ZDF verzichtet auf „Menschen 2020“

„Markus Lanz“-Sondersendung ersetzt traditionellen Jahresrückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 10.11.2020, 13:05 Uhr

Markus Lanz – Bild: ZDF/Markus Hertrich
Markus Lanz

Üblicherweise liefern sich das ZDF und RTL ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihren Jahresrückblicken „Menschen“ bzw. „Menschen, Bilder, Emotionen“. Doch 2020 ist vieles anders – und da will das ZDF offenbar keine Ausnahme sein. Der Mainzer Sender teilte gegenüber fernsehserien.de exklusiv mit, dass in diesem Jahr auf den traditionellen Jahresrückblick „Menschen“ verzichtet wird – zum ersten Mal seit 1981.

Als Ersatz fungiert die bereits angekündigte Spezialsendung „Markus Lanz – Das Jahr 2020“, die das ZDF schon am 25. November um 20:15 Uhr ausstrahlen wird. In der zweistündigen Primetime-Spezialausgabe seiner Talkshow wird Markus Lanz mit Gästen sprechen, die rund um die COVID-19-Pandemie besondere Situationen meistern mussten. Die neue Sendung wird beste Abendunterhaltung bieten. Sie wird Menschen und ihre Geschichten in den Fokus rücken. Sie wird sich Zeit nehmen, um zu erklären und zu hinterfragen, so Markus Lanz.

Die Nachfrage, ob „Menschen“ nur in diesem Jahr pausiert oder ob das Format generell nicht fortgesetzt wird, konnte das ZDF gegenüber fernsehserien.de nicht beantworten.

Zu Gast in „Markus Lanz – Das Jahr 2020“ sind unter anderem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sowie Prof. Karl Lauterbach und Prof. Hendrik Streeck, die erklären, weshalb Deutschland bislang so gut durch die Krise gekommen ist. Stephan Pusch, der Landrat von Heinsberg, berichtet hingegen, wie er monatelang an vorderster Front in seinem Landkreis gegen die Pandemie kämpfte und die Politik zu mehr Hilfe aufrief. Chefärztin Dr. Jördis Frommhold von der Rehaklinik in Heiligendamm und Bernhild Braun vom Seniorenzentrum in Mainz sprechen über die Behandlung von COVID-19-Patienten und den schwierigen Alltag in der Altenpflege in Zeiten der Pandemie.

Ebenfalls zu Wort kommen Musiker und Künstler wie Johannes Oerding, deren Konzerte und Veranstaltungen abgesagt wurden, und die durch Corona ihrer Arbeitsgrundlage beraubt wurden. Prominente schildern, wie stark sie durch den Lockdown betroffen waren und wie sie den Kampf gegen die Krise aufgenommen haben. TV-Koch und Unternehmer Tim Mälzer wusste etwa lange Zeit nicht, wie er seine Mitarbeiter und seine Restaurants retten sollte.

Doch auch abseits der Corona-Pandemie gab es 2020 tragische Schicksale, die Markus Lanz thematisieren wird. So erschütterte im Februar das rassistische Attentat von Hanau, bei dem elf Menschen ums Leben kamen. Ajla Kurtovic, die ihren Bruder verlor, erinnert sich bei Lanz an den schicksalhaften Abend. Auch Saida Hashemis Brüder gehören zu den Opfern von Hanau – einer wurde getötet, einer verletzt. Sie spricht über ihr Trauma, ihre Ängste und über Versäumnisse von Polizei und Politik.

Während der „Menschen“-Jahresrückblick in den vergangenen Jahren erst um 22:15 Uhr auf Sendung ging, darf Markus Lanz mit der Sondersendung in die Primetime. Dies hat der Moderator wohl den tollen Quoten seiner spätabendlichen Talkshow zu verdanken. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Zuschauer sind dabei, wenn Lanz gegen 23 Uhr mit Gästen aus Politik und Gesellschaft spricht. Auch beim jungen Publikum werden weit überdurchschnittliche Zahlen eingefahren: Allein im Oktober kamen mehrfach zweistellige Marktanteile zwischen 11,1 und 12,4 Prozent in der Altersklasse der 14- bis 49-Jährigen zustande.

Im Gegensatz zum ZDF hält RTL an seinem traditionellen Jahresrückblick fest und zeigt „2020! Menschen, Bilder, Emotionen“ am Sonntag, 6. Dezember um 20:15 Uhr. In der fast vierstündigen Livesendung spricht Günther Jauch darüber, was von dem durch die Corona-Pandemie maßgeblich geprägten Jahr 2020 besonders in Erinnerung bleiben wird. Doch es soll auch thematisiert werden, was uns abseits der Pandemie gefreut, geärgert und berührt hat. Die Gäste des RTL-Jahresrückblicks sind noch nicht bekannt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1980) am

    Sehr gute und nachvollziehbare Entscheidung des ZDF. Im Gegensatz zu den (fast) immer gleichen Laberrunden zwischen Will, Illner und Maischberger hat Lanz generell die beste Gästemischung, geht tiefer in die Materie und bohrt ggf. so lange - höflich, aber bestimmt - nach, bis er eine Antwort hat. Und er scheut sich nicht, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten. Im Falle dieser Sendung geben die steigenden Quoten, insbesondere bei den Jüngeren, dem ZDF reicht. Hohe Quoten sind nicht immer ein Zeichen für schlechte Massenware.
    • am

      Vergesst das Brechmittel RTL und Lanz. Der einzig relevante Rückblicl läuft bei Tele 5, wenn Oliver Kalkofe mit "Fresse 2020" den ganzen Irrsinn aufarbeitet.
      • (geb. 1958) am

        @User 798614
        Auch eine prima-Idee. :o)))
        Das leidige C.-Thema legt sich sowieso schon wie ein dunkler Schatten über alles
        • (geb. 1972) am

          Ist ja nicht gerade so, dass das C. Thema unterpräsentiert gewesen wäre. Also die üblichen Lanz Gäste in einem Special. Nein Danke! Da schaue ich mir lieber eine Wiederholung der Schwarzwaldklinik an.
          • (geb. 1958) am

            Ausgerechnet Tim Mälzer, diese ewige Heulsuse, wurde eingeladen !

            Koch und Unternehmer mit regelmäßigen Einnahmen, allein durch seine TV.Präsenz....der hats gerade nötig, wegen Corona rumzuheulen, er müsste seine Läden schließen !

            Nein danke - hat sich erledigt, ZDF.
            Dann lieber RTL. Sollte er da auch auftauchen (was mich nicht verwundern würde), habe ich noch reichlich andere TV-Programme zur Verfügung.
            • am

              Ausgerechnet Lanz. Dann doch lieber RTL :-)

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