Universum Das Rote Meer – Im Zaubergarten der Evolution
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Das Rote Meer – Im Zaubergarten der Evolution
Jordanien, Wadi Rum.
Bild: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
Das Rote Meer gleicht einem Binnensee und sein Wasser ist salziger und wärmer als alle anderen Ozeane der Erde. Und doch blüht und gedeiht entlang der Küsten das größte zusammenhängende Korallenriff der Erde. Dort leben mehr als tausend Fischarten und Hunderte Arten von Stein- und Weichkorallen. Viele Fische, Krebse und andere Riffbewohner sind endemisch, das heißt man findet sie nur im Roten Meer. Rundum herrscht Wüstenklima, doch selbst in den entlegensten Winkeln leben Beduinen. Sie blicken mit Stolz auf ihren Stammbaum, der viele tausend Jahre zurückreicht.
Die Wüste ist noch viel länger besiedelt, jedenfalls seit der frühen Steinzeit. Die beeindruckende „Universum“-Neuproduktion „Das Rote Meer – Im Zaubergarten der Evolution“ von Harald Pokieser führt am Dienstag, dem 11. November, um 20:15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON in eine ebenso karge wie bunte Welt, die ihresgleichen sucht. Die Tiere und Pflanzen an den trockenen Küsten sind Meister der Anpassung, etwa die Oryx-Antilopen im jordanischen Wadi Rum oder die Drachenbäume und baumhohen Wüstenrosen auf der jemenitischen Insel Sokotra.
Dort leben einzigartige Tiere wie das Sokotra Chamäleon, der Drachenbaumgecko und der Sokotra-Nektarvogel. Diese sagenhafte Insel im Golf von Aden ist einer der „Hauptdarsteller“ des Films. Regisseur Harald Pokieser: „Kaum auf Sokotra angekommen, war ich wie verzaubert – die ungewöhnlichen Pflanzen, das Licht, die Farben der Berge und des Meeres, ich hatte das Gefühl, auf einem fremden Planeten zu sein. Zudem hat die Insel einen besonderen Klang, denn die Menschen sprechen Sokotri, eine uralte semitische Sprache“.
Sokotra liegt im Golf von Aden, von dort aus wurde vor etwa 6.000 Jahren das Rote Meer besiedelt, zuvor – während der letzten Eiszeit – war es vom Indischen Ozean durch eine Landbrücke abgeschnitten. Weitere Stars der Dokumentation sind Meeresschildkröten, die mit einem Hochzeitstanz begeistern, und die Delfine von El Gouna – die Schweizer Meeresbiologin Angela Ziltener erforscht das Verhalten der Indopazifischen Tümmler. Die Tümmler kommen nach der nächtlichen Jagd gerne zu den Korallenriffen, um dort zu schlafen, zu rasten und zu
spielen.
Es sind lose Gruppen, die gemeinsam in einem Revier von etwa 200 Quadratkilometern leben. Angela hat Hunderte Individuen registriert, sie kann jeden einzelnen Delfin am Umriss der Rückenflosse erkennen. Angela hat herausgefunden, dass die Delfine chemische Substanzen von Weichkorallen nutzen, um Parasiten loszuwerden und um Wunden zu heilen. Spektakuläre Unterwasseraufnahmen zeigen, wie die Delfine an diese „Medizin“ herankommen. Regisseur Harald Pokieser: „Solche Aufnahmen schaffen nur die Besten der Besten wie der Portugiese Nuno Sá.
Man muss sich in zehn, fünfzehn Metern Tiefe auf die Lauer legen und warten, bis die Delfine kommen. Oft tauchen sie erst nach vierzig, fünfzig Minuten auf. Wenn den meisten Amateurtauchern bereits die Luft ausgeht, machen sich Nuno Sá und der italienische Taucher Massimo Verde erst an die Arbeit.“ Eine weitere Glanzleistung sind Aufnahmen eines Dugongs. Die Seekuh zeigte sich entspannt und ließ sich während einer ausführlichen Mahlzeit auf einer Seegraswiese filmen. Beim Versuch, diese Rarität der Meere zu filmen, sind bereits viele Kameraleute gescheitert.
Um wissenschaftliche Erkenntnisse geht es auch im Golf von Akaba, der schmalen Bucht im Nordosten des Roten Meeres. Im Meeresforschungsinstitut im israelischen Eilat entdeckte der Meeresökologe Maoz Fine, dass die Korallen vor Ort auch bei den immer höheren Wassertemperaturen nicht ausbleichen und absterben wie an vielen anderen Riffen, sie trotzen offenbar der Klimaerwärmung. Zumindest für die kommenden Jahrzehnte. Im wärmeren Süden des Roten Meeres hingegen kommt es in den Sommermonaten zunehmend zur gefürchteten Korallenbleiche.
Manche Riffe überleben die Hitzewellen, andere verwandeln sich zunehmend in Geröllhalden. Im Golf – nahe der Stadt Akaba – liegen Dutzende Militärfahrzeuge am Meeresgrund. Das ungewöhnliche Museum erinnert daran, dass am Roten Meer seit Generationen Kriege ausgefochten werden. Was aber friedlich stimmt: Schwämme, Fischschwärme und Korallen haben die Kanonen und Panzer längst in ein blühendes Riff verwandelt. Der Film entstand als Koproduktion von Cosmos Factory, ORF, NDR/Doclights, ARTE und National Geographic International in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise. (Text: ORF)