Sportclub Story Folge 145: Testosterongesteuert – Wenn aus Fußballerinnen Männer werden (2)
Folge 145
Testosterongesteuert – Wenn aus Fußballerinnen Männer werden (2)
Folge 145
Die Autorinnen Anne Strauch und Ina Kast haben zwei Transmänner dreieinhalb Jahre lang begleitet. Während die Euphorie anfangs groß war und jede Veränderung gefeiert wurde, zeigt sich in Teil zwei der Reportagereihe auch, wie anstrengend der Weg als Transmann sein kann. Wie wichtig ist der Sport in der Entwicklung der beiden Transmänner? Und ab wann fühlen sich Marino und Fabian wirklich als Mann? „Wenn man bedenkt, dass ich mich früher ganz normal mit den Mädels in der Kabine umgezogen habe. Heute sagen die, Marino, warte mal, bis wir mit dem Duschen fertig sind.“ Transmann Marino (26) lacht, denkt zurück an die Anfänge seiner Transformation. Noch vor ein paar Jahren hat er als Frau bei Grün-Weiß-Eimsbüttel gekickt. Dann kam sein Outing. Marino konnte sich in seinem früheren Leben nie mit seiner biologischen Identität abfinden. Nie hat er sich als Frau gefühlt. 2016 wagte er dann den entscheidenden Schritt, hat eine Geschlechtsangleichung zum Mann begonnen. Mittlerweile ist das auch amtlich besiegelt: Marino ist jetzt ein Mann, so steht es jetzt in seinem Personalausweis. Und er trainiert nun als männlicher Trainer sein ehemaliges Frauenteam. Auch Fabian (32) ist genetisch weiblich, hieß früher Cindy. Beide Transmänner kennen sich vom
Fußball. Immer öfter wagen Transmänner und -frauen den Schritt in die Öffentlichkeit. Meist erst in der Familie oder bei Freunden. Oder aber im Sportverein, wo körperliche Veränderungen irgendwann offensichtlich werden. Das gesellschaftliche Tabu in Sachen Geschlechterrollen und -identitäten löst sich scheinbar langsam auf. Im Sommer 2019 melden sich vier Transmänner und eine Transfrau bei einem Fußballturnier an: als Transmannschaft. Werden sie sich dort offensiv outen? Oder wollen sie einfach nur als „normale Männer“ wahrgenommen werden? Wer nicht weiß, dass Marino und Fabian keine biologischen Männer sind, wird es ihnen nicht ansehen. Die Barthaare wachsen, die Stimme klingt männlich tief, Folgen der Behandlung mit dem Hormon Testosteron. Das müssen die Transmänner nun ein Leben lang nehmen. Ihre sogenannte zweite Pubertät dauert ungefähr fünf Jahre. Andere Belastungen kommen hinzu: Operationen, Behördengänge, Arztbesuche und die Enttäuschung, wenn die Krankenasse einen Antrag ablehnt. Um sich als vollständiger Mann zu fühlen, fehlt ihnen auch ein Penis. Doch eine Operation ist nicht ohne Risiko. Das Abwägen zwischen einer OP, also einem Penisaufbau aus Eigenhaut, oder einer Epithese, eine Art Penisersatz, ist schwierig. (Text: NDR)