SRF DOK Und wenn es mich trifft? – Und wenn es mich trifft?
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Und wenn es mich trifft? – Und wenn es mich trifft?
Pierre-Yves war in leitender Stellung an einer Fachhochschule im Kanton Waadt tätig und verdiente monatlich fast 10 000 Franken – bis er entlassen wurde. Rita war Abteilungsleiterin in einem grösseren Geschäft, bevor sie von ihrem Chef zurückgestuft wurde und ein Drittel ihres Lohnes einbüssen musste. Und Mustafa fiel nach einer schwierigen Scheidung unter sein Existenzminimum. Diese Fälle sind beispielhaft für fast acht Prozent aller Schweizer Haushalte, oder 570 000 Personen, die heute überschuldet sind. Die Betreibungsämter haben alle Hände voll zu tun: Innerhalb von 25 Jahren hat sich die Anzahl der Zahlungsbefehle verdoppelt. Monatlich wird mehr als 100 000 Menschen der Lohn gepfändet, um die Tilgung ihrer Schulden zu erzwingen. Die Schweiz fasst
Überschuldete nicht mit Samthandschuhen an, auch wenn sich langsam Alternativen abzeichnen. Pierre-Yves war sieben Jahre lang auf einem Leidensweg, bis er endlich auf Hilfe des im Jahr 2015 eingerichteten Waadtländer Entschuldungsfonds hoffen konnte. Rita erfüllte die strengen Selektionskriterien des Fonds nicht und musste Privatkonkurs anmelden. In der Schweiz eine schmerzliche Erfahrung, da hier, im Gegensatz zu den USA, Schulden durch einen Privatkonkurs nicht gestrichen werden. Im Fall von Mustafa hat schlicht das System versagt. Rein rechnerisch gesehen ist es nicht möglich, dass er sich etwas zu essen kaufen kann, wenn er die Alimente und seine Steuern bezahlt. Mit anderen Worten: Er ist jedes Jahr gezwungen, sich neu zu verschulden – wegen den Steuern. (Text: SRF)