Typisch! Folge 213: Der Postschiffer von der Hallig – Fiede Nissen hört auf …
Folge 213
Der Postschiffer von der Hallig – Fiede Nissen hört auf …
Folge 213 (30 Min.)
Alle Jahre wieder in der Vorweihnachtszeit stürzt sich die gesamte deutsche Presse auf „Fiede“ Nissen. Das Foto von dem bärtigen Nordfriesen mit den gelben Postkisten auf seiner Lore mitten im Wattenmeer bedient das romantische Klischee vom wortkargen Halligoriginal mit markantem Rauschebart. Seit einem Überraschungsbesuch von Rudi Carrell für Das Erste 1988 geben sich regelmäßig TV-Teams aus aller Welt die Klinke in die Hand, selbst das japanische Fernsehen war wegen „Fiede Post“ schon auf der kleinen Hallig Langeness. Dabei ist Hans-Friedrich Nissen gar kein Postbote, sondern selbständiger Spediteur, und mit der Lore fährt er nur ausnahmsweise auf dem Schienendamm – wenn es mit dem Boot wegen Niedrigwassers, Sturm oder Nebel nicht geht. An seine Berühmtheit hat er sich in den 37
Jahren als „Postschiffer“ – wie er sich selbst stolz nennt – gewöhnt, aber das Ruckeln auf der Lorenbahn macht ihm immer mehr zu schaffen. Er hofft, dass er noch durchhält bis zu seinem letzten Arbeitstag in diesem Jahr – die nächste, dringend notwendige Operation schiebt er schon länger vor sich her. Auf die Post ist „Fiede“ nicht gut zu sprechen, denn fest anstellen wollte die ihn nie – das Transportrisiko musste er bei Wind und Wetter alleine tragen. Deshalb will sein Sohn Thies den Knochenjob auch auf keinen Fall übernehmen. Er ist sich nicht sicher, wie sein Vater den schwierigen Übergang schaffen wird vom gefragten Medienstar zum einfachen Ruheständler. Allerdings hätte er dann endlich genug Zeit, seinen Traum von der Weltreise per Containerschiff in Angriff zu nehmen. (Text: NDR)