ZDF-Belegschaft protestiert gegen Personalabbau
Intendant Bellut stellt Haushaltsplan 2013 vor
Michael Brandes – 08.12.2012, 13:57 Uhr

Das ZDF kalkuliert für das kommende Geschäftsjahr trotz Milliardeneinahmen erneut mit einem Minus. Um die Sparvorgaben zu erfüllen, bestätigte Intendant Thomas Bellut den geplanten Abbau von 400 Stellen. Die Belegschaft des Senders hat unterdessen die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) als Sündenbock ausgemacht. Der Programmauftrag werde durch deren Kürzungsvorgaben schwer beeinträchtigt.
Der Mainzer Haushaltsplan 2013, der am Wochenende dem Fernsehrat vorgestellt worden ist, weist rückläufige Einnahmen in Höhe von 2,01 Milliarden Euro aus. Als Ursache gelten geringere Umsätze bei der Werbung wegen der fehlenden Sportgroßereignisse und die neue gesetzliche Beschränkung für das Sponsoring. Für 2013 wird ein negatives Betriebsergebnis von 9,3 Millionen erwartet, das gemäß einer Einsparauflage ausgeglichen werden soll. Im Investitionshaushalt wird mit einem planerischen Defizit in Höhe von 14,2 Millionen Euro gerechnet, das aus der Rücklage gedeckt werden kann.
ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht die Einführung des neuen Rundfunkbeitrags ohne Anpassung der Beitragshöhe als Grund für die Entwicklung. „Diese Stabilität führt bei gleichzeitig steigenden Kosten faktisch zu einem Absenken der Leistungsfähigkeit. Wir fangen das durch umfangreiche Sparmaßnahmen im Gesamtunternehmen auf“, so der Intendant.
Um die Sparvorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zu erfüllen, kündigte Bellut den Abbau von 400 Stellen an. Bis Ende 2016 müssen die Mainzer im Personalbereich 75 Millionen Euro einsparen. Zuvor waren die verbindlichen Sparauflagen jahrelang ignoriert worden. Statt Arbeitsplätze abzubauen, wurden sogar weitere Stellen geschaffen. Das ZDF begründete seine Vorgehensweise mit einem unerwartet hohen personellen Bedarf bei der Schaffung der neuen Digitalangebote (fernsehserien.de berichtete).
Der vor einem Jahr verfügte Einstellungsstopp sowie ein Frühverrentungsmodell hätten sich bereits positiv auf die finanzielle Situation ausgewirkt, so Bellut. Daher werde der Stellenstopp zum 1. April 2013 schrittweise aufgehoben: „Wir müssen den Krisenmodus, in dem wir uns seit einem Jahr bewegen, wieder verlassen.“ Um schlankere Strukturen zu schaffen, werden die Redaktionen ihr Programm künftig sendeplatz- und kanalübergreifend sowie crossmedial produzieren.
Unterdessen haben die ZDF-Mitarbeiter auf ihrer Personalversammlung eine Resolution verabschiedet, in der die Sparvorgaben der KEF scharf kritisiert werden. In dem Schreiben heißt es, das ZDF habe sein Angebot in den vergangenen Jahren lediglich ausgeweitet, weil der Gesetzgeber den Programmauftrag neu definiert hätte. Die Kürzungsvorgaben der KEF im Personalbereich empfinde man daher als „Strafaktion“. Dennoch habe man sich „ernsthaft bemüht, die Sparvorgaben umzusetzen“.
Die mit dem Personalbbau einhergehende Arbeitsverdichtung habe bereits „unzumutbare Ausmaße“ angenommen, zudem werde „der Betriebsfrieden durch diese Maßnahmen immer stärker gefährdet“. Ein weiterer Personalabbau sei nicht möglich, „ohne unseren öffentlich-rechtlichen Programmauftrag schwer und nachhaltig zu beeinträchtigen.“ Auf Basis dieser Argumentation fordert die ZDF-Belegschaft die KEF „dringend auf, die Sparauflagen zu überdenken und auf ein realisierbares Maß zu reduzieren.“
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Timmy am via tvforen.de
So das ZDF hat also nicht genug Geld um das Personal zu bezahlen und um ein gutes Programm zu bieten. Aber es ist genug Geld für den Einkauf der CL da und für Sportübertragungen wie heute, die kein wirklich Sportbegeisterter sich anschauen wird, da auch Eurosport überträgt und die wissen wie das geht. Das ZDF kann es einfach nicht. Fußball Europameisterschaft war eine Katastrophe Olympia nicht besser. Wie wird das wohl mit dem ZDF weitergehen wenn der neue Rundfunkbeitrag erst mal gekippt ist? Das wir in diesem Land einen Rundfunk für fast 8.000.000.000 Euro nicht mehr leisten können, merkt jeder der in diesem Land krank wird und auf Hilfe angewiesen ist. Es wird Zeit das Geld sinnvoll einzusetzen.Pete Morgan am via tvforen.de
>>>Als Ursache gelten geringere Umsätze bei der Werbung wegen der fehlenden Sportgroßereignisse
Da sieht man mal, wie man agelogen wird. Von fehlenden Sportgroßereignissen kann nicht die Rede sein, denn das ZDF hat einen mehrjährigen Vertrag abgeschlossen, der seit Anfang dieses jahres die Live-Übertragung der UEFA- und Championsleague und was weiß ich welcher Fußballspiele garantiert, dazu noch Wintersportübertragungen von bis zu neun Stunden am Ausstrahlungstag, leichtathletik, Handball, Olympia... wo, bitteschön, FEHLEN Sportgroßereignisse???
Das ist so, wie wenn die Krankenkassen eine Beitragserhöhung damit entschuldigen, ihre Ausgaben seien zu hoch, obwohl sie Überschüsse in Milliardenhöhe erwirtschaften. Die verkaufen uns alle für dumm.
Für das ZDF wird das nicht nur Stellenabbau bedeuten, sondern zwangsläufig auch ein NOCH SCHLECHTERES und unattrraktiveres Programm, wenn man in drei jahren 75 Millionen (!) EUR einsparen will. Aber die Attraktivität des programms interessiert die Sender schon lange nicht mehr - es geht auch dort nur noch darum, Gewinn zu machen und nicht, gutes Programm zu machen.
Hoffentlich hält mein DVD-Player noch ein paar Jahre...er wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt werden, fürchte ich.
Der Lonewolf PeteLorbeer am via tvforen.de
Tja - jetzt rächen sich die ganzen Pensionszahlungen, die sich beim ZDF
im Laufe der letzten Jahre angesammelt haben.
Um Journalisten und Techniker zu bekommen, warb das ZDF in den
Anfangsjahren überall Leute ab, diese wurden mit hohen Gehältern und
dem Versprechen einer frühen Verrentung gelockt.
Und das wirkte, schon in den 80er Jahren, verabschiedeten sich
Mit-Fünfziger in den wohlverdienten Ruhestand - und so blieb es über
Jahre - hohes Gehalt - hohe Rente - früher Abschied vom Lerchenberg.
Natürlich muß man jetzt die sauteuren freien Mitarbeiter und
Honorarkräfte loswerden ; ((Beverly Boyer am via tvforen.de
Pete Morgan schrieb:
-------------------------------------------------------
> >>>Als Ursache gelten geringere Umsätze bei der
> Werbung wegen der fehlenden Sportgroßereignisse
>
> Da sieht man mal, wie man agelogen wird. Von
> fehlenden Sportgroßereignissen kann nicht die
> Rede sein, denn das ZDF hat einen mehrjährigen
> Vertrag abgeschlossen, der seit Anfang dieses
> jahres die Live-Übertragung der UEFA- und
> Championsleague und was weiß ich welcher
> Fußballspiele garantiert, dazu noch
> Wintersportübertragungen von bis zu neun Stunden
> am Ausstrahlungstag, leichtathletik, Handball,
> Olympia... wo, bitteschön, FEHLEN
> Sportgroßereignisse???
Das habe ich mich auch gefragt...! Nach meinem Empfinden läuft im ZDF viel Sport. (Was ich gut finde) Deswegen erschließt sich mir dieses Argument nicht wirklich. Vielleicht sollten sie mal weniger Hitler-Dokus einkaufen oder produzieren, dann ist mehr Kohle für sinnvolles Fernsehen da.
Letzte Woche Dienstag hab ich echt die Krise gekriegt. Da treffe ich mich mit Freunden und wir bestellen Pizza und ich freue mich auf einen schönen Abend inkl. TV gucken. Da musste ich mich der Mehrheit (wir waren zu dritt) anschließen :-) und "ZDFzeit - Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs" Teil 4 von 5 anschauen. Ich dachte, mir platzt der Hals.
Wie man sich sowas freiwillig reinziehen kann und somit seinen Feierabend genießt, ist mir schleierhaft. Die Bilder haben mich so dermaßen runter gezogen wie nur sonst was.