Der Senegalese Claas hat ein klares Ziel vor Augen: Wenn er in Deutschland mit seiner Ausbildung zum Landwirt fertig ist, will er auf jeden Fall zurück in die Heimat und biologisch- dynamische Landwirtschaft betreiben. Er will seinen eigenen Grund und Boden haben und diejenigen mit gesunder Nahrung versorgen, die es am nötigsten brauchen. Er wäre dann der erste Afrikaner mit einem Demeterhof. Auf dem Gut Rothenhausen bei Lübeck ist Claas im zweiten Lehrjahr im Bereich Milchwirtschaft. Er hat sich bewusst für eine freie Ausbildung der Bäuerlichen Gesellschaft, in der sich Demeterbetriebe zusammengeschlossen haben, entschieden. Der respektvolle Umgang mit der Natur und auch der „spirituelle“ Ansatz gefallen ihm. Darin sieht er Parallelen zur Kultur der Afrikaner. Eine konventionelle Ausbildung hat er schon im Senegal absolviert. Inzwischen spricht der stets gut gelaunte 25-Jährige sehr gut Deutsch. Und an das Klima und frühe Aufstehen hat er sich auch gewöhnt. Sein Tag beginnt kurz nach fünf Uhr morgens mit dem Melken der 33
Rotbunten, danach geht es mit den Kühen wieder auf die Weide. Er versorgt die kleinen Kälber und den Bullen Pate, dem tatsächlich noch die brünstigen Kühe zugeführt werden. Ausbilderin Anna freut sich, dass Claas Erfahrungen aus dem Senegal mitbringt. Auch Martin, ein weiterer Ausbilder, ist zufrieden mit ihm. Viele Besucher denken, dass die Hofgemeinschaft einen Flüchtling aufgenommen hat. Doch da haben sie sich geirrt. Claas ist ein ganz normaler Auszubildender wie die anderen drei, die auf Gut Rothenhausen leben und arbeiten. Fünf Familien und Altenteiler wirtschaften hier gemeinsam. In dieser Gruppe fühlt sich der junge Mann aus dem Senegal wohl. Er mag es, wenn mittags regelmäßig alle etwa 30 Bewohner zusammen essen, die Kinder zwischendurch toben, ein Hauch von dörflichen afrikanischen Verhältnissen. Heimweh kennt er nicht, sagt er, aber auf einen Besuch zu Hause, auf ein Wiedersehen mit seinen Eltern im Senegal freut er sich sehr. Nach fast zwei Jahren in der Fremde sieht er sie endlich wieder. (Text: NDR)