Wie Aids über die ‚Lindenstraße‘ ins TV kam

Geißendörfer-Film über Benno Zimmermann

Jutta Zniva – 29.06.2007

Klaus Walter hat für die „taz“ Hans W. Geißendörfer, Produzent und Erfinder der „Lindenstraße“, zu dessen Film „Die Leiden des jungen Benno Zimmermann“ befragt, der in dieser Woche beim Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress (DÖAK) in Frankfurt gezeigt wurde und die Geschichte des ersten Aidsopfers in einer deutschen Fernsehserie zum Inhalt hat.

Der Film ist die erste Auskoppelung eines Themenstranges aus der „Lindenstraße“ und wurde exklusiv für den DÖAL-Kongress 2007 produziert. Er montiert Szenen einzelner Folgen aus dem „Lindenstraßen“-Leben Benno Zimmermanns, dargestellt von Bernd Tauber, der so Geißendörfer im „taz“-Interview“ den (für einen Schauspieler im im Jahr 1986) nicht selbstverständlichen Mut hatte, einen HIV-Infizierten zu spielen. Taubers Sohn beispielsweise sei damals in der Schule verprügelt worden – er stecke alle an, weil sein Vater Aids habe.

„Die Leiden des jungen Benno Zimmermann“ sei, so Geißendöfer in der „taz“, ein gutes Zeitporträt. Der Film zeige, wie Aids damals aufgenommen worden sei und wie man Vorurteile und Hilflosigkeit der Krankheit gegenüber bekämpfen konnte.

Auf die Frage des „taz“-Redaktuers, ob mit der sympathischen Figur des „Lindenstraße“-Schreiners, der sich durch eine Bluttransfusion mit Aids infizierte, das Klischee der „unschuldigen Opfer“ versus der infizierten Junkies oder Schwulen, denen man nicht selten ein „selber schuld“ zuweise, nicht fester zementiert worden sei, erklärt Geißendörfer: „Wir brauchten eine Sympathiefigur. Wir wollten niemanden, der vorbelastet ist durch das Klischee, ein Junkie zum Beispiel. Benno dagegen hatte viele Fans und war eine sympathische Figur, deswegen haben wir geglaubt, dass wir Sympathie für dieses Thema leichter kriegen, als wenn wir einen infizierten Schwulen an die Spitze der Kampagne gestellt hätten.“

Und außerdem, so Geißendöfer: „Schuld an der Krankheit, das gab und gibt es für mich nicht.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    ist ja ein zufall..... zum thema AIDS hab ich gerade folgendes HOCHINTERESSANTES gelesen:

    *klickmich* (http://magazine.web.de/de/themen/gesundheit/medizin/krankheiten/4246580-Erstmals-Aidsvirus-aus-infizierten-Zellen-ausgeschnitten,articleset=1617904,cc=000005542900042465801nGzDf.html)
    • am via tvforen.de

      Die Geschichten in der Lindenstrasse fand ich früher auch fesselnder als heute,
      obwohl es damals natürlich auch kleine Durchhänger über längere Etappen gab.
      Komischerweise hat man die eine oder andere doch aufwühlenden Szenen die in der frühren Lindenstrasse zu sehen waren immer noch gut im Kopf,
      und ganz heftig sowie verstörend fand ich die Folge in der
      Henny Schildknecht sich das Leben nahm.
      Ich habe diese Folge auch nie wieder irgendwo gesehen,
      aber die Szenen sind mir immer noch sehr gegenwärtig.
      Ebenso wie die von Paula genannte Dreiecksbeziehung mit Iffy,Kurt und Momo,
      die sicherlich eine der spannendsten und dramatischten Begebenheiten
      (jedenfalls für mich) in der Lindenstrasse waren.
      Die AIDS Geschichte mit Benno Zimmermann war auch sehr ergreifend,
      allerdings wirkte es sicherlich auch auf die meisten Zuschauer zu
      damaliger Zeit noch recht unwirklich und fremd.
      • am via tvforen.de

        Ja, Jediklaus, die Szenen mit Henny Schildknecht sehe ich auch heute noch, als ob es gestern gewesen wäre, ebenso sehe ich Nossek im Krankenbett liegen, und Klausi kommt rein. Die schlimmste Sache war allerdings, als er von diesem Auto erfaßt wurde, ausgerechnet an dem Tag, als er erfuhr, dass er Vater wurde - oder?

        Heute könnte ich die Folge vom letzten Sonntag nicht mehr erzählen.
      • am via tvforen.de

        Ein Hammer-Ereignis war auch der Busunfall auf dem Weg zur Hochzeit von Helga Beimer und Erich Schiller, durch den gleich vier Bewohner das Zeitliche gesegnet haben. Benny Beimer und Dieter Rantzow starben sofort, Hubert Koch und Enrico Pavarotti starben später im Krankenhaus.
      • am via tvforen.de

        Nicht zu vergessen dass Lisa den Pfarrer ermordet hat,
        was nie aufgeklärt wurde.
        Deswegen ist sie heute noch in der Serie.
      • am via tvforen.de

        Die Lisa hat den Mord dem Scholz gebeichtet, weil sie sich nicht länger erpressen lassen wollte.

        Und da Steinbrück verliebt war, seine Liebe aber kurz vorher laut lachend abgewiesen wurde, war das beste Motiv für einen Selbstmord gegeben.
    • am via tvforen.de

      Vor kurzem dachte ich noch, dass Benno relativ rasch an der Krankheit gestorben ist.
      Seine Infektion wurde bekannt, und ein paar Monate später war er schon tot. Das finde ich aus heutiger Sicht realitätsfremd, zeigt aber auch, wie wenig man damals noch über diese Krankheit wußte. Mit dieser Lindenstraße-Geschichte hat man mehr Leute erreicht als über Berichte in Zeitschriften und Spots wie "Gib Aids keine Chance".

      Kommt dieser Film auch ins Fernsehen?
      • am via tvforen.de

        Ich finde auch, dass die plötzliche Erkrankung nach der Diagnose und der schnelle Tod ziemlich realitätsfremd waren. Ich habe mich damals rein interessehalber mit der Krankheit beschäftigt, weil wir im Unterricht damit zu tun hatten und habe die Hotline angerufen, für die damals immer geworben wurde. Dort hatte man mir gesagt, dass diese Entwicklung zwar ungewöhnlich, aber durchaus möglich ist.

        Die Geschichte von Benno Zimmermann kann man auch nachlesen:

        [url]http://www.lindenstrasse.de/spezial/benno_a.html[/url]

        Ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, ob der Film auch im Fernsehen gezeigt wird.

        Kurze Frage: Wurde das Thema AIDS in der Lindenstraße ein weiteres Mal behandelt? Ich habe die Serie seit einigen Jahren nicht mehr gesehen und habe sowas in Erinnerung, dass die Mutter von Carstens Pflegesohn an AIDS gestorben ist.
      • am via tvforen.de

        Es ist immer noch ein aktuelles Thema, weil der Junge (Meine Güte, mir fällt der Name nicht ein) auch das Virus in sich trägt. Hier verläuft die Geschichte aber - zumindest für mich, denn wie gesagt, das mit Benno erschien mir unrealistisch - realistischer.

        Ich hätte mal wieder Lust auf einen schönen Lindenstraße-Thread. Gestern habe ich in einem von mir gestellten Rätsel Stefan Nossek raten lassen, und es ist immer wieder erstaunlich, wie lange das schon läuft. Merkwürdigerweise sind mir die alten Figuren (wie eben Nossek) viel vertrauter als neue Figuren. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass die Geschichten damals intensiver und dramatischer waren. Nossek, der Pfarrer, Onkel Franz, Robert Engel, Benno Zimmermann, die Geschichte mit Momo, Iffi und Kurt Sperling, Henny und Franz Schildknecht - und was ist geblieben? Eine Boygroup mit Hajo, Erich und Andy.

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