RTL springt bei geplanter „Hitler“-Serie ab, UFA Fiction sucht neue Partner

Projekt soll als internationale Ko-Produktion umgesetzt werden

Dennis Braun
Dennis Braun – 29.12.2016, 12:15 Uhr

UFA Fiction – Bild: Logo der UFA Fiction
UFA Fiction

Bereits 2012 wurde bekannt, dass Nico Hofmann und Jan Mojto einen Achtteiler über Adolf Hitler drehen möchten, der auf der Biografie „Hitlers erster Krieg“ des Historikers Thomas Weber basiert (fernsehserien.de berichtete). 2014 klinkte sich dann RTL in das Projekt ein, als Produktionsfirma sollte UFA Fiction fungieren. Nachdem es Ende letzten Jahres noch nach einem baldigen Drehstart aussah (fernsehserien.de berichtete), macht RTL nun überraschend einen Rückzieher und erteilt der Serie eine Absage.

„Wir haben aktuell sechs neue Dramaserien in der Pilotierung, denn unser Bedarf an eigenen, exklusiven Serien ist groß. Von der Hitler-Serie haben wir uns aber verabschiedet. Wir haben immer viele fiktionale Stoffe gleichzeitig in der Entwicklung. Erst sind wir auf der Autobahn unterwegs, irgendwann nehmen wir dann die Abfahrt, konkretisieren und verdichten – und verabschieden uns schließlich von dem einen oder anderen Projekt“, äußerte sich RTL-Geschäftsführer Frank Hoffmann in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Andere Serien, die so Hoffmann „die Interessen unserer Zuschauer und die des Senders noch besser auf einen Nenner bringen“, sollen demnach Vorrang haben. Dennoch sei er von dem Drehbuch überzeugt und hoffe, dass die Serie mit anderen Partnern realisiert werden könne.

Genau vor dieser Aufgabe, neue Partner zu finden, steht UFA Fiction nun. Die Geschäftsführer Benjamin Benedict und Joachim Kosack reagierten am Donnerstag auf RTLs Rückzug wie folgt: „Die Produzenten der UFA Fiction respektieren die Entscheidung von RTL ausdrücklich, halten allerdings an der Fortsetzung ihrer Bemühungen um die Produktion einer vierteiligen Serie zu Adolf Hitler fest. Aufgrund der herausragenden Drehbücher von Niki Stein und Hark Bohm als auch der enorm konstruktiven Zusammenarbeit mit einem weltweiten Beraterzirkel von bedeutenden Historikern, wie beispielsweise Prof. Thomas Weber, sind wir nach wie vor von der Wichtigkeit, Notwendigkeit und Qualität sehr überzeugt.“

Daher ändern die Verantwortlichen ihre Strategie und wollen die Serie jetzt verstärkt in einer internationalen Ko-Produktion aufbauen und dafür gezielt Dienstleister großer internationaler Plattformen ansprechen. Denkbar wäre etwa eine Kooperation mit dem Streaming-Dienst Netflix oder auch Amazon, wo bereits eine Zusammenarbeit bei der beschlossenen Fortsetzung zu „Deutschland 83“ besteht. Des Weiteren wurde die geplante Folgenanzahl von acht auf vier heruntergeschraubt.

Die Biografie „Hitlers erster Krieg. Der Gefreite Hitler im Weltkrieg – Mythos und Wahrheit“ von Thomas Weber erschien 2011 als deutsche Übersetzung der englischen Ausgabe, die er bereits ein Jahr zuvor in Großbritannien veröffentlicht hatte. In jeder der vier Folgen soll ein Kapitel in der Geschichte von Hitlers Aufstieg beleuchtet werden – vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg. Seit Beginn der Verfilmungspläne bestand jedoch die Befürchtung, die Sorgen und Nöte des jungen Adolf Hitler könnten möglicherweise Empathie wecken – ein Thema, welches gerade angesichts des aktuellen Rechtsrucks in weiten Teilen Europas neue Brisanz erhalten hat.

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