Ein Siebtklässler zeigt seinen Freunden auf dem Pausenplatz ein Porno-Video. Dass er sich damit strafbar macht, ist ihm egal. Er wird rasch zum Zentrum der Aufmerksamkeit. Bald strömen noch mehr Schülerinnen und Schüler herbei, sie wollen wissen, was los ist. So sehen Kinder Bilder, die selbst viele Erwachsene sich lieber nicht zumuten. Wie ein Kind darauf reagiert, ist individuell. Noch gibt es keine Studien zu Langzeitfolgen des frühen Porno-Konsums. «Eltern, die versuchen, ihr Kind vor Pornos zu bewahren, kämpfen auf verlorenem Posten», sagt die Sexualpädagogin Dominique Zimmermann. Die Eltern müssten ihren Kindern erklären, dass die Filme nicht der Realität entsprechen. Zimmermann hat erlebt, dass Jugendliche sich extrem unter Leistungsdruck setzen, wenn sie Pornos konsumieren. Zum Teil verlangten sie sogar Viagra. Liebe, Zärtlichkeit und Romantik gerieten völlig in den Hintergrund. Im Gespräch mit Berner Kindern und Jugendlichen zeigt sich
aber, dass viele einen sehr klaren Blick auf die Porno-Flut haben. Alle sind sich einig: Jüngere Schülerinnen und Schüler sollten so lange wie möglich vor solchen Bildern bewahrt werden. Wer aber als Jugendlicher ein normales Sozialleben habe, konsumiere Pornos in einem erträglichen Mass und habe keine Probleme. Das bestätigt auch Franz Eidenbenz, der junge Porno-Süchtige therapiert. Ein Abgleiten in die Sucht allerdings komme oft schleichend. Das zeigt auch das Beispiel seines Klienten Silvan, der seit zehn Jahren im Übermass Pornos konsumiert. Dem 26-Jährigen ist es nie gelungen, eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen. Porno-Ästhetik durchdringt die Gesellschaft. Nils Lundsgaard, Lehrer am Schulhaus Steinhölzli in Bern, bringt es auf den Punkt: «Die Kinder müssen merken, dass Pornos kein Tabuthema sind. Eltern müssen warnen, gleichzeitig aber auch klarmachen, dass die Kinder jederzeit zu ihnen kommen können, wenn sie Verstörendes gesehen haben.» (Text: SRF)