Liebe im Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen! Alle Parteien prügelten aufeinander ein. Was niemand für möglich gehalten hatte, passierte dann doch: Bei den Landtagswahlen im Mai verlor die SPD ihre absolute Mehrheit.
    Ein Partner musste her und das waren dann ausgerechnet die Grünen. Bei den Koalitionsverhandlungen wurde über Wochen bis zur Erschöpfung gefeilscht und gestritten. „Eigentlich haben die uns nicht mal das Schwarze unter dem Fingernagel gegönnt, sondern für alles musste man ganz hart kämpfen“, so Bärbel Höhn von den Grünen über ihren späteren Koalitionspartner. Das Jahr 1995 stellte ihr Leben auf den Kopf. Sie übernahm als Ministerin für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft ein Ministerium mit 7.500 Mitarbeitern.
    Ein Pilotenkoffer mit Akten begleitete sie von nun an ins Wochenende. Die erste rot-grüne Koalition war das Vorbild für viele weitere. Für alle Fragen rund um die Dinge des Lebens und natürlich über die Liebe lieh Jürgen Domian den Zuhörern auf der neu gegründeten Jugendwelle 1Live im WDR Hörfunk und im Fernsehen nachts sein Ohr. 25.000 Gespräche in 21 Jahren. Haben Sie es getan? Ja, nein, vielleicht? Die Hochzeit von Michael Schumacher und Corinna Betsch war eines der am besten gehüteten Geheimnisse im Sommer 1995. Am Ende fand die kirchliche Trauung auf dem gut abgeschirmten Petersberg statt.
    Die Fans mussten draußen bleiben. Da erging es den Fans von Borussia Dortmund schon besser. Ihr Verein wurde nach 32 Jahren deutscher Meister und sie durften mitfeiern. 43.000 Fans im Westfalenstadion, 50.000 auf dem Dortmunder Friedensplatz vor der Großleinwand und ungezählte in den Kneipen oder zuhause. So sieht die wahre Liebe aus. Und sonst? Über 21 Stunden ließ der Castor-Transport im April 1995 eine ganze Nation den Atem anhalten.
    Versteckt unter einer blauen Plane rollte der 120 Tonnen schwere Castor-Behälter mit neun abgebrannten Brennstäben aus dem baden-württembergischen Atomkraftwerk Philippsburg nach Gorleben. 700 km, einmal quer durch unser Land. Begleitet vom Protest der Bürger und einem riesigen Polizeiaufgebot. Techno beschleunigte den Puls in den Clubs und wer etwas auf sich hielt, trug dazu neben dem gerade in Mode gekommenen „Arschgeweih“ knappe Synthetik-Klamotten in leuchtenden Farben.
    Genauso viel Chemie steckte im Ecstasy, das zum Feiern dazu gehörte. Im Ruhrgebiet ballerte man sich lieber einen. Und weil das am Ballermann 6 auf Mallorca noch viel schöner gewesen war, importierte man ihn kurzerhand in die Essener Gruga. Der Mann der Stunde: André Engelhardt. Als Student hatte er sich den Namen „Ballermann“ als Marke schützen lassen. Die dazu nötigen 500 Mark lieh er sich von seiner Mutter. Seitdem lebt er auch heute von den Lizenzen am „Ballermann“. Einen großen Teil der Erlöse spendet er an den Tierschutz. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.09.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 12.09.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 7 (40 Min.)
    1996 – ein Jahr, in dem ganz große Träume wahr werden. Vor allem im Sport! Borussia Dortmund verteidigt den Titel und wird bereits am vorletzten Spieltag Deutscher Meister; der in Essen aufgewachsene Oliver Bierhoff schießt das deutsche Team mit seinem unvergesslichen Gold Goal zum Europameister und Leichtathlet Frank Busemann holt bei den Olympischen Spielen in Atlanta Silber. Eine unglaubliche Geschichte: Eigentlich wollte der gebürtige Recklinghäuser eine Ausbildung zum Bankkaufmann machen, doch dann kommt alles ganz anders.
    Sechs Wochen vor den Olympischen Spielen qualifiziert sich der damals 21-jährige Newcomer ganz überraschend für Atlanta. Hier erlebt er zwei Tage, die sein Leben komplett auf den Kopf stellen: Trotz einer schweren Verletzung, die er sich während des Wettkampfs zugezogen hatte, holt Frank Busemann die Silbermedaille und wird am Ende des Jahres auch noch zum Sportler des Jahres gewählt. Bestsellerautorin Hera Lind, Starproduzent Bernd Eichinger, Erfolgsregisseur Sönke Wortmann: Mit dem Team wurde „Das Superweib“ mit Veronica Ferres in ihrer ersten großen Hauptrolle ein Triumph.
    Hartmut Hellweg war mit Peacock auf der Überholspur. Das Unternehmen in der Nähe von Paderborn stellte Computer her und vertrieb sie. Die Geräte mit dem Pfauen-Logo eroberten vom kleinen Wünneberg-Haaren die Welt. Was mit 12 Mitarbeitern begann, wurde zu einem riesigen Imperium. Bald stieg der Umsatz auf 1,4 Milliarden Euro und Peacock wurde zu einem der größten Computerhersteller Deutschlands, in jedem europäischen Land gab es eine Zweigstelle.
    Hartmut Hellweg verlor dabei den Überblick, Peacock war zu schnell gewachsen und wurde schließlich an die Metro verkauft. Der Coesfelder Christian Reiling schloss am 11. April in Düsseldorf überraschend einen Millionendeal ab. Nach einem festlichen Mittagessen war er viel zu früh am Düsseldorfer Flughafen und arbeitete darum in der Lufthansa Lounge an einem Vertrag. Nachdem er kurz auf der Toilette war, kam er in die verwaiste Lounge zurück. Dort war die Tür zugefallen und ließ sich nicht mehr öffnen.
    Christian Reiling war gefangen. Mit seinem Mobiltelefon konnte er Hilfe holen und wurde nach 45 Minuten, in denen er um sein Leben kämpfte, befreit. Er hatte Glück, 17 Menschen dagegen starben bei dem Schwelbrand. Erzählt wird der Film von Kabarettist Manes Meckenstock. 1996 gehörte er als Außenreporter zur Crew der WDR-Sendung „Zimmer frei“. Die ging in dem Jahr als Lückenfüller in der Sommerpause an den Start und wurde ein Quotenhit und Dauerbrenner: 20 Jahre lang wurde sie von Christine Westermann und Götz Alsmann moderiert. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.09.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 19.09.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 8 (45 Min.)
    Das Jahr 1997 stand ganz im Zeichen des Kometen Hale-Bopp. Der war mit bloßem Auge sichtbar. Und plötzlich war NRW das Land der Hobbyastronomen. Ganz anders erging es Reinhold Ewald, ein waschechter Astronaut aus Mönchengladbach. In Moskau ausgebildet, trat er seinen ersten Raumflug an. Nächster Halt: MIR, die russische Raumstation. In 90 Minuten um die Welt. Mit im Marschgepäck: ein Mixtape mit „Space Music“. So war das in den 90ern. Höhepunkt der Reise: Ein Feuer an Bord der MIR. Doch die Crew bekam das schnell in den Griff.
    Und Ewald landete später sicher in der kasachischen Steppe. Nicht so ganz in den Griff bekam das Wallraf-Richartz-Museum in Köln, dass immer wieder wertvolle Bilder verschwanden. Zum Beispiel die „Marienkrönung“. Schätzwert: 1,6 Millionen Mark. Nach zwei Wochen tauchte es genau so rätselhaft auf, wie es verschwunden war. Stand plötzlich im Foyer des Museums. Täter und Methode blieben unerkannt. Bekannt dagegen ist das Ruhrgebiet für seinen rostroten Charme. Die Vorstellung, dass eine Bundesgartenschau die Gelsenkirchener Zeche Nordstern in ein Blumenmeer verwandelt, erzeugte Skepsis vor allem bei der Bevölkerung.
    Zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. Sogar Schwarz-Braun-Sänger Heino kam im grünen Blazer und sang zusammen mit Bergmännern das Publikum in Feierstimmung. Wenig zum Feiern zumute war den Schalkern nach der 1:0-Niederlage auf ihrem Weg zum UEFA-Cup. Das Rückspiel wurde zur Zitterpartie. Schnelle Führung mit 1:0, doch bis zur Verlängerung hatte König Fußball kein Nachsehen mit den Königsblauen. In dieser spannungsgeladenen Situation, Schalke brauchte fürs Finale den Sieg, stand der damals 20-Jährige Clive Lavery auf.
    Sein Vater Engländer, vermutlich steckte ihm der Fangesang im Blut. Und in dieser Situation erhebt sich Clive Lavery im Block I und schmettert aus tiefster Fan-Seele „Steht auf, wenn ihr Schalker seid …“. Und plötzlich standen alle Fans auf und in nur wenigen Minuten sang das ganze Stadion mit. Schalke hatte einen neuen Fangesang, Thon schoss auf Wilmots, und der Ball war noch zeitig im Kasten! Sieg über die Auswahl aus Teneriffa und ein freier Weg ins UEFA-Finale. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.09.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 26.09.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 9 (45 Min.)
    1998 war das Jahr, in dem „Call by Call“ Volkssport wurde. Bevor man Oma in Dortmund oder den Neffen in Bielefeld anrief, schaute man in Tageszeitungen nach der günstigsten „Vor-Vorwahlnummer“ – einer fünfstelligen Kennziffer verschiedener Telekommunikations-Anbieter. So ließ sich je nach Tageszeit mancher Pfennig sparen. Ordentlich etwas angespart hatte auch die Kelly-Family. Denn bei einer Zwangsversteigerung des Schlosses Gymnich bekamen sie den Zuschlag, und Patriarch Daniel Jerome Kelly packte als Anzahlung gleich 1,3 Millionen Mark in bar auf den Tisch, ein Zehntel des Gesamtpreises.
    Das Schloss diente einst als Gästehaus der Bundesregierung, die Queen und US-Präsident Nixon hatten dort übernachtet. Nun hatte Schloss Gymnich neue Besitzer, und Erftstadt erlebte eine Fan-Schwemme von Kelly-Anhängern, die teilweise in den Vorgärten der Anwohner campierten. Mit Camps ganz anderer Art musste sich Hubert Wimber beschäftigen. Atommülltransporte ins westfälische Ahaus mobilisierte tausende Atomkraftgegner. Als Deutschlands erster grüner Polizeipräsident musste Wimber mit ebenfalls mehreren tausend Polizisten die Atomkraftgegner im westfälischen Ahaus in Schach halten – sehr zum Ärger mancher seiner Parteifreunde.
    Auch der „Meister“ mobilisierte Tausende, zum Public Viewing. Mit seinem Auftritt leitete der Wahlkölner Guildo Horn beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ ein neues Zeitalter ein. Von der Domstadt aus schwappte der Schlager-Hype schließlich über ganz Deutschland. Und alle waren im Guildo-Wahn. Jubel hatte sich auch Tanja Szewczenko erhofft. Über anderthalb Jahre musste die Eiskunstläuferin aus Düsseldorf wegen einer teils lebensbedrohlichen Krankheit pausieren.
    Doch sie meldete sich zurück, wurde deutsche Meisterin und war die große Medaillenhoffnung bei den Olympischen Spielen 1998. Aber dann platzte der Traum. Statt in Nagano aufs Eis zu gehen, lag sie mit Grippe im Bett. In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre – in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und Viva den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte. Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr.
    Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernsehen? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm? Erzählt wird der Film von Mariele Millowitsch. Sie feierte mit den beliebten Serien „Nikola“ und „Girlfriends“ große Erfolge – für „Nikola“ bekam sie 1998 sogar einen „Grimme-Preis“! (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.10.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 03.10.2019ARD Mediathek
  • Staffel 1, Folge 10 (45 Min.)
    Im Jahr 1999 war die Angst vor der Jahrtausendwende groß. Viele Computer in Industrie und Verwaltung konnten das Datum nur zweistellig anzeigen. Die Angst war: Folgt nach der 99 die Doppelnull für das Jahr 2000, würde das vom Computer als 1900 gedeutet werden. Rechnernetze sollten infolgedessen so zusammenbrechen. Davon wären auch die Städte in NRW betroffen gewesen. Doch noch liefen die PCs, und auf ihnen wurde vor allem eines: gedaddelt! Die Jagd auf das Moorhuhn eroberte Büros im ganzen Land. Die Erfinder des Spiels saßen in Wattenscheid. Aufgrund ihres tierischen Erfolgs setzte eine Art Höhenrausch ein: Sie gingen an die Börse und spielten dort das ganz große Monopoly.
    Aber dann kam heraus – die Bilanzen waren gefälscht. Das Moorhuhn hatte sich selbst abgeschossen. Ein todsicheres Ding zu drehen, darum ging es auch in Unna. Die Stadt im östlichen Ruhrgebiet wurde Schauplatz des Kino-Hits „Bang Boom Bang“ von Regisseur Peter Thorwarth. Die Story: Trottelige Gelegenheitsgauner wollen ein todsicheres Ding drehen. Das geht – natürlich – schief. Die Idee dazu hatte Thorwarth durch die Geschichten aus dem Kleinkriminellenmilieu, die ihm sein Vater erzählte.
    Er war Kriminalkommissar in Dortmund. „Bang Boom Bang“ war Thorwarths erster Film – und einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1999. Dass es bei ihm auch der erste Wurf war, war Hammerwerfer Karsten Kobs bis zum Abschluss des WM-Wettkampfs in Sevilla auch nicht so ganz klar. Mit der unglaublichen Weite von 80,24 Meter zeigte Kobs seinen Mitstreitern gleich zu Anfang, was an diesem Tag möglich war. Es standen noch vier weitere Wettkampfrunden an. Kobs verzog während der Zeit nicht einmal die Miene.
    Dabei erzählte er später, dass er in diesen Momenten eigentlich extrem unsicher und nervös war. Dann das Endergebnis: Keiner konnte diese Weite übertrumpfen. Und Kobs sprang vor Freude über den Weltmeistertitel in den nächsten Wassergraben. Ein unvergessener Moment auch für seine Familie daheim in Dortmund. In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre – in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und Viva den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte.
    Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr. Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernsehen? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm? Den Film erzählt Cordula Stratmann, die als „Annemie Hülchrath“ Ende der 90er Jahre einem großen Fernsehpublikum bekannt wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.10.2019WDRDeutsche Online-PremiereDo 10.10.2019ARD Mediathek

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