40 Tage ohne Sex – was für viele Singles wohl alles andere als dramatisch, sensationell oder abgrundtief furchtbar sein dürfte, steht im Moment im Mittelpunkt einer neuen Reality-Show in den Niederlanden, die Schlagzeilen macht. Der öffentlich-rechtliche, evangelische Sender EO strahlte am Dienstagabend die erste Folge der Reihe aus, in der sich sieben Jugendliche im Alter zwischen 18 und 23 Jahren 40 Tage lang in Enthaltsamkeit üben sollen. Diese Enthaltsamkeit beinhaltet allerdings auch ein Masturbations-Verbot und das Versprechen, in dieser Zeit keine Pornofilme anzuschauen. Mit diesen Auflagen würden wohl doch einige Durchschnitts-Singles ins Schwitzen kommen.
Ein Preis winkt den Kandidaten dabei wohl nicht, und auch eine Strafe soll nicht erfolgen, wenn das Versprechen von einem der Kandidaten nicht eingehalten wird. In einer Stellungsnahme wies EO den Vorwurf, mit dem Programm lediglich schockieren zu wollen, von sich: „Die Sendung richtet sich vor allem an nicht-gläubige Jugendliche und ist ein Beitrag gegen die Übersexualisierung der Gesellschaft.“ Damit liegt der Sender sogar im Trend der niederländischen Regierungspolitik: So fühlte sich der sozialdemokratische Bildungs- und Kulturminister Ronald Plasterk erst vor kurzem dazu berufen, die Jugendlichen des Landes darauf hinzuweisen, dass Liebe nicht nur mit Sex zu tun habe.
Eine weitere Befürworterin findet der Sender in der Amsterdamer Philosophin Stine Jensen. Sie unterstützt ein Manifest, welches sie zusammen mit vier anderen Mitbürgern verfasste. In ihm protestieren sie gegen die Sexualisierung der Gesellschaft und klagen an, dass Frauen in den Medien immer mehr und einseitig als Lustobjekt präsentiert werden. Das Manifest wurde bislang von mehr als 10.000 Niederländern unterschrieben. „Unsere Gesellschaft ist pornofiziert“, so Jensen.
Moderator Arie Boomsma möchte mit der Reihe die niederländischen Jugendlichen auffordern, die Grenzen zwischen Lust und Liebe neu zu erkunden. So habe Sex für viele Heranwachsende mit Liebe, Treue und Intimität nichts mehr zu tun – eine Einstellung, die gar von einer Untersuchung gestützt wird, die eine Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Amsterdamer Jugendamt erstellte. So sei das Ausleihen der Freundin an Freunde und Bekannte sei für Jugendliche ebenso normal, wie der Einsatz von Sex als Tausch-, Macht- und Zahlungsmittel.
Ob eine provokative Fernsehsendung wirklich zum Auslöser der Entstehung einer neuen gesellschaftlichen Moral wird, darf wohl bezweifelt werden. Doch eines hat sie bereits vermocht, die öffentliche und politische Diskussion in den Niederlanden in Gang zu setzen – bis sie vom nächsten brandheißen Thema verdrängt wird.
Mal etwas OT: das ist nun das zweite Mal in wenigen Tagen, dass im Forum eine Schlagzeile von Wunschliste.de zensiert werden muss, weil das P-Wort darin vorkommt. Was meiner Meinung nach zeigt, dass das Wort an sich eigentlich überhaupt nicht zensierenswert ist. Wenn ein Beitrag auftaucht, der nicht sachlich mit dem Thema umgeht, ist durch die Zensur des Wortes allein vermutlich auch noch kein Blumentopf gewonnen. Mit anderen Worten: Ich denke ihr solltet mal über eine Abschaffung dieser Zensur nachdenken.
EO dürfte das durchaus ernst sein. Das ÖR-System der Niederlande ist allerdings etwas kompliziert.
"Im Gegensatz zu den deutschen Rundfunkanstalten sind diese nicht regionale Anstalten, sondern Gesellschaften, die eine bestimmte Bevölkerungsgruppe repräsentieren und eine bestimmte Grundtendenz haben. Sie sind oft in die Rechtsform eines Vereins oder einer Stiftung gefasst. So repräsentieren manche Sender religiöse Gemeinschaften, andere vertreten beispielsweise gewerkschaftliche Ziele."
Auf der anderen Seite hat es durchaus seinen Reiz sein Geld einer bestimmten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt zur Verfügung zu stellen.