ZDF will Sterbehilfe-Drama nicht in der Primetime zeigen
Zuständiger Redakteur kritisiert den Sender öffentlich
Michael Brandes – 02.03.2012, 16:42 Uhr

Das ZDF will einen Fernsehfilm zum Thema Sterbehilfe nicht in der Primetime ausstrahlen. Der zuständige ZDF-Redakteur Heiner Gatzemeier hat daraufhin jetzt die Senderspitze öffentlich kritisiert.
„Komm, schöner Tod“ spielt im Berlin der nahen Zukunft. Immer mehr demente Alte, die auf den Straßen herumirren, prägen das Bild der Hauptstadt. In den Seniorenheimen herrscht Pflegenotstand, von mobilen Einsatzkräfte werden die verwirrten Mitbürger zwar eingesammelt, jedoch weiß niemand, wohin mit ihnen. Das Institut Exsolvo wirbt mit einer neuen Geschäftsidee: dem friedlichen Sterben. Geschulte Kräfte und Schauspieler mimen Freunde, Eltern und Verwandte, die den Kunden auf seinem letzten Weg begleiten.
Gatzemeier umschreibt den 90-minütigen Fernsehfilm mit Dietrich Hollinderbäumer, Leslie Malton, Anna Loos und Herbert Knaup als „ein Plädoyer für die Würde des Menschen im Leben wie auch im Sterben“, das „sensibel und eindringlich, mit feinsinnigem Humor und subtiler Ironie“ von einer der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart erzähle.
Der Sendeplatz wird dem gesellschaftlichen Anspruch allerdings nicht unbedingt gerecht: Gezeigt wird der für das Hauptprogramm angedachte Film am Gründonnerstag, 5. April erst um 22:15 Uhr. Dass dem Sender das Thema wohl zu heikel für ein großes Publikum ist, kritisiert der Redakteur laut einem ‚Spiegel Online‘-Bericht: Für den späten Sendeplatz seien Programmplanung und Chefredaktion verantwortlich. Die Entscheidung sei ein Beleg für die „Mutlosigkeit des Systems“. Zudem habe er im vergangenen Jahr einen Themenabend zur Sterbehilfe vorgeschlagen. Darauf sei keine Reaktion erfolgt.
Unterstützung erhielt Gatzemeier von Produzentin Regina Ziegler. Regisseur und Autor Friedemann Fromm hätte den Film etwas anders anlegen können, wenn der späte TV-Termin von vornherein bekannt gewesen wäre, so Ziegler. ZDF-Chefredakteur Peter Frey hat die Vorwürfe unterdessen zurückgewiesen. „Sterbehilfe ist ein schwieriges Thema, für das man den richtigen Sendeplatz finden muss“, wird Frey in ‚Spiegel Online‘ zitiert. Der aktuelle Sendeplatz sei hervorragend und werde „diesem vielschichtigen Film sicher gerecht“.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Nachdenker am via tvforen.de
Ich freue mich drauf !!!!!!!!!!!!!!!!!! und bin gespannt.
NachdenkerKnurpsel am via tvforen.de
Nur ein Wort dazu: Feiglinge!spaceylacey am via tvforen.de
Hmm...auf den Film bin ich gespannt.
Ich bin auch der Meinung, dass so ein Thema in die Prime Time und überhaupt viel häufiger angesprochen gehört. Die schöne heile Welt in den Pflegeheimprospekten mit strahlend lächelnden, rüstigen Senioren auf´m Golfplatz hat leider mit der traurigen Realität der Desorientiertheit gepaart mit Magensonde und Windel nicht viel zu tun.