‚Tatort‘-Regisseurin reagiert auf Vorwürfe

Maccarone von Protesten kalt erwischt

Jens Dehn – 27.12.2007

Im NDR–„Tatort“ „Wem Ehre gebührt“ sorgte ein Fall von Inzest in einer alevitischen Familie für heftige Reaktionen. Der Dachverband der Aleviten erstattete Strafanzeige wegen Volksverhetzung (fernsehserien.de berichtete). Wie Vertreter der liberal-islamischen Religionsgemeinschaft am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt gaben, würde der „Tatort“ alte Vorurteile und Unterstellungen aus der osmanischen Zeit wieder aufleben lassen. Damals hätten sunnitischen Muslime den Aleviten Inzest unterstellt, mit dem Ziel, das Alevitentum zu unterdrücken.

Wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, seien die um Gleichheit von Mann und Frau bemühten Aleviten von rückständigen Moslems durch den Vorwurf des Inzests diffamiert worden. „Der steten Aufklärungsarbeit der Aleviten und ihrer Organisationen ist es zu verdanken, dass diese Diffamierungen nur von unbelehrbaren fanatischen Randgruppen weiter ‚gepflegt‘ wurden. Jetzt müssen wir feststellen, dass diese jahrzehntelange Aufklärungsarbeit durch die ARD zunichte gemacht wurde“, so der bittere Tenor der Alevitischen Gemeinde. Für den Samstag haben Vertreter der Religionsgemeinschaft zu einer Demonstration in Köln aufgerufen. Mit allen friedlichen Mitteln wolle man sich dort gegen die Verleumdung und Verunglimpfung der Glaubensgemeinschaft zur Wehr setzen.

Die Autorin und Regisseurin des Tatorts, Angelina Maccarone, zeigt sich bestürzt über die Anschuldigungen. Sie habe von den jahrhundertealten Vorurteilen trotz eingehender Recherche nichts gewusst. Der Inzest in ihrem Film sei keinesfalls durch das Alevitentum motiviert. „Die Tat des Vaters wird in keiner Weise von seiner Religion getragen oder gerechtfertigt. Im Gegenteil: Kommissar Aslan, selbst Alevit, steht am Ende ebenfalls fassungslos vor der Erkenntnis, welches Drama sich in der Familie abgespielt hat.“

Wie die Regisseurin mitteilt, wird es Anfang Januar ein Gespräch mit Vertretern der Aleviten geben. „Ich breche mir auch keinen Zacken aus der Krone, wenn ich sage, es tut mir wahnsinnig leid“, so Maccarone. Dennoch finde sie die scharfen Reaktionen erstaunlich.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich glaube, diese alevitische Kölner Truppe ist nicht ganz richtig im Oberstübschen.
    "...Jetzt müssen wir feststellen, dass diese jahrzehntelange Aufklärungsarbeit durch die ARD zunichte gemacht wurde." So ein Quatsch, so ein Geheule....
    • am via tvforen.de

      tristan schrieb:
      Ich glaube, diese alevitische Kölner Truppe ist nicht ganz richtig im Oberstübschen.
      "...Jetzt müssen wir feststellen, dass diese jahrzehntelange Aufklärungsarbeit durch die ARD zunichte gemacht wurde."


      *Sarkasmus an*
      Ja wir werden doch ständig mit Dokumentationsfilmen über Aleviten überhäuft. Das ist ja fast schon soviel wie bei den Berichten über den 2. Weltkrieg. Man kann ja kaum noch den Fernseher einschalten ohne daß irgendein Alevit über den Bildschirm latscht.
      *Sarkasmus aus*

      Bis vor einer Woche hat sich doch niemand für die interessiert. Mehr Aufmerksamkeit als jetzt hätten sie doch mit irgendwelcher Aufklärungsarbeit nie bekommen.
      Also man kann sagen es gibt auch etwas positives im negativen.
      Und ich bin sicher daß jetzt nicht ganz Deutschland denkt daß die Aleviten ein Volk von Inzestbetreibern sind. So weit können wir Film und Wirklichkeit auseinanderhalten.
  • am via tvforen.de

    Und immer schön kuschen vor dem Islam...
    • am via tvforen.de

      Was hat denn das damit zu tun? Lies dir mal den anderen Fred zum Thema durch, vielleicht wird es dann klarer.

      Die Dame hat einfach nicht genügend nachgedacht bzw. -geforscht, sondern wollte auch mal einen "besonderen" Tatort machen. Und da das Thema Inzest allein heute kein außergewöhnliches Thema mehr ist, hat sie sich eben eine andersartige Umgebung ausgedacht und dabei bemerkt, dass die Aleviten für uns noch "fremdartiger" sind. Sie sagt ja selbst, dass dieser Fall in jeder Familie hätte spielen können. Nur "jede" Familie war ihr wohl zu gewöhnlich.

      Wenn ich allerdings bedenke, dass der Hauptdarsteller selbst Alevit sein soll, hätte er dann nicht warnen können oder müssen? Schließlich bekommen die Darsteller doch das Drehbuch vorab.

      Ansonsten: Man hätte diesen Tatort ohne die ganze Aufregung längst vergessen können, mehr hatte er eigentlich nicht verdient.

      Und wenn ich daran denke, dass dieser Kommissar in Zukunft als "Einzelgänger" der Protagonist der Hamburger Tatorte wird, fällt mir nur ein: Wenigstens wird der nicht schwanger.
    • am via tvforen.de

      Etwas genauer lesen, bitte.

      Komissar Aslan, die Serienfigur, ist Alevit.
      Welchen Glauben der Darsteller Mehmet Kurtulus hat, wird nicht gesagt. Somit wissen wir nicht, ob er Maccarone auf die Problematik hätte hinweisen können.

      MfG GL
    • am via tvforen.de

      Leute, lohnt es eigentlich, über diesen mikrigen Tatort überhaupt ein Wort zu verlieren? Ich will hier nicht auf das Thema Inszess und Aleviten eingehen, dazu ist genug geschrieben worden. Aber eine gewisse Fremdenfeindlichkeit möchte ich diesem Film nicht absprechen.

      Aber zur Sache: Die Krimihandlung war so dürftig, daß man damit die Zuschauer auf keinen Fall 90 Minuten langweilen konnte. Zuviel Gelaber und zuwenig krimitypische Handlung. Also mußte man die Handlung mit für eine Krimihandlung untypischen Elementen anreichern. Ein Vorgesetzter, der ein Kotzbrocken ist, scheint zum Erfolgsrepertoire zu gehören. Meinen vielleicht die Drehbuchschreiber und die Redakteure. Und dann glaubten diese Leute wohl auch noch, wir würden uns für den dicken Bauch (was hat der überhaupt mit der Handlung zu tun?) und den Beckenboden der Frau Furtwängler interessieren. Ich jedenfalls finde das beknackt.

      Der NDR täte gut daran, sich nach fähigen Drehbuchschreibern für spannende Krimis umzusehen. Andere ARD-Anstalten bringen doch auch öfter mal was ordentliches auf den Bildschirm, so z.B. Berlin, Bremen, Frankfurt, und manchmal auch Baden-Baden Saarbrücken.
    • am via tvforen.de

      Bremen und gut geschriebene Tatorte?
      Hmm....

      1. Da war mal was mit Hexen und Aberglauben im Teufelsmoor ---> Schwachsinn.
      2. Da war mal was mit den wilden 68ern, links angehauchten Aktionen---> Unglaubwürdig.

      Also Bremen hat da realitätsnahere bessere Themen verdient.
      Dort wurde auch schon zu oft ins Klo gegriffen.
    • am via tvforen.de

      Bezgl. des Teufelsmoors und der Hexen stimme ich Dir voll zu, die Wertung der ersten Folge aus Bremen mit en 68ern dürfte wohl eine Sache der politischen Einstellung sein, die jeder anders bewerten kann. Im übrigen habe ich nicht behauptet, daß alle Tatort-Folgen der aufgezählten Sender gut wären.
    • am via tvforen.de

      Ich wohne ganz in der Nähe, eigentlich im / am Teufelsmoor,
      habe in Bremen studiert und dort das Studium mit durch Bremen
      fahrender Tätigkeit finanziert. Vielleicht bin ich daher für
      ein Urteil über einen solchen Tatort überqualifiziert.....

      .... da der Bezug hier zum Umfeld bei der vermutlich
      überhaupt nicht erfolgten Recherche nicht gegeben ist.

      Hätte aber noch schlimmer kommen können:
      Das was die Jungs vom Tatort erst vor hatten, beim Tierarzt
      hier in meinem Dorf was drehen hätte bei der geplanten
      Variante einem die Haare noch mehr zu Berge stehen lassen.

      Vielleicht empfinden ja die Münchner Zuschauer die
      von dort stammenden Tatorte genau so weltfremd...


      Ach ja: Und mit der politischen Einstellung hat das nichts zu tun.

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