In einer einzigen Bombennacht ging das alte Kassel unter. Mit der Stadt verbrannten die meisten Filme und Dokumente. Aber manches hat doch die Zeiten überstanden. Auf Dachböden und in Kellern, in Heimatvereinen fand hr-Autor Jörg Adrian Huber erstaunliche Abbilder des alten Kassel. Sie zeigen die beeindruckende Fuldametropole mit ihren Häusern aus Mittelalter, Renaissance und Barock, gekrönt von Wilhelmshöhe, Herkules und Wasserspielen. Der Film lässt auch die ganz besonderen Eigenheiten ihrer Bewohner wieder lebendig werden. Die erfreuten sich an „Zissel“ und „Sulperknochen“ und tranken dabei „Schoppen un Kännchen“. Zum ersten mal im Fernsehen zu sehen sind Bilder vom Reichskriegertag 1939, doch der Film dokumentiert auch den Untergang Kassels in einer einzigen Nacht: Am 22. Oktober 1943 kamen im alliierten Bombenhagel 10.000 Menschen ums Leben, fast die gesamte Altstadt ging für immer unter. Feuerwehrleute aus Marburg trafen am nächsten Tag im zerstörten Kassel ein, um bei der Bergung der Toten und Verwundeten zu helfen. Einer dieser Feuerwehrmänner hatte einen neuartigen Dia-Farbfilm in der
Kamera. Diese Dias wurden für den Film sorgsam gereinigt und kopiert – sie gehören zu den beeindruckendsten Zeugnissen der Stadtgeschichte und werden zum ersten Mal vollständig gezeigt. Im Jahre 913 hatte König Konrad I. zwei Klöstern mehrere Besitzungen bestätigt. Das Datum gilt heute als Gründungsdatum Kassels, denn die Urkunden wurden an einem Platz namens Chasella gesiegelt, einer befestigten Reisestation an der Fulda. Wenn Kassel 2013 sein 1.100-jähriges Bestehen feierte, dann geht das also auf zwei alte Urkunden zurück. Der Ort an der Fulda blieb lange Zeit unbedeutend und war sogar mehrmals vom Untergang bedroht, bis schließlich Sophie von Brabant, Tochter der Heiligen Elisabeth, das Land Hessen in Besitz nahm und ihre Nachfahren den Regierungssitz von Marburg in die zentraler gelegene Fuldastadt verlegten. Hier gediehen fortan Handel und Gewerbe, und die Kasseler Landgrafen gelangten zu einem riesigen Vermögen, das sie in die Repräsentationsarchitektur Kassels steckten. Nur wenig ist davon übrig geblieben, aber es war Grundstein für einen viel beachteten Neubeginn. (Text: hr-fernsehen)