Skizzen aus Spanien Folge 22: Im Tal des Duero – Vom Waldgebirge ins Land der Burgen
Folge 22
22. Im Tal des Duero – Vom Waldgebirge ins Land der Burgen
Folge 22
Im verwitterten Granit der Sierrea de la Demanda entspringt der Duero, einer der vier großen Ströme Spaniens. Sein Lauf führt westwärts durch ganz Kastilien, bis er in den Schluchten an der Grenze zu Portugal seinen Namen wechselt und als Douro in den Atlantik mündet. Der Gebirgsstock der Demanda, seine dichten Kiefernwälder und grüne Seen, seine geruhsamen Städte und verschlafenen Dörfer, seine wilden Schluchten und schließlich die gewaltigen Burgen beiderseits des Flusses aus der Zeit der „reconquista“ sind Stationen auf dem Weg des Duero durch altes kastilisches Land. Der Duero ist einer der vier großen Ströme der Iberischen Halbinsel. Er entspringt in einem waldigen Gebirgsstock der Sierra de la Demanda und fließt 600 Kilometer nach Westen durch ganz Kastilien, bis er in den Schluchten an der Grenze zu Portugal seinen Namen wechselt und als Douro bei Porto in den Atlantik mündet. Als kleiner Bach stürzt er die Granitfelsen hinunter und versorgt schon bald eine Reihe kleiner Dörfer mit frischem Wasser und Energie für die Sägewerke im Tal. Als stattlicher Fluss erreicht er Soria, die geruhsame Provinzhauptstadt. Hierher kamen immer schon die Dichter, um zu träumen. Besonders bekannt wurde Antonio Machado, der hier eine blutjunge Sorianerin heiratete, „die ihm der Tod genommen“. Nur wenige Jahre lebte Machado in dieser liebenswerten Duerostadt mit ihren Adelspalästen, mit ihrer lauschigen Plaza, mit ihren von Platanen bestandenen Plätzen, wo sich, wie überall in Spanien, am Abend die Menschen zum „Paseo“ versammeln. Die karge Landschaft südlich von Soria ist verarmt, die Dörfer fast menschenleer. Die Menschen wandern seit einem halben Jahrhundert ab. Madrid, die große, unersättliche Metropole, ist
kaum zwei Autostunden entfernt und saugt alles auf. Dennoch hat sich hier schon vor zwanzig Jahren ein Lehrerehepaar niedergelassen, das gemeinsam mit Freunden das kleine Dorf Abioncillo wieder aufgebaut und dort ein pädagogisches Projekt entwickelt hat, das Kindern für Wochenkurse zur Verfügung steht. Hier erfahren sie spielerisch und selbst entdeckend ökologische Zusammenhänge und die Kultur ländlichen Lebens. Dort, wo der Río Ucero in den Duero mündet, stehen auf einer Anhöhe die Ruinen der gewaltigen Burg von Osma. Darunter breitet sich El Burgo de Osma aus, ein kleines Provinzstädtchen mit einer schnurgeraden Durchgangsstraße im klassischen kastilischen Stil: Alle Bürgerhäuser auf der Sonnenseite der Straße durchziehen offene, schattenspendende Galerien. Im Giebel des prachtvollen Rathauses sitzt ein steinerner Bischof, Symbol für den Stolz der Stadt darauf, dass sie seit westgotischer Zeit Bischofssitz ist. Der Palast des Kirchenfürsten und die gotische Kathedrale geben dem Ort nicht nur seine Prägung, sondern brachten ihm auch durch die Jahrhunderte hindurch Ansehen und Wohlstand. Kaum eine halbe Stunde Fußweg von Burgo de Osma entfernt liegt ein Naturschutzgebiet in der „Wolfsschlucht“, im Cañón de los Lobos, einer tief eingeschnittenen Schlucht, über der zahllose Geier verschiedenster Art kreisen. Der Duero war Jahrhunderte lang Grenzfluss zwischen Christen und Mauren. Beide errichteten an seinen Ufern riesige Burgen, gewaltige Bollwerke, die noch heute das Tal des Duero zum Burgenland Spaniens schlechthin machen. Mit der Burg Gormaz, einer der größten Anlagen Europas, und der weitläufigen Festung in Berlanga wehrten sich die Christen erfolgreich gegen ein nochmaliges Vordringen des Islam in Spanien. (Text: ARD-alpha)