So endete die US-Serie „Castle“

Beliebte Krimi-Serie ist nach acht Staffeln zu Ende gegangen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 17.05.2016, 16:31 Uhr

Richard Castle (Nathan Fillion) und Kate Beckett (Stana Katic) in „Castle“ – Bild: ABC
Richard Castle (Nathan Fillion) und Kate Beckett (Stana Katic) in „Castle“

Achtung! Der folgende Artikel enthält Hinweise zur Handlung der achten Staffel von „Castle“. Lesen auf eigene Gefahr!

In den USA ist in der Nacht zum Dienstag nach acht Staffeln „Castle“ zu Ende gegangen. Im Vorfeld hatte es ein hin und her um die Zukunft der Serie gegeben, die Frage stand im Raum, sie für eine neunte Staffel zu verlängern. So wurde bekannt, dass die Showrunner zwei Szenen gedreht hatten, mit denen die Staffel zu Ende gehen konnte: Einen Cliffhanger für den Fall einer Verlängerung und eine „andere Szene“ für den Fall, dass die Serie mit Staffel acht zu Ende gehen würde.

Vorgeschichte
Mehrere Gründe trugen dazu bei, dass die Zukunft von „Castle“ unsicher war. Einerseits die generelle Frage einer Fortsetzung, andererseits, mit welchem Personal diese dann bestritten würde.

Einerseits hatte „Castle“ in den USA im Laufe der Staffeln nach und nach an Einschaltquoten nachgegeben – dem aktuellen Trend bei allen Sendern folgend. Aber bei „Castle“ war eine Grenze erreicht, die die Serie nach den üblichen Gepflogenheiten über Budget und Lizenzsummen kaum noch wirtschaftlich bleiben ließ.

Zudem hatten die Hauptdarsteller Nathan Fillion und Stana Katic im Vorfeld der achten Staffel nur Einjahresverträge unterschrieben – mit ihnen hätten also neue Verträge ausgehandelt werden müssen.

ABC wollte die Serie aber aus strategischen Gründen halten – denn beim Sender will man in Zukunft wieder stärker auf Krimis und andere Serien mit abgeschlossenen Episodenhandlungen setzen. Und da ist „Castle“ beim Sender in der ablaufenden Season alleine auf weiter Flur.

Letztendlich kam man in den Führungsetagen bei ABC und ABC Studios auf die Idee, die Kosten der Produktion von „Castle“ dadurch zu reduzieren, indem man sich von Stana Katic (und Tamala Jones) trennt (fernsehserien.de berichtete) – zwischen Katic und Fillion soll es zudem auch längere Zeit gekriselt haben. Währenddessen wurden mit den anderen Darstellern neue Vorverträge angestrebt und schließlich auch unterschrieben – darunter Fillion, Seamus Dever und Jon Huertas.

Da bei Drehschluss noch nicht bekannt war, ob und mit welchem Personal es in einer möglichen neunten Staffel weitergehen würde, wurden zwei mögliche Enden produziert – zu dem Zeitpunkt dachte die Öffentlichkeit noch, damit würde man sich absichern, falls Fillion oder Katic keine neuen Verträge wollen würden.

Die letzte Staffel
Die achte Staffel – deren erste Hälfte in Deutschland bereits bei Sat.1 gelaufen ist – widmete sich dem Abschluss mehrerer offener Handlungssträge, vor allem den letzten Hintergründen des Mordes an Kates Mutter sowie der „verlorenen Zeit“ von Castle.

In einem staffellangen Handlungsbogen wurde LokSat gesucht – hinter diesem Spitznamen verbirgt sich ein korrupter, enorm gefährlicher ehemaliger CIA-Mitarbeiter.

Die Auflösung des Tarnnamens soll an dieser Stelle nicht interessieren. Die „Castle“-Autoren hatten sich entschieden, diesen Handlungsbogen im Finale der achten Staffel zu beenden. So wurde der Schurke zur Strecke gebracht, wobei überraschende Enthüllungen und Lebensgefahr für die Helden sowie Rettungen in letzter Sekunde natürlich zum guten Ton gehören.

Die letzten Szenen
Mit LokSat flog auch seine ganze Organisation auf. Für die Ermittler des 12. Reviers ist damit die lange Phase der verdeckten Arbeit zu Ende, die Presse hat von dem aufsehenerregenden Fall Wind bekommen, wie die Zuschauer über einen Bericht auf einem Fernsehbildschirm erfahren. So ist etwa auch die zum Staffelbeginn begonnene verdeckte Mitarbeit von Vikram (Sunkrish Bala) nicht mehr notwenidig. Richard kann Wiedervereinigung mit Mutter Martha (Susan Sullivan) und Tochter Alexis (Molly C. Quinn) feiern, um deren Sicherheit sich zuletzt Privatermitterlin Hayley Shipton (Toks Olagundoye) gekümmert hatte.

Das Team kommt nach einer stressvollen Nacht im Revier zusammen. Vikram äußert, dass er Gefallen an der Arbeit im 12. Revier gefunden hat und überlegt, dort zu bleiben. Lanie (Jones) vergibt Beckett dafür, dass sie sie zuletzt über die Ermittlungen im Dunkeln gelassen hatte. Das Team beschließt, den Sieg und das Ende der Gefahren bei einem Bar-Besuch zu begießen – obwohl es bereits früher Morgen ist.

In der nächsten Szene kommen Castle und Beckett nach Hause. Kate ist enorm erschöpft, will direkt schlafen gehen. Rick hingegen steuert die Küche an: Ein Frühstück sei die beste Grundlage für den nach den Anstrengungen folgenden „Winterschlaf“. Beckett geht trotzdem ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Beim Kochen fällt Rick jedoch eine kleine Ungereimtheit auf. Es geht um einen der Vollstrecker von LokSat, den Castle und Beckett als verstorben abgeschrieben haben.

Seriengerecht taucht dieser just in dem Moment aus den Schatten der Wohnung auf und schießt Castle mit einer schallgedämpften Pistole in die Brust. Während er auf den am Boden liegenden Castle zugeht um ihn den Gnadenstoß zu versetzen, taucht Beckett mit einer Pistole im Anschlag im Raum auf – Castles plötzliche Stille hat sie misstrauisch gemacht. Es kommt zu einem dramtisch inszenierten Schusswechsel. Beckett kann mehrere Treffer landen, der Attentäter sinkt zu Boden.

Während Beckett sich Castle zuwendet, merkt auch sie, dass sie von einer der Kugeln getroffen wurde. Während sich ein roter Fleck auf ihrer Bluse ausbreitet sinkt sie zu Boden. Noch gibt sie aber nicht auf und kriecht auf Castle zu. Sie erreicht ihn, die beiden nehmen einander bei der Hand. Castle scheint das Atmen einzustellen …

Während die Kamera die beiden auf dem Boden liegenden verlässt ist ein älterer Dialogfetzen aus dem Serienpiloten zu hören, in denen sich Kate und Castle unterhalten und Kate den charmanten Autoren ein Date verweigert, weil sie nicht „eine weitere seiner Eroberungen“ sein will.

Die Kamera schwenkt weiter. Sie fährt durch einen ausgeräumten Raum, der augenscheinlich den gleichen Boden hat, wie Castles Wohnung, weiter zu einem vollgestopften Raum. Hier nehmen große Teddybären viel Platz ein, aber auch ein Bücherregal und ein Klavier. Auf dem Boden ist weiteres Kinderspielzeug. Ein junges Mädchen läuft durch einen Durchgang in den Raum, gefolgt von einem kleinen Jungen. Die Einblendung „Sieben Jahre später“ erscheint. Beckett läuft den beiden Kindern nach, auch Castle schreitet lächelnd in den Raum. Ein drittes Kind ist auszumachen – ein Zwilling des Jungen womöglich – ein Frühstückstisch.

Während die Familie am Tisch sitzt, die Kinder hungrig über das Frühstück herfallen und Beckett und Castle sich in ihren Sesseln zurücklehnen, gleichzeitig aber auch nach der Hand des anderen greifen, hören wir im Voice-over Castle „Jeder Autor braucht seine Inspiration. Ich habe meine gefunden“. Und Beckett antwortet „Always“. Castle schmunzelt und erwidert mit Nachdruck „Always!“

Und damit endet die Serie „Castle“.

Kritiker sind sich einig, dass dieser angeflanschte Epilog der Serie und ihrer achtjährigen Geschichte nicht gerecht wird. Insbesondere, dass das Happy End ohne Überleitung von der Szene kommt, in der Rick und Kate scheinbar tödlich verwundet auf dem Boden liegen (ohne, dass jemand da wäre, der Rettungskräfte rufen könnte, wozu auch sie nicht mehr in der Lage scheinen).

Augenscheinlich hätte das Finale der Episode mit den am Boden liegenden Castle und Beckett geendet, wäre die Serie für eine neunte Staffel verlängert worden.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1970) am

    Ich glaub nach der schlechten Recherche muss ich kotzen...
    • am

      Hoffentlich zeigt Sat1 bald die 2te Hälfte von Staffel 8.

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