„The Recruit“: Füllware unterm Weihnachtsbaum – Review

Actionserie mit „The Fosters“-Star seit heute auf Netflix

Rezension von Fabian Kurtz – 16.12.2022, 19:05 Uhr

Noah Centineo als CIA-Anwalt Owen Hendricks in „The Recruit“ – Bild: Netflix
Noah Centineo als CIA-Anwalt Owen Hendricks in „The Recruit“

Seit heute Morgen (16. Dezember) ist auf Netflix das Spy-Comedy-Drama „The Recruit“ abzurufen. Die Serie über einen Agenten wider Willen bedient dabei nicht nur jedes Klischee altbackener Spionage-Thriller, sie macht nicht mal Anstalten, seine Lustlosigkeit zu verschleiern. Kurz vor Weihnachten stockt Netflix also weiterhin fleißig sein Kühlregal mit Allerwelts-Ware auf. Hauptsache, es liegt viel unterm Weihnachtsbaum.

Der junge Anwalt Owen Hendricks (Noah Centineo, „The Fosters“) beginnt nach einigen Tests seinen Alltag bei der CIA. Als Neuling werden ihm etliche Kartons mit Verschwörungsbriefen auf den Schreibtisch geknallt, die allem Anschein nach nichts weiter als wirres Zeug abgeschweifter Bürger sind. Doch – oh Wunder! – fällt Owen unter all den Briefen ein seltsam chiffriertes Telegramm auf, welches er sogleich zu einem Burn-Out-Kollegen bringt, der für den Schönling als übergewichtiges Fenster in die Codes der CIA fungiert.

Hier fliegt einem nicht nur die Logik um die Ohren. Netflix

Der decodierte Brief führt ihn zu der hyperstereotypisierten weißrussischen Agentin Max (Laura Haddock), die in einem Frauengefängnis einsitzt. In ihrem Brief an die CIA blufft sie diese mit der Offenlegung sämtlicher vertraulicher Akten. Von seinem Chef wird Owen also beauftragt, diese Dokumente zu beschaffen, muss jedoch etliche Kompromisse bei Max, seinen Mitbewohnern und russischen Killern machen. Dass er selbst schon am ersten Tag gegen mehrere Schweigepflichten und Vorschriften verstoßen hat, ist nicht gerade verwunderlich.

Aber Moment! Die Gesetze des Actionkinos sind, wie sie sind. Das gilt für Kampfsequenzen, die die Grenzen der Physik aushebeln, genauso wie für Logiklücken, die im Writers’ Room harsch abgewunken werden. Das Essen muss nicht schmecken, es soll satt machen! Und bei Netflix wird nun mal gegessen, was auf den Tisch kommt! Deswegen wäre es genauso fahrlässig, einen Verriss zu starten gegen etwas, was überhaupt nicht den Anspruch hatte, etwas Geschmackvolles zu sein. Man geht ja auch nicht zu McDonald’s und beschwert sich über Fast-Food.

Laura Haddock als russische Spionage-Schablone Max Netflix

Gut, ein Zugeständnis muss man Netflix machen: Technisch ist man auf dem neuesten Stand. Sei es in brillanter Soundmischung im Dolby Atmos und 4K-HDR-Bildauflösung. Aber nicht mal das ist außergewöhnlich, sondern Standard. Im Gourmet-Duktus gesprochen: Die Küche, in der gekocht wird, ist wenigstens sauber. Was das Gericht angeht, ist es, und das nun abschließend, langweilig sättigend. Eine Geschichte, die man schon so oft gesehen hat, Figuren, die inflationär Schablonen geworden sind, Action, die sich nur noch an Brutalität messen will und musikalische Untermalung, die man nicht mal mehr durch Shazam jagen muss – die Playlist gibt’s schon gratis dazu.

Netflix schafft das Angebot auf hypothetischer Nachfrage. Denen, die es in der „Das-könnte-Ihnen-auch-gefallen“-Rubrik finden, wird es bestimmt gefallen. Und das ist auch gut so. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit den Achseln zu zucken und diese Kritik genauso langweilig zu beenden wie das Produkt, auf dem sie beruht. Was einen nicht berührt, greift einen nicht an. Meine Position ist also die wohl leserfeindlichste: Ich habe keine.

Meine Wertung: 2/​5

Die komplette erste Staffel von „The Recruit“ ist seit dem heutigen Freitag (16. Dezember) bei Netflix abrufbar.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    An sich ist die Serie nicht schlecht. Es gibt da viel schechtete, was man als Füllware bezeichnen kann. Doch wie immer bei Netflix endet es mitten drin. Vielleicht kommt eine 2 Staffel, vielleicht auch nicht. Deshalb, aber nur deshalb kann ich die Serie nicht empfehlen.
    • (geb. 1967) am

      Es gibt tatsächlich eine 2.Staffel! Ich habe jetzt erst angefangen, da ich bis jetzt eigentlich null Bedürfnis dazu hatte! Eigentlich könnte man die Serie leicht mit "The Night Agent" vergleichen....denn beide Agengten sind absolute Frischlinge....


      Ich bin jetzt bei Folge 2, nur, bis jetzt bin ich weiterhin nicht drin. Keine Ahnung, vielleicht werde ich ja noch warm damit.
  • am

    Füllware.............lieber Author von diesem Bericht..............was ist für Sie denn keine Füllware?? Haben Sie mal Innovaität in der Filmbranche gesehen in den letzten Jahren, wobei man sehen muss was jeder gerne sehen möchte?  Ich persönlich finde mich angesprochen wie Filme oder Serien Die Brücke, aber mag es auch mal seichter.........ist das dann Füllware für Sie? Sorry, kann mit Ihrem Beitrag nicht viel anfangen, trotzdem Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr Für Ihre Person und Ihrer Familie

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