„Nachtschwestern“: Diagnose tote Hose für neue RTL-Krankenhausserie – Review

Starke Hauptdarstellerinnen können das Format nicht retten

Rezension von Jana Bärenwaldt – 28.04.2019, 15:00 Uhr

Ines Quermann als Ella und Mimi Fiedler als Nora in „Nachtschwestern“ – Bild: RTL
Ines Quermann als Ella und Mimi Fiedler als Nora in „Nachtschwestern“

Wie viele Krankenhausserien braucht das Land? Nach Ansicht von RTL können es wohl nicht genug sein, und so wird nun ca. ein Jahr nach der Premiere von „Lifelines“ die nächste Eigenproduktion im Klinik-Setting an den Start geschickt. Im Zentrum stehen zwei ehemals befreundete Krankenschwestern, die sich aus guten Gründen in den letzten 16 Jahren aus dem Weg gegangen sind, und nun gezwungen sind wieder zusammenzuarbeiten.

Am Dienstag, 30. April, ist um 21:15 Uhr die erste Folge der Serie „Nachtschwestern“ zu sehen, in der es ein Wiedersehen mit einigen bekannten Soap-Gesichtern gibt. Passend dazu läuft sie im Anschluss an ein „GZSZ“-Special in Spielfilmlänge. Die weiteren Folgen werden ab dem 7. Mai dienstags um 20:15 Uhr ausgestrahlt.

Nora (Mimi Fiedler) arbeitet als leitende Krankenschwester im Klinikum Köln-West. Auf ihrer Station zieht mit der neuen Schwester Ella (Ines Quermann) das Chaos ein, denn die beiden sind keine Unbekannten. Als sie damals zusammen in derselben Klinik die Ausbildung gemacht haben, waren sie nicht nur Zimmergenossinnen, sondern auch beste Freundinnen – bis Ella Nora ihren Freund und Verlobten Matthias (Martin Gruber) ausgespannt hat. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat Ella diesen dann kurzerhand selbst geheiratet und drei Kinder mit ihm großgezogen.

Nora (Mimi Fiedler) hat einen 16-jährigen Sohn (Elias Kaßner) TVNOW /​ Christoph Assmann

Kein Wunder also, dass Nora nicht gerade gut auf ihre neue Kollegin zu sprechen ist. Ella ist allerdings der Meinung, dass 16 Jahre später langsam Gras über die Sache gewachsen sein sollte. Außerdem ist sie mittlerweile gar nicht mehr mit Matthias zusammen, da der sie ebenfalls betrogen und verlassen hat. Ironie des Schicksals eben. Nora hat aber nicht erst seit Ellas Eintreffen schlechte Laune, sondern scheint generell einfach über alles und jeden genervt zu sein. Ihre Kollegen scheinen sie aus unerfindlichen Gründen trotzdem alle zu mögen.

Ella wirbelt nicht nur in Bezug auf ihre Vergangenheit mit Nora Staub auf, sondern sorgt durch ihren rebellischen Freigeist in ihrer ersten Nachtschicht schon beinahe selbst für ihre Kündigung. Da dies in der ersten Folge passiert, war sie natürlich nie wirklich in Gefahr ihren Job zu verlieren. Dementsprechend wenig Spannung kommt durch diesen Handlungsstrang auf. Einzig mit dem aktuell kontrovers diskutierten Thema der Organspende schlägt die Serie ein emotional fesselndes Kapitel auf, allerdings wird dieses dann auch genauso schnell wieder zugeschlagen.

Ella (Ines Quermann) und Nora (Mimi Fiedler) bilden im Job ein gutes Team TVNOW /​ Christoph Assmann

Dabei tut die Serie in der ersten Folge wirklich alles, um eine packende Geschichte zu erzählen. Gleich zwei höchst dramatische Fälle werden parallel eingeführt. Neben zwei jungen Brüdern, die einen Autounfall hatten, wird auch ein verletzter Vater samt seines kleinen Jungens eingeliefert. Trotz der theatralischen Inszenierung überwiegt oft die unfreiwillige Komik. Etwa, wenn das Kunstblut in bester B-Movie-Splatterfilm-Manier aus einer Arterie spritzt oder der kleine Junge so gelangweilt um Hilfe ruft, dass sein Vater wohl eher einen Schnupfen als einen Herzinfarkt zu haben scheint.

Mit dem dritten Fall wird dann auch noch eine gewollt komische Geschichte inszeniert. Es handelt sich um ein Tinder-Pärchen, deren Intimpiercings sich beim ersten Sex verhakt haben. Mehr Klischee geht kaum. Da hatte dann sogar die Handlung um den Herzinfarkt mehr Comedy-Potenzial zu bieten, bei der ein waschechter kölscher Büdchen-Besitzer nach zehn Sekunden Herzdruckmassage vor Erschöpfung fast auf dem Patienten zusammenbricht.

Eine bunte Truppe: Valerie Huber als Kiki, Sila Sahin als Samira, Mimi Fiedler als Nora, Ines Quermann als Ella und Nassim Avat als Karim TVNOW /​ Christoph Assmann

Noch künstlicher als das Blut gestalten sich nur die Dialoge, in die aber auch wirklich alle für die Handlung und Figuren relevanten Informationen hineingepresst werden. Daraus ergeben sich dann schnell eine Reihe von stereotypen Charakteren wie die heldenhafte Querdenkerin, die kühle Stationsleiterin, der arrogante Chefarzt-Sohn, die klatschsüchtige Empfangsdame und der Casanova-Pfleger. Wobei die Interaktionen zwischen den gegensätzlichen Krankenschwestern Nora und Ella eine gute Chemie zwischen den beiden Darstellerinnen offenbart.

Auch auf professioneller Ebene in der Serie bilden die beiden ein Dreamteam. Wenn aber der große Konflikt der Serie in der Frage besteht, ob die zwei wieder Freundinnen werden, dann ist dies doch sehr wenig Stoff, um eine Staffel zu tragen. Pluspunkte sind neben den starken weiblichen Hauptfiguren auch die schönen Aufnahmen von Köln bei Nacht. Man muss auch die kleinen Dinge zu würdigen wissen. Wer nach einer neuen Krankenhausserie sucht, die abgesehen von ihrem Titel wenig Neues zu bieten hat, wird mit „Nachtschwestern“ fündig werden. Alle anderen werden wohl schnell gelangweilt abschalten.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten Folge von „Nachtschwestern“.

Meine Wertung: 2/​5

Jana Bärenwaldt

© Alle Bilder: TVNOW

Am Dienstag, 30. April, ist bei RTL um 21:15 Uhr die erste Folge der Serie „Nachtschwestern“ im Anschluss an ein „GZSZ“-Special in Spielfilmlänge zu sehen. Die weiteren Folgen werden ab dem 7. Mai dienstags um 20:15 Uhr ausgestrahlt.



Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1980) am

    Daily Soaps gibts doch schon genug, da ist das Setting doch egal. Ich gucke die Serie nicht, weil mich dieses Genre langweilt. Wenn ich mir was im TV angucke, dann will ich in die Serie eintauchen können, den Alltag mal für kurze Zeit vergessen. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, von daher: leben und leben lassen.
    • am

      Deutsche Soaps können kein Grey's Anatomy, und wenn sie sich noch so anstrengen. Langweilig
      • am

        Die Serie hätte nicht einmal einen Stern kriegen sollen. Der Trailer bringt einen schon zum Kotzen und dann diese Pseudo-Arztserie. Vordergründig ist es sowieso ein GZSZ in Arztkitteln. 

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